Vom Fachmann für Kenner | Juli 2007
Unerwarteter Erfolg
Ich hätte nie gedacht, daß mir mein schnödes Studium diverser Geisteswissenschaften so etwas gestatten würde. Aber tatsächlich, nun kann man meine Arbeit im New Yorker bewundern. Sie finden mich im
1. OG in der Jeansabteilung.
Tim Wolff
Gewinnwarnung
Kleiner Insidertip für alle Allianz-Aktionäre: Zur großen Enttäuschung unseres Allianzvertreters haben wir bei Deutschlands größtem Versicherungsunternehmen jetzt doch keine Unfallversicherung für unsere Tochter abgeschlossen. Wenn öffentlich wird, daß der Mann diesen Posten nun aus seiner Bilanzprognose streichen muß, wird der Aktienkurs in den Keller fallen. Deshalb: Anderen zuvorkommen, schnell verkaufen!
Harald Mühlbeyer
Fette Wolle
Neulich sprang ich zwischendurch mal schnell auf unsere neue Personenwaage mit Körperfettanalyse, behielt aber aus Bequemlichkeit meine Socken an. Eigentlich hätte ich nun mit einer Fehlermeldung gerechnet, aber das Ding zeigte einfach einen deutlich höheren Körperfettanteil an als am Morgen. Und nun frage ich mich, ob es vielleicht meine Socken sind, die mich fett machen.
Uwe Geishendorf
Beziehungskrise
Meine Freundin ist ein echtes Biest. Nach unserem letzten heftigen Streit hat sie noch am selben Abend ihre Sachen gepackt und ist bei mir eingezogen.
Mark-Stefan Tietze
Versuch zum Dialog der Kulturen (3)
Das Telefon klingelt.
Ich: »Hallo?«
Frau: »Guten Tag! Ich rufe an vom Marktforschungsinstitut ›ÖkonoRegio‹! Wären Sie bereit, an einer kurzen Befragung zu unserem Steuersystem teilzunehmen?«
Ich: »Na ja… na gut, meinetwegen.«
Frau: »Prima! Sie sind doch sicher auch der Meinung, daß wir zuviel an Steuern bezahlen.«
Ich: »Nein, keineswegs. Ich wäre eher für Steuererhöhungen.«
Dialog gescheitert.
Heiko Werning
Früher Heidegger
Neulich oder noch blöder kürzlich im Frankfurter, nein: Aschaffenburger Hbf, Entschuldigung: Fußballstadion: Ein Kind, drei Jahre, vier Reihen unter mir und überwältigt von einer wie erstmals hellwach durchlebten Gasausscheidung: »Papa, ich… bin gefurzt!!« Lustig, aber: überhaupt nicht lustig. Denn sind wir’s nicht alle? Letztendlich?
Thomas Gsella
Gesichtsorigami
Am Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe läuft derzeit eine Origami-Ausstellung, untertitelt mit den Worten »Falten gestalten«. Als ich das las, fühlte ich mich sehr an Uschi Glas erinnert und daran, daß ihr Gesichtszement mit diesem Slogan damals vielleicht doch ein Kassenschlager hätte werden können.
David Schaible
Shake it, baby!
Wer von langweiligen Radiosongs leicht Kopfschmerzen bekommt, kann mit zwei Packungen Aspirin®-Effect-Granulat aufregende Rhythmen dazu rasseln!
Dominik Mauer
Treffer
In der zweiten Woche im Job ein Marketing-Kampagnen-Konzept übersetzen gemußt, dabei aus Denkfaulheit das Online-Wörterbuch genutzt, um einen Begriff nachzuschlagen. Über das Ergebnis: »Ihre Suche nach ›Wunschpartner‹ ergab leider keine Treffer« herzlich lachen gemußt. Die Bildschirmanzeige auf Nachfrage den neuen Kollegen im Großraumbüro vorgelesen, in diesem Zusammenhang private Situation erläutert. Kaum Lacher, dafür jetzt mehr Zeit für mich in den Mittagspausen.
Florian Kläger
Seelenfrieden
Den Streß vom Tag sollte man abends nicht mit ins Bett nehmen. Es empfiehlt sich daher, vor dem Schlafengehen regelmäßig eine halbe Stunde um den Block zu laufen und getrennte Betten einzuführen.
Sascha Dornhöfer
Gute Entschuldigung
Wenn man deutlich verspätet und ohne gute Entschuldigung zum Grillfest eines Kollegen kommt, ist man erst einmal erleichtert, wenn seine Haustür offensteht, so daß man ohne großes Aufheben gleich in den Garten gelangen und sich dort zu den Gästen an die zwei Biertische setzen kann. Wenn man sich dann nach einem Nackensteak, einer Bratwurst und einer Viertelstunde angeregter Konversation mit den Anwesenden verwundert zeigt, daß man den gastgebenden Kollegen noch nicht gesehen hat, und man anschließend von der Dame des Hauses zu dem richtigen Grillfest eine Hausnummer weiter geführt wird, ist man zwar noch später dran, hat aber immerhin schon gegessen und eine einigermaßen unterhaltsame Entschuldigung.
Thomas Winkler
Trunkenheitsfahrt
Neulich sind wir im Regionalexpress entgleist. Es gab zahlreiche Verwunderte.
Roman Moosbuer
Haushaltsdebatte
Angelegentlich des Punktes »Haarspülung« wurde meine Zahlungsverweigerung wegen persönlichen Nichtbedarfs bei Toilettenartikeln diesbezüglicher Art beim letzten Einkauf von meiner Lebensgefährtin erneut geflissentlich überhört, und meiner Forderung, dann konsequenterweise auch Kneipenbesuche und Pornohefte in den gemeinsamen Haushalt miteinzubeziehen, wurde ebenfalls nicht entsprochen.
Niklas Hughes
Aus dem Tagebuch eines Tagebuchs
Sorry, daß ich mich so lange nicht gemeldet habe, aber ich war in Vergessenheit geraten.
Murmel Clausen
Sparüberlegung
Als Anhänger des klassischen Designs bin ich derzeit auf der Suche nach runden Steckdosen. Kein Baumarkt scheint heutzutage noch etwas annähernd Ähnliches im Sortiment zu führen. Mit einer Bestellung bei Manufactum ließe sich mein Problem zwar im Prinzip lösen, allerdings käme es mich deutlich billiger, ein altes Mehrfamilienhaus zu kaufen, die originale Elektroinstallation operativ zu entfernen und den Rest des Gebäudes zum Wertstoffhof zu fahren.
Theobald Fuchs
Lässig
Durchsage eines Hamburger Busfahrers: »Nächster Halt: Schlump. Da fährt ’ne U-Bahn ab und ein paar Busse.«
Marcel Vega
Ethisches Dopen
Im Fitneßstudio läßt sich diverser Nährstoffplunder einkaufen, unter anderem auch ein Eiweiß-Getränkepulver. Auf der Tüte prangt das Konterfei eines Fachmanns, seines Zeichens »Dipl.-Chem. Dr. phil.«, der für das Produkt mit seinem guten Namen und guten Titeln einstehen will. Meine Billigung hat er: Ich mag meine Kraftnahrung gern philosophisch unbedenklich.
Leo Fischer
Betriebsvorschriften
Ist es eigentlich Angestellten der koreanischen Autofirma KIA erlaubt, mit Mobiltelefonen der Firma NOKIA zu telefonieren?
Ruedi Widmer
Einfach
Heute überholte ich einen Transporter, auf dem ein Unternehmen sein Dienstleistungsangebot als »Einfache Abbrucharbeiten« bewarb. Welch vorbildlich scharf umrissenes Leistungsprofil! Jetzt warte ich auf die Reinigung für nur leicht verschmutzte Textilien, den Schuster für soeben gekaufte Schuhe und natürlich den Geldtransportprofi bis 100 Euro.
Jürgen Martens
Gemüseblindheit
Wenn man in einschlägigen Frauen- oder Lifestyle-Zeitschriften von Apfel-, Birnen- oder Pfirsich-Popos liest, dann frage ich mich immer, ob ich der einzig Sehende auf den Kürbisfeldern deutscher Innenstädte bin.
Marc Fielers
Erkenntnis
Als ich heute zum ersten Mal in meinem Leben Wäsche aufhängte, entdeckte ich, daß das letzte Hemd ja doch eine Tasche hat. Und daß da die gesuchte Socke drinsteckt!
Gisbert Amm
Fürs Leben lernen
Heute habe ich mal meinen vierjährigen Bengel reingelegt. Ich pirsche mich arglistig wie nur je ein Vorschüler, aber mit lauterer Engelsmiene an den kleinen Klugscheißer heran und pfeife dazu eine fröhliche Weise. Er schaut erwartungsvoll auf. Nein, Bursche, es gibt kein Bonbon! Im Gegenteil: »Sag mal Pfütze!« – »Pfütze.« Langsam, nicht wenig triumphierend lege ich meinen Ellenbogen auf seinen Wuschelkopf: »Zehn Minuten Stütze!« Nun, da kann er noch nicht mitlachen, dafür ist er noch zu klein.
Als ich mich wieder unter Kontrolle habe, kommt die billige Retourkutsche: »Sag mal Pfütze.« Lernen durch Nachahmung, so ist das in diesem Alter. Ich unterdrücke ein gelangweiltes Gähnen und tue ihm den Gefallen: »Pfütze.« – »Papa is ne Witzpille.«
Na ja, wie gesagt, er versteht das Spiel noch nicht so richtig.
Frank Schäfer
Inkonsequent
Daß ich meinem Arbeitgeber trotz des verhältnismäßig guten Gehalts, das er mir bezahlt, immer noch gelegentlich Büromaterial entwende, finden die allermeisten meiner Freunde ziemlich albern. Aber wenn ich ihnen zum Geburtstag einen neuen iMac schenke, freuen sie sich alle sehr!
Hanna Hanusel
Vom Wesen der Kühe
Jedes Landkind weiß: Kühe sind sehr geduldige Zuhörer. Sie können ungemein interessiert gucken, ab und an nicken sie mit dem Kopf, kauen nachdenklich vor sich hin und sagen in regelmäßigen Abständen »hmmm«. Mit anderen Worten: Eine Kuh ist die geborene Psychotherapeutin.
Volker Surmann
Altersvorsorge
Ein Bekannter absolviert eine siebenjährige Weiterbildung in einem buddhistischen Zentrum. Nun kam seinem Steuerberater die Idee, diesen Kursus als »bestmögliche Altersvorsorge« steuerlich geltend zu machen, denn, so seine unkonventionelle Begründung, »wenn Sie diese Weiterbildung erfolgreich abgeschlossen haben, sind Sie ja so gut wie bedürfnislos«.
Christof Goddemeier
Unfairer Handel
Das Problem mit den Body Shop-Produkten ist eigentlich nur, daß man sie vor Gebrauch zu Hause erst mal an seinen Haustieren testen muß.
Frank Scheller