Briefe an die Leser | Juli 2017


Werbeagentur GTB (Global Team Blue)!

Interesse weckt es in der Branche bestimmt, daß Du einen Texter suchst, »der Feuer und Benzin im Blut hat«. Aber sind die Leute, die für den Job in Frage kommen, nicht schon längst explodiert?

Bumm! Titanic

Geradezu schockiert, »Gala«,

warst Du angesichts der neu aufgelegten Biographie »Diana: Her True Story – In Her Own Words«, die den Auslöser für die Bulimie der Prinzessin offenbart haben soll: ein stichelnder Kommentar Prinz Charles’ über Dianas pummelige Hüften. Schließlich sind Eßstörungen in erster Linie etwas, das nervenschwache Frauen sich aneignen, um überflüssige Pfunde loszuwerden, nicht wahr? Und die nicht enden wollende Schikane hauptberuflich krimineller Brechreizmagazine Deines Zuschnitts hatte mit Dianas Elend sicher auch nichts zu tun. Hätte sie doch nur schon Deinen Artikel »Macht Sprudelwasser etwa dick?« (Antwort: ja) lesen können!

Muß etwas würgen: Titanic

Aua, Kiefer Sutherland!

Sie, vormaliger Fernsehagent (»24«) und neuerdings gitarrenbewährter Countrymusiker, touren unter anderem durch Deutschland. Und als wir neulich auf einem Ihrer Konzerte waren und mitansahen und vor allem -hörten, wie Sie dabei immer härtere Saiten aufzogen, einen Ton nach dem anderen trafen, schließlich zu Wechselschlägen übergingen und am Ende sogar von einem völkerrechtlich umstrittenen Plektrum Gebrauch machten, mußten wir uns so kampf- wie klampflos ergeben wie sonst nur von Ihnen mürbegefolterte TV-Araber: Verdammt, wir kaufen ja schon Ihr Merchandise!

Schreibt immer in Echtzeit: Titanic

Wuppertaler OB Andreas Mucke!

Wegen der Anbindung an ein neues Weichenstellwerk mußte der Bahnverkehr in Wuppertal über die Osterferien komplett eingestellt werden, die statt dessen eingesetzten Busse waren in oft miserablem Zustand, verspätet und die Wege zu ihren Haltestellen schlecht ausgeschildert. Business as usual für die Deutsche Bahn also, für Sie jedoch so empörend, daß Sie dafür deutliche Worte fanden: »Wuppertal darf nie wieder abgehängt werden!«

Das geht aber, was gerade ein Sozialdemokrat wie Sie wissen sollte, noch viel deutlicher – und ist angesichts der Harthörigkeit der Bahn in derlei Angelegenheiten auch dringend angeraten: »Von Wuppertaler Boden darf nie wieder Schienenersatzverkehr ausgehen!«

Ein Herz für Abgehängte: Titanic

Was kommt uns da zu Ohren, Dänisches Bettenlager?

Das Landgericht Flensburg hat Dich in diesem Jahr zu einer Vertragsstrafe von 20 000 Euro verknackt, weil Du erneut falsche Angaben zur Herkunft einzelner Holzarten gemacht hast. Eine Analyse des WWF ergab nämlich, daß Du zum Beispiel einen Tisch als »massiv Kiefer« ausgewiesen hattest, eine Probe jedoch »chinesische Spießtanne« anzeigte. Zuvor hattest Du bereits andere Produkte mit »Fichte« beworben, obwohl sich Tropenhölzer nachweisen ließen. Und wie heißt es so schön? »Wer zweimal lügt, dem glaubt man nicht…« Deswegen, liebes Dänisches Bettenlager: Bist Du wirklich dänisch?

Verunsichert: Titanic

Sie schon wieder, Dr. Eckart von Hirschhausen!

Für Ihre neue Sendung »Hirschhausens Check Up« besuchten Sie eine Psychiatrie, um mit Vorurteilen aufzuräumen und »mit dem Ziel, den Menschen primär zuzuhören«, wie Sie den brav lauschenden »Ruhrnachrichten« diktierten. Was trotz der vielen verschiedenen Stimmen in unseren Köpfen hängenblieb, war dieser besondere Hirschhausen-Moment mit einer Patientin: »Ich habe mit Claudia gesprochen, die kurz vor der Entlassung stand. Sie war extrem depressiv, als sie kam. Sie konnte keine zehn Schritte gehen, ohne vor Angst umkehren zu müssen. Jetzt zeigen wir, wie sie eine große Runde im Park dreht.«

Nun ja, Herr Doktor, sagen wir so: Man könnte uns beide Beine abnehmen und die Augen ausstechen – wenn Sie zu Besuch kämen, liefen wir trotzdem in Rekordzeit einen Marathon!

Ein Wunderwerk ist was anderes.

Trinkt auf Ihr und unser Seelenheil: Titanic

Und Sie, Gregor Gysi,

haben als Kind gebetet, wie Sie der »Berliner Zeitung« gegenüber bekannten und gleich wieder einschränkten: während eines Krankenhausaufenthalts und beeinflußt von einem Pfarrerssohn als Bettnachbarn, vor allem aber nur »an zwei oder drei Abenden«.

Und genau das ist Ihr Problem: Hätten Sie doch mal länger durchgehalten und weiterhin brav »Ich bin klein, mein Herz ist rein« aufgesagt, dann wären, wer weiß, Ihnen drei Infarkte erspart geblieben.

So aber glauben wir nicht nur wegen Ihrer fehlenden Geduld, in der sich zu üben Lenin für die Zeiten der Konterrevolution empfohlen hat, daß mit Ihnen kein Sozialismus zu machen sein wird. Titanic

Hey, HUK-Coburg!

»Unsere Mitarbeiter befinden sich derzeit alle in einem Kundengespräch«, läßt Du Deine Telefon-Warteschleife beschwichtigend flöten, und natürlich sieht man sofort ein, daß sich da mit irdischen Mitteln praktisch überhaupt nichts machen läßt. »Kundengespräch«, das Wort hat schließlich den bezwingenden Klang von barem Geld. Aber könntest Du nicht vielleicht doch, durchaus auch mit Blick auf Deinen Profit, Deine fast 10 000köpfige Mitarbeiterschar auf mehrere Kundengespräche gleichzeitig verteilen?

Für weitere Ratschläge bitte die »1« drücken! Titanic

Mathias »Mullah« Müller von Blumencron!

In einem selbst für Ihre Verhältnisse irrsinnigen Artikel schrieben Sie doch glatt: »In der islamisch geprägten Welt, wo die meisten Attentate stattfinden, die meisten Opfer zu beklagen sind, trifft es die Menschen in ihrem Alltag auf Märkten, wie kürzlich in Kabul im morgendlichen Berufsverkehr. Oder er richtet sich gegen die Obrigkeit.«

Daß mobile Märkte in Afghanistan alltäglich sind, nehmen wir Ihnen, Müller von Blumencron, ja noch ab. Aber der Kabuler Berufsverkehr, der richtet sich nicht gegen die Obrigkeit, sondern ganz gezielt gegen Ihre kaputte Ausdrucksweise. Denn die folgt eben gerade nicht dem »Impuls, sich diesem Gift entgegenzustemmen, mit einem ›Trotzdem‹ oder ›Gerade jetzt‹, mit einem Aufschrei des Lebens gegen die Todessehnsüchtigen«. Sondern sie vergrößert nur unsere Angst. Und Angst sei bekanntlich »ein schleichendes Gift, das die Terroristen streuen, dessen Wirkung sie herbeimorden. Aber langsam zieht es ein, beginnt zu wirken.«

Stemmt sich gerade jetzt dem schleichenden Einzug Ihrer Stilblüten entgegen: Titanic

Huuhuuu, Sonja Steffen (SPD)!

Über Ihre Parteigenossin Manuela Schwesig sagten Sie: »Schwesig wird noch mal Bundeskanzlerin.« D.h., sie tritt der CDU bei?

Tusch! Titanic

Auf ein Wort, Krautreporter!

Über Eure zwangskomisch-stumpfsinnigen Schlagzeilen (»Angst vor Elefanten ist in Europa kein Problem«) sehen wir souverän hinweg. Eure notorische Notgeilheit (»Deshalb habe ich Kreppband um meinen Penis gewickelt«) ignorieren wir stoisch. Und selbst vollendet Gagaistisches wie den Artikel »Was es braucht, um Nationalisten zu entlarven: mehr Kartoffeln« ertragen wir gelassen.

Aber eins, Krautreporter, werden wir Euch nie verzeihen: Eure Existenz.

Antikrautoritär: Titanic

Hmmm, Chipsfabrikant Naturals…

»Kann man Kevin-Pascal heißen und trotzdem Geschmack haben?« fragst Du despektierlich in Deiner neuen Werbekampagne. Dazu fallen uns zwei Dinge ein: Erstens hat sich Kevin-Pascal seinen Namen ja vermutlich nicht selbst ausgesucht, also müßte man, wenn überhaupt, nicht seinem Geschmack, sondern dem der Eltern kritisch gegenüberstehen. Und zweitens ist Naturals eine Tochter von »The Lorenz Bahlsen Snack-World GmbH«, was ja auch ein sehr … interessanter Name ist. Wie war das noch mal mit dem Glashaus und den Steinen?

Deine Kevins c/o Titanic

Christian Weber (SZ), alter Biologist!

Vor noch gar nicht so langer Zeit haben wir Ihnen schon einmal geschrieben, weil Sie in so lustig aufgeregten Sätzen Ihre Wut über die Genderforschung zum Ausdruck gebracht hatten. Diese sei, so befanden Sie in summa, von penisfreien Personen erfunden worden, um Forschungsgelder abzugreifen und Ihresgleichen zu unterdrücken. Sie erweckten dabei den Anschein, beim Schreiben Ihres Artikels nicht ganz bei Verstand gewesen zu sein.

Nun, Weber, sorgen Sie erneut für Amüsement: IQ-Tests sollten nämlich Ihrer Meinung nach darüber bestimmen, wer aufs Gymnasium gehöre. »Der IQ ist ein in der Psychologie bewährter, gut meßbarer Wert für die allgemeine Fähigkeit zum logischen Denken, zum Schlußfolgern und zur räumlichen Vorstellung. Studien zeigen, daß der IQ schulischen und beruflichen Erfolg am besten voraussagt – besser als Motivation, Fleiß oder Disziplin.«

Ach, Weber! Daß sich logisches Denken und räumliches Vorstellungsvermögen trainieren lassen, ist doch ein alter Hut. Und daß vor allem solche Kinder sprachlich und kognitiv gefördert und also trainiert werden, die bestimmten sozialen Schichten angehören, auch. Und was folgt daraus nach Kettenschlußregel? Daß durch obligatorische IQ-Tests fürs Gymnasium »soziale Ungleichheiten gelöst werden«? Kleiner Tip: nö.

Kein Beinbruch, einfach schön motiviert, fleißig und diszipliniert weiterüben! Freuen sich schon auf Ihre nächsten Versuche:

die Logiker auf der Titanic

Wohl bekomm’s, Andrea Nahles!

Sie legten in Ihrer Funktion als Ministerin für Arbeit und Soziales das neue Rentenkonzept der SPD vor und nahmen Ihren Kritikern gleich zu Beginn die Luft aus den Segeln: »Das hört sich auf den ersten Blick viel an«.

Wir wußten gar nicht, daß Sie Synästhetikerin sind, Frau Nahles! Sagen Sie uns doch, wie sich die Ergebnisse der kommenden Bundestagswahl für Sie anfühlen: eher schwarz schmeckend oder bitter aussehend? Und die Reden Martin Chulz’ riechen ziemlich nach Niederlage, oder? Haben das auch schon gewittert:

Ihre sinnlichen Kollegen von der Titanic

Hannes Jaenicke (Mann)!

Da machen wir uns jahrelang über Ihre eigentlich recht tapfere Affenbordellreportage lustig, immer mit dem leicht schlechten Gewissen, Ihnen ungerechtfertigt eine Neigung zum Sex mit Tieren nachzusagen – und dann veröffentlichen Sie ein Buch und nennen es wie? So: »Wer der Herde folgt, sieht nur Ärsche«.

Und jetzt fragen wir uns natürlich: Sie wissen aber schon, daß Affen nicht in Herden leben, oder?

Uh-uh! Titanic

Bon voyage, Claudia Roth!

Nachdem die türkische Regierung verkündet hatte, daß es auf einer von Ihnen daraufhin abgesagten Reise weder politische Gespräche noch Besuche im Parlament geben werde, erklärten Sie: »Wir wären faktisch als Touristen gereist.«

Sie meinen, Sie hätten sich im Stile eines Touristen gedankenlos das Land angeschaut, nichts verstanden und noch weniger bewirkt? Mit Verlaub: »Faktisch« reisen Sie seit 40 Jahren als Touristin!

Einen weiterhin entspannten Urlaub wünscht Titanic

Durchsage, liebe Penny-Märkte!

Wenn Ihr schon jeden Tag immer wieder Kasse 1, 2, 3, 4 oder 5 für uns »eröffnet« – könnt Ihr das nicht wenigstens ein einziges Mal feierlich tun? Vielleicht mit Hüpfburg, Tombola, Bratwurststand und Blaskapelle?

Denn dann würde das Einkaufen vielleicht doch noch zu dem Event, als das Ihr es mit Eurem nebenbei laufenden Supermarktradio zu verkaufen sucht.

Findet jedenfalls Titanic

Wohlan, Berliner Kreis (CDU/CSU)!

Du bist ein Grüppchen konservativer Parteimitglieder und forderst eine Abkehr von der bisherigen Klimapolitik. So schreibst Du in einem Papierchen, vermutlich seien »die mit dem Schmelzen des polaren Meereises verbundenen Chancen (eisfreie Nordpassage, neue Fischfangmöglichkeiten, Rohstoffabbau)« sogar größer als »mögliche negative ökologische Effekte«.

Die da z.B. wären: Hungersnöte, Umweltkatastrophen, Weltuntergang. Aber wer wollte sich von solchen Aussichten die Chance auf das Meer vor der Haustür schon nehmen lassen, nicht wahr? Wenn Du, Berliner Kreis, dann mit draufgehst, ist eh allemal dabei: Titanic

Klopf-klopf, »Spon«-Kommentator Stefan Kuzmany!

Als »Leiter Meinung und Debatte« beim Internet-»Spiegel« haben freilich auch Sie sich noch als hoffentlich letzter an einer Psychoanalyse des lustigen US-Präsidenten versucht: »Seit Donald Trump die politische Bühne betreten hat, rätseln kritische Kommentatoren, was diesen Mann antreibt: Ist er ein Narzißt? Ein zynischer Geschäftsmann? Ein Rechtspopulist? Ein Volkstribun?« Doch Sie, Kuzmany, sind eben kein kritischer Kommentator und schreiben deshalb: »All das mag stimmen, vielleicht ist es aber auch so: In Donald Trump herrscht schlicht gähnende Leere. Da ist kein Plan, keine Absicht, auch keine böse. Da ist nicht mehr als das, was ihm gerade in den Kopf kommt. Und dann ist auch das schon wieder weg. Anders sind die Nachrichten nicht zu erklären, die die Welt in den vergangenen Tagen aus dem Weißen Haus erreichen.«

Äh, aber, na ja, anders sind diese Nachrichten doch sehr wohl zu erklären, zum Beispiel könnte Trump ein Narzißt sein oder ein zynischer Geschäftsmann oder ein Rechtspopulist oder gar ein Volkstribun. Was hingegen tatsächlich nur mit gähnender Leere an anderer Stelle zu erklären ist, bleibt Ihr Geschreibsel!

Wäre froh, wenn Ihnen mal was in den Kopf käme: Titanic

Hey, HappyPo!

Du bist ein Startup-Unternehmen und wolltest den deutschen Toilettengang revolutionieren – mit einem mobilen Bidet, das um die 25 Euro kostet. In einem schicken Coworking Space in Kreuzberg, so entnehmen wir der »Welt«, hast Du Deine Idee ausbaldowert und mittlerweile per Crowdfunding auch das nötige Kleingeld für die Umsetzung erarbeitet.

Nun rate mal, was bei uns schon seit einigen Jahren auf der Redaktionstoilette steht? Ein hübsches, kleines Plastikding, auf Ebay erstanden für unter 10 Euro. Name: Reisebidet. Funktioniert prima.

Kannst Du Dir daher denken, woran uns Deine »Innovation« vorbeigeht?

Grüße von ganz hinten Titanic

Church of England!

Mit einer Umsatzrendite von 17,5 Prozent im Jahr 2016 bist Du ein überaus lukratives Wirtschaftsunternehmen. Um mit Deinen 8 Mrd. Pfund zu jonglieren, hast Du eigens 35 Banker, denen Du freilich superstrenge Vorgaben machst, denn mit Geld kann man ja viel Unheil in dieser Welt anrichten. Etwa wenn man es in Firmen investiert, die Waffen verkaufen – pfui! Oder in solche, die mit Pornos zu tun haben – igitt! Deine Banker dürfen deshalb nur in solche Unternehmen investieren, die höchstens 10 Prozent ihres Profits mit Waffen erwirtschaften oder 3 Prozent mit Pornographica.

Und da Wirtschaftsmathematiker wie wir so schön mit Zahlen spielen können, liegt Deine Moral nun so offen vor uns wie ein Gleichnis des Herrn: Porno ist dreimal soviel pfui wie Totmachwerkzeug.

Hat auch nichts anderes erwartet: Titanic

Judith Holofernes!

»Für mich ist das Nichtstun tatsächlich eine ganz wichtige Seelenpflege und wichtig für meinen Beruf. Wenn man einmal kurz innehält und die Schnauze hält, merkt man, was man eigentlich alles gar nicht machen muß.« Z.B. Platten; oder in der »Neuen Osnabrücker Zeitung« die Schnauze nicht halten.

Daß Sie mal richtig innehielten, das wünschen sehr die Nichtstuer auf der Titanic

Erinnerst Du dich, o greise »Zeit«,

daß Du im September 2016 über den britischen Labour-Party-Vorsitzenden Jeremy Corbyn schriebst, er sei ein politischer »Dinosaurier«, dessen Weltbild »vom bösen Kapitalismus« allenfalls für eine Demo tauge, aber für die Wirklichkeit nicht? Ja, das kriegst Du gerade noch so auf die Reihe? Gut.

Erinnerst Du Dich denn auch, daß Du nach dem historischen Zugewinn für Labour bei den Unterhauswahlen im Juni 2017 dann diesen Satz zu Papier brachtest: »Theresa Mays Strategie war schlecht – Jeremy Corbyns brillant.« Ja? Supi!

Und Du weißt sicher auch noch, daß es ebenfalls Du warst, die unter der Überschrift »Ein Häuflein Sektierer« im selben Juni 2017 das folgende über die deutsche Linkspartei formuliertest, und zwar, weil diese – darin Jeremy Corbyn folgend – nicht darauf verzichten wollte, weiterhin den Kapitalismus abzulehnen und aus dieser Tatsache ein paar Konsequenzen zog: »Derzeit ist sie auf dem Weg ins politische Abseits«? Ja, doch, weißte, Du leidest schließlich nicht an Alzheimer.

Mit dem Gedächtnis scheint es also noch zu klappen. Aber bist Du auch in der Lage, o Zentralorgan der zerebral Herausgeforderten, eine Schlußfolgerung aus diesen drei Aussagen zu ziehen? Nö, das nun eher nicht. Okay, dann müssen halt wieder wir ran: Nimmt man Dich, »Zeit«, als Prognose-Tool für Wahlergebnisse, dann kann man der Linkspartei schon heute zu einem prächtigen Wahlsieg bei den Bundestagswahlen im Herbst gratulieren.

Das verraten Dir die Nostradamusse von Titanic

Servus, Yuval Noah Harari!

Sie geben als Beruf »Zukunftsforscher« an und orakelten in dieser Eigenschaft in die »Welt« hinein, die »Klasse der Nutzlosen« werde zum »größten Problem des 21. Jahrhunderts«. Also zum Beispiel die überflüssige Zunft der gewerbsmäßigen Kaffeesatzleser?

Wünscht für Ihren weiteren Lebensweg alles Gute: Titanic

Glückwunsch, SPD-Granden!

Wenn der FDP-Kubicki den SPD-Stegner »den Erdoğan der SPD« nennt, nennt Ihr das eine »Entgleisung«, die »jedes politischen Anstandes« entbehre, und verbittet Euch diese Zuschreibung, da Ihr als »politische Wettbewerber« (Chulz) nicht mit einem »Autokraten« (ders.) gleichgesetzt werden wollt. Wir nennen diesen Gummitwist eine wahrhaft gelungene Erdoğan-Beleidigung. Kriegt Euch ein!

Die Leberwurstexperten von Titanic

Oi, Roy Larner!

Nachdem Sie, Fan des FC Millwall, sich den London-Bridge-Attentätern mit den Worten »Fuck you, I’m Millwall!« entgegengestellt und dafür sieben Messerstiche kassiert hatten, wurden Sie als Held gefeiert. Und nicht nur das! In einer Petition wurden Sie für die höchste zivile Auszeichnung, das Georgs-Kreuz, vorgeschlagen. Wir finden, das ist noch zu wenig. Besser wäre es, Sie gleich zum Ritter zu schlagen. Zu sehen, wie Sie der Queen das Schwert aus der Hand treten, ihr ein abermaliges »Fuck you, I’m Millwall!« entgegenbrüllen und anschließend ein Bier exen, wäre einfach zu schön.

Very amused: Titanic

Christian Berkel!

Sie sind ein ganz passabler Schauspieler, konnten es dabei aber leider nicht belassen, sondern mußten auch noch den Ludwig-Börne-Preis vergeben, nämlich an Rüdiger Safranski, der was getan hatte? »Er hatte am Selbstverständnis des Guten gekratzt. Nicht mehr, nicht weniger.« Das ist ja allerhand. Wobei mit »dem Guten« diejenigen gemeint sind, die allen Ernstes geflohenen Menschen helfen wollten. »Würde in der Naivität nicht ein alle Widersprüche ausblendendes Moment liegen, könnte man die fahnenschwenkenden Willkommensfundamentalisten tief gerührt in die Arme schließen, während die Fremden, ein weiteres Mal, ungesehen und unerkannt, traurig an ihnen vorbeizögen.« Wie meinen? Wer zieht warum wohin und wie vorbei? Egal, weiter: »Man fühlt sich wie auf einem Dampfer auf unruhiger See, der Kapitän fährt auf allgemeinen Wunsch die sichernde Reling herunter – und alle Passagiere stürmen wohin? In die Mitte. Man beklagt mit gefüllten Taschen die Armut, man wackelt mit unheilbar empathischer Brustschwellung und gedankenfreier Selbstergriffenheit, leider nicht in Gedankenfreiheit, über das Mitteldeck, beseelt von der eigenen inneren Wahrheit, mit der man in aller Bescheidenheit, vor allem aber uneigennützig, die Allgemeinheit beglücken will.«

Zum Glück mußte Ludwig Börne nicht mitanhören, wie Sie hier sprachlich-intellektuell Schiffbruch erlitten, weil Sie mit unheilbar empathischer Brustschwellung und gedankenfreier Selbstergriffenheit wie allerdings auch tatsächlich vollständiger Gedankenfreiheit, beseelt von Ihrer eigenen inneren Wahrheit, in seinem Namen allerhand über die Reling gehen ließen – ihm wäre nur geblieben, ungesehen und unerkannt traurig an Ihnen vorbeizuziehen.

Bemerken Sie wenigstens die Kratzer in Ihrem Selbstverständnis? Die 20 000 Euro dann zackig an Titanic

Apropos, Verbraucherzentrale NRW!

Daß sich Dein Vorstand gegen überhöhte Inkassogebühren ausspricht, nötigt uns insofern Respekt ab, als dieser Mann – teufelnocheins – Wolfgang Schuldzinski heißt.

Grinski! Titanic

Zurechnungsfähiger Kumpel Weltgeist!

Die Psychiatrie LVR-Klinik Bedburg-Hau, aus der, wie wir der Presse entnehmen konnten, vor kurzem ein Insasse geflohen ist, hast Du ja mal wieder ganz gut hingekriegt.

Warten schon auf die Eröffnung neuer Standorte in Mackenrode, Irrhausen und Wahnsdorf:

Deine Klapsbrüder und -schwestern der geschlossenen Satireheilanstalt Titanic

Respekt, Hosenheiland Campino!

Mit Ihrer Bemäkelung der Sängerin Helene Fischer haben Sie das Wunder vollbracht, uns selbige einen Funken sympathischer erscheinen zu lassen! Wie das? Zunächst legten Sie in einem Interview gewohnt selbstbezogen dar, warum das aktuelle Album Ihrer Toten Hosen so unpolitisch sei, weil Sie nämlich fürchten, »blaß zu werden, wenn wir Statements wiederholen, die ohnehin alle von uns erwarten, wenn wir irgendwo auftauchen«. Daraufhin insinuierend, Fischer spreche sich aus monetären Gründen nicht öffentlich gegen »die AfD und die rechtsextreme Stimmung« aus, erklärten Sie: »Sie würde unglaublichen Haß auf sich ziehen. Das Management würde vielleicht sagen: ›So einen Ärger brauchen wir nicht, wir haben eine gut geölte Maschine, die perfekt läuft, also bitte in bezug auf Politik den Mund halten‹.«

Leider räumten Sie, Campino, nicht ein, daß Ihre Band eben keine gut geölte Maschine ist, die eben nicht perfekt läuft und in bezug auf Politik daher nicht den Mund hält. Nein, Sie schrulliger Brüllopa führten diese Sagt-ein-Kommerzkasper-zum-anderen-Situation endgültig ad absurdum und kommentierten das unkritische Schweigen Helene Fischers so: »Das ist ihr gutes Recht, und ich will das auch gar nicht bewerten.« Mann, Campino! That’s not punk!

Wiederholt derlei Statements, ohne blaß zu werden: Titanic

Huhu, Diana Kinnert,

wir dürfen doch Du sagen? Schließlich kumpelst Du Dich 26jährig an die verrohte und komplett verblödete Jugend ran wie ein besoffener Onkel auf der Geburtstagsparty, zu der er ungeladen auftaucht, um endlich mal Stimmung zu machen, schön mitzugrooven und den Kids Joints anzubieten: »I bims, Diana, hier mein staatstragendes Gequatsche dazu, wie ich in die CDU gekommen bin und seither versuche, die Semantik des Wortes ›konservativ‹ einfach so zu biegen, daß es irgendwie fetzt.«

Als Hoffnungsträgerin, modernes Gesicht mit coolem Anstrich und schiefer Kappe hast Du jetzt jedenfalls ein Buch veröffentlicht (»Für die Zukunft seh’ ich schwarz. Plädoyer für einen modernen Konservatismus«) und bist Dir im Zuge des dazugehörigen Interviewmarathons nicht zu schade, immer wieder zu betonen, wie einfach alles für Dich war. »Ich habe mich ja nirgendwo beworben«, verrätst Du etwa der »Taz«. »Wenn du mehr machst als nur Hausaufgaben, dann kommst du auch irgendwohin.«

Tja, und sei es auch nur als Fred-Durst-Verschnitt zur CDU.

Tränensmiley Titanic

Moin, Facebookseite »Geheimtip Hamburg«!

Sag mal, wie nennt man eigentlich das Gegenteil von einer selbsterfüllenden Prophezeiung? Ansonsten natürlich weiterhin viel Erfolg! Titanic

Ursula Nuber, Chefredakteurin von »Psychologie Heute«!

In Ihrem Editorial schrieben Sie neulich über schwindende Konzentrationsfähigkeit durch die ständigen elektronischen Ablenkungen: »In der Arbeitswelt führt das zu Leistungs- und Qualitätsminderung.« Konzentration lasse sich jedoch trainieren wie ein Muskel. Und so schließen Sie: »Für meinen Geist jedenfalls ist der Konzertsaal das beste Fitnessstudio.« Also erst mal ein bißchen Adagio zum Eingrooven, dann mit Allegro ma non troppo das Kurzzeitgedächtnis anspannen, per kraftraubendem Presto con moto die Aufmerksamkeit maximal fokussieren, bei einem heiteren Scherzo lockere Ausblendungsübungen machen, noch mal Presto con moto zum Auspowern und abschließend ein beruhigendes Largo moderato, um zu entspannen? Oder können Sie sich einfach auch in Ihrer Freizeit nicht von der Arbeit lösen? Dann gehen Sie doch nächstes Mal einfach zu Deep Purple, dem Piranhatauchen für den Geist!

Macht zu Ihren Editorials Cardio: Titanic

Werter Michael Fassbender,

Sie haben soeben zum ersten Mal an einem Rennen der »North American Ferrari Challenge« teilgenommen. Denn: »Seit ich klein war, habe ich Ferrari und ganz speziell Michael Schumacher bewundert. Jetzt schließt sich der Kreis für mich.«

Es gibt aber Kreise, Fassbender, die sich besser nicht schließen sollten, weshalb wir Sie inständig bitten möchten, den Wintersport zu meiden oder, wenn es denn unbedingt sein muß, wenigstens immer Ihren Magneto-Helm dabei aufzusetzen! Titanic

Hergehört, Politikjournalisten!

»Die Personalrochade bei der SPD läßt den Genossen wenige Optionen« (»Zeit«), »Personalrochade in der SPD« (Tagesschau.de) und »Personalrochade kurz vor der Bundestagswahl« (Deutschlandfunk.de): So und schlimmer berichtetet Ihr, als infolge der Krebserkrankung des Ministerpräsidenten Mecklenburg-Vorpommerns, Erwin Sellering, einige SPD-Politiker ihre Ämter wechselten.

Bei einer Rochade tauschen zwei Schachfiguren, König und Turm, die Positionen. Gemäß den Regeln wird danach weder der König therapiert, noch muß der Turm fortan als Läufer oder Familienminister arbeiten, und auch auf die anderen Figuren auf dem Brett wie Springer oder Hubertus Heil hat dieser Zug überhaupt keine Auswirkungen. Oder haben wir da jetzt etwas durcheinandergebracht? Nein? Dann hört doch bitte auf, uns mit Euren großmeisterlichen Metaphern Matt zu setzen!

Schach: Titanic

Umweltminister Robert Habeck c/o Grüne Schleswig-Holstein!

Wer mitten in Verhandlungen über eine sogenannte Jamaika-Koalition steckt wie Sie neulich, erhält schon mal ungebetene Ratschläge: »Wenn man zwei große Partner zur Wahl hat, dann nimmt man den kleineren, dann hat man mehr vom Kuchen.« Weil Ihr Parteifreund Jürgen Trittin Ihnen mit diesen Worten ein Dreierbündnis mit der FDP und einer geschwächten SPD statt einer erstarkten CDU schmackhaft zu machen versucht hatte, schimpften Sie auf ihn ein: »Wer Politik zum Machtgeschacher erklärt, verliert jede Glaubwürdigkeit.«

Andererseits, Herr Habeck, verhält es sich mit der Glaubwürdigkeit wie mit dem Kuchen: Man kann sie nicht gleichzeitig aufessen und behalten, und in einer Koalition mit Konservativen und Marktliberalen bleiben davon doch sowieso nur Krümel!

Also hauen Sie ordentlich rein, rät Ihr Kaffeekränzchen von Titanic

Ihr, U2,

wollt, wie wir aus der »Taz« erfuhren, aus Protest gegen Trump Euer neues Album nicht veröffentlichen. Wir dachten ja, nach all den negativen Schlagzeilen über Donald Trumps Präsidentschaft würde gar nichts Gutes mehr passieren. Doch jetzt wünscht man sich fast, daß der Mann seine vierjährige Amtszeit zu Ende bringt!

With or without you keeps on rockin’: Titanic

Erneut, »Islamischer Staat«,

müssen wir Dich für die schwache Umsetzung Deiner ambitionierten Ziele tadeln. Zum einen: Wieso »reklamierst« Du ständig all die Messer-, Bomben- und Mietwagenanschläge mit viel Tamtam für Dich? Wir alle kennen Deine Palette langsam recht gut, ahnen früh, auf wessen Mist wahllose testosteron- und amphetamingeladene Mördereien gewachsen sind. Und sooo viel Konkurrenz hast Du in Deinem Europageschäft nun auch nicht. Herrje, die Bahn reklamiert ja auch nicht jeden halbwegs pünktlichen Zug per Pressemitteilung für sich.

Zum anderen: Wen beeindruckst Du noch groß? Nur dem kleinkariertesten und gelangweiltesten Allah kann es gefallen, wenn die eigenen »Soldaten« gegen besoffene englische Hools abstinken. Nach dem Champions-League-Finale mit pinken Messern in Londoner Pubs rennen – also bitte! Wenn da Deine Männlein überhaupt mal wahrgenommen worden sind, fielen sie doch höchstens im üblichen Gläser- und Stühlehagel kurz mal unangenehm auf.

Und überhaupt und sowieso: Wenn man Deinen geliebten Islam ständig nur mit Terror in Verbindung bringt, verhagelt es einem doch den Spaß an den harmloseren Eigen- und Albernheiten dieser Religion. Wie der Angewohnheit, auch bei heißesten Temperaturen nichts zu essen und zu trinken, nur weil gerade Koran-Sendejubiläum ist. Oder diesen lustigen Höllenphantasien (siehe S. 48).

Kurz: Lösch Dich! Titanic

Schlicht genial, Donald Trump!

Darauf muß ein Geschäftsmann erst mal kommen: aus dem Pariser Klimaabkommen auszusteigen, um die Preise für die oberen Etagen des Trump-Towers in die Höhe zu treiben.

Verbeugt sich bis tief unter den steigenden Meeresspiegel: Titanic

Audi-Chef Rupert Stadler!

Bei der Jahrespressekonferenz im März hatten Sie reuevoll angekündigt: »Als Konsequenz aus der Diesel-Affäre stellen wir bei Audi alles auf den Prüfstand.« Nun lesen wir bei Tagesschau.de, daß 24 000 Ihrer Fahrzeuge eilends zurückgerufen werden müssen – und zwar deshalb: »Die VW-Tochter Audi hat nach Worten von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt unzulässige Abgas-Software verwendet. Die Software habe bewirkt, daß erkannt wurde, wenn das Auto auf einem Prüfstand war – dann wurden die Abgas-Reinigungssysteme angeschaltet.«

Und jetzt fragen wir uns natürlich verblüfft: Wie konnte der Schwindel auf dem Prüfstand denn dann überhaupt auffliegen? Hat jemand gepetzt? Oder kam dieses Mal auch Ihr Prüfstand auf den Prüfstand?

Erwartet zügigst einen Bericht: die Abgas-Software von

Herr Minister de Maizière (Deutschland)!

Für Ihre Akten: Wenn einer kurz nach einem heftigen Anschlag auf u.a. die deutsche Botschaft in Afghanistan sich über abgesagte Abschiebeflüge in jenes Land ärgert, wenn einer, der behördliche Drangsalierungen und Täuschungen strebsamer Schüler und deren brutale Entfernung durch Polizisten, die selbst einem fränkischen Landgericht »erhebliche Zweifel« an der Vereinbarkeit mit rechtsstaatlichen Grundätzen kommen lassen, bestenfalls als organisatorische Schwächen einordnet, wenn einer von »sicheren Gebieten im Norden, auch in Teilen Kabuls« faselt, den »großen Unterschied« betont, »die normale Bevölkerung« sei zwar Opfer, aber nicht Ziel der Taliban, behauptet, diese »zielten nur auf Repräsentanten des Systems«, dann, Herr Repräsentant im Innenamt, hat so einer es tatsächlich geschafft, für einen Moment die Taliban zumindest nicht gänzlich dumm erscheinen zu lassen.

Gezielte Grüße Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/i nnen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick