Briefe an die Leser | Februar 2019


Hoppla, Markus Gürne!

In Ihrer Position als Leiter des ARD-Börsenstudios erklärten Sie, warum das Börsenjahr 2018 so enttäuschend war: »Es war deshalb schwierig, weil viele ganz sichere Bänke … stark unter Druck geraten sind«.

Aber, aber, der Plural lautet doch »Banken«! Und über deren Schwierigkeiten freuen sich sehr

Ihre Fehlerteufel von der Titanic

Dobrindt-Alex (»Welt«-Gastautor)!

»Volksparteien stehen für … den größtmöglichen gesellschaftlichen Ausgleich. Dieser Ausgleich war insbesondere immer der Markenkern und die DNA der Union.«

Während der Markenkern Ihres Sprach- und Denkvermögens aus größtmöglichen Rindviechgenen besteht, die nicht mal dubiose chinesische Ärzte retten könnten.

Unausgeglichene Grüße Titanic

Sprachwalze Giovanni di Lorenzo!

Mit dem »Spiegel« unterhielten Sie sich über den Umgang mit dem Fall Relotius und kritisierten dabei die Kollegen in Ihrer gewohnt bildgewaltigen Sprache: »Wenn die Maschine des ›Spiegel‹ erst mal angeworfen ist, und da sehe ich etwas Systemisches, dann macht sie alles platt. Und wenn sich hinterher herausstellt, es war die falsche Straße, die wir plattgemacht haben, dann ist es für den Betroffenen schon zu spät, weil er einbetoniert ist durch diese Walze. Wulff war so ein Fall, nicht nur von Ihnen, aber auch von Ihnen.«

Und nun haben wir wiederum ein paar Fragen an Sie: Wie kann eine Walze eine Straße versehentlich plattmachen? Straßen sind platt und werden durch Walzen bloß verdichtet. Und wenn Wulff in diesem geschilderten Fall die Straße ist, wie kann ihn die Walze dann einbetonieren? Seit wann kann eine Walze überhaupt betonieren? Und just als wir für Sie unseren Betonmischer anschmeißen wollten, lasen wir etwas weiter den Geistesblitz Ihrer Gesprächspartner: »Das Publikum erwartet heute vielleicht auch große Dramaturgie, weil es das von großen Fernsehserien wie bei Netflix gewohnt ist.«

Dürften wir Sie, di Lorenzo, daher korrigieren: Wenn die »Spiegel«-Walze etwas plattmacht, dann Argumente.

Flache Grüße von Titanic

Gauklerbrüder Ehrlich Brothers!

Im launigen »DB mobil«-Interview wurden Sie zu Ihren besten Zaubertricks und gefährlichsten Frisurenstunts gefragt und ob Sie Mitreisenden in der Bahn hin und wieder etwas vorführen. »Klar!« antworteten Sie, »im Bordrestaurant kann man sich zum Beispiel geschickt eine Kaffeesahne vor das Auge halten und mit der Gabel hineinstechen. Das sorgt für Begeisterung – und Ekel.«

Hä? Ach so! Weil dann überraschend ein blutiger Augapfel aus dem Sahnedöschen rollt, richtig? Okay, zugegeben: Das begeistert auch uns!

Ein fröhliches »Hex hex!« von Titanic

Bon appétit, Franck Ribéry!

Es ist uns ja völlig einerlei, ob ein längst der Realität entglittener Profifußballer in Dubai ein vergoldetes Steak für 1200 Euro schmaust, aber es ist halt wirklich so richtig schön dumm und damit zu Ihnen passend wie der Muskelfaserriss zum feinfaserigen Ribeye: ein vergoldetes Steak! Und dazu noch geil ein Instagram-Selfie von dem Schwachsinn raushauen. Chapeau! Sie sind auch so einer, dem man in den Neunzigern beim Autokauf gegen astronomischen Aufpreis »La Cucaracha« als Hupenmelodie andrehen konnte. Oder ein Steak, von dem behauptet wird, es stamme von einem Rind, das man bereits zu Lebzeiten mit Goldblättchen beklebt habe.

Gönnen Sie sich doch gleich den Gipfel der Dekadenz: ein TITANIC-Gold-Abo.

Empfiehlt Titanic

Mutig, Uwe Pütz,

sehr, sehr mutig ist das, was Sie im Eröffnungssatz eines Artikels in wiederum »DB mobil« gestanden haben, nein: gestehen mussten. Denn irgendwann ist das Schweigen nicht mehr auszuhalten, irgendwann muss die Wahrheit ans Licht, auch wenn sie unerhört ist: »Ich muss gestehen, von der Coburger Bratwurst hatte ich bisher noch nie gehört.«

Hammer! Doch Sie sind nicht allein, Pütz, denn unter uns gesagt und Ihnen zur Gewissenserleichterung: Auch wir müssen gestehen, von der Coburger Bratwurst bisher noch nie gehört zu haben. Jetzt ist es raus. Und es kommt sogar noch härter: Auch von Ihnen hatten wir noch nie gehört!

Hier gesteht und kann nicht anders: Titanic

»TV Spielfilm«!

Beim spätabendlichen Sendematerial unter der Gürtellinie unterteilst Du in »Erotikfilme«, »Sexfilme« und »Sexfilmchen«. Rein aus Recherchegründen haben wir uns etliche Machwerke aus jeder Kategorie angeschaut, um herauszufinden, worin genau der Unterschied besteht. Ergebnis: Es gibt keinen; in allen wird gleichermaßen dumpf und handlungsfrei Geschlechtsverkehr betrieben. Daher bestärken wir Dich darin, dieses Genre fortan einheitlich zu bezeichnen. Und zwar so, wie Du es tatsächlich bereits einmal bei dem Streifen »The Escort« getan hast, nämlich schlicht und ergreifend als »Bumsfilm«.

Es grüßen die Bumsköppe von Titanic

SPD-Hoffnungsträger Olaf Scholz!

Sie haben sich in einem Interview mit »Bild am Sonntag« als möglicher Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten ins Gespräch gebracht und erklärt, dass Sie sich das Amt des Bundeskanzlers zutrauen. Sehr interessant, Scholz! Aber wollen Sie sich nicht lieber realistischere Ziele setzen und zum Beispiel US-Präsident, Papst oder britische Königin werden?

Fragen Ihre Kanzlerkandidaten auf der Titanic

Warum schon wieder Sie, Fleischhauer?

»Vielleicht müssen wir Donald Trump eines Tages dankbar sein. Es klingt furchtbar, so etwas zu sagen, ich weiß. Jeder vernünftige Mensch denkt, dass ihm beim Niederschreiben eines solchen Satzes die Hand verdorrt.«

Nein, jeder vernünftige Mensch denkt, dass das Niederschreiben eines solchen Satzes bloß Wichtigtuerei ist, der allzu durchschaubare Versuch, für Verblüffung zu sorgen durch eine bemüht konstruierte, hübsch provokative Quatschthese. »Oha, Trump dankbar sein, wieso denn das? Na, mal weiterlesen, irgendwas wird sich der mutige Querdenker Fleischhauer wohl dabei gedacht haben.« Haben Sie ja auch, und zwar solche Reaktionen. Und was für ein Glück, als Sie endlich was gefunden hatten, worin Trump »möglicherweise richtig liegt«.

Doch selbst wenn das so wäre: Müssten »wir« (?) ihm »eines Tages dankbar sein«? Angesichts dessen, was Trump sonst so anrichtet, natürlich nicht, das wissen auch Sie.

Wobei Sie ihm zumindest dankbar sein sollten für die Vorlage zu einer billig zusammengeschmierten Kolumne, die bestens und nach dem selben Schema funktioniert wie immer.

Kurz noch zu Ihrer verdorrten Hand: Ist es wirklich nur die eine? Sie schreiben also entweder mit dem Füllfederhalter – oder haben noch immer nicht gelernt, mit beiden Händen eine Tastatur zu bedienen?

Tippt beidhändig auf letzteres: Titanic

Schade, »Welt«!

»Facebook sperrt Nutzer, die ›Welt‹-Artikel geteilt haben«, lasen wir bei Dir unter der Kategorie »In eigener Sache« und freuten uns schon. Aber dann erfuhren wir, dass dies bloß an der Bebilderung lag, die der dumme Algorithmus für Terrorpropaganda hielt. Und es sich offenbar ohnehin nur um einen ganz bestimmten Artikel handelte.

Enttäuscht: Titanic

Weil Sie, Start-upper Sebastian Diemer,

»kein Fan von Hipstern und exzessivem Feminismus« sind, haben Sie sich von Berlin verabschiedet. Sie vermissen das »Normale«, »Konservative« in Gestalt von Männern und Frauen, die »wie Männer/Frauen agieren und aussehen«. So sieht’s aus! Und Ihr generelles Credo? »Weniger Idealismus, mehr Substanz.« Weshalb Sie jetzt in, na?, Frankfurt leben!

Und auch wenn Sie auf Ihrer Dislike-Liste »Drogen und Party« stehen haben, demonstriert Ihnen demnächst gerne, welche Substanzen selbst die hanebüchensten Widersprüche auflösen können:

Ihre neue Nachbarin Titanic

Tagesschau!

»Es sind Großeinsätze wie dieser im Hambacher Forst, die Deutschlands Polizei belasten«, wusstest Du in einem Beitrag von Dir über Belegschaftsknappheit im öffentlichen Dienst. Nun wollen wir uns ja nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, Tagesschau, aber ist nicht möglicherweise ein Einsatz, der von Anfang an selbst von Polizisten für sinnlos befunden wurde und der, nachdem ein Gericht die Rodung des Waldes verboten hat, komplett obsolet erscheint, dafür aber einen zweistelligen Millionenbetrag gekostet hat, ein eher nicht so gutes Beispiel, um Personalnot bei der Polizei zu veranschaulichen?

Fragt nur mal so: Deine Titanic

FAZ-Feuilleton-Herausgeber Jürgen Kaube!

»Was über diesen massenmedialen Skandalisierungsbedarf hinaus dem sozialen Medium zugerechnet werden kann«, rümpften Sie die weise Nase nach R. Habecks Twitter-Absprung in zwei vollen Zeitungsspalten, »ist nicht nur der eigentümliche Sog, den es offenbar ausübt, alles, was für ein Gedanke (sic!) gehalten wird, auch hinzuschreiben oder zu senden und zu allem etwas zu sagen, sei es auch das Allerphrasenhafteste.«

Sagen Sie mal, Kaube, lesen Sie eigentlich Ihre eigenen Texte? Denn Ihre nicht mal Phrasenhöhe erreichenden Holperkonstruktionen wie dieser Nicht-nur-Satz ins Nichts kämen bei Twitter nicht so leicht durch wie ins FAZ-Feuilleton.

Gesendet! Titanic

Herrje, Taz-Chefredakteur Georg Löwisch!

Nach der Wahl Annegret Kramp-Karrenbauers zur CDU-Vorsitzenden malten Sie in Ihrem Leitartikel die Zukunft Deutschlands in düstersten Farben. »Kramp-Karrenbauer wird mit dem Frust der Konservativen in der CDU zu kämpfen haben, mit dem Wutbürgertum ihrer eigenen Partei. Viele haben von einem Fest der Demokratie gesprochen, aber bei diesem Fest wurden Wunden geschlagen und blaue Flecken. Am Morgen danach werden sie schmerzen«, schrieben Sie beispielsweise, um anschließend auch in Hinblick auf den Weltenlauf finster zu resümieren: »Von dem knappen Ergebnis in Hamburg geht eine Gefahr aus, die auch allen Sorgen bereiten muss, die die Inhalte der CDU grauenhaft finden: eine gespaltene Partei in einem gespaltenen Land in einer gespaltenen Welt.«

Nun hatten Sie diese Sorgen um geschlagene Wunden und blaue Flecken allerdings ziemlich exklusiv. Innerhalb und auch außerhalb der CDU war man voll des Lobes für den fairen Wettstreit, eine Spaltung der Partei ist nicht einmal in Ansätzen sichtbar, und nachdem nun ein paar Wochen ins Land gezogen sind, wollten wir mal fragen: Was war denn da los? Waren Ihre Nerven vielleicht ein bisschen überreizt? Geht’s Ihnen inzwischen wieder gut? Und möchten Sie den falschen Alarm künftig nicht doch lieber den dafür zuständigen Boulevardmedien überlassen?

Dann ist ja alles bestens, freut sich mit Ihnen Ihre Titanic

Überrascht, Manfred Weber,

Spitzenkandidat der CSU für die Europawahl, hat uns, dass Sie Ihre Aussage, laut Umfragen würden Populisten, Extremisten und echte Nationalisten bei dieser Wahl mächtig zulegen, als Befürchtung verstanden wissen wollten. Wir nahmen immer an, dass sich genau diese Leute in Ihrer Partei wohlfühlen, Sie also bei Eintreffen der Prognosen einen fulminanten Erfolg einfahren würden.

Da hat wohl Horst Seehofer die Partei doch noch viel kaputter gemacht, als wir annahmen. Aber Söder kriegt das wieder hin, glaubt jedenfalls Titanic

Deutsche Comedians und Kabarettisten!

Falls irgendwann einmal irgendwer von Euch einen Buch-, Album- oder Bühnenprogrammtitel brauchen sollte, der noch origineller ist als Knaller wie »Nur für Busse« (Jochen Busse, Steinzeit), »Das Wort vom Sonntag« (Christoph Sonntag, 2005), »Schmitz komm raus« (Ralf Schmitz, 2006), »Nuhr die Ruhe« (Dieter Nuhr, 2009), »Nuhr unter uns« (ders., 2011), »Nuhr ein Traum« (ders., 2013), »Mach Dich Frei« (Alain Frei, 2017) oder »Fitz Dich ins Knie« (Lisa Fitz, 2022), werden wir ihm einen schenken, der erstaunlicherweise zu wirklich jedem von Euch passt. Er lautet: »Immer für keine Überraschung gut.«

Generös: Titanic

Ähem, Andrea Nahles!

»Die SPD steht für ein Recht auf Arbeit – und nicht für bezahltes Nichtstun«, erklärten Sie der »Welt«.

Diese Absage an ein bedingungsloses Grundeinkommen seitens einer Sozialdemokratenchefin kam zwar überraschend, aber andererseits: Wer wagt angesichts des Opportunismus Ihrer Vorgänger heute schon noch zu sagen, wofür die SPD überhaupt noch steht? Wir jedenfalls nicht. Jedoch: Dass zumindest Sie, Frau Nahles, voll und ganz für bezahltes Nichtstun stehen, das versichert Ihnen wie jede und jeder andere in diesem Land: Titanic

Vorsicht, US-Diplomaten auf Kuba!

Was mussten wir da Spannendes im »Spiegel« lesen? »Nächtliche Geräusche hatten Mitarbeiter der US-Botschaft in der kubanischen Hauptstadt Havanna aufgeschreckt, die im Hotel ›Capri‹ abgestiegen waren. Auf die Krachattacke, die im Detail allerdings unterschiedlich beschrieben wurde, folgten gesundheitliche Probleme, Hörverlust zum Beispiel, ebenso Schwierigkeiten beim Sprechen oder Gedächtnisstörungen.« In der Folge diskutierte man die Möglichkeit eines Angriffs mit Schallwellen oder Mikrowellen, was man von den Inselsozialisten halt so erwartet, bis dann zwei Biologen mit einer anderen, superlangweiligen Theorie um die Ecke kamen: »Ihren Erkenntnissen zufolge dürften Grillen der Art Anurogryllus celerinictus zumindest für einen Teil der beschriebenen Geräusche verantwortlich sein.«

Was? Grillen, die Hör-, Sprech- und Gedächtnisstörungen verursachen? Glaubt das bitte ja nicht, wir Spionagethrillerfans jedenfalls halten das für eine – na ja – Grille!

Zirp, zirp: Titanic

FDP-Vorsitzender Christian Lindner!

Seit dem Erwerb Ihres Jagdscheins im letzten Jahr essen Sie weniger Fleisch als vorher. Dem »Redaktionsnetzwerk Deutschland« verrieten Sie: »Mich hat die Jagd jedenfalls bewusster gemacht. Ich verzichte häufiger auf Fleisch. Die Mentalität ›Würstchen aus der Dose, Strom aus der Steckdose und Wohlstand vom Staat‹ finde ich fragwürdig.« Auf die Frage, ob es Sie große Überwindung koste, auf ein Reh zu schießen, antworteten Sie: »Der Moment des stillen Bedauerns ist eher nach dem Schuss. Wenn man das kleine Wesen erlegt im Gras liegen sieht – mit winzigen Hufen und Knopfaugen. Nur wenn man kein Herz hat, ist man da beim ersten Mal nicht gerührt.«

Und wenn jemand ein Herz hat, Lindner, dann Sie! Aber bereits beim zweiten Mal dürfen Sie das kleine Wesen ungerührt über den Haufen schießen.

Trost von Titanic

Ratlos, Lindner,

sind wir dagegen angesichts der Nachricht, dass Sie der FDP 50 000 Euro gespendet haben. Es lassen sich einfach keine Scherze mehr machen, wenn Sie in Ihrer Selbstliebe sogar so weit gehen, Ihre eigene Pointe zu sein.

Fürchtet um den Humorstandort Deutschland: Ihre Titanic

Bento.de!

In der Reihe »Best-of bento« haben Deine Redakteure den Artikel »Drei Freier erzählen, warum sie zu Prostituierten gehen« noch mal auf die Startseite Deines Mutterportals »Spiegel online« gebumst. Uff! Was soll da noch kommen, was soll das noch toppen? Wobei: Wäre es möglich, in den kommenden Wochen den Gastartikel »Drei TITANIC-Autoren erzählen, warum sie bei Bento browsen« zu plazieren? Ein bisschen dreckiger macht’s Dir nämlich immer noch: Titanic

Und aber grüß Gott, Moritz Baumstieger!

Fürs Magazin der SZ porträtierten Sie Bernd Stange, der früher mal die Fußballauswahl der DDR, dann die des Irak trainierte und heute die syrische Elf coacht, wie es schon die historische Kontinuität verlangt: »DDR-Trainer, Stasi, Saddams Coach: das klang für manche nach einem Mann ohne Gewissen.«

Aber schauen S’, Baumstieger: Sie wiederum haben die Deutsche Journalistenschule besucht und schrieben und schreiben u.a. für »Neon«, den »Stern« und die »Zeit«, und wissen Sie, wonach das für manche klingt? Für uns z.B.?

Macht ja nix.

Ihre Gewissensprüfer von der Titanic

Dr. Thomas Assmann!

Sie sind »55 Jahre alt«, »Internist« und haben »eine Praxis im Bergischen Land«, was Sie zu allerlei Abpumpungen in eine FAS-Kolumne namens »Der Landarzt« berechtigt. Neulich erst sekretierten Sie darin gar nicht blutdrucksenkend: »In den Städten wird man praktisch von Balken der Erreichbarkeit auf dem Handy erschlagen, während auf dem Land das Suchen nach einem Balken auf dem Display viel Zeit in Anspruch nimmt. Und ich bekomme immer mehr das Gefühl, das ist politisch und gesellschaftlich so gewollt – und genau das macht mich rasend.«

Nun sind wir vor lauter Splittern in unseren Augen völlig überfordert, Ihnen, treuem Medizinbruder, bei Gott die adäquate Behandlung zu empfehlen: Auge? Herz? Möbelhaus? Steckdose? Oder vielleicht zuerst einmal: Donnerbalken? Und wie erreichen wir Sie? Die Verbindung zum Land ist ja, wie Sie schreiben, äußerst schlecht … hallo? Herr Doktor Ass-Man? Sind Sie noch da? Hallo-ho?

Rät einstweilen zum Rückzug auf erprobte Kommunikationsformen (i.e. Krakeln auf Rezeptblöcke): Titanic

Holdrio und Heil, Andreas Gabalier!

Anlässlich eines Deiner Konzerte in Wien hast Du es krachledern lassen und gegen die linksliberalen österreichischen Zeitungen »Standard« und »Falter« gejodelt: Während »ganz Wien heute in Tracht zum Gabalier gegangen ist«, seien deren Redakteure »undercover in der Halle« (also auch in Tracht?), um »verheerende Geschichten« zu schreiben. »Um diesen Quargel abzudrucken«, erhielten die dann auch noch »Presseförderung in Millionenhöhe«.

Gut gemuht, völkischer Rock’n’Roller. Und man versteht Deinen Unmut, denn jemand, der Textzeilen wie »Mountain Man / Du schützt das Edelweiß / Du bist hart wie Gletschereis / Du bist am Berg daham / Du hast an Umhang an« intoniert, braucht wahrlich keine Unterstützung dabei, verheerende Geschichten zu verbreiten. Du machst Deinen Quargel schon ganz allein!

Schuhplattelt Dir immer wieder gerne eine: Titanic

Online-Möbelgeschäft Made.com,

in Deinem Shop bietest Du Deinen Kunden »die coolsten Couchtische für dein Living-Erlebnis«.

Was kann man bei Dir denn noch so kaufen? Die coolsten Lampen für den Watching-Augenblick? Das coolste Geschirr fürs Eating-Essen? Die coolsten Sessel für den besten Sitting-Sitz? Geben trotzdem keine Ordering-Bestellung bei Dir auf:

Deine nichtsesshaften Satirikerinnen von Titanic

Sie dagegen, Bodo Ramelow,

sind nicht nur Thüringens Ministerpräsident, sondern neuerdings auch Vorsitzender der Ost-Ministerpräsidentenkonferenz, weshalb Sie neulich in einem Interview über den »Digitalpakt« der Bundesregierung sprachen: »Ich erkläre das, was die im Bundestag vorhaben, gerne am Beispiel von Attila, meinem Hund. Wenn der eine Tablette braucht, verstecke ich sie in einer Wurst. Inzwischen ist er aber nicht mehr dumm und pult die Tablette aus der Wurst, bevor er sie frisst. Wir Länder machen es jetzt wie Attila.«

Gut geknurrt, mag sich einer gedacht haben, der das für ein passendes Bild hält, nur stellte der Reporter leider die Nachfrage, ob Sie nun die nötige Medizin nicht nähmen, worauf Sie ihm folgende Antwort ins Diktiergerät bellten: »Diese Medizin ist in Wahrheit pures Gift«.

Dass hier und da mal jemand einen falschen Pilz pflückte und dann erstickt im Wald oder vor dem heimischen Herd lag, mag schon vorgekommen sein, wie Sie als ausgewiesener Pilzfreund wissen dürften. Aber ein Ministerpräsident, der sich in seiner eigenen Metapher so sehr verrennt, dass er binnen zweier Sätze seinen Hund vergiftet, ist, gerade in Chico-Land, mindestens bedenklich. Verstecken Sie, Ramelow, deshalb beim nächsten Mal besser den Hund in der Wurst oder sich selbst vor uns!

Vergiftetes Kompliment von Titanic

Sehr geehrte Nathalie Weidenfeld!

Mit tiefe Nachdenklichkeit verbürgenden Vokabeln wie »endemisch«, »Opakheit«, »Ambiguität« etc. geben Sie im SZ-Feuilleton völlig zu Recht zu bedenken, dass die gute alte europäische »Kultur der Privatheit« vom »Monopol amerikanischer digitaler Social-Media-Kanäle« zerstört zu werden droht. Schließlich funktioniere Facebook »vornehmlich wie ein öffentliches Tagebuch, als ein Buch (›book‹) eben, in dem die Menschen offen ihr Gesicht (›face‹) zeigen, also ihr Innerstes für andere sichtbar machen.« Da haben Sie den Nagel (»nail«) auf dem Kopf (»head«) getroffen!

Doch eine Frage bleibt: Wenn Ihr Gesicht, Frau Weidenfeld, tatsächlich Ihr Inneres füllt – was sitzt dann bei Ihnen zwischen Haaransatz und Kinnspitze?

In Sorge: Ihre Gastroenterologen von Titanic

Hoppla, Gerd Müller!

Sie sind zwar nicht der erste Spitzenpolitiker, der wegen eines Defekts an einem Regierungsflugzeug liegengeblieben ist. Aber als Entwicklungshilfemininster – in Afrika! Haben Sie da beim Warten in Sambia wenigstens ein paar Spenden für die dafür verantwortliche, total kaputte Bundeswehr klargemacht?

Africa for Germany! Titanic

Schauspielgöre Hailee Steinfeld (»Bumblebee«)!

Woran Sie denken, wenn Sie an die achtziger Jahre denken, wollte die FAZ von Ihnen wissen, »Sie sind ja gerade einmal 22 Jahre alt«. Sie verrieten es: »Die ersten Bilder, die ich im Kopf habe, sind neonfarbene Zopfgummis, hochtaillierte Jeans und Aerobic-Videos. Zum Glück zeigen wir in unserem Film auch eine etwas andere, coolere Seite der achtziger Jahre.«

Klar, und daran erinnern wir Popkultur-Oldies uns allzugerne: knallgelbe VW Käfer, die sich in Maschinenwesen verwandeln und sich mit anderen Maschinenwesen bombastische Materialschlachten liefern – schwärm! Der kultige Kampf der Transformers gegen die Decepticons hat uns ja überhaupt vom Kalten Krieg und der permanenten Angst vorm Atomtod abgelenkt.

Trägt immer noch stolz hochtaillierte Zopfgummis und neonfarbene Jeans: Titanic

Sie mögen ja, Karl-Theodor zu Guttenberg,

recht damit haben, dass der bayerische Ministerpräsident Markus Söder nicht das Zeug zum CSU-Chef hat. Mit Ihrer Bemerkung, er reiche bislang nicht an das Format eines Franz Josef Strauß oder Theo Waigel heran, wollen Sie ihn aber doch nicht dazu bringen, deren Format einfach zu kopieren, womöglich noch ohne Angabe der Quellen?

Müsste sonst an Ihrer Lernfähigkeit zweifeln: Titanic

Ralph Bollmann (FAS)!

Wenn wir in einem Ihrer Artikel lesen, dass Grünen-Chef Robert Habeck als »Neueinsteiger von außen« gilt, »der als unbelastete Projektionsfläche für vielerlei Sehnsüchte taugt«, dann stellt sich uns natürlich die Frage, wofür man eigentlich diesen Ralph Bollmann halten soll. Für einen Altaussteiger von innen? Einen Frühaufsteiger von unten? Oder doch als einen idealen Projektor, dessen Sprache für vielerlei wenig taugt?

Belastet: Titanic

TU Ilmenau!

»AgiPro« heißt Dein »innovatives Projekt«, bei dem »Betriebe in einem Unternehmensnetzwerk die Preise für ihre Produkte abhängig von der Lieferzeit« ermitteln. Die griffige Abkürzung steht für »Agile deckungsbeitragsorientierte Produktion«, und wir fragen uns, welche Projekte als nächstes kommen.

Vielleicht »Bolsch-Wiki«, ein Nachschlagewerk für »bedarfsorientierte Leistungsschübe«?

Oder »Realsoz«, die »reaktionsschnelle Allokation von Sonderzulagen«? Ganz bestimmt jedenfalls »Adorn«, die »auftragsbasierte Datenerhebung zur Ordnung von Nachbestellungen«.

Gern geschehen, Genossen!

Deine Agitproper von Titanic

Großer AfD-Vorsitzender Alexander Gauland!

Als die »Neue Zürcher Zeitung« Sie zum Interview lud, dürfte das für Sie ein innerer wie äußerer Reichsparteitag gewesen sein. Die Ihnen sehr gewogenen Schweizer stellten nämlich betont höfliche Fragen (»Hat es Ihre Partei auch geschafft, Brücken zu bauen?«), auf die Sie ausnehmend charmant antworteten (»Brücken haben wir noch keine gebaut, wir schlagen Breschen in die Mauern«). Wohl nur in dieser Atmosphäre gegenseitiger Wertschätzung war es möglich, dass Sie auf die Frage nach Kontakten zu den anderen Parlamentsparteien einmal so richtig aus dem Nähkästchen plauderten. »In einer Talkshow habe ich erlebt, dass mich Herr Röttgen von der CDU gar nicht begrüßt hat, während mir Herr Trittin von den Grünen sehr freundlich die Hand geschüttelt hat«, konnten wir zum Beispiel erfahren (und uns über Jürgen Trittin einfach nur wundern); und besonders erhellend fanden wir schließlich Ihr Bekenntnis: »Wir sitzen ja neben der FDP – da fliegt gelegentlich einmal ein Wort hin und her, auch ein freundliches.«

Jetzt wüssten wir halt nur allzugerne, wie dieses freundliche Wort denn lautet, das da zwischen Ihrer Truppe und den Freidemokraten hin- und herfliegt. Lassen Sie uns raten: Ist es womöglich – »Nazi!«? Das saust dann heiter über die Abgeordnetenbänke, wird immer wieder zurückgespielt, und nach einigem Hin und Her fällt man sich schließlich in die Arme, nennt sich gegenseitig »Schmeichler!« und lacht dazu ein augenzwinkerndes Nazi-Lachen?

Dann wäre es Ihnen im Bundestag aber doch schon ganz gut gelungen, Brücken zu bauen, schüttelt Ihnen freundlich nicht die Hand: Titanic

Auch Du, Taz,

sahst Dich gezwungen, den Ribéry-Skandal (s.o.) zu kommentieren. Für seinen Beitrag mit dem Titel »Hype um Ribérys Hüftgold« gehört Deinem Redakteur Markus Völker allerdings die journalistische Lizenz (gibt’s so was?) nicht nur wegen des furchtbaren Wortspiels entzogen, sondern auch für den Inhalt, bezeichnet der Kollege die Aufregung um Ribérys Goldsteakkonsum doch als einen »Neid- und Scheißsturm«.

Neid? Wenn wir Fleisch mit Schwermetallresten essen wollen, können wir uns auch Hack vom nächsten Aldi holen!

Dankt Merkel und der deutschen Industrie: Titanic

Grüezi, Beat Wampfler, Schweizer Käseliebhaber!

Sie wollen jetzt mit Musik den Geschmack Ihres Emmentalers verbessern: »Ich bin überzeugt, dass nicht nur Feuchtigkeit, Temperatur und Nährlösung einen Einfluss auf den Geschmack haben.« Seit Herbst vergangenen Jahres beschallen Sie Ihre Käselaibe mit Mozarts »Zauberflöte«, Led Zeppelin und Hiphop, während andere noch ohne Töne heranreifen. Ob sie unterschiedlich schmecken, soll sich später bei einer Verkostung zeigen.

Damit, Herr Wampfler, können Sie uns hier in der Heimat von Handkäs mit Musik freilich nicht hinterm Milchzuber hervorlocken. Lassen Sie uns aber wenigstens anmerken, dass sich Mozart zwar hervorragend für Moz(z)arella eignet, Bavaria Blu hingegen nach Blues verlangt, Feta nach Fetenhits, Roquefort nach klassischem Rock, Scamorza nach Ska, und dass bei Romadur keineswegs Stücke in Moll empfohlen werden, jedenfalls nicht von den Affineuren bei Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!

Deinen Bericht über die Ausstellung »Kunst und Fälschung« im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg beendetest Du so: »Es gibt keine perfekte Fälschung. Die hängen weiterhin als Originale in den Museen.«

Haben Originale auch schon immer für die besseren Fälschungen gehalten:

Deine Kunsthistoriker/innen von der Titanic

 Erwischt, Bischofskonferenz!

In Spanien haben sich Kriminelle als hochrangige Geistliche ausgegeben und mithilfe künstlicher Intelligenz die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nachgeahmt. Einige Ordensfrauen fielen auf den Trick herein und überwiesen auf Bitten der Betrüger/innen hohe Geldbeträge.

In einer Mitteilung an alle kirchlichen Institutionen warntest Du nun vor dieser Variante des Enkeltricks: »Äußerste Vorsicht ist geboten. Die Diözesen verlangen kein Geld – oder zumindest tun sie es nicht auf diese Weise.« Bon, Bischofskonferenz, aber weißt Du, wie der Enkeltrick weitergeht? Genau: Betrüger/innen geben sich als Bischofskonferenz aus, raten zur Vorsicht und fordern kurz darauf selbst zur Geldüberweisung auf!

Hat Dich sofort durchschaut: Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt