TITANIC Gold-Artikel

Die neue GG ist da!

Kurz vor dem 70. Geburtstag bringt Journalist Oliver Wurm "den Originaltext des deutschen Grundgesetzes an den Kiosk, angereichert mit Grafiken und Erklärtexten" (Meedia). Das GG als Zeitschrift mit dem Titel "GG" ist schon jetzt ein solcher Erfolg, dass direkt eine zweite Ausgabe nachgeschoben wird – die noch "magaziniger" werden soll. TITANIC durfte bereits reinschnuppern

Editorial Präambel

Liebe Freundinnen und Freunde des Grundgesetzes!

Jetzt hat sie wieder begonnen, die trübe, kalte Jahreszeit, wo die Tage kürzer und die Abende heimeliger werden. Geht es Ihnen wie mir? Setzen Sie sich auch gerne mit einer Tasse Grog in der einen Hand und einem schönen Buch in der anderen vor den Kamin, worinnen die Kastanien knacken, während in der Küche die Kinder Weihnachtschoräle quaken? Wenn Sie diese Frage mit Ja beantwortet haben, dann geht es Ihnen wie mir. Und welches Buch halte ich dabei in der Hand? Na? Sie werden's gewiss schon erraten haben … Die Rede ist vom Grundgesetz, einer Gesetzessammlung, auf die unser Land stolz sein kann und für die uns andere Länder beneiden, z.B. der Tschad.

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Eine Gesetzessammlung, die auch 70 Jahre nach ihrer Schöpfung nichts von ihrer Brillanz eingebüßt hat. Die noch heute von bestechender Aktualität ist! Und die deswegen ab sofort im Monatsrhythmus an die Kioske kommt. Wir, die Redaktion von GG, wünschen Ihnen ganz viel Spaß mit dieser winterlichen Ausgabe, und wer weiß, vielleicht entdecken Sie und Ihre Lieben ja den ein oder anderen Passus, von dem Sie hinterher staunend sagen: "Ach komm!"

In diesem Sinne: Gut Grog oder kurz GG wünscht

Oliver Wurm, V.i.S.d.GG

Schmunzeln mit dem GG: Der Zungenbrecher des Monats

Bundesrecht bricht Landesrecht. Bundesrecht bricht Landesrecht. Bundesrecht bricht Landesrecht. Bundesrecht bricht Landesrecht. Bundesrecht bricht Landesrecht. Bundesrecht bricht Landesrecht.

GG nachgehakt

An mehreren Stellen in unserem Grundgesetz stößt man auf die mystische Formel "Das Nähere bestimmt ein Bundesgesetz." Was hat es damit auf sich? 

Wir haben nachgefragt bei Hans-Uwe Schniedermeyer, der eine leitende Position in der Bundesdruckerei innehat und uns gebeten hat, seinen wahren Namen aus Gründen der Anonymitätswahrung zu ändern. "Treffen Sie mich um Punkt 23 Uhr auf dem mittleren Stahlbetonträger der Salvador-Allende-Brücke", raunt der Informant verschwörerisch am Telefon. "Um dorthin zu schwimmen, benutzen Sie das schwanenförmige Tretboot, das ich am südlichen Spreeufer hinterlegt habe. Kommen Sie allein und unbewaffnet. Ich werde Sie bitten, Ihr Handy und Ihre Brieftasche vor meinen Augen ins Wasser zu werfen." Das ist uns dann doch zu blöd, wir versuchen es bei Elsa Malewitsch, die eine leitende Position in der Reichstags-Security-Zentrale innehat. "Welches Bundesgesetz ist denn nun damit gemeint?" wollen wir wissen. – "Das ist … Das ist kompliziert", druckst sie herum. "Warum interessieren Sie sich überhaupt dafür? Meinen Sie nicht, dass die Sache eine Nummer zu groß für Sie ist?" Wir staunen, verweisen auf unsere Informationspflicht. "Dahinter stecken Mächte, die Sie sich noch nicht mal vorstellen können!" bekommen wir zu hören. "Lassen Sie die Finger davon, solange noch nicht die falschen Personen Wind von Ihrer Neugier bekommen haben."

Na gut.

Was macht eigentlich … Artikel 59a?

Er war einst der Star im Abschnitt V des Grundgesetzes, heute findet man da, wo er einst schillerte, den lapidaren Vermerk "weggefallen". Wie konnte es zu diesem tiefen Fall kommen? 

Wir treffen Artikel 59a im Raucherbereich einer düsteren Bonner Eckkneipe. "Schauen Sie mich bitte nicht zu lange an", lallt der Artikel und versteckt sich hinter einer Schale Nüsschen, "ich schäme mich so." Tatsächlich macht Artikel 59a mit seinen beinahe 70 Jahren einen weitaus älteren Eindruck. "Sie sagen, ein Jahr im Grundgesetz sind sieben Jahre in einer Landesverfassung. Und wenn du rausfliegst, weil du angeblich nicht mehr zeitgemäß bist, lässt dich das noch schneller vergreisen." Warum war er denn plötzlich nicht mehr zeitgemäß? "Das kann ich mir bis heute nicht erklären", sagt 59a. "Es war 1956, der Krieg war noch gar nicht lange zu Ende, ich fühlte mich unangreifbar, zeitlos angesagt. Ich meine, hey, es ging um den Verteidigungsfall! Absatz 1 Ziffer 2 kann ich immer noch auswendig, damals noch echt mit -ß statt -ss: 'Sein Beschluß wird vom Bundespräsidenten verkündet.' Das war damals, glaub ich, Lübke, der Arsch." 

Artikel 59a ist nicht der einzige, den das Schicksal des Wegfalls ereilt hat. "Wir haben vor ein paar Jahren eine Selbsthilfegruppe gegründet", erzählt er uns. "Da sind echte schwere Fälle drin. Artikel 75 zum Beispiel, bei dem ging's um Rahmenvorschriften für die Gesetzgebung der Länder. Oder der 49er, ein ganz armer Willi, den hat's in den späten Siebzigern erwischt."

Ob er irgendwelche Zukunftspläne habe, irgendeinen Strohhalm, an den er sich klammern könne? "Wissen Sie, ich hab' schon alles mögliche versucht. Ich habe den übelsten Schurkenstaaten angeboten, in ihrer Verfassung unterzukommen, habe mich bei Militärregimen prostituiert, hier, schaut mal, Verteidigungsfallklauseln, jederzeit einsetzbar, kaum gebraucht. Richtig würdelos war das." Blanker Hohn, wenn man bedenkt, dass die Würde des Menschen gemäß GG unantastbar ist. "Ach, bleibt mir bloß weg mit dem", schimpft 59a. "Für Artikel gilt die Garantie der Würde offenbar nicht! Und die scheiß Grundrechte sollen sich mal nix einbilden, die sind mit derselben Tinte geschrieben wie wir Zweistelligen!" Für ihn, resigniert Artikel 59a, gebe es jedenfalls keine Hoffnung mehr. 

Schmunzeln mit dem GG: Das komische Wort

Heute: "Kauffahrteischiffe" (Art. 27)

Leserpost

"Wacht auf sheeple jetzt ist es offiziell Deutschland hat keine Verfassung sonst würde es verfassung heoßen aber der Titel von dem Magazin heißt Grundgesetz!" – NaidooFan69, via Email

"Krasser self-own von der BRD GmbH, ein Propagandablatt herauszugeben, das unmissverständlich klarstellt, dass dieses Land keine Verfassung hat, denn es heißt: Grundgesetz." – Horst Knüllrich, auf Facebook

"Haha, im Rahmen der Wiedervereinigung wurde Artikel 23 abgeschafft und damit der Geltungsbereich der angeblichen Verfassung! Beweise? Lesen Sie mein Blog. Außerdem hat Wolfgang Schäuble persönlich bei einer Rede zugegeben, dass [Rest weggefallen, die Red.]" – Norbert Kühn, auf Facebook

"wir sind kein eigen ständiger Staat, da die Siegermächte die Geschichte schreiben……….. schon der Name ist ein Hinweiß ………… Grundgesetz, lest ihr da irgendwo das W ort 'Verfassung' also ich nicht!?" – BraunerVeltliner, auf Twitter

Torsten Gaitzsch

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Erwischt, Bischofskonferenz!

In Spanien haben sich Kriminelle als hochrangige Geistliche ausgegeben und mithilfe künstlicher Intelligenz die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nachgeahmt. Einige Ordensfrauen fielen auf den Trick herein und überwiesen auf Bitten der Betrüger/innen hohe Geldbeträge.

In einer Mitteilung an alle kirchlichen Institutionen warntest Du nun vor dieser Variante des Enkeltricks: »Äußerste Vorsicht ist geboten. Die Diözesen verlangen kein Geld – oder zumindest tun sie es nicht auf diese Weise.« Bon, Bischofskonferenz, aber weißt Du, wie der Enkeltrick weitergeht? Genau: Betrüger/innen geben sich als Bischofskonferenz aus, raten zur Vorsicht und fordern kurz darauf selbst zur Geldüberweisung auf!

Hat Dich sofort durchschaut: Titanic

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt