Briefe an die Leser | August 2017


Und Du, Berliner Imbißbude »Kaplan«,

nennst einen Dönerspieß Dein eigen, bietest ferner Pommes frites samt Salat an und wirbst mit dem Slogan »Iß mal anders!«. Gern doch! Aber wo?

Auf ein ander Mahl: Titanic

Thilo Sarrazin!

Sie behaupteten anläßlich einer Buchpräsentation, Angela Merkels Ziel sei »die Verbesserung der Welt, notfalls auch auf Kosten des deutschen Volkes«. Das wäre löblich.

Nun weiß man aber, daß die Faktenlage, auf der Ihre Aussagen basieren, meist recht dünn ist. Fällt deshalb nicht auf Ihre plumpe Wahlwerbung für Merkel rein: Titanic

Advantage Federer!

Bevor Sie, lieber Roger, im Tennisgreisenalter von 35 erneut in Wimbledon den Schläger schwangen, gaben Sie den Balljungen vom »Stern« darüber Auskunft, wie Sie mit so vielen Lenzen noch in Topform bleiben. Wir lasen also, wie wichtig es ist, daß Sie sich in »einem guten Rhythmus« befinden, und auch »die Organisation ist essentiell«. Doch, »ganz klar«, es braucht nicht nur Professionalität, damit man »extrem viel erreichen kann«: Man muß »mental am Boden bleiben« und dabei alles »extrem genießen«, ja manchmal gar sorgenfrei »volle Pulle gehen«, selbst wenn der »Druck spürbar ist«.

Respekt, Sie sind ja tatsächlich noch voll »da«. Denn so viele unsinnig-depperte Sportlerphrasen kriegt ja nicht mal die deutsche Fußballnationalmannschaft in einem Jahr zusammen! Und Sie packen das auf nur wenigen Seiten »Stern«.

Jetzt auch irrsinnig und extrem motiviert: Ihre alternden Satire-Asse von Titanic

Gerhard Ludwig Müller!

Nach fünf Jahren als Großinquisi- pardon: Präfekt der Glaubenskongregation in Rom teilte Ihnen der Hl. Vater unverhofft mit, daß Ihr Vertrag leider nicht verlängert wird. Der »Passauer Neuen Presse« erzählten Sie daraufhin von Personen aus Ihren Kreisen, »die schon immer gegen mich waren«. Und was machen die so? »Die zeigen dann ihre schlechten Charaktereigenschaften und reagieren mit Häme, Bosheit und Haß. Die haben sich nicht im Griff.«

Echt jetzt? Derartige Niedertracht unter Christenmenschen? Das können wir uns gar nicht vorstellen! Selbst wir, die wir Ihnen von Anfang an, zugegeben, sehr kritisch gegenüberstanden, haben uns selbstverständlich voll unter Kontrolle, halten Häme, Bosheit und Haß strikt zurück. Nur weil Sie sich schon als Bischof von Regensburg zehn Jahre lang hervorgetan haben als superarroganter Purpurspargel, der sich einen Spaß draus macht, von Priesterhand geschändete Domspatzen auch ein halbes Jahrhundert post coitum noch zu verhöhnen (»… können wir Ihre Schilderung nicht nachvollziehen«), und weil Sie die Medien, die diesbezüglich nachfragten, gleich als Knechte einer goebbelsgleichen antiklerikalen Hetzkampagne hinzustellen beliebten! Also, um aus unserem Herzen keine Mördergrube zu machen, was ja auch nicht christlich wäre: Nun gut, sozusagen als Ouvertüre zu Ihrer früher oder später unweigerlich anstehenden rauschenden Höllenfahrt fanden wir die Ihnen vom Papst so richtig schön süffisant und termingerecht hingerotzte Demission schon einfach spitzenmäßig superklasse, um nicht zu sagen: derart himmlisch-halleluja- und herrgottsakramentmäßig zum Niederknien – daß wir für eine Hundertstelsekunde fast daran gedacht hätten, bei Euch einzutreten!

Konnte sich gerade noch beherrschen: Titanic

Wie, Martin Chulz,

fühlt man sich eigentlich, wenn man wie Sie vor kurzem die Kanzlerin verbal attackiert und als einzige Reaktion in der Zeitung liest: »Bundeskanzlerin ist Chulz nicht böse«? Wie ein ungezogener Bengel vermutlich, der verbotenerweise von der Kuchenglasur genascht oder Nachbars Katze am Schwanz gezogen hat. Als hätte Frau Merkel Ihr Wahlkampfgetöse als das enttarnt, was es ist: nicht mehr als ein harmloser Lausbubenstreich. Doch keine Sorge: Spätestens im Herbst ist das ganze Theater vorbei. Und dann steht sicher schon die tröstende Kartoffelsuppe auf dem Herd.

Immer brav aufessen!

Mahnt: Titanic

Zeitschrift »Ma vie«!

Du bist, nach eigener Einschätzung, das neue Magazin für Frauen, »die eine gute Balance in ihrem Alltag finden möchten – zwischen Apple, Amazon & Achtsamkeit!«

Aber ach, »Ma vie«, aber ach: Auch auf Ablenkung abzielende Alliterationen abwegiger Art können nicht darüber hinwegtäuschen, daß Frauen in Wahrheit eine noch bessere Balance finden möchten – zwischen Twitter, Tinder und Titanic

Respekt, Herbert Reul (CDU),

dafür, wie Sie – jüngst zum Innenminister NRWs berufen – gekonnt jegliche Zweifel an Ihrer Kompetenz für das Amt ausräumten. So erklärten Sie gegenüber dem »Kölner Stadt-Anzeiger«, das Angebot habe Sie zwar überrascht, »aber ich werde mich jetzt schnell einarbeiten«. Eben mal so Landesinnenminister? Für Sie kein Problem. Denn schließlich hätten Sie als Abgeordneter in Brüssel »oft Kontakt zu Bundesinnenminister Thomas de Maizière« gehabt.

Wissen Sie, Herbert Reul, für den Humoristen eröffnen sich nun zwei Wege zur Pointe: Entweder er bringt einen Spruch à la »Lassen Sie mich durch, ich kenne einen Arzt!« Oder aber er weist darauf hin, daß Sie in Brüssel nicht nur Kontakt zum Herrn Bundesinnenminister pflegten, sondern als Vorsitzender einer Delegation des Europäischen Parlaments auch zum nordkoreanischen Regime. Woraufhin man fragen könnte, was dies denn über Ihre Qualitäten als skrupelloser Gewaltherrscher einer unberechenbaren Nuklearmacht aussage. Lassen Sie uns doch wissen, welcher Witz Ihnen besser paßt.

Diplomatisch: Titanic

Auf ein Wort, Christian Cordes,

Ihres Zeichens Vorstand der German-Coworking-Federation! Das »t3n«-Magazin zitiert Sie mit der Titelzeile »Coworking verkommt immer mehr zum Buzzword«.

Na, Gott sei Dank ist Buzzword noch nicht zum Buzzword verkommen. Oder solch wunderbare Wörter wie Workshops, Eventspaces, Start-ups, Top-Down-Denken, Bottom-Up-Prinzip, Community-Manager, Home-Office und kreativer Input im Space, die alle im Interview mit Ihnen vorkommen. Bitte halten Sie uns up-2-date, wann auch diese Wörter unter den Phrasendrescher geraten sind. Hoffen, in touch zu bleiben:

Ihre Influencer von Titanic

Glückwunsch, Ronja von Rönne!

Mit Ihrem in der »Welt« erschienenen Text »Mein halbes Leben unter Merkel« haben Sie’s endgültig geschafft und sich zur legitimen Nachfolgerin Franz Josef Wagners emporgeschrieben. Nullsätze wie »Die Welt ist eine andere, das ist sie immer, da ist sie verläßlich« und »›Wir schaffen das‹, sagt Merkel. Ob das für alle, für die Integration gilt weiß niemand« und natürlich »Gefühlsmäßig hätte sie auch Kanzlerin werden können, wenn ihre Partei keine einzige Stimme geholt hätte« könnten samt Interpunktionsfehlern genausogut in jener noch depperteren Kolumne des allerniedersten Springer-Blatts stehen.

Post von Titanic

Yeah, Fler!

Interviews mit Ihnen zu lesen, wie etwa jenes im »Stern«, ist uns immer eine große Freude, da Sie beispielsweise allen Ernstes Dinge sagen wie: »Wenn du dich mit der Materie auskennst, weißt du, daß Schlager nicht wirklich sehr anspruchsvoll ist.«

Guter Mann, das weiß jeder, der ein tüchtiges Ohr hat! Außerdem echauffieren Sie sich darüber, daß »die meisten Leute im Show-Geschäft in Deutschland Möchtegern-Intellektuelle« seien, und exemplifizieren: »Das beste Beispiel sind doch Erkan und Stefan. Die bedienen sich an den Klischees über Türken, um sie zu verarschen. Das ist doch nicht lustig. Das sind zwei gebildete Typen. Wie wollen die denn wiedergeben, wie jemand spricht, der von der Straße kommt?«

Aber Fler, so stolz Sie auch auf Ihre mangelhafte Bildung sind: Erstens ist es natürlich auch nicht lustig, wenn »das beste Beispiel« für die eigene These ein seit zehn Jahren nicht mehr auftretendes Komikerduo ist. Und zweitens: Etwas nicht zu können, hält doch niemanden davon ab, es zu tun – das weiß jeder, der Ihr neues Album gehört hat!

Wirklich sehr anspruchsvoll: Titanic

Sie wiederum, Dr. Frank Appel,

Vorstandsvorsitzender der »Deutsche Post DHL Group«, verrieten dem »Tagesspiegel«, wie Ihre Wunschwelt in 20 oder 30 Jahren aussähe: »Ich wünsche mir, daß Menschen dann keine Tätigkeiten mehr machen müssen, die sehr belastend oder monoton sind.«

Soll das etwa heißen, Sie machen Ihre DHL-Paketsparte dicht, weil Sie den Sendungsempfängern das äußerst belastende und unendlich monotone Warten auf den nie kommenden Paketboten ersparen wollen? Weiß das Ihr Aufsichtsrat schon, Appel? Oder ist diese Info in der Post verlorengegangen?

Fragen Ihre Schneckenpostler von der Titanic

Glückwunsch, Lyriker Jan Wagner!

Der mit 50 000 Euro dotierte Georg-Büchner-Preis geht dieses Jahr an Sie. Und die Jurybegründung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung geht so: »Poetische Sprachkunst, die unsere Wahrnehmung ebenso schärft wie unser Denken.«

Und wenn dann Sie, Jan Wagner, zur Frage nach Ihren Inspirationen zum Beispiel über »eine Säge« küchenphilosophieren: »ein schöner Gegenstand, weil er gleichzeitig trennt, aber auch etwas zu errichten hilft, ein zweideutiger Gegenstand« … na, dann weiß man eben ganz unzweideutig auch, daß Sie und Ihre ebenso schlichten Leser betreffs »Wahrnehmungs- und Gedankenschärfung« getrost noch ein paar Sieben-Meilen-Schnitte zulegen können.

Hofft da sehr auf Ihre nächsten Gedicht-Inspirationsthemen »Kuhherden, Fliegen und Kartoffeln«: Titanic

Sie wiederum, Reinhard Müller (FAZ),

wissen: »Die Keimzelle der Gesellschaft ist nicht das Reagenzglas.« Das wäre auch tatsächlich ein bißchen profan. Die Keimzelle der Gesellschaft ist nämlich der Heuschober, die Betriebsweihnachtsfeier oder gerne auch mal die ICE-Bordtoilette.

Kennt sich aus mit Bienchen und Blümchen: Titanic

Stetig staunenswertere SZ!

»Am Geld kann in München all das nicht scheitern – aber sehr wohl aber am mangelnden Willen daran, endlich eine moderne Metropole werden zu wollen.«

Einen mangelnden Willen daran, eine deutschsprachige Zeitung werden zu wollen, möchten wir nicht unterstellen; aber so es Dir an der Fähigkeit darüber mangelt, eine werden zu können, wollen wir die Notwendigkeit davon bezweifeln, eine werden zu müssen.

Geht doch auch so! Titanic

Hoppla, Angestellte des Kernkraftwerkes Temelin!

Wie wir von CNN erfahren, habt Ihr ein Praktikum im Akw ausgeschrieben, bei dem das Auswahlverfahren darin bestand, Fotos der Bewerberinnen in Bikinis auf Facebook zu veröffentlichen. Die Dame mit den meisten Likes sollte dann den Praktikumsplatz ergattern. Allerdings wurde zwei Tage später die Aktion beendet, Ihr batet um Entschuldigung. Da gab es wohl eine Spaltung zwischen Euch und den Facebook-Usern, was?

So geht es denen, die gegen den (grünen) Strom schwimmen.

Strahlende Grüße Titanic

Carolin Emcke!

Als stets mahnendwarnende Autorin und Bloggerin haben Sie die nicht gerade beneidenswerte Aufgabe, irgendwie links zu nennende Allgemeinplätze irgendwie kirchentagskompatibel auszustoßen, sei es in der Paulskirche, in der Zeitung oder auf Twitter. Dort fanden Sie scharfe Worte für die G20-Ausschreitungen: »Jede TV-Minute, die der Gewalt der Hooligans gewidmet wurde, war eine Minute, in der nicht die Beschlüsse der #G20 kritisiert werden konnten.«

Das ist der zahllosen Verbrechen der »Protestterroristen« (SPD-Vorstand) vielleicht schlimmstes: daß alle, die so gerne über Zollunion und Handelsschranken diskutiert hätten, von den Demonstrierenden quasi mit vorgehaltener Waffe gezwungen wurden, statt dessen über an sich völlig uninteressante, ja alltägliche Gewaltexzesse zu berichten. Andererseits sollten Sie, Frau Emcke, sich darüber im klaren sein, daß Ihre ganze, mittlerweile schon arg einer linksgestrickten Käßmann sich annähernde Publizistinnenexistenz nichts weiter ist als eine einzige große Ablenkung von den wirklichen Problemen: Jede Minute, in der wir Ihrem Gesäusel zuhören müssen, ist eine Minute, die wir dem Welthunger, der Zerstörung der Religion oder der Forschung nach einem Mittel gegen Arschkrebs widmen würden. Können Sie, Emcke, unter diesen Umständen Ihre fortdauernde Anwesenheit in der Öffentlichkeit noch verantworten?

Fragt ganz unter uns Überflüssigen: Titanic

Woohoo, Thomas »Thommy« Gottschalk!

Wie wir den darob völlig aus dem Häuschen geratenen Gazetten entnehmen, wirst Du Anfang September mit Deinem Showfossil »Wetten, daß..?« ins Fernsehen zurückkehren, sogar ins altbewährte ZDF – »wenn auch nur für ein paar Minuten als Bestandteil der vierteiligen Abendshow ›Wir lieben Fernsehen‹«, wie Welt.de einschränkend hinzufügt. Aber, Thommy, ehe wir uns jetzt tief enttäuscht in den Fernsehsessel zurückgleiten lassen: Es wird nun doch gerade Dir ein Leichtes sein, diese paar Minuten mit haltlosem Gelaber, langbärtigen Uraltwitzen, schlüpfrigen Bemerkungen und dem aufdringlichen Betatschen der weiblichen Gäste um ein paar Stunden zu überziehen, nicht wahr?

Möchten beinahe darauf wetten: die Unterhaltungspaläontologen der Titanic

Na, Andreas Gabalier?

In bezug auf die »ganz dicke, große, fette, internationale Show, die da aufgezogen wird«, wenn Du auf der Bühne stehst, zeigst Du Selbstbewußtsein: »Von der Technik muß man sich da den Weltstars gegenüber nicht schämen«. Und von der Musik her? Schon, oder?

Dachte sich Titanic

Nur mal nebenbei, »Ze.tt«!

Ein wenig mehr Feingefühl wäre schon drin gewesen bei einem sensiblen Thema wie Schafherden, oder? Gedankenlos aber schreibst Du unter die Überschrift Deines Artikels: »Schafsherden sind faszinierender als du denkst«.

Erstens heißt es »Schafherden«, ohne s. Zweitens: Was soll diese infame Unterstellung? Wir fanden Schafherden schon immer extrem interessant, da hat auch das im Beitrag eingebettete Video nichts mehr dran geändert. Uns Desinteresse zu unterstellen ist schon schlimm genug. Aber Schafherden Langweilertum? Gerade Du als auf dummblökende Säuger angewiesenes Magazin solltest Schafherden gebührend zu schätzen wissen!

Erbittet sich in Zukunft mehr Respekt vor anderen Lebewesen: Titanic

Namaste, Narendra Modi!

Immer wieder haben wir uns gefragt, was von Ihnen als Ministerpräsident Indiens zu halten ist. Von einem hindu-nationalistischen Kurs inklusive Medienunterdrückung und Duldung von Gewalt gegen Muslime ist hier und da zu lesen, doch Entwarnung gaben nun kürzlich die Gauner-Spezialisten von »Bild«, als diese nämlich die G20-Teilnehmer einem ganzseitigen »Gauner-Check« unterzogen. In Ihrer Kaste, quatsch: Ihrem Kasten, Modi, stand folgende Einschätzung: »Ein Mann, der für seine Umarmungen berühmt ist (drückte schon Obama, Trump, Putin an die Brust), kann kein Gauner sein.«

Das hat uns überzeugt! Denn auch wer Kleinkinder tätschelt, kann kein Diktator sein; wer seinen Hund liebt, kann kein Todeslager leiten; und wer jemanden innig auf den Mund küßt, kann kein Mafiapate sein. Weitermachen!

XOXO Titanic

Übrigens, Sportkanäle!

Euer neues Übertragungsformat des »Re-Live« gefällt uns recht gut. Wir werden es gerne nutzen, wenn unser Verein bei der Live-Übertragung verloren hat. Aber wehe, wenn die zweite Live-Übertragung dasselbe Ergebnis zeitigt!

Live is life! Titanic

Joachim Löw!

Kurz bevor Sie neulich Ihren einhundertsten Sieg als Trainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft verbuchen durften, wurden Sie von der Presse nicht nur danach gefragt, was Ihnen ein solches Jubiläum bedeute, sondern auch mit dem Umstand konfrontiert, daß Sie mittlerweile in allen statistischen Belangen an einem Ihrer Vorgänger, dem Reichs- und späteren Bundestrainer Sepp Herberger (94 Siege) vorbeigezogen sind. Doch alles, was recht ist, Herr Löw: Mit Ihrer Antwort »Wenn man 100 Siege feiert, dann finde ich das besser, als 100 Niederlagen zu feiern« hinken Sie dem legendären Herbergerschen Aperçu-Niveau (»Das nächste Spiel hat 90 Minuten« usw.) denn doch noch ziemlich weit hinterher.

Mehr Fokussierung erwartet Titanic

FAZ-Fink Jasper von Altenbockum!

Wenn von Asylsuchenden bewohnte Häuser brennen, muß man Verständnis mit den Überforderten haben, die solche Taten verüben, wenn deutsche Autos brennen, darf es keine Entschuldigung für alle irgendwie mit den Tätern Assoziierten geben. Und so sehr wir Ihnen die Wut gönnen − man hat es ja nicht leicht als strammer Konservativer dieser Tage −, beängstigt uns schon etwas, in welchen Jargon Ihr Schaum vorm Mund Sie bei der Verteidigung des Vaterlandes und seiner Organe kippen läßt: »Es wird den üblichen Verdächtigen wohl kaum gelingen, die Schuld für die Verwüstungen in Hamburg wieder einmal auf die Polizei und das ›System‹ abzuwälzen …« − Wenn es dem internationalen Finanzjudentum in und außerhalb Europas gelingen sollte … − »Atemberaubend ist es, wie sie es dennoch versuchen … Der ›anwaltliche Notdienst‹ der Linksextremisten, die Rechtsverdreher also, die noch während der Ausschreitungen der Polizei in den Rücken fallen …« − Dolchstoß! − »Bislang genoß der Linksextremismus Narrenfreiheit, weil er sich bis weit in bürgerliche Kreise hinein auf eine romantisch-ästhetische Verklärung stützen konnte …« − Augenblicklich mag das Judentum in gewissen Staaten seine Hetze betreiben unter dem Schutz einer dort in seinen Händen befindlichen Presse, des Films, der Rundfunkpropaganda, der Theater, der Literatur … − »Es müßte aber doch heißen: In Hamburg ist kein Platz für die ›Rote Flora‹. Alles andere hieße, sich nach dem Linksterrorismus zu richten.« − Dann wird das Ergebnis nicht die Bolschewisierung der Erde … Sie verstehen? Vermutlich leider nicht.

Mit undeutschem Gruß Titanic

De mortuis, Kardinal Meisner (†),

nil nisi bene! Darum wollen wir Sie nun zum ersten und letzten Mal loben. Gerne denken wir zurück an Ihre Gleichsetzung von Holocaust und Abtreibung, an Ihre Warnung vor »entarteter Kunst« und Ihr Diktum, eine katholische Familie ersetze Ihnen drei muslimische.

»Meine Wortwahl war in diesem Fall vielleicht unglücklich«, sagten Sie später. Danke für all die Gelegenheiten, zu denen Sie uns daran erinnert haben, daß dem katholisch protegierten Faschismus nicht etwa zuerst sein antihumanes Weltbild vorzuwerfen ist oder gar seine Mordlust, sondern eine unglückliche Wortwahl. Nun geht, Ihr seid entlassen! Titanic

Bonjour, Maxim »Tristesse« Biller!

Immer wieder unschön, von Ihnen zu hören beziehungsweise auch nur schlagzeilenartig mitzubekommen, was Ihrer deprimierenden Weltansicht nach die 68er-Bewegung gewesen sein soll: »eine graue, gesichtslose Armee«.

Ach, ach, ach! Aber Sie als graue, gesichtslose Ein-Mann-Armee müssen es ja schließlich wissen, Maxim.

Bussi-Bussi ins Berufsdepriland: Titanic

Deutsche Bürokratie!

Was stimmt nicht mit Dir? Sind althergebrachte Standards wie die Deutsche Industrienorm oder das Reinheitsgebot nichts mehr wert? Sind die Kopien Nr. 18 und 23 des Urmeters in der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig für Dich nur Brechstangen? Bist Du krank?

Oder wie kannst Du zulassen, daß Milka die international anerkannte Maßeinheit »eine Tafel Schokolade« einfach auf 90, teils sogar 81 Gramm schrumpft? Was kommt als nächstes? Wird ein Teil des Saarlandes an Frankreich zurückgegeben, um die Formel »dreimal das Saarland« zu sabotieren? Messen wir Waldbrände demnächst in Rugbyfeldern?

Unsere Enttäuschung wiegt soviel wie vier VW Golfs, aber mit Kofferräumen voller Ritter-Sport! Titanic

Da haben Sie, Schriftsteller Michael Kleeberg,

ja mal wieder erfrischende Töne angeschlagen! In den »Frankfurter Poetikvorlesungen« palaverten Sie vor 150 begeisterten Hochkultur-Taunusrentnern nicht nur heiter über Goethes Liebschaften mit 66 (»brach aus wie ein Ätna«; »so weit, Sonett«), sondern auch über die »deutsche Neurose« der »ausschließlichen historischen Fokussierung der deutschen Geschichte auf Auschwitz und des damit einhergehenden Wunsches nach Auflösung des moralisch belasteten Deutschen in größeren und vor allem unbelasteten Zusammenhängen als Weg der Entschuldung« – in einer »produktiven Schizophrenie« zwischen »Künstler« und »Staatsbürger«. Denn Sie meinen ja gar nicht, was Sie sagen, und wenn doch, sollte man auf Meinungen ohnehin nicht hören, am wenigsten auf Ihre. Die beruhe »notwendigerweise auf lückenhaften Kenntnissen«, wie Sie in einem Ich-bin-das-Opfer-Interview in der FAZ bekennen (kritische Fragen: exakt null). In der Aufnahme geflüchteter Menschen sieht irgendeiner Ihrer Persönlichkeitsteile gleichwohl die »irrsinnige Hoffnung« am Werk, »daß sich das Nazi-Gen der Deutschen irgendwann in einem großen Multikulti-Genpool vollständig aufgelöst haben würde«. Aber, sagen Sie: Ist das nicht eher Ihr eigener Wunsch? Und: Wie alt wird man eigentlich mit so einem Nazi-Gen? 50, 1000, 66?

Zählt schon die Tage bis zur Befreiung: Titanic

Ganz Ihrer Meinung, Boris Becker!

Über die Behauptung einer Richterin, sie habe den Eindruck, daß Sie angesichts Ihrer Schulden bei einer Londoner Privatbank den »Kopf in den Sand steckten«, empörten Sie sich völlig zu Recht in der »Süddeutschen Zeitung«: »Ich empfinde es als unangemessen, daß eine Frau, die mich nicht persönlich kennt, die nicht mit mir gesprochen hat, die nicht weiß, wie ich lebe, so einen Satz gesagt haben soll.« Denn als treue Becker-Fans wissen wir doch, was das einzig angemessene Verhalten für eine Frau ist, die den Boris persönlich nicht kennt, die nicht mit ihm gesprochen hat und die nicht weiß, wie er lebt: nämlich sich von ihm schwängern zu lassen.

War doch so, Bobbele? Titanic

Firma Nathans Natural!

Auf Deine Existenz wurden wir durch Deine Onlinewerbung des Wortlauts »Studentin Entdeckt Brandneue Methode Zum Fett Verbrennen Für Nur 39€« aufmerksam. Leider müssen wir Dich darauf hinweisen, daß es dafür schon ein altbekanntes und konkurrenzlos effektives Verfahren gibt: Für 39 Euro lassen sich, wie in unzähligen Youtube-Videos unter dem Begriff »Butterkerze« dokumentiert, bei den derzeitigen Ladenpreisen innerhalb weniger Stunden ca. fünf Kilo Fett loswerden.

»Jugend forscht« c/o Titanic

Wertes G20-Reporterteam von »Spiegel online«!

Obschon die Großdemonstration des Bündnisses »G20 not welcome« am Gipfelsamstag friedlich verlief, machtest Du dort verdächtige Vorkommnisse aus: »Manche Aktionen der Demonstranten muten bizarr an – so wie die Performance eines kleinen Künstlerkollektivs: Während die Polizei mit einem Wasserwerfer die Straße abriegelt, tanzen Menschen mit wallenden rosa-orangen Umhängen auf der Straße. Ihre Bewegungen sind roboterhaft, ihre Gesichter statisch, Störgeräusche dröhnen aus tragbaren Boxen, die Aktion soll unter anderem die Seelenlosigkeit der Konsumgesellschaft symbolisieren.«

Wirklich bizarr! Roboterhafte Bewegungen, statische Gesichter und tragbare Störgeräusche, die die Seelenlosigkeit der Konsumgesellschaft symbolisieren – kein Mensch muß das eigens auf der Straße aufführen, dafür gibt es doch »Spiegel online«!

Kommt aus dem symbolischen Kopfschütteln nicht mehr heraus: Titanic

De Maizière, alter Vertreter der Staatsmacht!

»Gewalt, egal von wem, muß im Keim erstickt werden«, hast Du in eine Sonntagszeitung gebamst. Das ist mal klare Kante, Herr Minister! Ein harter Schlag gegen die Gewalt! Denn ja, im Keim muß sie erstickt werden. Mit einem Kissen im Gesicht. Feste drücken, bis der Gewalt die Luft wegbleibt. Und wenn sie dann noch nicht liegen bleibt, nachhelfen, Mund und Nase zuhalten, bis die Gewalt zappelt und zuckt und endlich, endlich tot ist!

Auf, Herr Minister, immer feste druff!

Damit sich auch weiterhin in Deinen Händen sicher fühlt: Titanic

Hendryk Mittelinitial Broder (»Welt«)!

Die Ausschreitungen beim G20-Gipfel haben mehr Schrecken verursacht, als gemeinhin angenommen, wie Sie dem Nachrichtensender N24 aus eigenem leidvollen Erleben berichten konnten: »Ich habe zwei Nächte nicht geschlafen, denn ich habe andauernd bis in die frühen Morgenstunden Ihr Programm geguckt.« Für einen solch menschenrechtsverletzenden Exzeß kann es natürlich keine Rechtfertigung geben. Aber natürlich muß man nun »die Frage nach der Verantwortung stellen«, was Sie dankenswerterweise übernehmen und zum Schluß kommen, die »friedvollen Demonstranten« seien schuld, weil die Gewalttäter sich zwischen ihnen gemäß Mao »im Volk bewegten wie ein Fisch im Wasser«. Was daraus zu schließen ist? Sie finden, das ist ganz einfach: »Ich finde, das ist ganz einfach: Wenn man die Leute, die die Demos anmelden, für die Schäden haftbar machen würde, die bei der Demo entstehen«, dann könnte Hamburg nie wieder geschehen.

Aber Broder: Erinnern Sie sich noch an Norwegen vor ziemlich genau sechs Jahren? An den Herrn Breivik? Der vor seinem Massenmord – zwar immerhin nicht an Autos, aber doch zumindest an ein paar Dutzend linksgrünversifften Jugendlichen – zu Protokoll gegeben hatte, unter anderem von Ihren Ausführungen inspiriert gewesen zu sein? Damals wiesen Sie noch jede Verantwortung von sich: »Er hätte seine Tat auch dann begangen, wenn ich mein Leben lang nur Bastelbücher geschrieben hätte.« Wir finden, das ist ganz einfach: Wenn man die Leute, die bei Springer veröffentlichen, für die Schäden haftbar machen würde, die durch deren Leser entstehen – dann könnten wir sicher alle wieder ruhiger schlafen.

Wie ein Fisch im Wasser: Titanic

Cooler Move, antarktischer Rieseneisberg,

sich einfach so vom Larsen-C-Schelfeis zu lösen und damit die hitzigen medialen Hundstage wenigstens thematisch etwas abzukühlen! Noch besser finden wir, daß Dein Ausbruch in wärmere Gefilde zeigt, daß Eis in dieser Größe kein zukunftsfähiger Aggregatzustand von Wasser ist und daß heute, in Zeiten des Klimawandels, neben molekularer gerade auch örtliche Mobilität so gefragt ist.

Knacks! Titanic

EU-Kommissionspräsident Juncker!

»Er wurde zum kontinentalen Monument«, witzelten Sie über Helmut Kohl in Ihrer Rede beim internationalen Trauerakt. Auch wenn es, trotz aller raumgreifenden Leibesfülle, nicht einmal Kohl verdient hat, beim eigenen Begräbnis so verhöhnt zu werden, stimmen wir Ihnen zumindest soweit zu: Ja, der Alte war schon ein gewaltiger Brocken.

Könnten Sie, fällt uns auch angesichts des anhaltenden Geplänkels zwischen Kohls Witwe und seiner Familie ein, nicht veranlassen, den in Speyer beigesetzten Koloß − monumentengerecht − einfach zu sprengen?

Es grüßen: Ihre Walfänger von Titanic

Huhu, Autonome!

Autonome, die Selfies von sich schießen – sind die denn noch, hmpf, autonom? Oder so scheiße fremdbestimmt wie der Rest?

Fremd, bestimmt: Titanic

Krawallbruder und Talkshowtourist Bosbach (CDU)!

Mit Ihrem vorzeitigen Abgang aus der Sendung von Sandra Maischberger haben Sie nach Meinung einiger Medien (u.a. Bild.de, Welt.de, Express.de) für einen »Eklat« gesorgt. Wir finden: Quatsch! Das war doch ganz vorbildlich von Ihnen! Dennoch hätten wir eine kleine Bitte: Könnten Sie künftig schon vor der Sendung das Studio verlassen?

Dankt vorzeitig: Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

 Lustiger Zufall, »Tagesspiegel«!

»Bett, Bücher, Bargeld – wie es in der Kreuzberger Wohnung von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette aussah«. Mit dieser Schlagzeile überschreibst Du Deine Homestory aus Berlin. Ha, exakt so sieht es in unseren Wohnungen auch aus! Komm doch gern mal vorbei und schreib drüber. Aber bitte nicht vorher die Polizei vorbeischicken!

Dankend: Titanic

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg