TITANIC Gold-Artikel

Stalkers gonna stalk

Der Erfolg der Serie "You" hat gezeigt: Stalker sind sexy, sehen gut aus und wissen immer, wo sie Ihr Handy liegengelassen haben. Doch wie angelt sich frau einen der begehrten Liebesdetektive (Kosename)? TITANIC Women weiß Rat.

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Es ist ein lauer Sommerabend und ich komme nach einem anstrengenden, aber erfüllenden Arbeitstag nach Hause. Öffne direkt die Tür zu meiner weitläufigen Terrasse, die in einem kleinen Pinienwäldchen gelegen ist, um mir von den letzten Sonnenstrahlen noch einige Highlights in die Haare zaubern zu lassen. Als ich hinaustrete, ist der Gartentisch bereits gedeckt. Der Sekt perlt so wohltemperiert in den Kelchen, als wäre er gerade erst eingeschüttet worden. Neben der Schale mit schokoladeüberzogenen Erdbeeren steht eine Karte. Auf der Rückseite steht „Irgendwann kriege ich dich, Darling!“ Auf der Vorderseite bin ich beim Schlafen zu sehen. Ich lächle verzückt.

Jede Lady sehnt sich manchmal nach jemandem, der immer für sie da ist, selbst wenn sie ihn nicht sieht. Der sie genauso liebt, wie er meint, dass sie ist. Der sie auf Händen trägt bis hinunter in den Keller in sein geheimes Versteck. Immer mehr Frauen wünschen sich einen Stalker. Doch wie erregt man seine Aufmerksamkeit und sorgt dafür, dass er nie, nie das Interesse verliert? Keine Sorge, ich bin für Sie da, um Ihnen auch dieses Problem abzunehmen. Bevor Sie noch vom Nachdenken Falten kriegen, Schätzchen! 

Herzlichst
Ihre Cornelia Sanfthaar

Herausgeberin TITANIC Women
(Seit letztem Dienstag verschollen)

 

Wie mache ich "ihn" auf mich aufmerksam?

Wie immer kommt es aufs Äußere an. Oder wie Frauen, die in diesem Bereich nicht so gesegnet sind, behaupten: auf die Ausstrahlung. Wirken Sie immer, wenn man Sie beobachten könnte (also immer), leicht desinteressiert und genervt. So als hätten Sie wirklich Besseres zu tun, als sich jetzt um den nächsten Häuserblock jagen zu lassen. Wenn "er" Sie anspricht, ob Sie mit ihm ausgehen, sagen Sie "Nein". Durch die Ablehnung wird seine Wut und damit auch sein Interesse an Ihnen gesteigert.

Sobald Sie die ersten Anzeichen seiner Werbung bemerken (unablässiges Telefonklingeln, geöffnete Post, der Kopf Ihres Haustieres unter der Fußmatte), gilt es, ihn an sich zu binden: Erzählen Sie laut am Telefon, wo Sie hingehen und welches Fenster Ihrer Wohnung Sie vergessen haben, zu schließen. Finden Sie eine Todesdrohung auf Ihrem Kopfkissen, können Sie sicher sein: Er steht auf Sie.

Woher weiß ich, ob er der Richtige ist?

Das ist leider nicht Ihre Entscheidung, Süße.

Wie halte ich ihn bei der Stange?

Zeigen auch Sie Interesse! Tragen Sie eine Reflektorweste, damit er Sie leichter verfolgen kann – Unterstützung gehört zu jeder guten Beziehung dazu. Bleiben Sie sexy für ihn: halten Sie sich fit, indem Sie ab und zu vor ihm weglaufen und sich etwas jagen lassen. Lassen Sie kalorienreiche Getränke immer einen Moment unbeobachtet stehen, danach trauen Sie sich nicht mehr, sie zu trinken. Wenn er Sie attraktiv genug findet, kann es auch bald zum ersten Date kommen. Aufregend!

Wie organisiere ich das perfekte Date?

Wenn Sie sich mit ihm treffen wollen, raten wir Ihnen, viel zu Hause zu sein: Er wird klingeln und Einlass fordern. Es ist ein gutes Zeichen, wenn er viel von sich erzählt, da er ja bereits alles über Sie weiß. Es kann natürlich auch zum Sex kommen! Sie müssen allerdings nicht nervös sein, sich vor ihm auszuziehen: er hat sie bereits nackt gesehen und ein umfassendes Archiv angelegt. Wenn er Ihnen nach dem Sex mehrmals versichert, auf gar keinen Fall die Verhütungsmittel manipuliert zu haben, um Sie an sich zu binden, wissen Sie, dass er bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Und führen nun eine Beziehung.

Was mache ich, wenn ich in der Beziehung manchmal eifersüchtig bin?

IHRE Eifersucht ist wirklich nicht das Problem, machen Sie sich keine Sorgen.

Wie sorge ich dafür, dass die Beziehung auch nach Jahren leidenschaftlich bleibt?

Verschwinden immer weniger Männer, die Sie in der Bahn mal angelächelt haben? Haben Sie das Gefühl, er verliert das Interesse an Ihnen? Behaupten Sie einfach, Sie hätten das Interesse an IHM verloren, um ihn wieder stärker an sich zu binden! Angaben ohne Gewähr.

Wie kann ich die Beziehung beenden, wenn ich nicht mehr zufrieden bin?

Herzlichen Glückwunsch, nun haben Sie einen treuen Lebensgefährten, bis der Tod Sie von ihm scheidet!

Laura Brinkmann

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg