Inhalt der Printausgabe
Nachwelt trauert:
SCHADE UM DEN STOFF!
Schöne Scheiße: Kaum hatte Mick Jagger (Stones) die Arbeit an seinen Memoiren wegen »Langeweile« (Jagger) abgebrochen, schmissen auch andere Extremautoren hin. Zum Glück rettete Titanic ein paar zauberhafte Schnipsel aus dem Altpapier.
…war es, wenn mal was kaputtging und man 8er Schrauben oder sogar Dübel brauchte. Das können sich die Deutschen heute gar nicht mehr vorstellen, dieses ewige Warten und Anstellen, auch für Brot und Milch, während die Bonzen in Wandlitz praßten mit Butter, Quittengelee und Mangold vom Feinsten! Davon konnten wir in unseren Datschen nur »träumen«, obwohl das Zusammengehörigkeitsgefühl damals ja viel stärker war wie heu
Angela Merkel, Denkerin
…meine wohl schönste die Meßdienerzeit. Diese tiefe Ruhe der Liturgie, das Niederknien, dem Sich-Erheben folgte und wiederum ein Niederknien, worauf erneutes Auf und Nieder, Auf und Nieder eins ward mit dem Schwenken des Weihrauchfasses, hoch und runter, hoch und runter, kyrie eleison, hüstel, das Glockengeläut zur Wandlung, bimbam und dingeldong, hoch und runter, auf und nieder, bimbam, hüstel sprotz, hoch und runt ja kruzitürk herrgottnoch
Benedikt XVI., Gott i.V.
…gab es morgens örtlich Bodenfrost und überfrierende Nässe, in den Hochlagen über 700 Meter Schnee, gegen Abend böige Winde aus Süd-Südost. Anders der 6. 12. 1979: in Voralpenlagen kräftiger Föhn , auch im Norden und Westen Tauwetter mit bis zu sieben Grad im Breisgau! Am 7. 12. zog dann wieder Polarluft über die britischen Inseln nach Deutschland, wo sich am 8. und 9. 12. ein kräftiges Tief über den Mittelgebir
Jörg Kachelmann, Dresdner Bank
…und während andere Dreizehnjährige sich in die Urschriften Wielands und Lessings vertieften, Platon ins Lateinische übertrugen und,
o Verve gelingender Jugend!, den Internatshausmeister in Marmor bannten, bumste ich Jungautorinnen und gab die FAZ erstmals heraus und von diesem Tag an immer wieder, Jahr für Jahr gefangen in dieser fürchterlichsten, dieser bizzarsten aller vorstellbaren Höll
Frank Schirrmacher, Herausgeber
…am Anfang selber noch spannend, denn bei jedem konnte ich neue Rezepte ausprobieren: Morphium mit Apfelsaft naturtrüb, Infusion aus Grappa und Brühwürfel, Broccoli an Arsen und Sahnehäubchen usw., aber schon beim dreißigsten Mal hing’s mir echt zum Hals raus! Die nächsten 160 hab ich dann unter Strom gesetzt, na gut: mal Dreh-, mal Wechselstrom, aber trotzdem: Langeweile, ick hör dir traps
Michaela G., Todespflegerin
…fast drei Jare alt war, entdeckte ich mein absolutes Liblingshobby, mit Anlauf und Spitzenkaracho gegen das Garagentoor zu lauven. Bei Anläufen ab 20 Meter gipt das ein echt super Brummmen im Kobf, und Mama sagt, wenn ich es täklich mache, krig ich täglich Erdbeereis zum Nachtish, hmm, da komt sie grahde, ich muß laider Schuß
Markus Söder, CSU
…im Mai 1994 der Tag, an dem ich jene Rede hielt, an der ich sechzig Jahre gefeilt hatte und die mich mit einem Ruck in den Olymp der politischen Redner katapultierte: »Wir brauchen wieder eine Vision. Ich rufe auf zur inneren Erneuerung! Vor uns liegt ein langer Weg der Reformen. Wir müssen heute mit dem ersten Schritt beginnen. Der Weg beginnt mit dem Nachholen all der Reformen, die bislang liegengeblieben sind. Wir müssen jetzt an die Arbeit gehen. Ich rufe auf zu mehr Selbstverant aah Kreuzscheißdreck, schlammdummer!
Roman Herzog, Bundespräsident a.D.
…gab es nix als Fußball für mich. Als ich sieben war, spielte ich nach der Schule mit Kalle, Ohr und Pumpel immer gegen Erwin, Paul und Zwiebel. Pumpel meistens im Tor, Ohr halbrechts, haha, wie am richtigen Kopf auch, Kalle und ich vorne. Und wer machte die allermeisten Buden?! Na?! Die allermeisten Buden machte eben leider – Zwiebel. Ich wurde total neidisch und übte von da an wie ein Idiot: Fummeln, Volley, Picke, alles. Aber Zwiebel gewann trotzdem immer, und schon da kam ich auf die Idee, mal ein Buch zu schreiben, wo ich ihn echt total rücksichtslos
Günter Grass, Stilist
Thomas Gsella