Vom Fachmann für Kenner | Dezember 2018


Die letzten großen Fragen

Erzählen sich Masochisten eigentlich extrem beleidigende Meine-Mutter-Witze?

Jürgen Miedl

Schwerwiegender Verdacht

Nach wie vor sind die Top-3-Methoden, um in kürzester Zeit stark an Gewicht zu verlieren, Liebeskummer, Krebs und Geiselhaft. Ganz klar ein Zeichen dafür, dass mit der ganzen Schlankheitsidee etwas nicht stimmen kann.

Theobald Fuchs

Abwägungssache

Einerseits halte ich eine Beschäftigung mit einem Thema, das verschiedene Haltungen berücksichtigt, für eine wichtige Sache, um sich eine valide Meinung bilden und diese auch formulieren zu können, andererseits finde ich Abwägen tierisch anstrengend.

Antonia Stille

Frauenleiden

Mir sind auf der Frankfurter Buchmesse so viele Leute auf die Füße getreten, dass ich mich – typisch Frau, den Fehler bei mir suchend – fragte: Habe ich zu große Füße?

Dorthe Landschulz

Rasende Reporter

Besonders gelungen sind Werbekampagnen ja, wenn sie sich gut in ihr Umfeld einfügen, etwa wenn in der Berliner U-Bahn Kontrolleure einen armen Schlucker aus dem Waggon schleifen und im Hintergrund das inzwischen schon geflügelte »Weil wir dich lieben« prangt. Regelrechte Begeisterungsstürme bei der Zielgruppe gab es auch immer wieder, wenn Einsatzfahrzeuge oder Übertragungswagen von Reportern des RBB mit witzigen Aufschriften wie »Was guckst du so« oder »Täter, Opfer, Polizei. Gibt‘s überhaupt andere Berliner?« an Orten eintrafen, wo sich gerade Schlimmes ereignet hatte. Die Königsdisziplin der Reklame ist es aber sicherlich, wenn, wie kürzlich unweit des Tiergartens gesehen, so ein Wagen mit der Aufschrift »Bloß nicht langweilen« völlig geschrottet mitten auf einer Kreuzung steht.

Gregor Mothes

Körper und Widerspruchsgeist

Die Neue beim Pilates ist ungehalten: »Ich kann das nicht!« Grimmig um sich schauend befindet sie: »… und die anderen können das auch nicht!«

Miriam Wurster

Meine Freundin

nennt mich immer Sonnenschein. Richtig unreflektiert von ihr.

Nick Hertzberg

Alliierte Tarifzone

Während der Reparaturarbeiten an meinem Telefonanschluss bekannte sich das von der Telekom beauftragte Technikerteam zur Reichsbürgerszene. Nun erklingt bei jeder von mir angewählten Rufnummer landesweit immer das »Besetzt«-Zeichen.

Daniel Sibbe

Cheat Day

Was passiert, wenn man sich auf dem Jahrmarkt zu ungesund ernährt: Gicht am Ende des Rummels.

Luise Braun

Nachfolgende Gerichte bitte jeweils gebetsmühlenartig um den Satz »Das war früher ein Arme-Leute-Essen« ergänzen:

Zürcher Geschnetzeltes, Boeuf Bourguignon, Kroketten, Kaninchenrückenfilet an Waldpilzen und Koriander-Knoblauch-Gnocchi, Pralinen, Katzenzungenragout, Pfau, Wal, falscher Wal, Torte Fürst Pückler Art und seine Gemahlin, Iglo Schlemmerfilet à la Bordelaise, Haribo Colorado, Kalbsbries, Öl, Hase, Chips, Haare.

Elias Hauck

Auf dem Holzweg

Die Benutzung eines E-Book-Readers lehne ich ab. Ich bevorzuge die Haptik und verwende nur Buchmaterial aus echtem Faservlies oder noch ursprünglicher: Holz! Dies beschert mir nicht nur ein wohlgefülltes Bücherregal, sondern auch den Respekt von Besuchern, die mich offenbar für einen belesenen Menschen halten. Dabei hasse ich einfach nur Bäume.

Günter Flott

Paradox

Nur auf einem Farbfoto erkennt man, dass ein schwarz-weißes Muster wirklich schwarz-weiß ist.

Katharina Greve

Best served cold

Ein Mann wird über Jahre hinweg von einem Kollegen gemobbt, verhöhnt, drangsaliert. Eines Tages reicht es ihm. Er wird Mitglied in einem Fitnessstudio. Von jetzt an trainiert er dort jeden Abend nach Dienstschluss für zwei Stunden, er stemmt Gewichte, rennt auf dem Laufband, boxt gegen Sandsäcke. Zusätzlich lässt er sich eine Rudermaschine und eine Hantelbank in seine Wohnung liefern, und jeden Morgen direkt nach dem Aufstehen macht er Rumpfbeugen und Liegestütz. Nach einem Vierteljahr ist der große Moment gekommen. Der Mann lädt seinen verhassten Kollegen unter dem Vorwand, sich mit ihm auszusöhnen, nach Hause ein. »Wie wäre es mit einem Kaffee?« fragt er dort erst mal ganz arglos. Der Kollege nickt und trinkt einen ganzen Pott des dampfenden Trunks. Als er die Tasse absetzt, blickt er seinem Opfer stechend in die Augen bzw. es ihm. »Herzlichen Glückwunsch«, sagt der Gastgeber triumphierend. »Für diesen Kaffee habe ich kein Wasser verwendet, sondern meinen über drei Monate gesammelten Schweiß!« Der Kollege hält einen Moment inne, erhebt sich sodann und brüllt: »Das war der verdammt noch mal beste Kaffee, den ich je getrunken habe! Du wirst mir ab sofort jeden Morgen eine Portion aus deinem Schweiß aufbrühen, sonst töte ich dich.« Na, das ging aber nach hinten los! Der Mann muss, um die nötige Transpirationsleistung zu erbringen, fortan sechs Stunden täglich trainieren. Glück im Unglück: Seine durch den vielen Sport gestiegene Attraktivität kann er nutzen, um mit der Frau des Kollegen eine schöne Fickaffäre zu beginnen.

Torsten Gaitzsch

Hinweis

Wenn mir alle Leute zehn Euro schenken, sage ich nie mehr etwas gegen den Kapitalismus.

Johannes Floehr

Zunge, die:

Der zu kurze, nicht besonders saugfähige und leider im Gesicht festgewachsene Waschlappen, den man einfach immer dabeihat.

Konstantin Hitscher

Payback Time

Es ist paradox: Die Frage nach der sogenannten Payback-Karte in diversen Einkaufsmärkten empfinde ich durchaus als lästig. Aber wenn dann – was nicht selten geschieht – die Kassiererin routiniert alle Kunden vor mir nach dem Ding fragt, nur mich nicht, dann will ich sie schütteln und schreien: »Was stimmt nicht mit mir?«

Robert von Cube

Prognose

Wenn die Mieten weiter so steigen, werden die Menschen früher oder später auf die Straße gehen.

Fabio Kühnemuth

Spezialisierung

Habe gelesen, dass es neuerdings eine akademische Ausbildung für Hebammen gibt. Wahrscheinlich werden die dann speziell für Kopfgeburten zuständig sein.

Uwe Geishendorf

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Vielleicht, Ministerpräsident Markus Söder,

sollten Sie noch einmal gründlich über Ihren Plan nachdenken, eine Magnetschwebebahn in Nürnberg zu bauen.

Sie und wir wissen, dass niemand dieses vermeintliche High-Tech-Wunder zwischen Messe und Krankenhaus braucht. Außer eben Ihre Spezln bei der Baufirma, die das Ding entwickelt und Ihnen schmackhaft gemacht haben, auf dass wieder einmal Millionen an Steuergeld in den privaten Taschen der CSU-Kamarilla verschwinden.

Ihr Argument für das Projekt lautet: »Was in China läuft, kann bei uns nicht verkehrt sein, was die Infrastruktur betrifft.« Aber, Söder, sind Sie sicher, dass Sie wollen, dass es in Deutschland wie in China läuft? Sie wissen schon, dass es dort mal passieren kann, dass Politiker/innen, denen Korruption vorgeworfen wird, plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwinden?

Gibt zu bedenken: Titanic

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.04.2024 Berlin, Heimathafen Neukölln Max Goldt
18.04.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt