Briefe an die Leser | Juli 2016


Es leuchtet, Ingeborg Pils,

schon ein, daß gerade Sie ein Buch mit dem Titel »Deutsche Biere« geschrieben haben. Aber ohne Vorwort von Bild-Büchse Donata Hopfen oder wenigstens Tagesspiegel-Flasche Sebastian Leber bleibt die Pointe einfach zu trocken.

Hat heute leider keine Tulpe für Sie: Titanic

Grüß Gott & hühott, Bayerischer Rundfunk!

»Obwohl die Signatur als ›Kowalski‹ zu entziffern ist, wurde diese Rastszene mit Pferden nicht von ihm gemalt«, steht es im Online-Archiv der für ihren Sachverstand geschätzten Sendung »Kunst & Krempel« über das »qualitätsvolle Kabinettstück« aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert. So weit, so gewohnt gediegen. Aber was hat Dich denn bitteschön geritten, den mit 1500 Euro taxierten Dachbodenfund wie folgt zu übertiteln:

Fragt als Liebhaber prächtiger Schinken: Titanic

Screenshot: www.br.de

Werter Andreas Scheuer!

»Dort, wo Millionen von Deutschen Urlaub machen, da geh ich davon aus, daß es sich um sichere Herkunftsstaaten handelt!« Im Bierzelt des Schierlinger Volksfestes erhielten Sie für diesen Satz Beifall. Doch wir wären uns da nicht so sicher. Als CSU-Generalsekretär ist es zwar nachgerade Ihre Pflicht, holzschnittartig zu vereinfachen. Nur … nein, wir wollen jetzt nicht auf das bei den Deutschen so beliebte Urlaubsland Türkei hinaus, dessen Rechtsstaatsdefizite niemand schärfer anprangert als die CSU. Wir meinen vielmehr die 43 Millionen Übernachtungen, die Bayern im Sommerhalbjahr 2015 aus anderen deutschen Bundesländern verzeichnet hat. Demnach wäre Bayern: ein sicheres Herkunftsland! Und das können Sie ja wohl nicht im Ernst gemeint haben! Titanic

Kuckuck, Eckart von Hirschhausen!

Groß war unsere Erleichterung, als wir neulich auf Stern.de den Satz »Eckart von Hirschhausen zieht ins Altenheim« lasen, noch größer die Enttäuschung, als sich dann herausstellte, daß Ihr Heimaufenthalt schon wieder vorbei war und doch nur der Recherche diente. Im besten Reportagestil (»Irgendwo klingelt ein Wecker«) berichten Sie über Demenz und das Abenteuer Altenheim, stellen erfrischend ehrliche Reflexionen an (»Hirnabbau kommt nicht über Nacht«) und schwärmen nach einem Tänzchen mit einer Heimbewohnerin von »Musik als Medikament«, das man einfach – Schmerz laß nach! – »ohr-al« zu verabreichen brauche. Schließlich stellen Sie voll Lob auf das so facettenreiche Leben fest: »Unfreiwillig komisch sind Menschen, die mit 60 immer noch die gleichen Ziele verfolgen wie mit 20 – in den gleichen Klamotten.«

Und auch wenn Sie das sicher schon oft gehört haben: Hätten Sie mal lieber Ihren Arztkittel anbehalten und wären gut versteckt in irgendeinem Krankenhaus geblieben, dann hätte vielleicht sogar noch etwas halbwegs Unterhaltsames aus Ihnen werden können, denn »unfreiwillig komisch« ist halt doch immerhin irgendwie komisch.

Ihr Pflegepersonal von Titanic

Andrea Berg, Teuerste!

Anläßlich Ihrer neuen Platte »Spesen fehlen«, nein: »Besenheben«, nein: »Seelenbeben« luden Sie, na klar, zur Homestory die Bunte ein, die dann auch gleich zur Stelle war. Und so berichteten Sie also von Songs, die »Sternenträumer« heißen, von Ihrem neuen Plattenlabel Bergrecords, von Ihren Fans, die auf Ihren Konzerten »lachen, weinen, Party machen« sollen, und auch von Ihrer 17jährigen Tochter. 17 Jahr’, blondes Haar … und ein schwieriges Alter, nicht wahr? Gerade deswegen möchten Sie Ihre Tochter »auch beschützen und ihr möglichen Kummer ersparen«, sie habe nämlich ab und an durchaus unter Ihrem Beruf als Schlagersängerin zu leiden.

Klar, Frau Berg, auf dem Schulhof ist derzeit nämlich viel eher Helene Fischer angesagt und nicht eine alte Schlagernudel wie Sie. Dennoch dürfe man seine »Kinder nicht in Watte packen«, weswegen Sie der Bunten auch gleich eifrig steckten, daß Ihre Tochter derzeit »frisch verliebt« sei. So ist’s richtig: »Eigene Erfahrungen« müssen die Teens machen, wie Sie sagen. Wer nicht lernt, wie es sich anfühlt, wenn in Klatschmagazinen von den eigenen Liebschaften berichtet wird, der kann später kein tiefsinniges »Seelenbeben« schaffen und für die Fans damit Momente, »in denen sich ihre Seele ausruhen kann«. Rabenmutter! Titanic

Wenn Ihr, Veranstalter des »Luxury Business Day«,

Euch fragt, warum wir auch dieses Jahr wieder nicht an »Deutschlands Luxuskonferenz« teilgenommen haben und nun also auch nicht wissen, wie Ihr »Luxus erfahrbar machen und Kunden emotional berühren« möchtet, müßt Ihr einfach mal einen Blick auf Eure Eintrittspreise werfen. 590 Euro für ein Ticket?

Wir sind doch nicht der allerniederste Pöbel, sondern die unangenehm berührten Snobs von der Titanic

Und Sie, Claudia Pechstein,

jammerten, nachdem der BGH Ihre Klage auf Schadenersatz gegen die Internationale Eislauf-Union abgewiesen hatte: »Jeder Flüchtling, der in Deutschland einreist und registriert wird, genießt Rechtsschutz. Aber nicht wir Sportler.« Stimmt! Weniger Rechtsschutz, als eine quasi von Geburt an von deutschen Spitzensportfunktionären gepamperte Olympia-Medaillengewinnerin und jetzige Hauptmeisterin der Bundespolizei erhält, ist im Grunde ja kaum vorstellbar.

Aber immer schön sportlich bleiben! Denn einfach nur ein bißchen im Kreis herum Schlittschuh fahren, das ist halt auch etwas dürftig im Vergleich zu Disziplinen wie dem Balkanrouten-Langstreckenlauf oder der Freistil-Schwimmstaffel über das Mittelmeer. Da haben sich die Flüchtlinge ihren Tiptop-Rechtsschutz doch wirklich redlich verdient. Und das sogar ganz ohne Doping!

Dabeisein ist alles: Titanic

Unbekannte NDR2-Moderatorin!

Am 24.5.2016 meldetest Du morgens im Verkehrsservice, daß auf der Autobahn ein Lkw Hundertwasser-Kisten verloren habe. Sofort machten wir uns auf den Weg, in der frohen Erwartung, dort versprengte, wertvolle Kunstgegenstände erbeuten zu können. Wie wir aber herausfanden, handelte es sich lediglich um hundert Wasserkisten, von denen nur Splitter und Scherben übrig waren. Für dieses vergebliche Ausrücken und den Schweiß, den wir dabei lassen mußten, fordern wir eine durstlöschende Entschädigung. Also mindestens hundert Bierkisten.

Es grüßen die Beutekünstler der Titanic

Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer!

»Für uns Ärzte – das gebietet unser Eid – sind alle Menschen gleich«, verkündeten Sie zur Frage nach einer besseren ärztlichen Behandlung von Flüchtlingen vor versammelter Zunft auf dem Deutschen Ärztetag. Und nach diesem hehren Grundsatz handeln Ihre Berufsgenossen ja bekanntermaßen schon immer. Weswegen wir auch, wenn mal der Besuch eines medizinischen Spezialisten angezeigt ist, am Telefon mit schöner Regelmäßigkeit zunächst nach der Art unserer Krankenversicherung gefragt werden, nur um dann als Angehörige des Kassenprekariats mit einem Termin in frühestens drei Monaten abgespeist zu werden, während der Privatpatient sich schon mal freimachen darf.

Und daß die Bundesregierung sich inzwischen gezwungen sah, eine mehr schlecht als recht funktionierende Facharzthotline – gegen den Widerstand Ihrer Kollegen übrigens – durchzudrücken, haben Sie, Montgomery, auch schon vergessen?

Diagnostiziert Ihnen eine schwere Amnesie: Titanic

Liebe Grüne!

In einer Broschüre von Airbus und Eurer Heinrich-Böll-Stiftung sind mehrere prominente Köpfe der Partei zu sehen, darunter Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter. Als das bekannt wurde, gab es viel Kritik und Unverständnis. Die Aufregung über Werbung für einen Luftfahrt- und Rüstungskonzern können wir allerdings nicht verstehen. Wir fragen uns eher, warum man den Grünen Derartiges nicht zutraut und sie nach Rezzo Schlauch (EnBW), Matthias Berninger (Mars), Joschka Fischer (BMW, RWE, Siemens) und anderen überhaupt noch mit irgendwelchen Idealen in Verbindung gebracht werden. Und nebenbei gefragt: Was kommt eigentlich als nächstes? Grüne Werbung für Monsanto, Heckler & Koch und TTIP?

Wäre nicht überrascht: Titanic

Interessant, Thomas de Maizière!

Auf einer Konferenz zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus sagten Sie: »Wir haben übrigens eine Weile gedacht, das Internet ist der eigentliche Auslöser für diese Form von Radikalisierung. Inzwischen wissen wir, das ist nicht der Fall. Der Auslöser sind immer Menschen.« Und, Herr Innenminister, haben Sie auch schon gemerkt, daß, sagen wir, ein auf Papier gemaltes Auto gar nicht fährt? Und daß ein Mund ganz ohne Gehirn eigentlich nicht funktionieren kann – es in Ihrem Fall aber trotzdem tut?

Mit Grüßen ans Zentralnervensystem: Titanic

Hey, Klett-Cotta!

Auch freuen wir uns schon sehr auf Deinen Spitzentitel für den Büchersommer: »Ungleichheit. Was wir dagegen tun können«. Wenn er erfüllt, was wir von ihm erwarten, wird keiner unserer Tische je mehr wackeln.

Dank im voraus! Titanic

Ja, ja, Robbie Williams (42),

Älterwerden ist schwer, besonders mit Stil, Eleganz und Charme. Aber seiner gerade mal 37jährigen Ex eine Geburtstagstorte zu schicken, auf der »Congrats! You’re the oldest person I slept with!« in Schokoladensaucen-Schönschrift geschrieben steht, gehört eher nicht dazu.

Sondern sorgt dafür, daß aus einem ehemaligen Pseudo-Böse-Buben-Popstar in den kommenden Jahren ein ekliger Sugardaddy werden wird, mit dem keine normale Person, vom Teen bis zum Cougar, mehr zu schlafen bereit ist, nicht mal für Schmerzensgeld.

Take that! Titanic

Renate Künast (Die Grünen)!

Zucker halten Sie für »den neuen Tabak«, erfuhren wir bei Maischberger. Kann es sein, daß Sie einfach weniger von dem Zeug rauchen sollten? Dann kämen Sie auch nicht auf solch seltsame Ideen, vermutet: Titanic

Und wenn, liebe Tagesthemen,

zur Abwechslung der Franzos’ den Nahostkonflikt lösen will und Du das Problem im Film zusammenfaßt, dann freilich so: Irrer jüdischer Siedler, armer palästinensischer Bauer, und während wir sehen und hören, wie die rechtsnationale Regierung Netanjahu auf stur schaltet, dürfen wir uns die linksliberalen Friedensfreunde von der Hamas (nicht im Bild) dazudenken. Nichts lieber als das!

Zu diesem stürmisch, ja stürmerisch einäugigen Akt der Meinungsbildung würden wir glatt gratulieren; aber sag: Gibt’s die denn nicht schon, die Meinung?

Israelunkritisch: Titanic

Gauweiler, alter Querdenker!

Sie wetterten mal wieder gegen die EU und stellten, nicht ganz unzutreffend, fest: »Das schrankenlose Angebot von Dienstleistungen aus anderen Mitgliedstaaten hat zum Ziel, billige Arbeitskräfte als Leiharbeiter anzubieten, die in Deutschland außerhalb des üblichen arbeitsrechtlichen Schutzes stehen. Man kann das als neoliberales Projekt bezeichnen, im schlechten Sinn des Wortes.«

Nun fragen wir uns die ganze Zeit: Wie könnte ein im guten Sinn des Wortes, weil gelungenes neoliberales Projekt aussehen? Vielleicht so: Das schrankenlose Angebot von Dienstleistungen aus anderen Mitgliedstaaten hat zum Ziel, billige Arbeitskräfte als Leiharbeiter anzubieten, die in Deutschland außerhalb des üblichen arbeitsrechtlichen Schutzes stehen.

Nur Schlechtes im guten Sinn: Titanic

Ex-Kicker Hans Sarpei!

In Ihrer Stern-Kolumne zum letzten Bundesligaspieltag las man eingangs: »Die Tabelle lügt nie, sagt man.« Und ausgangs: »Die neue Bundesliga-Saison wird eine andere sein.« Sicher? Wird nicht wieder jede Mannschaft einfach nur ihre Chancen nutzen müssen; ohne Kampf und Leidenschaft nichts gehen; das Team wichtiger als der einzelne sein? Werden eine kompakte Abwehr und ein eiskalter Torjäger nicht erneut den Schlüssel zum Erfolg bilden? Und werden Fußballkolumnisten nicht abermals bemüht, aber völlig glücklos agieren?

Fragen sich die Phrasenschweine von Titanic

Ihr hinwieder, Barbarossa-Thermen,

wolltet als Badelandschaft keine Experimente wagen und habt Euch im alten Stauferstädtchen Göppingen, in dem von der Apotheke über diverse Stromprodukte bis hin zum jährlich stattfindenden Berglauf schon so manches Barbarossa heißt, ebenfalls nach dem berühmten Kaiser benannt. Nach jenem Herrscher also, der im Jahr 1190 weder eine Medikamentenvergiftung erlitt noch einem Stromschlag erlag noch tot vom Berg fiel, sondern eben, fast jedes Schulkind hat es mal gelernt: ertrank.

Amüsiert sich königlich, ja macht sich naß: Titanic

Servus, Thomas Gottschalk!

Über Ihre neue RTL-Show »Mensch Gottschalk – Das bewegt Deutschland« ließen Sie verlauten: »Ich bin nicht auf alle Themen selbst gekommen, aber das Schlimmste konnte ich verhindern.« Wie bitte? Das Schlimmste verhindern? Aber Sie haben doch moderiert!

Unbewegt: Titanic

Firma Fratelli Carli, Italien!

Deine überragende Qualität als Vertreiberin allerlei mediterraner Spezialitäten begründest Du unter anderem mit dem Satz: »1927 wird sie Öllieferant des Heiligen Stuhls«. Für welche ölbedürftigen Praktiken man im Vatikan seit fast 90 Jahren Deiner Produkte bedarf, behältst Du dann allerdings für Dich.

Kann es sich aber (leider) ausmalen: Titanic

SPD-Generalsekretärin Katarina Barley (47)!

Im Unterschied zu Ihrer Vorgängerin, der stets verkniffen dreinschauenden und überwältigend erfolglosen Yasmin Fahimi, haben Sie sich konsequent gute Laune auf die rote Fahne geschrieben. Weshalb Sie bei »Spiegel online« gleich zu Beginn fröhlich bekundeten, Sie seien »ausgesprochen gerne« Generalsekretärin der SPD. Zwar litten Sie pflichtgemäß mit, wenn Ihre Partei unter schlechten Umfragewerten leide, könnten jedoch in Ihrer Position immerhin einiges dagegen tun: »Und Optimistin bin ich als Rheinländerin ja ohnehin.«

Auf die Frage, was »Sie denn in dem halben Jahr seit Ihrer Wahl zur Generalsekretärin positiv verändert« hätten, blieben Sie allerdings vage: »Man sieht von außen nicht immer alles, aber aus meiner Sicht habe ich schon eine ganze Menge erreicht.« Und wurden erst auf Nachfrage konkret: »Ich bekomme eine Menge positives Feedback. Und die Vorbereitungen für den Wahlkampf laufen sehr gut. Ich merke auch, daß in dieser Partei trotz allem eine ganze Menge Optimismus steckt.«

Und wenn wir jetzt mal tippen dürften, Frau Barley, würden wir sagen: Dieser Optimismus, der in der derzeitigen SPD steckt, das sind ganz alleine Sie! Das ist einfach nur der schale, grundlose Optimismus der professionellen Rheinländerin, für den Sie, aus Ihrer Sicht, gewiß eine Menge positives Feedback bekommen. Vermutlich von sich selbst.

Leidet unter und nicht mit Ihnen: Titanic

Peace, Jan Fleischhauer!

»Was haben sie auf der Linken bloß gegen Donald Trump? Raus aus der Nato, Annäherung an Rußland, nie mehr Weltpolizist: vieles von dem, was Trump will, wird bei uns seit langem auf Friedensdemos gefordert«, schrieben Sie an üblicher Spon-Stelle. Wir verstehen: Waterboarding wiedereinführen, die »Scheiße aus Isis rausbomben« und jemanden auf der New Yorker 5th Avenue erschießen – exakt mit diesen Forderungen liegen uns die hiesigen Haßhippies ja seit Jahren in den Ohren.

Uns fällt da übrigens noch eine andere Parallele ein: Vieles von dem, was Sie machen (Fakten ausblenden, Quatsch faseln und dabei selbstsicher dreinglotzen), macht der Trump seit langem auch, Genosse Fleischhauer!

Peace out! Titanic

Geil, CSU!

Den ehemaligen Nürnberger Landtagsabgeordneten Michael Brückner, gegen den wegen sexuellen Mißbrauchs einer Jugendlichen ermittelt wird, möchtest Du vorerst nicht ausschließen. Das ist verständlich, da Brückner Deinen Slogan »Näher am Menschen« ja nur konsequent gelebt hat. Und das S in deinem Namen steht eh für »Schnackseln«, oder?

Trotzdem abgetörnt: Titanic

Merkwürdig, konservative Finanzexperten,

fanden wir im Nachgang der Panama-Leaks ja Euren steten Hinweis, daß Schwarzgeldkonten (in Euren Worten: »anonyme Konten«) nicht in jedem Fall ungesetzlichen Zwecken wie Steuerhinterziehung, Geldwäsche oder Waffenhandel dienen würden, sondern oftmals und harmloserweise lediglich dazu, »die Wohnung der Geliebten« zu finanzieren, ohne daß die Gattin davon Wind kriegt – im Grunde also eine völlig normale Sache, wie sie jeder tun würde, wenn er nur über ausreichende Barschaft verfügte.

Und da wundern wir uns dann schon, liebe konservative Finanzexperten, die Ihr im Fernsehen an dieser Stelle immer so verschmitzt, schalkhaft oder auch leicht anzüglich grinst, nicht nur über Euer ultrareaktionäres Bild von den Geschlechterverhältnissen, sondern auch über Euer Unwissen darüber, daß man zum Unterhalt der Wohnung für den außerehelichen Verkehr genausogut ein zweites Konto bei einer anderen Bank im Inland nehmen kann.

So wie die lebenslustigen verheirateten Redakteurinnen der Titanic

Tach auch, »Weserreport«!

Du vermeldest eine Wende in der Drogenpolitik: »Konsum von Cannabis in Bremen künftig ohne Folgen.« Was zweifellos eine geschickte Strategie ist, um die Zahl der Kiffer ziemlich zu verringern, die sich schließlich irgendwas von dem Grünzeug erhoffen.

Machen künftig einen großen Bogen um den Stadtstaat:

die Wirkungsraucher von Titanic

Liebste Fanny,

sagen wir, wie’s ist: Hamburg hat sie nicht mehr alle. Nach Horst Tomayer und Harry Rowohlt wurdest jetzt Du aus Gegenwart und Diesseits abberufen. Die skandalöse Satiriker-Todesrate spricht nicht gerade für eine Stadt, für die sowieso nicht viel spricht. Möglicherweise sind auch all die durchgeknallten Nachbarn, Punks, Alks und »nachgelassenen Frauen«, die einst durchs Schanzenviertel und durch Deine Bücher spazierten, längst hinüber: Wie jene »Frau K.«, die zusammen mit dem hochberühmten Dackel (haarlos, »Trixie« mit Namen bzw. »er«) das totgentrifizierte Schanzenviertel abschritt und nur Verachtung übrig hatte für eine brachial ideenlose Jugend, die die Hand aufhält: »Ihr seid doch noch jung und gesund, Ihr könnt doch noch eine Bank überfallen.« Was, Gott sei’s geklagt, ja so leider auch nicht mehr stimmt, weil bei den Banken nicht mehr viel zu holen ist.

Ach, Fanny, irgendwie ist die Luft, nicht nur Hamburg betreffend, deutlich raus. Und irgendwie, klar, würde man gern wissen, was Du dazu sagen würdest. Sicher was wie: »Gar nicht ignorieren.« Und das heißt ja zweierlei: Daß Ignoranz viel zu schade ist für die Welt, in der wir leben, und eben der Königsweg nicht sein kann. Mehr Worte braucht’s nicht. Und ganz bestimmt kein Feuilleton, falls noch jemand weiß, was das war, ist und immer sein wird, nämlich nach Deiner zeitlos gültigen Definition: »Feinsinnig verschnarchtes Geschwafel über irgendeinen Blödsinn, womöglich noch mit einem Klassiker-Zitat versehen. Zum kalte Füße Kriegen. Aber natürlich geschmackvoll, bis man einem Gähnkrampf erlegen ist.«

Eines Deiner Bücher, in denen wir jetzt kopfschüttelnd lesen, weil wir nicht verstehen, warum wir das nicht viel öfter getan haben, hat den Titel »Für Katastrophen ist man nie zu alt«. Das leider trifft zu, wenn auch gesagt werden muß, daß man für die letzte Katastrophe, wenn wir den Tod so nennen wollen, nie alt genug sein kann. Du mal schon gar nicht, liebe Fanny, und wer wüßte das besser als wir ausgewiesenen und blutjungen Katastrophentouristen auf der Titanic

Huhu, Verlag Matthes & Seitz!

»Von der Suche nach dem Glück erzählt die Österreicherin Anna Weidenholzer in ihrem neuen Roman ›Weshalb die Herren Seesterne tragen‹. Céline Minard legt mit ›So long, Luise‹ ein zwischen Realität und Fiktion changierendes literarisches Testament vor, und der satirische Polit-Thriller ›2017‹ der Russin Olga Slawnikowa entlarvt eine Welt von Korruption, unermeßlichem Reichtum und politischer Unterdrückung im Rußland der Gegenwart und nahen Zukunft.«

Die Suche nach dem Glück, ein literarisches Testament zwischen Realität und Fiktion, eine Politthrillersatire übers korrupte Rußland: könnte man, Verlag Matthes & Seitz, sagen, daß Du der Verlag der wirklich heißen Eisen bist?

Coole Grüße von Titanic

Augen geradeaus, Jens Spahn (CDU)!

Zum Clinch zwischen Ihrer Partei und ihrer unansehnlichen Schwester aus Bayern schwafelten Sie im Tagesspiegel: »Wir können Vertrauen nur zurückgewinnen, wenn CDU und CSU gemeinsam nach vorne diskutieren und Lösungen für konkrete Probleme finden.«
Einmal angenommen, Sie finden in der CSU tatsächlich jemanden, der bereit ist, sich mit Ihnen zu treffen, vielleicht sogar jemanden mit einer ähnlich bizarren Brille wie der Ihren, und Sie beide stellen sich dann so hin, daß Sie nach vorne diskutieren, nämlich nebeneinander: Reden Sie dann nicht eigentlich aneinander vorbei? Ja? Auch egal. Titanic

Sie, Larry Kasanoff,

haben sich unter anderem mit der Verfilmung des Videospiels »Mortal Kombat« einen Namen gemacht und sind damit zweifellos der richtige Produzent für die geplante Leinwandtrilogie »Tetris – the Movie«. Seit dieser Ankündigung bewegen uns allerdings einige Fragen, wie etwa: Warum keine Tetralogie? Werden das Quadrat und das L-förmige Teil jemals zueinanderfinden? Wird der Soundtrack mit fortschreitender Filmdauer immer schneller?

Völlig sicher ist sich allerdings, daß der Streifen ein echter Blockbuster wird: Titanic

Übrigens, Markus Söder!

Nach Ihren Verkleidungen 2012ff. als – Wikipedia listet es akribisch auf – Punk, Drag Queen, Shrek, Mahatma Gandhi und Edmund Stoiber freut sich schon darauf, Sie fluterprobten bayerischen Heimatminister bei der nächsten Fastnacht als wahlweise Franziska van Almsick oder Clownfisch Nemo zu sehen: Titanic

Himmel, Franz Josef Wagner!

Ja, man wird und wird nicht jünger, wähnt sich manchmal sogar schon nah und näher beim himmlischen Vater – und trotzdem muß ein alter Bild-Bock wie Sie sich so kurz vor dem gemeinsamen Treffen noch mit dem Allerhöchsten anlegen. Und etwa am 30. Mai angesichts quasibiblischer Regenfälle und Sintfluten die dürre Schmierenschreiberfaust drohend gen Himmel schütteln, daß der Morgenschnaps aus dem Glas spritzt, und fragen: »Was alles erlaubt Gott?«

Wir verraten’s Ihnen: alles. Gott erlaubt sogar solche Gestalten wie Sie.

Herzlichst Titanic

Sicher, Heribert Prantl?

Sah der kürzlich verstorbene Rupert Neudeck, Mitgründer der Hilfsorganisation »Cap Anamur«, wirklich nur aus »wie eine Mischung aus Rübezahl, Marathonläufer, dem heiligen Christophorus und Gottvater«? Nicht auch noch ein bißchen wie Ayatollah Khomeini, Vader Abraham, Papa Schlumpf, der Alm-Öhi, eine Hälfte von ZZ Top und ein Hipster der mittleren 2010er Jahre?

Oder anders gefragt: Hat beim Verfassen Ihres Nachrufs in der SZ vielleicht ein C2H6O-basiertes Getränk eine Rolle gespielt, zu dem in Ihrer Branche durchaus häufiger gegriffen wird?

Für die Feststellung der absoluten Vergleichsuntüchtigkeit bei mehr als 0,0 Promille: Titanic

Sie, Binali Yıldırım,

erklärten öffentlich, mit der Bundestagsresolution zum Genozid an den Armeniern habe Deutschland einen »historischen Fehler« begangen.

Tja, was sollen wir sagen? Irgendwann ist halt immer das erste Mal.

Mit besten Empfehlungen Titanic

Geht’s noch, ZDF?!

Wir kommen eines durchschnittlichen Sonntagmorgens angeheitert gegen 6 Uhr nach Hause und frohlocken, weil der Ü16-Klassiker »Halloween – Die Nacht des Grauens« über den Bildschirm flimmert, da brichst Du nach einer halben Stunde einfach ab und sendest diese völlig kranke Freakscheiße um einen nervigen Primaten namens »Coco – der neugierige Affe«. Weißt Du eigentlich, wer um diese Uhrzeit zuschaut?

Hat immer noch den Kater des Grauens: Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt