Briefe an die Leser | Januar 2019


Aber, aber, Frau Merkel!

Über den kürzlich verstorbenen George H.W. Bush ließen Sie verlauten, dieser sei ein Freund Deutschlands gewesen. Ist Ihnen denn wirklich nicht bewusst, dass man über Tote nur Gutes sagen soll?

In tiefer Kränkung: Titanic

Liebe Sentinelesen,

seit Jahrhunderten verteidigt Ihr als eines der letzten isoliert lebenden Völker der Welt erfolgreich und nicht selten blutig Eure Heimat North Sentinel Island. Doch als Ihr letztens einen US-amerikanischen Missionar getötet habt, seid Ihr zu weit gegangen.

Kaum auszudenken, was Euch jetzt blüht! Nein, sicher keine rechtlichen oder gar militärischen Konsequenzen, schließlich war das Eindringen des Bekehrers in Eurer Sperrgebiet illegal.

Doch wie viele christliche Fanatiker sind durch diese Aktion erst auf Eure Existenz aufmerksam geworden? Und wo, wenn nicht bei Euch, erhält man so lächerlich einfach den Märtyrertod ganz klassisch auf dem wilden Tropeneiland? Was, wenn sie nun in Scharen kommen? Kommt Ihr mit Euren 50 bis 150 Leutchen da überhaupt noch mit dem Massakrieren hinterher? Wie steht es bei Euch in Sachen Arbeitsteilung und Effizienzsteigerung?

Fragt aus sicherer Entfernung: Titanic

Europa-Park Rust!

Eine Achterbahn, die von Gazprom gesponsert wird, besitzt Du ja bereits. Aber wann eröffnet endlich Deine Geisterbahn »Gerhard Schröder«?

Graut es jetzt schon: Titanic

Georg Gänswein (Vatikan)!

Als Bischofstoy von Joseph »Papst« Ratzinger kennen Sie sich mit der Annäherung an körperlich beeinträchtigte geistig Abwesende aus – weswegen Sie auch freudig Michael Schumacher besucht haben: »Ich saß ihm gegenüber, fasste ihn an beiden Händen und schaute ihn an.« Und wie geht es ihm? »Er spürt, dass liebende Menschen um ihn herum sind, sich um ihn sorgen und gottlob die allzu neugierige Öffentlichkeit fernhalten.« Das berichteten Sie der »Bunte«.

Wir wiederholen: Das berichteten Sie der »Bunte«. Berichteten. Sie. Der Zeitschrift. »Bunte«!

Gottlob von Ihnen ungeliebt: Titanic

Ach, Jean-Claude Juncker!

Auf dem G20-Gipfel nahmen Sie verstärktes nationales Bestreben wahr, was Sie kritisierten, denn: »Die Welt gehört ja nicht einigen, sondern allen«.

Das ist eine sehr gewagte und obendrein falsche Aussage: Denn natürlich gehört die Welt einigen wenigen. Und zwar, weil beispielsweise Staaten wie Luxemburg – gerade in den Jahren, in denen Sie Premierminister waren – die Wenigen tatkräftig dabei unterstützten, das dazu nötige Vermögen auszubauen.

Grüße ins Steuerparadies: Titanic

Grünen-Sheriff Boris Palmer!

In einem Ihrer vielen wirren Wortbeiträge haben Sie verraten, dass Sie sich in Berlin unsicher fühlen. Da haben Sie, Palmer, absolut recht! Uns geht’s genauso – und zwar immer dann, wenn Sie gerade in der Stadt sind.

Ihre Security auf der Titanic

Du, Faz.net,

berichtetest, »bei Saturn« könne man jetzt »ohne Kasse bezahlen«. Das ist natürlich gut, denn dann können wir die schweren Dinger beim Elektroschrotteinkauf künftig zu Hause lassen. Und wenn bei Dir demnächst die Abos ohne Geld gekauft werden können, würden wir vielleicht eins nehmen.

Deine Schnäppchenjäger von Titanic

Pustekuchen, Philip-Morris-Boss André Calantzopoulos!

Wo Ihr Konzern inzwischen mit dem Elektro-Tabakstick Iqos mehr Gewinn macht als mit der Marke Marlboro, schwebt Ihnen eine »rauchfreie Welt« vor. Dazu haben Sie »zwischenzeitlich die deutschen Städte mit Iqos-Plakaten zugepflastert« (»Süddeutsche«). Freiheit von Rauch mag ja eingedenk der Alternative Dampf immerhin stimmen. Trotzdem bleiben Sie letztlich von Nikotinabhängigkeit abhängig, und lieber pflastert man die Städte mit Plakaten zu, als deren Einwohner mit Nikotinpflastern von Konkurrenzunternehmen, was?

Grüße aus dem Dunstkreis von Titanic

Gut gebrüllt, David Bendels!

Sie sind Chefredakteur des AfD-nahen »Deutschland-Kuriers«, einer Hetzpostille, die im dringenden Verdacht steht, vom einschlägig bekannten Münchener Milliardär August von Finck initiiert und finanziert worden zu sein. Als die »Süddeutsche Zeitung« Sie nach entsprechenden Kontakten zu Ernst August Stahl, der rechten Hand des rechten Geldbeutels fragte, lautete Ihre schriftliche Antwort: »Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass ich mich zu hanebüchenen Vermutungen, abstrusen Spekulationen, grotesken Verschwörungstheorien, haltlosen Diffamierungen und wirren Falschbehauptungen grundsätzlich nicht äußern werde.«

Schön, dass Sie, Herr Bendels, da so fein differenzieren! Aber wie sähe es denn zum Beispiel mit grotesken Vermutungen oder wirren Diffamierungen aus? Oder mit haltlos-hanebüchen-abstrusen Verschwörungstheorien? Würden Sie sich dazu vielleicht mal grundsätzlich äußern, da es doch Ihre tägliche Arbeit berührt?

Nein? Och bitte! Nur für uns!

Bettelt: Titanic

Holla, Bettina Gaus c/o Taz!

Neulich griffen Sie, die große alte TV-bekannte Dame der deutschen Alternativpublizistik, zum Äußersten. Friedrich Merz’ Vorstoß zur weiteren Aufweichung des Asylrechts geißelten Sie in einem Taz-Kommentar empört: »Er hat damit ein Tabu gebrochen. Ob er nun wusste, was er tat, oder eben nicht: Von jetzt an gilt dieses Menschenrecht als verhandelbar. Das ist unverzeihlich.«

Nun ja. Selbstverständlich fanden wir Merzens unbeholfenen Versuch, sich dem rechten Pöbel anzudienen, auch schäbig, aber kann es sein, dass Sie dem Mittelschichtsmillionär vielleicht doch einen etwas zu großen Einfluss auf die öffentliche Meinung zusprechen? Und viel schlimmer: Kann es sein, Frau Gaus, dass Sie über den aktuellen Stand der Tabugrenzen in diesem Lande nur unzureichend informiert sind?

Unter anderem dafür spricht jedenfalls Ihr Eröffnungssatz: »Erfahrene Zahnpasta-Benutzer wissen, dass sich das Zeug nicht mehr in die Tube zurückdrücken lässt, wenn es einmal draußen ist.« Galt denn für diese Zahnpasta-Metapher unter aufgeklärten Journalisten nicht seit langem der Grundsatz »Nie wieder!«? Haben Sie, Frau Gaus, damit nicht selber unverzeihlicherweise ein Tabu gebrochen, ja, gewissermaßen die Tube der Pandora geöffnet?

Tabulose Frage Ihrer erfahrenen Zahnpasta-Benutzer von der Titanic

Warum, Ulf Poschardt,

sind die Grünen derzeit so beliebt, obwohl sie doch »zum Teil radikalen Unfug« erzählen – das fragten Sie sich zunächst in einem Kommentar in Ihrer »Welt« und hatten eine Zeile später schon die Antwort gefunden: »Weil sie alle modern und gut aussehen – das sind die Oberflächen, die gefragt sind und nicht nur Konsumenten, sondern auch Bürger verführen.«

Aber Herr Poschardt, kann das denn wirklich sein? Wir meinen: Modern und gutaussehend – das sind Sie doch auch! Und trotzdem können höchstens Porschekonsumenten und Wutbürger Sie leiden!

Altmodisch und hässlich: Titanic

Huhu, beste Bahn!

Nichts gegen liebe Post; aber sag mal: »Sehr geehrter Herr X, *klopf, klopf*, sind Sie zu Hause? Wahrscheinlich, denn in unserer Bahn haben wir Sie leider schon viel zu lange nicht mehr begrüßen dürfen« – Rückfrage, liebe Bahn: *klopf, klopf*, ist bei Dir jemand zu Hause? Wahrscheinlich nicht, denn in Deiner Oberstube, na ja, Du weißt es selbst!

Klopf auf Holzklasse: Titanic

Und außerdem, Bahn:

Wenn Du uns nun so herzergreifend inniglich in Deinen Zügen vermisst: hast Du’s mal auf dem Bahnsteig probiert?

Unverspätet grüßt Dich Titanic

Wow, Neu-CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer!

Als Christdemokratin scheint man ja ein rechtes Hundeleben zu führen. Im Rennen um den Parteivorsitz bezeichneten Sie sich in einem Interview mit den Zeitungen der Funke-Mediengruppe als »klassische CDU-Promenadenmischung«.

Wie Ihnen als frankophile Saarländerin geläufig sein dürfte, ist diese Bezeichnung etymologisch den Spaziergängen (frz.: promenades) des Dienstpersonals im 18. und 19. Jahrhundert entlehnt, auf denen der Natur freier Auslauf gelassen wurde und sich die mitgeführten Hunde der Herrschaft unkontrolliert im doggy style paaren konnten. Bei dem überbordenden Genpool in Ihrer Partei mit all den politischen Windhunden, Kläffern und Kampftölen sind Ihre Mischlingsgene allerdings noch eindeutig identifizierbar: Schwarzer Terrier und Deutsch Kurzhaar.

Sitz! Platz! Aus! Titanic

Sorry, Librero Verlag,

aber Deine Bände »Mathematik«/»Kunst«/»Wirtschaft in 30 Sekunden« haben wir im Laden statt zu kaufen einfach schnell weggelesen!

Arbeitet jetzt an einem Geschenkbuch »Sparen in 30 Sekunden«: Titanic

Sie, Oliver Bäte,

Ihres Zeichens Vorstandsvorsitzender der Allianz SE, erklärten im »Zeit«-Interview: »Für mich ist Gerechtigkeit ein marxistischer Begriff. Ich weiß nicht, was das ist.«

Und das, Bäte, ist eben die Crux mit dem Marxismus. Was Gerechtigkeit ist, erfahren Sie und Ihre Millionärsfreunde immer erst nach der Revolution. Dann aber sehr gut verständlich und gewissermaßen am eigenen Leib.

Kann es kaum erwarten: Titanic

Doktorhut ab, Bildungsministerin Anja Karliczek!

Sie haben vergangenen Monat in einem Interview mit N-TV kritisiert, dass es keine Langzeitstudien über Kinder, die in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften aufwachsen, gebe. Dass entsprechende Untersuchungen seit Jahren vorliegen, möchten wir nicht noch einmal wiederholen, nachdem bereits mehrmals darauf hingewiesen wurde. Vielmehr interessiert uns, welche Auswirkungen es auf einen gesunden Menschen hat, 47 Jahre lang der katholischen Kirche und 20 Jahre der Christlich Demokratischen Union anzugehören. Delegieren Sie die Studie bitte an ein unabhängiges Team, Sie selbst scheinen uns da ein wenig biased zu sein.

Forsch: Titanic

Was für News, Nachrichtenagentur Xinhua!

»Die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua setzt zwei virtuelle Nachrichtensprecher ein.« Die Anchor-Avatare haben dafür ein algorithmisches Schauspielstudium absolviert: »Mit Hilfe von KI und maschinellem Lernen hat sich ein Computerprogramm die Lippenbewegungen, Mimik und Gestik menschlicher Sprecher angeeignet und virtuelle Abbilder von ihnen erzeugt. Die sogenannten Avatare sollen auf diese Weise möglichst lebensnah wirken und nicht wie kalte Roboter.«

Und wo könnte man lebensnahe, menschliche Gestik und Mimik besser abgucken als bei in Grund und Boden gecoachten Rhetorik-maschinen wie Nachrichtensprechern, die beim Verkünden der furchtbarsten Naturkatastrophe genausoviel Gefühlsregung zeigen wie beim Verlesen der Lottozahlen? Und überhaupt: Die kalt-mechanische Aura einer Judith Rakers und die ruckeligen Bewegungen eines Claus Kleber – so etwas wird eine Maschine niemals ersetzen können!

Diesen Brief generierte das Satireprogramm Titanic

Mensch, Jens Spahn!

Dem »Handelsblatt« sagtest Du: »Geld ohne Gegenleistung widerspricht meinem Bild einer sozialen Marktwirtschaft.« Das trifft sich ja – unserem auch! Und genau deshalb ist schon seit langem dafür, Dir die Diät komplett zu streichen: Titanic

Sag mal, Taz!

Bist Du jetzt endgültig verrückt geworden? Als Donald Trump seine stellvertretende Nationale Sicherheitsberaterin entließ, was US-Medienberichten zufolge auf öffentliches Geheiß Melania Trumps geschehen ist, zerbrachst Du Dir kräftig den Kopf der First Lady und fragtest, warum sie die Sache nicht diskreter gehandhabt habe: »Die Außenwirkung für Donald Trump ist schließlich nicht ideal: Der vermeintlich mächtigste Mann der Welt steht nun entweder da als Mann, der unter der Fuchtel seiner Ehefrau steht. Oder als ein US-Präsident, der unumwunden persönliche Befindlichkeiten seiner Familie zur Grundlage für politische Entscheidungen macht.«

Um Gottes willen, Taz, Du raunendes Klatschblatt! Das wäre ja in beiden Fällen ganz schrecklich für Trump, der darüber gewiss auch stürzen würde – gäbe es nicht zehn- bis fünfzehntausend gravierendere Fälle, in denen der vermeintlich mächtigste Mann der Welt zweifelsfrei gezeigt hat, dass er auf so was wie Außenwirkung tüchtig pfeift.

Frag Dich, Taz, doch lieber mal, wie Du jetzt dastehst, rät: Titanic

Eure Heiligkeit Papst Franziskus!

Seit geraumer Zeit wirst Du immer normaler für einen Katholikenchef, hattest vor zwei Jahren den »Weltkrieg gegen die Homoehe« angeprangert, im August Eltern homosexueller Kinder geraten, den Nachwuchs zum Psychiater zu schicken, und nun verkündest Du: »In unseren Gesellschaften scheint es gar, dass Homosexualität eine Mode ist, und diese Mentalität beeinflusst auf gewisse Weise auch die Kirche.«

Und da freuen sich schon jetzt auf den Anblick von Kirchenmännern in skinny Chorhemden, ledernen Mitras und assless Soutanen:

Deine Modepäpste von Titanic

Sind Sie, Meister Kretschmann,

nach Jahren des Aufgeregtseins mittlerweile am Höhepunkt angelangt? Unsere Auswertung beweist, dass Ihr weißes Haar noch nie derart hoch und spitz gestanden hat wie jüngst, als Sie sich im ZDF über den Digitalpakt echauffierten. Diesen bezeichneten Sie, mit steigender Rage immer langsamer redend, sogar als »Digitalpass«.

Wir machen uns Sorgen! Bitte sagen Sie Bescheid, ob Sie vorhaben, sich je wieder abzuregen. Wir schicken Ihnen sonst gern eine Packung blutdrucksenkender Pillen. Oder fragen Sie einen Parteikollegen nach, hehe, pflanzlichen Mitteln!

Untersucht inzwischen weiter die Korrelation zwischen Frisur und Zorn: Titanic

Lieber baden-württembergischer FAZ-Korrespondent Rüdiger Soldt!

»Schneller bestrafen«, forderten Sie in einem Kommentar – aber wen eigentlich? »In vielen Groß- und Kleinstädten gibt es Gruppen von vierzig bis fünfzig gewaltbereiten, häufig in den Drogenhandel verstrickten Asylbewerbern oder anerkannten Flüchtlingen, die Angst und Schrecken verbreiten.« Dabei würde uns vor allem interessieren, wie Sie zu dieser erstaunlich präzisen Zahlenangabe gekommen sind. Und warum arbeiten die Asylbewerber aus Ihrer Sicht denn so ineffektiv bei ihrer Gewaltbereitschaft? In jeder Stadt die gleiche Mannstärke? Das wäre ja so, als wenn der »Kochlöffel« am Rande von Pforzheim genausogroß wäre wie der in der Innenstadt von Karlsruhe, geschweige denn Stuttgart. Nicht auszudenken!

Sollte man den fremdländischen Übeltätern also nicht vorm Ausleben kleinstdeutscher Bestrafungsphantasien ein paar handfeste BWL- und Management-Kurse an die Hand geben? Damit das alles mal ein bisschen mehr nach heimischer Sitte und Ordnung abläuft? Schließlich meinen Sie direkt im nächsten Satz: »In der Flüchtlings- und Einwanderungspolitik sind Bagatellisierung und Hysterisierung gleichermaßen schädlich.«

Und einen FAZ-Schreiber trennt ja manchmal auch gar nicht so viel von den »jungen, männlichen Asylbewerbern«, mit denen er sich so gerne befasst: »rückschrittliches Frauenbild«, »fehlende Sexualerziehung und Perspektivlosigkeit« – das klingt für uns nach Redaktionskonferenz im Politikressort. »Entscheidend für eine erfolgreiche Strafverfolgung ist«, so finden auch wir, »dass schnell sanktioniert wird.«

Warnen in diesem Sinne vor falscher Laxheit: Ihre undogmatischen Pragmatiker von Titanic

Deutsche Kinos,

geht es Euch wirklich so schlecht, wie immer und allerorts behauptet wird, oder warum fangt Ihr plötzlich damit an, in Euren Werbeblöcken diese komischen Image-Spots auszustrahlen?

Kleiner Tip: Den Leuten, die trotz Netflix in Euren Sesseln sitzen und Popcorn futtern, müsst Ihr nicht klarmachen, dass sich der Kinobesuch lohnt. Eure Zielgruppe sind vielmehr: alle anderen.

Zu versuchen, jemanden von einer Sache zu überzeugen, die er schon längst macht, kann eigentlich nur negative Folgen haben. Als Werbemaßnahme wäre da selbst ein einsam-heiserer Marktschreier auf der Straße effektiver, der einem die Vorzüge der großen Leinwand vorbetet.

Trotzdem viel Erfolg wünscht Titanic

Heda, Carsten Brückner,

Vorsitzender des Wohneigentümerverbands Haus & Grund in Berlin und Fachanwalt für Mietrecht: Im »Tagesspiegel« plapperten Sie darüber, dass die Politik doch bitte die Eigentümer einschränkenden Reglementierungen abschaffen solle. Und außerdem: »Je mehr Eigentümer vorhanden sind, desto mehr muss sich der Staat auch mit ihren Interessen beschäftigen.«

Hört sich gut an, Brückner. Was fordern Sie sonst noch so: dass mehr Menschen Crystal Meth rauchen sollen, damit sich der Staat mit den Interessen der Abhängigen beschäftigt? Und Sie vertreiben die Leute dann auch nicht aus Ihrem Hausflur, wa? Titanic

Dürfen wir, FUK Intensivpflege24 (Bochum),

vorsichtig äußern, dass wir schon eine Idee haben, warum Du, Familien- und Krankenpflege Intensivpflege24, zwar sicher einen aufrichtigen und sehr sinnvollen Job erledigst, aber nur gaaanz wenig englischsprachige Kunden hast?

Just a hunch: Titanic

Privjet, Genosse Kühnert!

Gerade erst vom »Redaktionsnetzwerk Deutschland« zum »mächtigsten« Juso-Vorsitzenden, »den es je in diesem Amt gab«, erklärt, gabst Du Dir auf dem Bundeskongress der Jungsozialisten alle Mühe, Dich im Spannungsfeld zwischen Ernstgenommenwerdenwollen und Berufsjugendlichkeit rhetorisch unter Beweis zu stellen: »Wir wollen nicht nur Subwoofer sein für gesellschaftliche Probleme. Wir wollen auf dem Kontinent, der einen ganzen Sommer zu Bella Ciao getanzt hat, die Playlist ändern.« Na das »sounded« ja wirklich »cool«: »Young« Kühnikev »bimst« am »Mic«, »Chyeah«!

Bei solch genialer Metaphorik lässt Du es Dir auch nicht nehmen, Dich schon im zweiten Satz völlig in ihr zu verirren. Denn: Warum die Playlist ändern, wenn »Bella Ciao« läuft? Und was statt dessen? Zurzeit, lieber Kevin, scheint es ohnehin eher so, dass die SPD einem Kontinent, der viel lieber zum Rhythmus der Volksschlager von Lederhosenhanseln wie Andreas Gabalier marschiert, nichts entgegenzusetzen hat als »Das rote Pferd« in Dauerschleife.

Dreht jetzt »Thank u, next« auf max: Titanic

Oliver Pocher!

Zum Ende des Musiksenders Viva haben Sie die Moderatorentätigkeit bei Ihrem früheren Arbeitgeber verteidigt und gesagt, Sie selbst hätten dem Sender viel zu verdanken: »Ohne Viva wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin.«

Meinen Sie damit: kurz vor dem Dschungelcamp, »Bauer sucht Frau« oder dem endgültigen Karriereende?

Grüße von den Moderatoren auf der Titanic

Klopf-klopf, Sting!

Wie wir aus dem »Spiegel« erfahren durften, sind Ihnen die Ideen zu Ihren bekanntesten Songs im Hotelzimmer gekommen. In der Langeweile einer Münchner Absteige entstand etwa »Walking Round the Room«, aus dem sich später das Lied »Walking on the Moon« entwickelte. Und ein anderes Mal pfiff Ihnen ein Fensterputzer die Melodie zu »Roxanne« direkt in die Herberge. Die Entstehungsgeschichten Ihrer übrigen Hits kennen wir zwar nicht, aber bei genauerem Blick scheinen die ebenfalls im Hotel entstanden zu sein: Die Idee zu »Don’t Stand so Close to Me« ist doch sicherlich am Frühstücksbuffet oder Pissoir gediehen. Und hier: »Message in a Bottle«, »Six Pack« und »De Do Do Do, De Da Da Da« beschreiben ja eindrücklich die drei Stufen vom Öffnen der Minibar über das Nachschubholen bis hin zum wohlverdienten Delirium.

Auch bei den drei Songs »So Lonely«, »Secret Journey« und »Every Little Thing She Does Is Magic« lässt sich ein kausaler Zusammenhang erkennen, aber diese Zimmertür lassen wir dann doch lieber geschlossen!

Weiterhin gute Reise Titanic

Geht’s noch, AfD-Pressesprecher Claus Strunz?

In Ihrem neuen Buch »Geht’s noch, Deutschland?« richten Sie den Fokus auf – wie es im Untertitel heißt – »die schlimmsten Fehler, die unser Land lähmen – und 20 Ideen, wie es wieder besser wird«.

20? Aber es wäre doch schon sehr vieles besser, wenn Sie keine Bücher mehr schreiben würden, Strunz!

Grüße von Ihren Ideengebern bei Titanic

Kann es denn wahr sein, Stefan Zweig Centre Salzburg,

dass Du keine einzige Zweigstelle besitzt? Noch nicht einmal in Lermoos oder Ehrwald?

Lacht sich ’nen Ast: Titanic

Ein Polizist wie Sie, Jürgen P.,

darf sich in Bayern, anders als etwa im linkslinksgrünen Berlin, laut dem Bayrischen Verwaltungsgerichtshof also weiterhin nicht tätowieren lassen, sofern die Tinte beim Tragen der kurzärmeligen Sommeruniform zu sehen wäre. Nachdem Sie erfolglos gegen das Verbot Ihrer Dienstbehörde geklagt hatten, murrten Sie: »Wegen einer Tätowierung bin ich kein schlechterer Mensch!«

So ist es, das finden wir auch! Aber halt wegen Ihres Berufs.

Trägt nur Knasttattoos: Titanic

Schnurrbartträger Hannes Schrader!

Sie sind Redakteur für »Zeit Campus online«, das junge, hippe, aber nicht zu junge und zu hippe Junge-Leute-Ressort von »Zeit online«, zu dessen Anforderungsprofil Sie gerade so schicksalhaft passen wie Ihr Gesicht in Ihr Gesicht.

Neulich schimpften Sie Ihre Altersgenossen einmal kräftig, aber nicht zu kräftig, weil sie es nämlich verdienen. »Die Kürbissuppe ist das suppengewordene Ikea-Wandbild«, schrieben Sie. Ein mutiger, aber nicht zu mutiger Vergleich. Liegt Ihnen! »Sie ist die Times New Roman der Amateurküche«, aha, auch nicht schlecht, »eine Ausrede in Form eines Abendessens.« Lecker! Geht da noch was? »Sie ist das Bananenbrot der Hauptgerichte.« Donnerwetter! »Denn durch die AfD mag in Deutschland der Diskurs verrohen – aber durch Kürbissuppe verroht die deutsche Esskultur.«

Und so etwas lernt man auf einer Journalistenschule, ja? Oder im Debattierclub? An der Supermarktkasse? Schrader, Sie Musterstück eines wandelnden Generationenportraits!

Und natürlich tragen Sie in Ihrem ausgehöhlten Inneren auch eine große »Portion« Melancholie mit sich herum und räumen daher ein: »Zugegeben, auch ich habe Kürbissuppe schon unwidersprochen gegessen. Einmal hätte ich sie sogar fast selbst zubereitet, die Zeit war knapp und der große Suppentopf sauber.« Ist ja nicht wahr! Aber dann? »Doch ich besann mich, schnitt«, wenn schon nichts Lebenswichtiges auf, so immerhin »den Hokkaido in Scheiben, benetzte ihn mit Olivenöl, Zimt, Salz und Pfeffer und schob ihn in den Ofen. Er schmeckte wunderbar, beträufelt mit kühlem Joghurt und ein wenig scharfer Sauce. Leider bin ich die Ausnahme.« Glauben Sie uns: Leider sind Sie gerade das am wenigsten.

Und wir meinen damit nicht den Kürbis. Titanic

Wenn aber, Aida-Kreuzfahrtschiffe,

Euer Slogan nicht lauten würde »Macht aus Urlaub REISEN«, sondern grad umgekehrt »Macht aus Reisen URLAUB«, wär’s doch glatt genauso doof und nichtssagend, oder? Titanic

Da blieb uns, Wirtschaftsredakteur Martin Gropp (FAZ),

fast die Luft weg, als wir Deinen Kommentar zur Lage der Automobilindustrie lasen: »Die deutsche Auto-Industrie schwächelt an hausgemachten Problemen: Leisten kann es sich die Branche nicht, chronisch krank zu werden – zu viele Menschen hängen von ihr ab.«

Da kann man es sich doch viel eher leisten, dass Menschen durch die von Autos verursachte Stickstoffdioxid- und Feinstaubbelastung chronisch krank werden. Wir hoffen also mit Dir, Gropp: Möge die Auto-Industrie bald gesunden! Zu viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen hängen von ihr ab.

Hustet Dir einen: Titanic

Lieber, guter, müder Tim!

Was hat diese Redaktion unter Deiner Rekord-Ägide (fünf Jahre plus drei Monate) nicht alles erlebt. Einen nervenzehrenden Umzug! Die erste Rechtschreibreform seit Heftgründung! Eine Steigerung der Frauenquote um gefühlte 1000 Prozent! Und dann war da noch dieser Vorfall in Paris, der die Zahl europäischer Satiriker drastisch dezimiert und dafür gesorgt hat, dass sich plötzlich Horden »seriöser« Journalisten für unser Treiben interessiert haben.

Was hat das – wenn wir auch mal journalistisch werden dürfen – mit Dir gemacht? Nun, wir konnten’s ja selbst beobachten: Kränkelnd, wuschelbärtig und schuhlos tigertest Du tagtäglich durch die Räume, wahlweise übers dumme Presswesen tobend, uns in den immerselben Worten die Stimmung im Lande erklärend, unzählige lukrative Lesungs-, Buch- und Podcastdeals aushandelnd oder darüber sinnierend, in welche Promimaske Du für Dein nächstes Editorialsfoto schlüpfen solltest. Das alles, wenn Du nicht gerade mit Deiner bewährten Ein-Finger-Tipp-Technik pointensatte Artikel verfasst hast.

Bevor Du jetzt mit Deiner gleichfalls sympathischen Familie auf eine Hallig ziehst oder was, versprich, Ex-Chef Wolff, uns dies: dass Du hin und wieder Deine alten Weggefährten mit einem Besuch beehrst, sei es zum Kapselkaffeeschlürfen, zum Seriengucken, um ein beherztes »Letztlich Faschismus!« in den Konferenzraum zu brüllen oder uns mit Deinen klassischen selbsterniedrigenden Kleiner-Penis-Witzen zu erheitern.

Nichts würde sich sehnlicher wünschen: Deine Titanic

Your Excellency Pastor Andrew Brunson!

Nachdem Sie nach zwei Jahren Gewahrsam in der Türkei freigelassen worden waren, empfing Donald Trump Sie im Weißen Haus. Als überzeugter Christ fragten Sie Trump sogleich, ob Sie für ihn beten dürften. Trump bejahte, Sie legten ihm eine Hand auf die Schulter und baten um »übernatürliche Weisheit« für den Präsidenten.

Gut gebrüllt, Brunson! Für jemanden, der mit natürlicher Weisheit nichts anzufangen weiß, ist übernatürliche Weisheit jedenfalls einen Versuch wert.

Wer heilt, hat recht, findet Ti

Fast schon zu leicht, ORF,

machst Du’s uns mit Deinem neuen Claim »Österreich kann«, den unsereins ja gleichsam vollautomatisch um das »uns mal kreuzweise« ergänzt. Und daher hätte es dieser Brief auch fast nicht ins Heft geschafft. Aber Du hattest Glück. Denn ein älterer Claim von Dir lautet: »Mit ORF kommen Sie überall rein.«

Und zwar auch in die Titanic

Noch einmal zu Ihnen, AKK!

Nach der Lektüre Ihres recht ausführlichen Interviews in der FAZ müssen wir doch noch einiges besprechen. Der Reihe nach: »Angela Merkel ist Naturwissenschaftlerin, das prägt sie sehr. Sie geht nüchtern und analytisch an Fragen heran. Sie hat vielleicht auch öfter das Gefühl, dass sich Sachverhalte von selbst erklären« – was das genaue Gegenteil eines naturwissenschaftlichen Ansatzes wäre.

Weiter: »Wenn ich rhetorisch nicht ganz so geschliffen bin, dann gehört das eben auch zu mir. Letztlich kommt es weniger auf einen schneidigen Auftritt an als auf die Stärke der eigenen Position. Menschen haben ein feines Gefühl dafür, ob das, was man als Stärke präsentiert, nur ein Habitus ist oder einen Kern in der Sache hat« – wie man u.a. bei der Wahl Donald Trumps gesehen hat.

»Deshalb habe ich mir immer zur Maxime gemacht: hart und stark in der Sache, aber gemäßigt im Ton. Eine Politik der eisernen Faust im Samthandschuh.« Wenn man einer eisernen Faust einen Samthandschuh überzöge, wäre das immer noch eine eiserne Faust. Und wenn die auf den Tisch knallte, gäbe es alles, bloß keinen gemäßigten Ton.

»Der Partei … hat die große Erzählung gefehlt: Wie viel haben wir schon geschafft, wo stehen wir? Wenn wir 800 Meter zu laufen haben, sind wir schon bei 600 oder erst bei 400 Metern? … Die ersten 400 Meter haben wir gut hinter uns. Jetzt sind wir auf der Mittelstrecke zwischen 400 und 600 Metern. Das sind die Mühen der Ebene. Bei den letzten 200 Metern geht es darum, ob man erfolgreich ins Ziel kommt. Da wird es dann hart.«

Nun, wer auf einem 800-Meter-Lauf Sorge hat, nicht ins Ziel zu kommen, der sollte unter Umständen gar nicht erst loslaufen.

Und abschließend: »Ich erinnere mich an eine Parteiveranstaltung in Düsseldorf, da wurde sehr harsch über den Islam debattiert. Dann stand eine junge Frau auf und stellte sich als bekennende Muslima vor. Sie sagte, sie sei vor acht Jahren in die CDU eingetreten, weil sie den Eindruck hatte, dass unserer Partei Religion etwas bedeute. Diese junge Frau hat mich berührt. Sie fühlte sich in unserer Partei aufgehoben und stellte nach der Diskussion die Frage, ob sie überhaupt noch erwünscht sei – das hat einen Denkprozess bei den anderen in Gang gesetzt.« Welchen denn? Wie man sie am besten rauswirft, abschiebt, steinigt?

Sei’s drum, Sie räumten ja selbst ein, »rhetorisch nicht ganz so geschliffen« zu sein. Insofern schätzt Sie schon jetzt als perfekte Merkel-Nachfolgerin: Titanic

»Süddeutsche«!

Deiner Ansicht nach lebt also Botsuana »massiv vom Tourismus«. Deine massive Freude daran, wirklich alles massiv ins Massive zu wurschteln, in Ehren, aber schau, Beispiel: Entweder man lebt von Satire, oder man lebt nicht von Satire.

Aber wem sagen wir das!

Massiv kollegial: Titanic

Nachdem Du, Weltgeist,

es uns schon im Sommer gehörig besorgt hast (vgl. TITANIC 7/18, 8/18), gibst Du Dir zum Jahresende noch einmal richtig Mühe und stupst unsere Nasen sowohl auf den Göttinger Augenarzt Prof. Hoerauf als auch die Lübecker Zahnärztin Dr. Stein-Ziehfreund! Und dass wir in einem Artikel auf Sueddeutsche.de meinten gelesen zu haben, Amazon sei »inzwischen der größte Sklaventreiber der Welt«, wo tatsächlich nur vom größten »Serverbetreiber« die Rede war: das ging doch auf Dein Konto, oder?

Dafür danke und auf ein fruchtbares 2019: Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/i nnen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick