Inhalt der Printausgabe

Auf einen Joint mit Mark-Stefan Tietze

 

Lieber Herr Tietze, nehmen die Deutschen die terroristische Bedrohung ernst genug?

 

Im Prinzip jein. Auf der einen Seite ist da diese Bedrohung, auf der anderen Seite lebt jeder sein Leben. Das ist so ein bißchen wie im Kino: Erst geht das Licht aus, dann fängt man an zu fummeln, am nächsten Morgen weiß man von nichts mehr. Ich weiß auch nicht, ob das gut ist. Oder wofür. Das ist womöglich so ein Yin&Yang-Ding – das eine ist ohne das andere nicht zu haben. Läuft das Tonband schon mit?

 

Ja.

 

Schade, sonst könnten wir ein bißchen Musik hören. Ich habe hier ein Tape von Amon Düül II, eins von Monster Magnet und ein paar sehr relaxte Dubs von Lee ‚Scratch’ Perry. Keine Lust? Na, auch egal… Hihi, wie das an meinem Gaumen schmatzt! Mein Mund wird total trocken, ich brauche unbedingt einen Schluck Mango-Lassi.

 

„MAN SOLL DAS AUCH NICHT IMMER SO… ÄH, WIE WAR NOCH MAL DIE FRAGE?“

Sie haben die amerikanischen Alleingänge im Antiterrorkampf stets verurteilt. Müßten die Europäer jetzt, nach London und Glasgow, nicht den Schulterschluß mit den USA suchen?

 

Na klar! Oder nee: Quatsch! War on drugs… Wenn ich das schon höre: Krieg gegen Drogen. Die wehren sich ja nicht mal, wie feige ist das denn! Die Wahrheit ist doch: Die Amis haben den Arsch ganz weit offen. Die sind einfach total unentspannt. Wenn ich mal unausgeglichen bin, rauch ich mir ein schönes Tütchen. Oder eine Blubber. Oder ein Erdloch. Aber bei denen muß es ja immer gleich Krieg sein.

 

Den Briten werfen Sie seit Jahren überzogene Sicherheitsvorkehrungen vor. Auch jetzt noch?

 

Absolut, Mann. Ich komme einfach mit diesen Überwachungskameras nicht klar. Als 18jähriger wollte ich mal mit zwei Kumpel ins Kino. Wir hatten richtig fett einen geknattert und mußten durch einen Stau über die Straße. Wir haben extra die Köpfe hochgehalten und die Augen starr geradeaus gerichtet, damit keiner merkt, wie breit wir sind. Dann hat sich der erste von uns voll auf den Asphalt gelegt! Weil ausgerechnet zwischen den beiden Autos, durch die wir hindurch wollten, ein Abschleppseil gespannt war.

 

Ja, und?

 

Seitdem glaube ich fest an die Existenz der Versteckten Kamera.

 

Versteckte Kamera? Meinen Sie das metaphorisch? Fürchten Sie den allgegenwärtigen Überwachungsstaat?

 

Nein, ich meine ganz konkret die Versteckte Kamera, deren kosmische Existenz kein vernünftiger Mensch leugnen kann. Sie wissen doch so gut wie ich: Da draußen sind welche unterwegs, die jeden unserer Schritte aufzeichnen, vor allem, wenn irgend etwas peinlich ist. Platsch! – kommt eine Torte in Ihr Gesicht geflogen, und alle kriegen es hintenrum mit.

 

Mit Verlaub, das klingt ein bißchen paranoid…

 

Nein, total paranoid. Aber das heißt ja nicht, daß die es nicht trotzdem versuchen. Seit Jahren empfange ich von denen ja auch geheime Botschaften, wenn ich abends im Wald oder vor dem Fernseher sitze. Am Fernseher ist es eigentlich am stärksten.

 

Sie glauben ernsthaft an Hirnwäsche übers Fernsehen?

 

Ach, ich weiß nicht, ich meine… Man soll das auch nicht immer so… Äh, wie war noch mal die Frage?

 

Sie glauben ernsthaft an Hirnwäsche übers Fernsehen?

 

Ach, ich weiß nicht… Mann, haben Sie vielleicht einen Schokoriegel dabei? Einen Snickers Cruncher womöglich? Der cruncht so schön zwischen den Zähnen, das ist jedes Mal ein galaktisches Spektakel! Mars Delight fand ich anfangs auch gut, aber irgendwie gingen da zu starke Kraftfelder von aus – so wie übrigens in diesem Moment von Ihrem Bandgerät. Schalten Sie das sofort aus! Das ist doch Terror. Aus damit!

 

Gut, eine letzte Frage: Haben Sie jemals daran gedacht, mit dem Kiffen aufzuhören?

 

Niemals! Oder na ja, doch. Vielleicht für eine Weile. Jetzt zum Beispiel. Vielleicht lege ich mich erst mal ein Stündchen hin, Sie entschuldigen. Bis dann… Peace, brother… au weia…

 

Das Gespräch führte
GIOVANNI DI LORENZO

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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Erwischt, Bischofskonferenz!

In Spanien haben sich Kriminelle als hochrangige Geistliche ausgegeben und mithilfe künstlicher Intelligenz die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nachgeahmt. Einige Ordensfrauen fielen auf den Trick herein und überwiesen auf Bitten der Betrüger/innen hohe Geldbeträge.

In einer Mitteilung an alle kirchlichen Institutionen warntest Du nun vor dieser Variante des Enkeltricks: »Äußerste Vorsicht ist geboten. Die Diözesen verlangen kein Geld – oder zumindest tun sie es nicht auf diese Weise.« Bon, Bischofskonferenz, aber weißt Du, wie der Enkeltrick weitergeht? Genau: Betrüger/innen geben sich als Bischofskonferenz aus, raten zur Vorsicht und fordern kurz darauf selbst zur Geldüberweisung auf!

Hat Dich sofort durchschaut: Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Genau einen Tag, Husqvarna Group (Stockholm),

nachdem das ungarische Parlament dem Nato-Beitritt Schwedens zugestimmt hatte, mussten wir was auf heise.de lesen? Dass auf Deinen Rasenmähern der »Forest & Garden Division« nach einem Software-Update nun der alte Egoshooter »Doom« gespielt werden kann!

Anders gesagt: Deine Divisionen marodieren ab sofort nicht nur lautstark mit Rasenmähern, Traktoren, Motorsägen, Motorsensen, Trennschleifern, Rasentrimmern, Laubbläsern und Vertikutierern durch unsere Gärten, sondern zusätzlich mit Sturmgewehren, Raketenwerfern und Granaten.

Falls das eine Demonstration der Stärke des neuen Bündnispartners sein soll, na schön. Aber bitte liefere schnell ein weiteres Software-Update mit einer funktionierenden Freund-Feind-Erkennung nach!

Hisst die weiße Fahne: Titanic

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg