Vom Fachmann für Kenner | November 2016


Feststellung

Das Leb ist zu kurz.

Ernst Jordan

Buckelflucht, die

Das übertrieben unterwürfige Hinwegducken unter dem Lichtstrahl eines Projektors. Die den Raum durchquerende Person hat sowieso die Aufmerksamkeit des Publikums. Ein sekundenkurzes Verschatten der Leinwand würde weit weniger Aufsehen erregen als ein umgekehrter Limbo.

Robert von Cube

Beziehungsmotor

Heute sah ich ein Pärchen mittleren Alters mit seinem Tandem. Ich glaube jedenfalls, es war seins, denn der Mann hat es geschoben.

Dominik Wachsmann

Wahnsinn

Wer nie im Bett gegessen hat, weiß nicht, wie Krümel pieksen – aber das ist ja nur die harmlose Variante. Wer wirklich einmal durchdrehen und vollkommen irre werden will, der kann, wenn der katzenbesitzende Nachbar wegen Flöhen den Kammerjäger im Haus hatte, zur nächtlichen Lektüre einmal ein Mohnbrötchen essen. Die Hysterie ist programmiert!

Karsten Wollny

Auslegen

Ob man sich in öffentlichen Toiletten auf die Brille setzen kann oder nicht, ist Auslegungssache.

Andreas Lugauer

Frage an die Leser

Als ich mir jüngst meinen Kopfhörer aufsetzte, stürzte sich in letzter Sekunde eine Fliege zwischen Ohr und Muschel. Das somit gefangene Tier geriet in Panik, knallte immer wieder gegen das Trommelfell und den ohrpfropfenden Schallwandler, was einen irren Sound erzeugte, dem ich dann tatsächlich lange lauschte, weil mir ein erneutes Eintreffen dieser Koinzidenz unwahrscheinlich erschien. Das Gepolter war jedoch dermaßen laut, daß mir völlig entging, welche Musik mein zuvor aufgerufener Streamingdienst spielte. Und jetzt frage ich Sie, liebe Leser: Würden Sie mir, wenn Sie Teil meines äußerst spöttischen Freundeskreises wären, diese Geschichte als Grund dafür abkaufen, daß ich neulich, wie man bedauerlicherweise öffentlich sehen konnte, zwei Stunden lang Taylor Swift gehört habe?

Cornelius Oettle

Neue Redewendung

Vorschlag für die Bezeichnung des neuerdings omnipräsenten Volkssports »Unqualifizierte bzw. fragwürdige Kommentare in sozialen Netzwerken abgeben«: im Dunkeln tippen.

Fabio Kühnemuth

Appell

Mit ein wenig gegenseitiger Rücksicht sollte doch ein friedliches Nebeneinander von Radfahrern und Fußgängern möglich sein. Ich zum Beispiel wechsle mühelos zwischen den Lagern. Das eine Mal klingele ich mit meiner Schlaghebelglocke beherzt die Spaziergänger zur Seite, das andere Mal mache ich keinen Platz und belehre die Radler, daß dies ein Gehweg ist.

Miriam Wurster

Gesundheit

Mir geht es schon wieder viel besser, seit ich bei meinem Wecker die Sneeze-Funktion ausgestellt habe.

Elias Hauck

Effretikon

Als ich an der Autobahnausfahrt des Schweizer Kleinstädtchens vorbeifuhr, fragte ich mich, wie es wohl zu seinem seltsamen Namen kam. Ich stelle es mir heute so vor: Anstatt eines Flusses oder einer Handelsstraße fanden Siedler an der Stelle der heutigen Ortschaft nur das ulkig-zottelige, aber noch heimatlose Stadtmaskottchen Effretikon vor. »Baut mir eine Stadt zum Repräsentieren!« befahl es schrill. Die Siedler gehorchten und benannten den Ort nach ihrem putzigen Gebieter. Diese Theorie möchte ich nicht widerlegt wissen!

Leo Riegel

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt