Vom Fachmann für Kenner | November 2009


Gravierendes Problem

Der Angestellte des Gravurgeschäfts läßt mich eiskalt abblitzen. Er meint, einen Fuchskopf als Symbol auf einem Löffelstiel gäbe es in der ganzen Welt nicht. Zusätzlich zum Sondermotiv wolle ich auch noch den ausgefallenen Namen Sebastian ins Metall geritzt, und das Ganze bis nächste Woche? Nein: Dieser Auftrag dauere mindestens zwei Monate und koste ein kleines Vermögen. Okay, denke ich, dann gehe ich eben zu Weihnachten mit dem zweijährigen Neffen zu einem Tätowierer. Die stellen sich nicht so an!

Theobald Fuchs

Ans Licht gebracht

In einer Partyplauderei berichtete ein Gynäkologe, wie geschafft und ausgelaugt er sei – immerhin habe er in den letzten zwei Tagen zwei Entbindungen vorgenommen, darunter eine Zwillingsgeburt. Alle Umstehenden wunderten sich zunächst ob dieses doch recht unterdurchschnittlichen Arbeitseinsatzes und honorierten ihn erst als außergewöhnliche Leistung, als der Mediziner ergänzte, der Vater all dieser Kinder zu sein.

Thorsten Mausehund

Frauengespräch

Zwei junge Damen unterhalten sich in der U-Bahn über medizinische Probleme: »Mein Hautarzt meint, daß ich auch selbst darauf achten muß, ob sich meine Muttermale irgendwie verändern. Aber ich weiß echt nicht, wie ich das machen soll: Ich hab’ mehr als hundert von den Dingern.« Ihre Begleiterin denkt kurz nach. Dann: »Und wenn du ihnen Namen gibst?«

Thea Unangst

Verständnisfrage

Sex mit einer Hochschwangeren – zählt das schon als flotter Dreier?

Björn Högsdal

Für Sie rezensiert

Auch wenn die abschließende Konkordanz mit Stichwort-Paaren wie »Nazareth – Nutzlosigkeit«, »Täufer – Taugenichts« oder »Fegefeuer – Frauen« sehr hohe Erwartungen bei mir weckte, war die Bibelausgabe der Zeugen Jehovas so schal wie jede herkömmliche Bibelausgabe.

Stefan Wimmer

Kickerin

Als ich euphorisiert vom Erfolg unserer Fußballfrauen meine Mitbewohner anschrie: »Aus dem Hintergrund müßte Prinz schießen. Prinz schießt – und Tor, Tor, Tor!«, erntete ich nicht die erwartete Begeisterung. Erst als ich nachlegte: »Deutschland ist Europameisterin!«, stellte sich so etwas wie Heiterkeit ein.

Sidney Gennies

Für meine Nachkriegserinnerungen

Diesen Sommer konnte ich in der Straßenbahn beobachten, wie ein schätzungsweise zehnjähriger Junge mit rundem Gesicht, weißlichem Haar und wässrigen Augen, dominant vorgebeugt, auf ein etwas jüngeres Mädchen mit langen blonden Zöpfen einredete. Er suchte sie zu beeindrucken, indem er ihr minutenlang die politische Situation in Rußland und China auseinandersetzte – dies mit dem wiederholten Hinweis, daß man aus beiden Ländern aus irgendeinem Grund stets »tot zurückkommt«. Das Mädchen blickte stumm und unverständig und signalisierte dem unbeirrt nachsetzenden Jungen keinerlei Bewunderung. Da wurde mir klar: Sollte sich in den Folgejahren eine zumindest ähnlich aussehende Blondine nicht deutlich gefügiger zeigen, kann sich der Osten ab 2045 wieder warm anziehen.

Susanne Feldt

Männerleiden

Teflon haben sie zum Mond geschossen und den Kabelbinder entwickelt – aber wann wird endlich ein Rasierschaum erfunden, dessen sattes Gelb meine Zähne im Vergleich strahlend weiß erscheinen läßt?

Rolf Karez

Echt jetzt!

Gespräch auf dem Pausenhof: Schülerin A erzählt von der Beerdigung eines Unfallopfers und schildert detailreich den Hergang des tödlichen Unfalls. Nach langer Zeit wird sich die gelangweilt zuhörende Schülerin B der Tragweite des Geschehenen bewußt, so daß sie zweifelnd nachfragt: »He, ist die so richtig tot jetzt, ohne Witz?« Schülerin A, triumphierend: »Ohne Witz!«

Andreas Volz

Taktisches Spiel

Seit einiger Zeit habe ich es mir zum Hobby gemacht, jede Woche Lottozahlen zu tippen, die Wettscheine aber nicht abzugeben. Mittwochs und Samstags sitze ich zitternd vorm Fernseher und flehe zur Lottofee, nur ja nicht meine Zahlen zu ziehen. Bisher hatte ich jedesmal Glück!

Moritz Lenhardt

In memoriam Jim Morrison

ut, wenn man mit reichlich LSD und Ketamin bestückt in die Mojave-Wüste reist, um dort wild zu halluzinieren. Schlecht, wenn man dann halluziniert, man säße an einem verregneten Sonntagnachmittag in Hamburg und sähe sich die Lindenstraße an.

Markus Gölzer

Unschöne Entwicklung

In den Rotlichtvierteln unserer Städte und Dörfer verdrängen in letzter Zeit sogenannte Blow- und Handjobs den traditionellen Geschlechtsverkehr. Hiermit will ich der Prostituiertenzunft warnend zurufen: Nutte, bleib bei deinen Leisten!

Jan Freunscht

Tippgemeinschaft

Beim Ping-Pong-Abend in der ehemaligen Filmakademie in Amsterdam steht Alex, der höfliche Grieche, hinterm Tresen und notiert seine Telefonnummer für eine gutaussehende Frau. Marco, der schwitzende, weil bierflascheneinsammelnde Italiener, rauscht vorbei und raunt Alex zu: »Schreib meine auch mal hin!«

Martyn Heyne

Ratschlag

Wer im Glashaus sitzt, sollte keine Pornos gucken.

Lukas Münich

Echter Fachmann

Ein Job in einer Umzugsfirma. Eine Kirche wird renoviert, also rücken wir Möbelpacker an, um die Kirchenbänke rauszuräumen und einzulagern. Ein Priester erklärt einem meiner Kollegen, daß das Gotteshaus vor der Renovierung eigentlich in einer speziellen kirchlichen Zeremonie hätte entweiht werden müssen. Mein Kollege: »Na, das hätten wir auch noch hingekriegt.«

Karsten Wollny

Logisch

Ich kaufe keine Lebensmittel, die »wie selbstgemacht« schmecken. Ich kann schließlich nicht kochen.

Jonas Haas

Geburtstagskuchen

Das in meinen Augen Erfreulichste am Teigkneten ist, neben dem einmaligen haptischen Erlebnis und der Nascherei en passant, der Moment, wenn man feststellt, daß die Fingernägel endlich mal wieder sauber sind.

Holger-Helmuth Schmidt

Wissenschaftstagung

Erst sagt jeder, was er immer sagt. Dann fragt jeder, was er immer fragt. Dann antwortet jeder, was er immer antwortet. Dann gehen alle gemeinsam essen, und am Ende erscheint ein Buch.

Anna Leuschner

Nice one, Einstein

Ich habe ja in der Schule immer die Position vertreten, daß Intelligenz nicht am Notenschnitt abzulesen ist. Zu viele der strebsamen Einserschüler benahmen sich im alltäglichen Umgang bemerkenswert dumm. Seitdem ich nun an der Universität fast nur Einsen bekomme und meine Kommilitonen mich für den Allerschlauesten halten, versuche ich sie davon zu überzeugen, daß ich nun wirklich nicht gar so intelligent bin. Seit kurzem habe ich einen Beweis: Als ich eine Waschmaschine für meine kleine Studentenbude bestellte, hatte ich zwar den verfügbaren Platz für das gewünschte Modell im Badezimmer perfekt ausgemessen, vom Lieferanten wurde ich dann aber in dahergefluchtem Polnisch freundlichst darauf hingewiesen, daß der Frontlader niemals durch meine Badezimmertür passen würde. Seitdem gesteht auch eine Kommilitonin ein: »Na gut, du bist teilbegabt.«

Gregor Baszak

Herbstliche Eingebung

Beim Einsteigen in den völlig überfüllten Regional-Express: Es wird Herbst. Die Züge werden wieder kürzer.

Christian Rocker

Sprachkunde Bayerisch

An einem Sommerabend sitzen vier Herren, allesamt hochdeutsch sprechend und dem Ende ihres Arbeitslebens nahe, an der Theke einer Kneipe auf Langeoog. Alle duzen sich, trinken Bier und sind lustig. Nach einer Weile kommen zwei weitere Herren an die Theke, einer stellt sich – ebenfalls auf hochdeutsch – vor: »Ich bin der Günther aus Hannover, und das ist der Sepp aus Bayern.« Die beiden werden problemlos in die Unterhaltung eingespannt, wobei aber einer der Gäste den Bayern stets mit »Seppl« anredet. Nach einer Weile wird es Günther zu bunt: »Der heißt Sepp, nicht Seppl!« »Ach so, Sepp. Na, is ja klar, Seppl wäre ja Plural!«

Rainer Rottke

Alleintrinkende Väter

Aus Gründen der erotischen Selbstvermarktung eine Frage an internetaffine Leserinnen: Wenn ich auf meinem Profilfoto mit einem Pinot Noir posiere, was suggeriert das dann? »Mich gibt es nur mit meinem Rotwein«?

Dominik Mauer

Entschuldigung

Als ich heute im Radio hörte, daß eine Computerpanne der Lufthansa weltweit für Verspätungen gesorgt hatte, war mir klar, daß ich meinen Wecker gar nicht gehört haben konnte.

Christian Dötsch

Gut unterrichtet

Evangelischer Religionsunterricht in der vierten Klasse. Wer war Martin Luther? Ein Schüler zeigt auf und fragt: »War das nicht der, der den Zweiten Weltkrieg ­angefangen hat?« Was als zugespitzte Analyse der antisemitischen Tradition im deutschen Denken und Handeln daherkommt, ist wohl eher die historisch gleichgültige Unwissenheit eines Grundschülers, weshalb die Antwort nicht gelten darf. »Ach nee«, ruft ein anderer Schüler, »das ist doch der Mann, der in der S-Bahn totgeschlagen wurde.« Der Rest der Stunde wurde dann mit dem Wasserfarbmalkasten verbracht.

Tim Wolff

Premiere

Was ich noch nie bei einem Rockkonzert gesehen hatte, kürzlich dann aber doch: Daß ein Musiker, in diesem Fall ein Bassist, mit den Worten »Pause! Ich muß mal pissen!« von der Bühne springt, durch den Kellerclubraum eilt und treppauf verschwindet. Als er dann jedoch überhaupt nicht zurückkehrte und die beiden anderen Musikanten stumm ihre Sachen zusammenpackten, wurde uns im achtköpfigen Publikum schnell klar, daß wir irgendwie reingelegt worden waren.

Mark-Stefan Tietze

Sport hilft

Nervenaufreibende Pflichtbesuche, die man als Mitglied der Randgruppe »Erwerbslose« beim Arbeitsamt zu absolvieren hat, können sehr elegant verkürzt werden. Unterbrechen Sie Ihren routinierten »persönlichen Kundenberater« (ehemals: »Sachbearbeiter«) nach kurzer Zeit höflich und bitten Sie ihn noch höflicher, die Durchleuchtung Ihrer Vermögensverhältnisse etwas zu beschleunigen: Leider seien Sie zum Golf verabredet, und Ihr Golfpartner warte ungern. Allerdings ist es in diesem Fall von Vorteil, wenn Ihr Golfpartner von Beruf Anwalt ist.

Tina Wirtz

Erkenntnis

Ludwigshafen am Rhein ist so, als würde Gott SimCity spielen und nicht wissen, wie’s geht.

Christian Martin

Persische Nostalgie

So richtig mehrstimmig singen die Orientalen ja nicht, sonst würde man bei den Persern bestimmt zuweilen alte Nummern von den Khomenian Harmonists auflegen.

Wolfgang Beck

Digitale Revolution

Gestern hat mich dieses ganze kapitalistische Mehr-Mehr-Mehr-System mal wieder richtig aggressiv gemacht. Habe als Reaktion meinen iPod bis zum Anschlag mit Ernst-Busch-Liedern beladen. Leider reichte das revolutionäre Gefühl nur 4 GB weit. Brauche wohl ein neues Gerät. Vielleicht so einen chicen iPod touch?

Katharina Greve

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/innen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

 Dear Weltgeist,

das hast Du hübsch und humorvoll eingerichtet, wie Du an der Uni Jena Deiner dortigen Erfindung gedenkst! Und auch des Verhältnisses von Herr und Knecht, über das Hegel ebenfalls ungefähr zur Zeit Deiner Entstehung sinnierte. Denn was machst Du um die 200 Jahre später, lieber Weltgeist? Richtest an Deiner Alma Mater ein Master-Service-Zentrum ein. Coole Socke!

Meisterhafte Grüße von Deiner Titanic

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg