Inhalt der Printausgabe

Ein Feiertag für unsere Moslems

Je nach Bundesland gibt es neun bis dreizehn gesetzliche Feiertage. Da die meisten davon aus der liebenswerten Glaubenswelt des Christentums stammen, betteln die Anhänger der anderen deutschen Großreligion, dem Islam, auch immer mal wieder um einen solchen Feiertag – wie zuletzt die Türkische Gemeinde in Deutschland. Als gute Christenmenschen sollten wir ihnen einfach einen von unseren alten abgelegten Feiertagen anbieten. Aber welchen?

Heilige Drei Könige (6. Januar)

Dieses für uns Ottonormalheiden rätselhafte Fest ist wie gemacht für orientalische Immigranten: Die drei ­Weisen kommen ebenfalls aus dem Morgenland, einer von ihnen ist ein schwarzer Dealer (vermutlich Nordafrikaner), ein anderer ein weißer Rapper (Casper). Erzieherisch wirksam ist der Tag, weil hier die Kultur des Gebens nähergebracht wird statt immer nur die des Nehmens (zum Beispiel Drogen, Mindestlohn oder Frei-). Unsere muslimischen Mitbürger könnten etwa mit den traditionellen Gaben Goldkettchen, Shisharauch und Möhren (warum nicht?) von Haus zu Haus ziehen und mit Halal-Kreide die Segensbitte A+C+A+B auf die Eingangstüren schreiben. Daß sie dabei Deutschland von seiner schönsten Seite kennenlernen (Schneematsch, Böllerreste), ist ein günstiger Nebeneffekt.

Karfreitag

Was sich seine Erfinder dabei dachten, ist heute kaum noch verständlich. Tanzen, Raufen, Saufen und Sex an öffentlichen Orten – also praktisch alles, was in wir unserem christlichen Kulturkreis mit Feiern verbinden –, ist an jenem Tag im Frühling verboten. Feiertag paradox! Dem natürlichen Bedürfnis des Moslems, möglichst viel verboten zu bekommen, wird der Karfreitag dadurch allerdings bestens gerecht. Kein Wunder, daß die deutsche Sektion der internationalen Glaubensgemeinschaft Taliban ebenfalls dafür plädiert, diesen Tag des Leidens zu übernehmen bzw. ihn uns irgendwann aus unseren kalten toten Händen zu winden.

Als »Stiller Feiertag« steht der Karfreitag unter besonderem gesetzlichen Schutz, was insbesondere die Minderheit der Schläfer freuen dürfte. Für die überwältigende Mehrheit der Mohammedaner hat dies aber auch einen Nachteil: Zur Feier des Tages müssen sie ihr überschäumendes ­Temperament ein wenig zügeln und die gellenden Rufe ihrer Muezzins dämpfen, da diese vor dem Gesetz als unerlaubte Musik­darbietungen gelten.

Tag der Arbeit (1. Mai)

Seien wir ehrlich: Wer in unserem Land arbeitet denn noch richtig? Genau, die Moslems! Wenn deutsche Kioske, Gemüse­läden und Wasserhäuschen schon längst die Rolläden runter­gezogen haben, läuft der Türkenspäti gerade erst zum Hochbetrieb auf. Wie oft stillen wir unsere Freßflashs und Pre-Clubbing-Jieper mit Mitternachtsdöner? Aber hat man schon von Mitternachts­bratwurst gehört? Eben! 

Am 1. Mai sollen die wackeren Muslime daher auch mal aus ihren 24-Stunden-Shops und sich selbst rauskommen können, um mit uns den Tag der Arbeit zu feiern. Für gewerkschaftlichen Fanatismus sind sie ja immer zu haben, Demonstrationen, Kundgebungen und unendlich langweilige Reden kennen sie oft noch von den Jasmin- oder Kardamom-Revolu­tionen ihrer Heimat, und bei militanten Autonomenveranstaltungen mit Vermummungsgebot werden zumindest ihre Frauen gern mitmachen. Ansonsten sind hie und da kleinere Anpassungen möglich: Statt roter Fahnen schwenkt man halt grüne, statt dem Maibaum wird die Maipalme aufgerichtet, und statt Maibowle gibt es die alkoholfreie Alternative »Mayran« (Ayran mit zermat­schten Früchten – mmmh!).

Christi Himmelfahrt

Das dürfte den Moslems gefallen: Bei unseren Himmelfahrtstagen herrscht seit jeher strikte Geschlechtertrennung. Und das auch noch mit patriarchaler Schlagseite! Während die Frauen artig Mariä Himmelfahrt feiern, aber dafür nur in den Frauenversteherländern Saarland und Bayern freikriegen, begehen die Männer Christi Himmelfahrt bundesweit als rauschenden Fest- bzw. Vatertag. Bei meist herrlichem Spätfrühlingswetter befördern sie riesige Mengen alkoholischer Getränke auf Rädern in die Natur, von dort aus in ihre Leiber und später nach alter Väter Sitte wieder in die Natur – alles nur, um dem Erlöser möglichst schnell in den Himmel nachzufolgen.

Und auch wenn Moslems keinen Alkohol mögen: Der Ausflugsgedanke des Tages dürfte ihnen ebenfalls behagen, ziehen sie doch beim kleinsten bißchen Sonnenschein sofort mit ihren Klappgrills durch unsere Grünanlagen. Könnten wir es ihnen schmackhaft machen, dabei riesige Teekannen auf Bollerwagen mitzunehmen, stünde einer Umwidmung in den »Mustafatertag« nichts mehr im Weg. Und alle, die vom Gedanken an ein klassisches Himmelfahrtskommando wegen irgendwelcher versprochenen Jungfrauen nicht lassen wollen, müssen sich dann eben mit Tee tottrinken!

Buß- und Bettag

Mit dem Buß- und Bettag, einem kaum genutzten lutherischen Relikt, kommt endlich Bewegung in den muslimischen Kalender – logo, es geht ja auch um einen beweglichen Feiertag! Derzeit ist dieser Mittwoch im November nur in Sachsen und in bayerischen Schulen gesetzlicher Feiertag, also sozusagen bei den Türken Deutschlands, doch für Moslems sollte sich sein Reiz schon aus dem Namen ergeben: In Bussen sitzen viele Türken (Moslems!) drin, und im Bett liegen sie ja auch mal ganz gerne. Fakt ist: Im späten Mittelalter wurde mit diesem Tag vor der »Türkengefahr« gewarnt – das könnten selbstkritische Muslime gerne weiterführen. Der Gesetzgeber muß nur aufpassen, daß es mit dem Büßen nicht übertrieben wird und unschöne Feiertagsrituale unter Hinweis auf die Lärmgefährdung verbieten (Selbstgeißelungen, Selbstmordattentate, andere mit in den Tod reißen). Als jugend- und damit kulturenverbindende Neuausrichtung ließe sich aber auch über eine Umbenennung in »Bass-&Beattag« diskutieren.

 

Torsten Gaitzsch / Mark-Stefan Tietze

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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg