Vom Fachmann für Kenner | Mai 2014


Der gute Geschmack

Verzehrempfehlungen auf Weinen der unteren Kategorie (»Schmeckt mit Pasta oder rotem Fleisch am besten«) schätze ich sehr. Allerdings bin ich noch auf der Suche nach einer, die auch meinen – vielleicht zu speziellen – Geschmack trifft. Eine Empfehlung nach meinem Gusto wäre etwa: »Schmeckt mit Kippe und Erdnuß am besten.«

Florian Haymann

Zwiegespalten

Nachdem ich einen defekten Warmwasserbereiter in den Kofferraum meines Kombis verladen hatte, fühlte ich mich auf der Fahrt zum Wertstoffhof gleichermaßen prollig und stolz: Zum ersten Mal in meinem Leben besaß ich ein Auto mit Heckboiler.

Manuel Fuchs

Knackfrisch

Wenn ich meinen Kopf drehe, knackt es im Hals.
Wenn ich meinen Arm hebe, knackt es in der Schulter.
Wenn ich vom Rad steige, knackt es in der Hüfte.
Wenn ich mich strecke, knackt es in der Wirbelsäule.
Wenn ich etwas schreibe, knackt es im Handgelenk.
Wenn ich mich auf die Zehenspitzen stelle, knackt es am Knöchel.
Es ist nicht mehr zu leugnen: Ich bin ein Keks! Und mit nur 32 Zähnen nicht einmal ein Markenkeks.

Ingo Krämer

Moribund

Woran ist eigentlich der ruhmreiche Sender MTV eingegangen? Mein Tip: Musikvideozidose.

Frederik Moche

Forschung für den Arsch

Warum veröffentlichen Wissenschaftler immer wieder Studien, in denen die Rede davon ist, daß langes Sitzen gefährlich oder gar tödlich sei? Für solche Erkenntnisse braucht es nun wirklich keine umfangreichen Studien – dafür hätte bereits eine kurze Nachfrage in einem Gefängnis genügt. Schließlich müssen Knackis von jeher auf ihre Hintern aufpassen.

Dimitri Taube

Aus dem Leben

Ich haßte den Traktorfahrer auf seinem Traktor nicht, weil er mit Schrittgeschwindigkeit eine ganze WDR-5-Wissenschaftssendung lang im Überholverbot vor mir herfuhr. Ich haßte ihn auch nicht für den Geruch, den sein Anhänger verbreitete, und nicht mal für die Miststücke, die heiter auf meine Windschutzscheibe wehten. Meine volle Mißgunst zog der Traktorfahrer erst dann auf sich, als er unmittelbar nach dem Schild »Ende des Überholverbots« abbog.

Johannes Kopf

Aus dem Meinungsghetto

Kleiner Witz für politisch unkorrekte Freigeister, die auch über »Maximalpigmentierter« und »Bodenkosmetikerin« lachen: Es heißt jetzt nicht mehr »polnischer Erntehelfer«, sondern »mitteleuropäischer Feldforscher«. Hoho! Nein, Moment, »mitteleuropäisch« ist zu subtil: »in Deutschland hochwillkommener Feldforscher«, gnihihi, bzw.: »in Sozialhilfe-Deutschland«, da groovt der Subtext noch geiler! Mal schauen, ob die grünversifften TITANIC-Arschlöcher das wieder zensieren. Zuzutrauen wär’s ihnen! Verfickte Kindersexverharmloser, die, mit ihrer nordkoreanischen Zensurverliebtheit, aber die werden da, hey Moment, können Sie das etwa lesen? Hören Sie auf, den Text zu markieren! Sie machen ja die Pointe kaputt!

Michael Ziegelwagner

Vorschnelles Urteil

Tabak, Bier, Wein, Schnaps, Haschisch, Marihuana, Psilocybin, Opium, Koka – ist doch alles erlaubt! Und überhaupt: Sex, Heavy Metal, schmutzige Literatur, Splatter-Filme und rauschende Tanznächte sind auch nicht verboten. Ich frage mich, was alle Welt gegen Veganismus hat.

Karsten Wollny

Spätzünder

Es dauerte zwar mindestens eine geschlagene Minute, ehe meiner erzkonservativ-ultrafrommen Großtante das Licht des Verstehens aufging, aber dafür entglitt ihr daraufhin die Kontrolle über Gebiß und Visage komplett. Dabei hatte meine Mutter die Nachricht von der Geburt eines Nachbarkindes eine Woche vor dem Jahreswechsel nur beiläufig kommentiert, indem sie bemerkte: »Geburtstag an Weihnachten – das wünscht man ja nicht einmal seinem ärgsten Feind!«

Theobald Fuchs

Gebeutelt

Die besondere Ausprägung der Gereiztheit, die einen anfällt wie ein tollwütiger Tiger, wenn man kochendes Wasser in die Tasse mit dem Teebeutel gießt, vorsichtig, aber offenbar nicht vorsichtig genug, so daß das Papieretikett an seinem Schnürchen geschwind hinter dem Beutel her in die Tasse schwuppt und im sprudelnden Sud versinkt, während man es mit Daumen und Zeigefinger noch zu schnappen sucht, mit dem einzigen Erfolg allerdings, daß EINEM DIE VERFICKTE SUPPE DIE FINGERKUPPEN VERBRÜHT!!!, was für einen richtigen Wutanfall jedoch einfach zu lächerlich ist und eine eisige Woge der Beschämung durch den Körper fluten läßt – ist die eigentlich in der psychologischen Fachliteratur schon irgendwo abgehandelt worden?

Sachdienliche Hinweise bitte an:

Mark-Stefan Tietze

Fast komplett

Kürzlich dachte ich mir, ich besitze eigentlich alles, was einen großen Künstler ausmacht: das Unstrukturierte, die Fahrigkeit, den Hang zum Morbiden, die Selbstzweifel und den Größenwahn. Nur das Talent fehlt.

Teja Fischer

Vice versa

»Wer seinen Partner liebt, schickt ihn zur Darmkrebsvorsorge.« Und wer befürchtet, daß sein Partner Darmkrebs hat, nudelt ihn erst mal so richtig durch.

Julia Baumann

Eilmitteilung

Unsere Zeit ist noch flotter als ihr Ruf. Läßt man in der Hoffnung auf etwas virtuelle Behäbigkeit das Internet nach »Randmeldung« durchsuchen, ändert sich der Suchbegriff sogleich in »Rennmeldung«, und man gelangt auf Seiten wie die des Deutschen Skiverbands. In der Hoffnung auf wenigstens Entspanntes aus dieser Domäne gab ich dann »Randmeldung« und »Rennmeldung« gemeinsam ein, worauf der »Rand« zum »Brand« wurde. Randmeldung: »Löschmeldung« führt auf Seiten, auf denen sich Menschen über mißglückte Löschversuche heißreden. Lösung: Suche einstellen. Mitteilung beendet.

Michael Höfler

Verwertungsproblem

Was mache ich nur mit den vom Frühstück übriggebliebenen Brötchen? Paniermehl, Semmelknödel, in der 10-Tage-Auktion bei Ebay als Brötchen einstellen und dann als dekoratives Steingut für die Küche verkaufen? Es gibt heutzutage so verflucht viele Möglichkeiten!

Burkhard Niehues

Fuck the TU

Klar, wenn man sich in Zentralasien auf eine Flugpassage in einer räudigen Tupolew mit drei Düsen und vier Stunden Verspätung einläßt, müssen Abstriche (und hier evtl. auch medizinischer Art) gemacht werden. So aber beim Einsteigen durch die offene Cockpittür erst die beiden Piloten beim Suchen einer aus ihrer Mampftüte verlustig gegangenen Nuß zu sehen sind und parallel dazu der Bordingenieur auf seiner Ablage unter kryptischem Zettelkram noch die wunderbar bunt bebilderte Gazette »Anal Promises« hervorzieht – ja, dann mag der Wunsch nach mehr als einer Gallone lokalem Fusel aus dem Duty-Free-Shop schon mal übermächtig werden.

Harald Wurst

Eselsbrücke gesucht

Eigentlich kann man diese beiden sich so ähnelnden Tiere ganz einfach an der Anzahl der Höcker unterscheiden, aber ich kann mir einfach nicht merken, ob nun die Biene oder die Wespe zwei davon hat.

Peter Henrich

Idioten sagen die Wahrheit

Weil der feine Wochenendbrite gern stundenlang Kaltes und Warmes, Süßes und Salziges in sich hineinstopft, schmiedete er zur Buße einen leidlich feinen Neologos aus den ersten Buchstaben des Wortes Breakfast und den letzten des Wortes Lunch: Brunch. Der feine Wochenenddeutsche stopft nicht weniger und nennt es, indem er die ersten Buchstaben des Wortes Frühstück und die letzten des Wortes Mittagessen zu einem leidlich feinen Neologos schmiedet, trotzdem schon auch lieber Brunch. Nur der Nazi nennt es, weil er das alles nicht weiß und kein Englisch kann und eh ganztags nix anderes tut mit seinem Wanst und Schwabbelnacken: Fressen.

Thomas Gsella

Unter der Gürtellinie

Am Nebentisch unterhalten sich zwei sogenannte It-Girls unverhohlen und äußerst abfällig über den Mitarbeiter eines Tätowier- und Piercingstudios: Die eine zetert, er habe ihr »Muschi-Tattoo voll total versaut«; die andere schimpft, sie habe erst drei Wochen nach ihrem Intimpiercing wieder »schmerzfrei pissen« können. Kein Vertun, der Typ ist bei den jungen Damen unten durch.

Thorsten Mausehund

Sprichwort mal anders

Ich arbeite in der urologischen Abteilung eines großen Universitätsklinikums. Immer wieder schauen dort ausländische Medizinstudenten vorbei, die ein Semester oder das ganze Studium in Deutschland absolvieren, und kürzlich war es ein junger spanischer Doktorand, der für Heiterkeit und Gelächter unter den Kollegen sorgte. Offenbar wurde in seinem Deutschkurs gerade das Thema »Redewendungen« behandelt, denn er benutzte sie, wo er nur konnte. »Bier ist Bier und Schnaps ist Schnaps!« konnte er sicher und korrekt anbringen, auch sein Zuspätkommen wurde ihm dank »Besser spät als nie!« verziehen. Kurz vor der Mittagspause kam der besagte Doktorand dann aus dem Zimmer eines älteren Herren, der an Erektionsstörungen litt und deshalb mäßig gut gelaunt war, geschossen, knallte die Tür wütend zu und rief aus: »Der hat doch nicht mehr alle Latten im Zaum!«

Ernst Jordan

Beim Psychiater I

»Hören Sie Stimmen?« – »Sie sagen, ich soll ›nein‹ sagen.«

Valentin Witt

Der Kammerjäger rät

Auch dieses Jahr führte der milde Winter zu vermehrtem Auftreten eines besonders hartnäckigen Schädlings. Überprüfen Sie Ihren Haushalt auf akuten Befall mit Ponys. Befinden sich die Paarhufer schon in Ihrem Kleiderschrank, hilft nur noch die chemische Keule. Die bekannten Hausmittel taugen gar nichts: zerstoßene Reißzwecken? Marinierter Fuchsschwanz? Ha! Vergessen Sie es! Aberglaube führt nur dazu, daß sich dieser widerwärtige Schmarotzer noch weiter ausbreiten kann. Ponys lieben Reißzwecken, und über einen Fuchsschwanz würden die bloß milde lächeln – wenn Milde dem Pony eigen wäre! Überlassen Sie diesen Job einem Profi, rufen Sie den Kammerjäger.

Tibor Rácskai

Postbeamte

Vor dem Schalter stehen die, die etwas aufgeben wollen, dahinter die, die längst aufgegeben haben.

Ludger Fischer

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!

Deinen Bericht über die Ausstellung »Kunst und Fälschung« im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg beendetest Du so: »Es gibt keine perfekte Fälschung. Die hängen weiterhin als Originale in den Museen.«

Haben Originale auch schon immer für die besseren Fälschungen gehalten:

Deine Kunsthistoriker/innen von der Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

 Vielleicht, Ministerpräsident Markus Söder,

sollten Sie noch einmal gründlich über Ihren Plan nachdenken, eine Magnetschwebebahn in Nürnberg zu bauen.

Sie und wir wissen, dass niemand dieses vermeintliche High-Tech-Wunder zwischen Messe und Krankenhaus braucht. Außer eben Ihre Spezln bei der Baufirma, die das Ding entwickelt und Ihnen schmackhaft gemacht haben, auf dass wieder einmal Millionen an Steuergeld in den privaten Taschen der CSU-Kamarilla verschwinden.

Ihr Argument für das Projekt lautet: »Was in China läuft, kann bei uns nicht verkehrt sein, was die Infrastruktur betrifft.« Aber, Söder, sind Sie sicher, dass Sie wollen, dass es in Deutschland wie in China läuft? Sie wissen schon, dass es dort mal passieren kann, dass Politiker/innen, denen Korruption vorgeworfen wird, plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwinden?

Gibt zu bedenken: Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Erwischt, Bischofskonferenz!

In Spanien haben sich Kriminelle als hochrangige Geistliche ausgegeben und mithilfe künstlicher Intelligenz die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nachgeahmt. Einige Ordensfrauen fielen auf den Trick herein und überwiesen auf Bitten der Betrüger/innen hohe Geldbeträge.

In einer Mitteilung an alle kirchlichen Institutionen warntest Du nun vor dieser Variante des Enkeltricks: »Äußerste Vorsicht ist geboten. Die Diözesen verlangen kein Geld – oder zumindest tun sie es nicht auf diese Weise.« Bon, Bischofskonferenz, aber weißt Du, wie der Enkeltrick weitergeht? Genau: Betrüger/innen geben sich als Bischofskonferenz aus, raten zur Vorsicht und fordern kurz darauf selbst zur Geldüberweisung auf!

Hat Dich sofort durchschaut: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg