Briefe an die Leser | November 2012


Und Sie, Manfred Rouhs,

sind Vorsitzender der rechtspopulistischen Partei »Pro Deutschland« und wollen im November den Mohammedfilm »Innocence of Muslims« zeigen – mit etwas Glück in einem Berliner Kino, vielleicht auch nur in einer Lagerhalle. »Der hat ein paar sehr provozierende Sequenzen«, sagten Sie im Fernsehen, »aber er ist natürlich auch ein Bestandteil politischer Satire, und wie heißt es so schön: Die Satire darf alles.«

Rouhs, Sie süßes Krefelder Nazischweinchen! Auf Ihre Solidarität haben Satiriker wie wir gewartet. Und doch stellen wir uns verwundert die Frage: Wie sind Sie, eine schwabbelige Spottgeburt aus Dreck und Göring, zu Ihrem überraschend weitherzigen Satirebegriff gekommen? Waren Sie gerade in einem Inzestbordell mit der Schändung Ihrer bewußtlos geschlagenen Schwester beschäftigt, derweil ein minderjähriger Schäferhund Sie von hinten penetrierte, als Ihnen einfiel: Das muß im Rahmen der Satire erlaubt sein? Ließen Sie sich angekettet von Holger Apfel mit Kot und toten Ratten bewerfen? Suchten Sie in Ihren Bauchfalten nach Ihrem kleinen Penis, um beim Kindergeburtstag Ihrer Tochter zu »Hitlerjunge Quex« ordentlich was wegzuwichsen? Na, Sie werden’s selbst am besten wissen. Als Bestandteil der politischen Satire danken wir Ihnen, Sie rechtsradikaler Rotzklumpen, jedenfalls vielmals für die Steilvorlage.

Gerne wieder! Titanic

Angenommen, Firma Hansetrans,

wir wollten eine Tonne Federboas und 800 Kilo Dessous von Hamburg nach Frankfurt transportieren lassen: Würdest Du den Job für uns übernehmen? Oder sollen wir uns an jemand anderen wenden, z.B. die kessen Väter Deiner Tochtergesellschaft Hansetranse?

Fragen albern kichernd Deine Tunten von der Titanic

Lieber Heinz Buschkowsky!

Als Bezirksbürgermeister des Berliner Stadtteils Neukölln haben Sie kürzlich ein Buch herausgebracht mit dem Titel »Neukölln ist überall«. Darin erklären Sie das »Projekt Multikulti« für gescheitert und empören sich über die hier lebenden Muslime, besonders über das »ständige demonstrative Nichtbeachten von Umgangsformen wie Höflichkeit oder Rücksichtnahme«. Das verstehen wir nicht. Sie berichten doch selbst davon, wie zuvorkommend diese Migranten wirklich sind, etwa, wenn sie wildfremde Passanten fragen: »Hast du Problem? Könn’ wir gleich lösen!« Und zu Ihrem Beispiel mit den jungen Frauen, die gefragt werden, »ob sie einen Befruchtungsvorgang wünschen« – ein schöneres Kompliment kann man doch kaum machen, Buschkowsky! Vor allem nicht die.

Alles noch mal überdenken, rät Titanic

So kraß, Sonya Kraus,

wie noch nie haben Sie sich laut Bild-Zeitung zu Ihrer Mutterwerdung geäußert. Wie kraß? In etwa so: »Im Kreißsaal war die gegenüberliegende Wand mit meinem Blut eingesaut. So was nennt man wohl Totalschaden im Untergeschoß…« Und das, wo doch schon Ihr Obergeschoß stark reparaturbedürftig ist! Aber noch krasser: »Ich sah untenrum aus wie eine Afroamerikanerin! Total schwarz. Ich hatte ein wahnsinnig schmerzhaftes Hämatom vom Nabel bis zum Popo-Ende!« Unter uns, Frau Kraus: Sollte denn nicht auch Rassistinnen gelegentlich der Arsch aufgerissen werden – und wenn es das eigene Baby tut?

Wissen Sie jedoch, was uns nach ein paar weiteren Ihrer krassen Popo-Sätze (»Dann gab’s darauf ein pimmelhoch jauchzendes Halleluja«, »Jede Frau kann eine Power-Pussy haben, wenn sie den Beckenboden trainiert«) besonders schmerzhaft kraß erschien? Daß jemand wie Sie zwei Kinder in die Welt setzen darf.

Den Kleinen unser Beileid: Titanic

Hallihallo, Deutschlandradio!

Das Telefoninterview in Deiner morgendlichen »Ortszeit« neulich endete nach einigen Sekunden Stille mit folgenden Worten: »Jetzt sind Sie nicht mehr zu hören, Herr Fleischhauer, ich hoffe, Sie sind nicht im Funkloch! Herr Fleischhauer? Leider ist Herr Fleischhauer nicht mehr zu hören. Das war Jan Fleischhauer vom Spiegel« – und, liebes Deutschlandradio, was sollen wir sagen? Bis auf das »leider« waren wir damit voll und ganz einverstanden!

Beim nächsten Mal gar nicht erst anrufen, rät Titanic

Beste Katy Perry!

Sie sehen sich nicht in der Lage, Ihren Millionen Twitter-Mitläufern auch nur die einfachsten Dinge des Lebens zu erklären, wie Sie dem US-Magazin ›Elle‹ gestanden: »Ich bin nicht in der Situation, den Leuten zu sagen, wann sie Sex haben oder eine Zigarette rauchen sollen.« Sollten Sie als gutgebaute Frauendarstellerin allerdings selbst einmal in so eine ungewohnt menschliche Situation kommen: erst Zigarette, dann Sex. Dann wieder eine Zigarette und dann wieder Sex.

Stets aus allen Löchern qualmend: Titanic

Telekom-Chef René Obermann!

Sollten wir uns jemals gefragt haben, wie es Ihnen gelungen ist, bei einer solchen Top-Talkschnalle wie Maybrit Illner Ihr Kabel verlegen zu dürfen, hätten wir nun eine Antwort parat: weil Sie Ihrer Angebeteten Erholung vom dampfenden Dummdeutsch-Bockmist der üblichen Talkgäste zu bieten vermögen. Z.B. mit Sätzen wie diesem, den Sie einem FAZ-Mann zur Antwort auf eine Frage gaben, die wir längst vergessen haben: »Es wäre unseriös, das pauschal mit einem langfristigen Horizont zu beantworten.«

Superseriöse Grüße: Titanic

Nachdem Sie, Dong Dong,

die Goldmedaille im, tja, Trampolinspringen gewonnen und über Jahre hinweg den Hüpfsport dominiert haben: Möchten Sie sich nicht einem neuen Tätigkeitsfeld zuwenden? Aus onomatopoetischer Sicht könnten wir uns einen Dong Dong auch sehr gut im Boxen vorstellen.

Ihre Sportjournalisten von derTitanic

Clemens Wergin, alter Softie!

In der Welt erklärten Sie uns überaus überzeugend die jüngste Eskalation zwischen der Türkei und Syrien: »Wer nicht hören will, muß eben fühlen. Und es geht natürlich auch darum, nicht das Gesicht zu verlieren in dieser nahöstlichen Machowelt, wo der als verletzlich und als Schwächling gilt, der in Konfliktfällen nicht auch mal die Muskeln spielen läßt.« Es ist eben doch eine ganz fremde Machowelt, dieser islamische Kulturkreis! Ganz anders als bei uns im Westen, wo wir unsere Flotten nur zur Rettung von putzigen Pinguinen auf die Falkland-Inseln oder als freundliche Einladung zu Abrüstungsgesprächen in den Irak entsenden, gell?

Auge um Auge, Zahn um Zahn: Titanic

Oh là là, Jean Pütz (76)!

In der Talk-Show »Roche & Böhmermann« hat Charlotte Roche über Sie behauptet: »Wenn man in Köln wohnt, dann hört man dreimal die Woche, was für ein krasser Stecher der ist. Der hat superviel Sex … er läßt immer extra das Fenster auf und schreit total laut dabei.« Aber nein, stellten Sie sofort richtig: »Nicht ich war laut beim Sex, sondern meine jeweiligen Partnerinnen!« Und deshalb, da geben wir Ihnen und Ihrer Männerehre vollkommen recht, wollen Sie jetzt einen »Beschwerdebrief« schreiben. Aber wozu die Mühe? Schreien Sie ihn doch einfach aus dem Fenster.

Weiterstechen!Titanic

Werter Stefan Niemann!

Es mag ja in den Dunstkreisen der Tagesschau, für die Sie aus Washington berichten, noch Menschen geben, die auch bei den abgehangensten Kabarett-Kalauern vor Lachen wiehern. Ihr wohl komisch gemeinter Spruch jedoch, das »liberale Amerika« spotte bereits, »der kürzeste Abstand zwischen zwei Fettnäpfchen sei ein Romney«, ist nun nicht nur seit ungefähr zehn Jahren selbst bei sogenannten Kabarettliebhabern out. Vielmehr findet sich dieser angebliche Spott des liberalen Amerikas zumindest in den US-Medien gar nicht. Jedenfalls, wenn wir good old Google richtig gefüttert haben – und dabei nicht in irgendein Fettnäpf…, na, Sie wissen schon.

Stramme Rüge von der Titanic

Servus, Stoiber!

Das Bayerische Fernsehen fragte Sie, was es mit Ihrer Autobiographie »Weil die Welt sich ändert« auf sich hat. Und Sie huben an zu antworten: »Ja, ich, ah, bin selbst erstaunt, auf der anderen Seite ist es halt der Versuch, mal dreißig Jahre, ah, Spitzenpolitik, ah, in einem Buch zusammenzufassen, und natürlich vom Generalsekretär über den Innenminister über den Leiter der Staatskanzlei über den Ministerpräsidenten, natürlich auch das Gespräch mit Gerhard Schröder, das Angebot, Kommissionspräsident zu werden, mit Chirac und Tony Blair schon abgesprochen, das sind Dinge, die natürlich auch nicht bekannt sind, und die hab’ ich halt mal bißchen dargelegt.« Mit anderen Worten, Stoiber: Wenn man in Ihre sich rasant ändernde Welt direkt im Klappentext vorn einsteigt, mit zehn Sekunden, ohne daß man an der Kasse der Buchhandlung einchecken muß, dann startet man im Grunde die Lektüre noch vor dem Vorwort, und in zehn Sekunden ist man beim hinteren Klappentext, weil das ja klar ist, dann bedeutet das praktisch, daß die vordere Umschlagklappe an die hintere Umschlagklappe heranwächst – wirklich spitze, Stoiber!

Nur eins müssen wir an Ihrem Buch monieren: den leicht altbackenen Titel. Für die sowieso bald fällige Neuauflage schlagen wir vor: »Wo ich so gern mit dem Transrapid gefahren wär!« Das passende Format wüßten wir auch: ein Daumenkino.

Stets zu Diensten: Ihre Verlagsberater von der Titanic

Bsssssst, Fliegen!

Ständig macht Ihr dieses widerliche Surrgeräusch, schwirrt hin zu stinkenden Nahrungsresten, warmen Hundehaufen oder gammeligen Gesichtern, ekelt uns damit an, daß Ihr, sterbend, mit einer beunruhigenden Trägheit auf dem tagealten Kaffeefleck auf unserem Schreibtisch rumhüpft, raubt uns den allerletzten Nerv, indem Ihr wie behämmert unentwegt gegen irgendwelche Fensterscheiben donnert oder wild im Rudel um zugedreckte Wohnzimmerlampen herumfliegt.

Brecht doch mal aus, seid anders, erfüllt nicht einfach so unhinterfragt die durch Euren Namen in Euch gesetzten Erwartungshaltungen! Versucht es doch mal mit Sitzen, Stehen, oder – ja – Liegen! Nur mal so als Idee!

Eure Klatschen von Titanic

Grüß Gott, Veronica Ferres!

Warum Du Dir so sicher seist, daß es IHN gebe, wurdest Du auf »bild.de« gefragt, und führtest als Gottesbeweis an, daß Du einmal aufgrund eines Tropenvirus im Koma gelegen und dabei auch Nahtoderfahrungen gemacht hättest: »Es war Licht da und warm. Ich war irgendwo zwischen dem Hier und dem Jenseits. Da habe ich Gott gespürt.« Daß aber Du, Ferres, eine derartig heikle Situation überlebst, während Millionen anderer bei so etwas über den Jordan gehen – ist das nicht eher ein Beweis für die Nichtexistenz einer halbwegs bei Trost seienden Gottheit?

Findet irgendwie schon: Titanic

Stefan Kuzmany, Sie deutscher Michel!

Nach ewigen Hungerjahren bei der Taz haben Sie Ihren Hintern schließlich doch noch an die warme Heizung einer richtigen Redaktion bekommen, nämlich bei »Spiegel online«, und identifizieren sich jetzt natürlich vollständig mit dem staatstragenden Unterhaltungsgewerbe, das man dort ausübt. Von verschiedenen Mohammed-Witzen unseriöser Herkunft fühlten Sie sich deshalb persönlich so genervt, daß Sie im ungehaltenen Tonfall des Emporkömmlings sogleich kommentierten: »Es nervt.« Und anschließend zornbebend ausführten: »Man muß sie aber ertragen, die Scherzbolde. Man muß sie ertragen wie die zornigen Muslime und die schwadronierenden konservativen Religionsschützer, all diese Trittbrettfahrer der Meinungsfreiheit. Aber dann darf man auch sagen: Ihr nervt.« Weil Sie nämlich zu dem Schluß gekommen sind: »Satire darf zwar alles – sie muß aber nicht.«

Eine mutige, eine originelle Pose, Kuzmany! Nur daß wir sie leider schon kannten. Nämlich von Tobias Kniebe 2006 im SZ-Magazin, anläßlich des Streits um die dänischen Mohammed-Karikaturen. Dem gingen damals »ewig Mutige, denen die Meinungsfreiheit grundsätzlich am seidenen Faden der eigenen Entschlossenheit hängt«, total auf den Nerv. »Ihr freiheitsliebenden Künstler und brillanten Provokateure und kirchlichen Oberhäupter, macht euren Scheiß bitte allein«, zeterte der ansonsten so meinungsstarke Kniebe: »Ich bin nämlich zu dem Schluß gekommen, daß Meinungsfreiheit durchaus auch die Freiheit ist, manchmal den Mund zu halten.«

Wenn’s nur nicht so schwerfiele, nicht, Kuzmany? Zu dieser Form des zurückgenommenen, vorgeblich verantwortungsvollen Umgangs mit den Freiheiten hat indes Salman Rushdie soeben in der FAZ alles Nötige gesagt: »Diese Einstellung, der man immer wieder begegnet, ist durch und durch motiviert von Angst. Sie tut allerdings so, als wäre sie es nicht, als ginge es hier um Respekt, Zivilisiertheit et cetera. Aber in Wahrheit ist sie von Angst getrieben. Also eine Form von Feigheit.«

Punkt. Titanic

He, Eckhart Hirschhausen, Dr. med. von!

Ihr neues Buch heißt: »Wohin geht die Liebe, wenn Sie durch den Magen durch ist?« Das klingt mal wieder ganz reizend und auch vielversprechend kotig. Doch der Inhalt läßt ein wenig zu wünschen übrig, wenn ein rotbackiges Kinderschokoladengesicht wie Sie da über »die Liebe« schreibt: »Freitag um 16 Uhr oder Sonntag um 11 Uhr ist ein guter Zeitpunkt für Zärtlichkeiten. Glauben Sie mir, am Freitagnachmittag ist so eine Doppelstunde Blockflötenunterricht für alle Kinder eine sehr gute Investition. Vielleicht wird Ihnen jetzt beim Lesen zum ersten Mal in Ihrem Leben klar, warum Sie selbst Blockflöte lernen mußten.«

Bitte? Aus welcher Biedermeierwelt kommen Sie denn? Unsere Eltern haben gefickt, wenn wir draußen gekickt haben! Während Sie wahrscheinlich noch heute an Ihrer rosa Blockflöte herumspielen. Jeden Freitag zwei Stunden!

Ihre Doktoren von Titanic

Mann!

In einer Kontaktanzeige in der Süddeutschen Zeitung suchst Du »Frau (18-23): Nichtraucherin; gesund; sittlich-moralisch integer; keine Atheistin; Ehe als Lebenszeitbund mit unbedingter und absoluter Treuepflicht begreifend; vertrauenswürdig (= klug, diskret und verschwiegen); willens u. in d. Lage, einen Haushalt zu führen (insbes.: Kochen – Hygienebewußtsein!); d. Zeitgeist krit.-dist. gegenüberst.; (polit.) Extremismus scharf ablehnend; sog. ›soziale Netzwerke‹ ablehnend.«

Herrje! Das wird nicht leicht, unter den zahlreichen Zuschriften die Richtige zu finden, prophezeit Dir Titanic

Markus Lüpertz, Durchlaucht!

Als alter »Maler-Fürst« (Bild) dürftet Ihr mit Demokratie eigentlich nicht soviel am Borsalino haben. Dennoch habt Ihr jetzt großzügigerweise für ebenjene Bild das Grundgesetz illustriert und dem Blatt zur Verkaufsankurbelung des 14,99 Euro teuren Buchkitschobjekts eine Audienz gewährt. Bei dieser habt Ihr nicht nur einiges sehr Wohlfeiles gesagt (»Das Grundgesetz ist das wichtigste Buch, das wir haben. Es zu illustrieren ist eine hohe und wunderbare Aufgabe«), sondern auch einiges höchst Interessantes. Auf die Frage »Welcher Artikel hat die persönlichste Bedeutung für Sie?« habt Ihr z.B. geantwortet: »Sicher Artikel eins. Es ist faszinierend, daß jedem Mensch nicht nur die Unversehrtheit zugesprochen wird, sondern auch die Würde.«

Ha, Fürst Markus! Wie faszinierend erst die Bild-Leute diese Erkenntnis gefunden haben mögen! Und wie lange sie hinterher wohl noch über Eure salbungsvollen Worte gelacht haben?

Davon macht sich wahrscheinlich überhaupt keine Vorstellung: Titanic

Yeah, Billie Joe Armstrong!

Sie sind Sänger der Band Green Day und ließen’s neulich auf einem Festival in Las Vegas tüchtig krachen. So beschimpften Sie auf der Bühne die Veranstalter, zertrümmerten anschließend Ihre Gitarre und verließen dann die Bühne. Hinterher entschuldigte sich die Band »bei allen, die sich beleidigt fühlten« (»Spiegel online«) und teilte mit, Sie, Armstrong, würden sich nun wegen Drogenproblemen behandeln lassen. Und da es um Sie also schlimmer zu stehen scheint, als wir aufgrund Ihres Verhaltens zunächst annahmen, müssen wir einmal fragen: Sie haben doch nicht etwa Marihuana geraucht?

Ganz besorgt: Titanic

Bonjour, Maurice Lévy (70)!

Sie sind Chef der französischen Werbefirma Publicis und antworteten im Zeitungsinterview auf die Frage, ob Sie sich als Europäer fühlen: »Ich bin militant. Ja, ein militanter Europäer. Alle meine Entscheidungen treffe ich als Europäer. Ich reise viel herum, überall in Europa fühle ich mich zu Hause.« Und worin, Lévy, zeigt sich da genau Ihre Militanz? Darin, daß Sie sich von Großstadt zu Großstadt fliegen lassen und dort in feinen Häusern übernachten? Daß Sie sich beim weltweiten Shoppen eine Firma nach der anderen einverleiben? Oder bereiten Sie doch heimlich einen Angriffskrieg vor?

Unsicher: Titanic

Jenna Jameson, alte Queen of Porn!

Sie hingegen erklärten sich für Romney: »When you’re rich, you want a Republican in office.« Könnten Sie statt Wahlkampf für die Republikaner nicht lieber was Anständiges machen und wieder Pornos drehen? Oder wenigstens die Journalistenphrase vom »schmutzigen Wahlkampf« wahrmachen? Bitte!

In freudiger Erwartung: Titanic

Hello, Bill Clinton!

Auf dem Nominierungskongreß der Demokratischen Partei warben Sie für Obama: Er wirke zwar nach außen kühl, aber im Inneren brenne er für Amerika. Und wissen Sie was? Mit den Opfern seines Drohnenprogramms verhält es sich genau andersrum!

Ihre kleineren Übel von Titanic

Innenminister Friedrich (CSU)!

Sie entdeckten plötzlich, daß es in der Ostzone ein kleines Naziproblem gibt, und sonderten daher ein paar betroffene Worte ab: »Mich treibt schon um, daß in einigen Landstrichen Ostdeutschlands Neonazis auftrumpfen und zivilgesellschaftliches Leben bewußt für ihre Zwecke unterwandern.« Schließlich könne sich ein exportorientiertes Land wie Deutschland »Ausländerfeindlichkeit überhaupt nicht leisten«.

Nun setzt a) das Unterwandern üblicherweise voraus, daß die Unterwanderten nicht schon von vornherein mit den Unterwandernden einer Meinung sind. Und b), Friedrich: Rassismus, Antisemitismus, Völkermord und Totschlag sind doch international als die deutschen Exportschlager schlechthin bekannt!

Erteilt gern weitere Geschichtsnachhilfe: Titanic

Hey, Bundeswehr!

»Liebst Du das Abenteuer? Suchst Du die Herausforderung?« fragst Du. »Dann sind die Bw-Adventure Camps – der Mega-Event von BRAVO und treff.bundeswehr.de – genau das Richtige für Dich!« Doch statt Abenteuer bietest Du nur den üblichen Funquatsch in Gestalt von Wasserspielen und »Beach-Party« auf Sardinien bzw. Klettern mit »Bergsause« in Oberbayern an.

Dabei hättest Du, Bundeswehr, mit Afghanistan doch eine Toplocation für eine echt abenteuerliche Herausforderung im Angebot, bei der man vorher nicht weiß, ob man mit einem Bein oder Leben weniger zurückkehren wird.

Campiert lieber völlig eventfrei: Titanic

Verehrter Bernd Riexinger!

Als die Bundeskanzlerin dem griechischen Premier in Athen einen Höflichkeitsbesuch abstattete, nahmen Sie, als Bundesvorsitzender der Linkspartei, an den von Gewerkschaften und griechischen Linken organisierten Anti-Merkel-Demonstrationen teil. Danach war das Geschrei groß, daß man so etwas als deutscher Politiker nicht mache. Was für ein Quatsch! Spätestens seit 1848, dem Veröffentlichungsjahr des Kommunistischen Manifests, ist es geradezu die Pflicht eines Linken, sich zum Internationalismus zu bekennen.

Sensationell wäre Ihre Reise, die Sie nachträglich auch »für die Interessen der deutschen Steuerzahler« unternommen haben wollen, doch nur dann gewesen, wenn Sie dort in Naziuniform demonstriert hätten.

Vielleicht ja bei der nächsten Demo, hofft Titanic

Huhu, »Neon«!

Jeden Monat fesselst Du Deine Leser mit knallhart recherchierten Informationen aus dem Universum des Menschlich-Allzumenschlichen, des beglückenden Konsums und des gemütlichen Sich-Einrichtens in einem grundkorrupten System. Jüngst konntest Du in Deinem Inhaltsverzeichnis mit der Erkenntnis aufwarten, daß »Kompromisse keine Grundlage für eine Beziehung« seien. Das ist ja mal eine Ansage – haben wir uns dann vergebens auf Colgate statt Dentagard umgestellt und sind aus eitler Konzilianz zu Weintrinkern geworden? Nur um von Dir gesagt zu bekommen, daß das am Ende gar nichts hilft?

Doch gleich auf der nächsten Seite versöhnst Du Deine enttäuschten Leser wieder. Der investigative Reißer enthüllt: »Jede Beziehung basiert auf einem Deal.« Na, dann ist ja wieder alles gut. Puh, Neon, Du nimmst Deine Leser ganz schön hart ran!

Watching you: Titanic

Guido Westerwelle!

In der Berliner Morgenpost ließen Sie zum Themenkomplex Mohammed-Film und Meinungsfreiheit folgendes verlauten: »Das Internet ist eben nicht nur Segen, wie wir in den arabischen Revolutionen gesehen haben, sondern auch Fluch: weil nämlich auch der Dümmste sein Zeug mit weltweiter Wirkung verbreiten kann.«

Schon recht, Herr Bundesaußenminister, aber das Zeug, das dieser Dümmste im Netz unter den Adressen www.guido-westerwelle.de und www.facebook.com/westerwelle verbreitet, muß man sich ja nicht anschauen! Dann wirkt es auch nicht.

Was für ein Segen, meint Titanic

Liebes Nobelpreiskomitee (Stockholm)!

Nachdem Ihr Euren Preis in der Sparte Physik in diesem Jahr für bahnbrechende Erkenntnisse in der Quantenwelt vergeben habt, treiben uns zwei brennende Fragen um. Nämlich erstens: Habt Ihr zum Ausgleich für das krisenbedingt um 20 Prozent gekürzte Preisgeld wenigstens ein Quantum Trost anzubieten? Und zweitens: Wird Schrödingers Katze die Auszeichnung persönlich entgegennehmen oder nicht oder beides?

Fragt mit unbändigem Forscherdrang:Titanic

Warum, Oliver Pocher,

wirkt es bloß so eklig, wenn man gerade von Ihnen als erstem getwittert liest: »Dirk #Bach ist tot! Mein herzliches Beileid…« – und dabei unwillkürlich denken muß: Wieso kondoliert denn gerade der? Und warum sieht man Sie herzleeren Hanswurst dabei innerlich trotzdem immer noch schief und dümmlich grinsen? Ist es vielleicht so, Pocher, daß man gerade von Ihnen »herzliches« Mitgefühl so ungern behauptet hört, weil Sie das haargenaue Gegenteil vom lustigen und liebenswerten Dirk Bach sind? Dann machen Sie’s doch jetzt wenigstens einmal so wie er und melden sich nie-nie wieder!

Sie fehlen doch nun selbst als Lebender niemandem.

»Herzlich«: Titanic

Äh, »Taz«:

»Auffällige Lebern auch in München« – hast Du nach Jahrzehnten der CSU-Herrschaft in Bayern etwas anderes erwartet? Und etwa nur, weil die da in München schon eine Weile einen Sozi als Bürgermeister haben?

Wie? Es geht im zugehörigen Artikel um die Vergabepraxis von Spenderlebern? Und das ist jetzt ein Widerspruch wozu?

Oans, zwoa: Titanic

Hi, Mitt Romney (65)!

Nach der Notlandung eines Flugzeugs, in dem Ihre Frau saß, steckten Sie der Los Angeles Times: »Wenn in einem Flugzeug ein Feuer ausbricht, kann kein Sauerstoff von außen in die Maschine gelangen, weil man die Fenster nicht öffnen kann. Ich weiß nicht, warum das so ist. Es ist ein echtes Problem. Es ist sehr gefährlich.« Na, Romney, da haben Sie ja schon Ihre erste Aufgabe, falls Sie Präsident werden sollten: fürs Stoßlüften leicht zu öffnende Fenster in allen Verkehrsmaschinen. Aber vergessen Sie über Ihrem Einsatz für die Sauerstoffversorgung von Fluggästen nicht, Ihrem Hirn gelegentlich auch ein paar Einheiten zuzuführen, mahnt Titanic

Holla, Cem Özdemir!

Im Streit um das Mohammed-Video sagten Sie dem Hamburger Abendblatt, es sei »angebracht, alle rechtlichen Möglichkeiten zu prüfen, um Verfassungsfeinden unter dem Deckmantel der Menschenverachtung keine Bühne für ihre Hetzparolen zu bieten.« Na, Herr Özdemir, das scheint ja eine ganz neue Generation von Deckmänteln zu sein, von der Sie da erzählen! Die funktionieren wahrscheinlich ähnlich wie die Wolfspelze, die sich Raubtiere überwerfen, wenn sie sich den aufgeregt blökenden Schafen nähern!

Määähh: Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

 Erwischt, Bischofskonferenz!

In Spanien haben sich Kriminelle als hochrangige Geistliche ausgegeben und mithilfe künstlicher Intelligenz die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nachgeahmt. Einige Ordensfrauen fielen auf den Trick herein und überwiesen auf Bitten der Betrüger/innen hohe Geldbeträge.

In einer Mitteilung an alle kirchlichen Institutionen warntest Du nun vor dieser Variante des Enkeltricks: »Äußerste Vorsicht ist geboten. Die Diözesen verlangen kein Geld – oder zumindest tun sie es nicht auf diese Weise.« Bon, Bischofskonferenz, aber weißt Du, wie der Enkeltrick weitergeht? Genau: Betrüger/innen geben sich als Bischofskonferenz aus, raten zur Vorsicht und fordern kurz darauf selbst zur Geldüberweisung auf!

Hat Dich sofort durchschaut: Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt