Briefe an die Leser | Oktober 2011


Und Sie, liebe Elisabeth Prinzessin von Thurn und Taxis (29),

haben als Tochter des ehemaligen Jet-Set-Darlings Gloria von T. u. T. ein Buch unter dem dösig-schnöseligen Titel »Tagebuch einer Prinzessin« herausgebracht, schreiben auch ansonsten in Schickimickimagazinen à la Vogue so herum und antworten, wenn man Ihnen und Ihren neverending Partynacherzählungen unoriginelle Oberflächlichkeit und seichte Leichtigkeit unterstellt: »Ich habe beim Schreiben meines Blogs und dieses Buches aber absichtlich versucht, Leichtigkeit und Oberflächlichkeit herzustellen. Das wollte mein Chefredakteur, und das kann ich auch. Aber so bin ich nicht zu hundert Prozent.« – Schade. Aber neunundneunzig Prozent sind ja auch noch ganz schön peinlich.

Bussibussi:

Titanic

Sueddeutsche.de!

»Wie betrunken dackelt FDP-Chef Rösler seinem Fraktionsvorsitzenden Brüderle hinterher« – wer soll Euch das glauben? Selbst der größte Zecher erscheint in Brüderles Nähe doch stocknüchtern.

Prosit:

Titanic

Lieber Manfred Bissinger,

wenn man sich am Ende seines Lebens mit einem Lebenslobpreiser wie Roger Willemsen zusammensetzt und anläßlich eines neuen Buches, in dem eigentlich alles steht, was man so gemacht hat in seinem 70jährigen Leben als Medienmeister, ja, wenn man dann in diesem Werbeinterview haarklein und bis ins letzte Detail gerade alles aufgezählt hat, was man eben alles so gemacht hat einst bei »Panorama« und beim Stern, beim Hamburger Senat und bei Konkret, bei Natur und Merian und natürlich bei der selbstgegründeten Wochenzeitung Die Woche, und wenn man dann obendrein sogar noch aufzählt, was in diesem Buch auch noch alles nicht drinsteht (»Zu vernachlässigen waren auch frühe Fingerübungen aus den Anfangsjahren bei der Vieh- und Fleischwirtschaft, der Augsburger Allgemeinen, der Donau-Zeitung oder der dpa in Hamburg, wo ich jeweils das journalistische Handwerk lernen durfte…«), und wenn dann zu allem peinlichen Überfluß der allzweckeuphorische Willemsen mit bestimmt schon wieder aufgeregt feuchtschimmernden Lippen sich dicht an einen heranbeugt und kurz vor dem Kniefall vollbegeistert ausruft: »…und wie gerne hätte ich das gelesen!« – ja, sagen Sie mal, Bissinger, fühlt man sich da nicht kurzzeitig so, als käme der eigene Selbstbegeisterungsschleim via Medienliebediener wieder retourgetropft? Ja, haben Sie da nicht wenigstens kurzzeitig das Gefühl verspürt, man könne doch wenigstens am Ende seines Lebens mit dem ewigen Federspreizen und Gegacker aufhören und einfach nur noch ein ganz normaleitler Gockel sein?

Nein? Dachten wir uns fast.

Titanic

Firma Reifen-Platt in Langenselbold!

Was genau ist eigentlich Deine Geschäftsidee? Fragt ehrlich interessiert:

Titanic

Boris Herrmann c/o »SZ«!

Nach dem 0:5 des Hamburger SV bei Bayern München haben Sie Bilanz gezogen: »›Mit jedem Tor haben wir an Selbstbewußtsein verloren‹, stellte [HSV-Trainer Michael] Oenning zu Recht fest. Und da sein Team schon ohne jedes Selbstbewußtsein begonnen hatte, war dann nach fünf Gegentoren natürlich nicht mehr allzuviel davon übrig.«

Herrmann! Was vertun Sie Ihre Zeit im Sportteil der Süddeutschen? Sie sind zu Höherem berufen! Wer so rechnen kann wie Sie, der ist gefragt als Finanzminister in so ziemlich jedem Staat der Welt, allen voran Griechenland und die USA. Zeigen Sie Selbstbewußtsein und bewerben Sie sich!

Auf geht’s:

Titanic

Sängerin Adele!

Der britischen Vogue verrieten Sie jetzt: »Ich kotze ziemlich häufig, bevor ich auf die Bühne gehe.«

Das ist ja verrückt – bei uns geht’s erst los, wenn Sie schon draufstehen! Darauf ein Gläschen Kamillentee:

Titanic

Wow, Jürgen Fliege, alter Medienapostel!

Daß Sie Ihre Spökenkieker-Veranstaltung »Wörishofener Herbst«, Ihr nun schon drittes jährliches »Gipfeltreffen der spirituellen Geister« mit Top-Heilern, Mega-Schamanen und Maxi-Quacksalbern, dieses Jahr nicht nur als »Fest für Körper, Geist und Seele«, sondern auch noch als »spirituelles Woodstock« anpreisen, das hat die Althippies in unserem Team natürlich total elektrisiert. Sollten also außer den von Ihnen bereits gebuchten Top-Acts wie Rüdiger Dahlke (Wiedergeburtshelfer), Bert Hellinger (Familienschausteller) und Sabrina Fox (Engelsmaklerin) auch noch die Geister von Jimi Hendrix (»Voodoo Child«), Janis Joplin (»Kozmic Blues«) oder Alexandra (»Mein Freund, der Baum«) zusagen, dann lassen Sie uns das aber sofort wissen!

Und natürlich bezahlen wir auch gerne die geforderten »199,- € zzgl. Gebühren« pro spiritueller Entität, selbst wenn der Eintritt bei Woodstock damals letztlich kostenlos war. Denn dafür veranstalten Sie den ganzen Humbug doch schließlich, oder?

Möge Gott Ihrer armen Geldbeutelseele gnädig sein:

Titanic

Bester Gregor Gysi!

Da fragt uns doch Dein Twitter-Account twitter.com/#!/gregorgysi glatt: »Fragst du dich, wie Gregor Gysi Twitter nutzt?« Und wissen Sie was: Wir haben uns das wirklich gefragt. Jetzt allerdings kennen wir die Antwort. Am 21.2.2009 erfolgte Ihr erster Eintrag: »Die Berliner organisieren die Einführungsveranstaltung für Twitter. Gute Sache, ich weiß nur noch nicht, wie oft ich dazu komme.« Und schon einen Tag drauf der nächste: »Jetzt aber mal nach Hause.« Weiter geht es am 8. April des Jahres: »@db9dj und andere: vielen dank für die tipps. habe das auch im büro besprochen. wir werden gemeinsam im wahlkampf twittern.« Am 30. Juni 2010 folgt: »Manchmal muß man über seinen Schatten springen, wenn wir mit Gauck Merkel stürzen können, sollten wir das tun. #bpw« Und am 5. Januar 2011 lesen wir dann die vorerst letzte Statusmeldung aus dem Hause Gysi: »Die Aufregung um das Wort #Kommunismus zeigt: dieses Land braucht mehr linke, demokratische und sozialistische Politik!«

Ganze fünf Einträge in zweieinhalb Jahren, das überrascht uns wirklich, Gysi! Hatten wir doch gerade von Ihnen mit Tweets am laufenden Meter gerechnet. Denn für wen wäre denn Mikroblogging gemacht, wenn nicht für Sie?

#kleinerscherz:

Titanic

Aber jetzt doch noch mal, Bleibtreu!

In dem aktuellen Film »Mein bester Feind« mimen Sie einen Juden, der sich per Uniform als SS-Mann tarnt. Gegenüber Stern.de wußten Sie deshalb, warum die Faschos nicht ohne fesche Waffenröcke auskamen: »Diese Uniformen hatten ja irgendwie einen ziemlichen Schick. Diese Schweine hatten schon ein extremes Gespür für Look, für gutes Aussehen.« Diese Schweine! »Und das ist natürlich auch einer der Gründe gewesen, wie man wahnsinnig viele Leute verführen konnte.«

Wie raffiniert, Bleibtreu! Und: netter Versuch. Aber Uniform hin oder her – uns kriegen Sie trotzdem nicht!

Mit antifaschistischen Grüßen:

Titanic

Heinz Bude, Professor für Makrosoziologie an der Uni Kassel!

Bisher meinten wir ja, Jugendliche seien Leute ungefähr zwischen 13 und 21 Jahren. In der Zeit jedoch, in der Sie die aktuellen Jugendproteste analysierten, belehrten Sie uns eines besseren: »Ein Jugendlicher ist man unabhängig vom Alter, wenn man keine Arbeit, keine Familie und keine Bleibe hat. Da kann man sich nur noch an spektakulären Aktionen hochziehen, die einem für einen Augenblick ein Gefühl sozialer Größe versprechen.«

Ach ja? Und Professor für Makrosoziologie ist man unabhängig von irgendeiner Fähigkeit? Wenn man nichts Richtiges studiert, keine Freunde und Zuhörer hat? So daß man sich dann nur noch an sinnlosen Veröffentlichungen in der Wochenpresse hochziehen kann, die einem für einen Augenblick ein Gefühl wissenschaftlicher Größe versprechen?

Dachten wir uns schon:

Titanic

Huch, Sido,

Tschuldigung, aber »Musik«-Fachleute klärten uns auf: Das bist gar nicht Du, da auf dem Plakat. Das ist jemand anderes, nämlich »Das Bo« aus Hamburg. Ihr seht aber auch alle gleich aus, Ihr Rapper.

Muß sich die Brille wohl mal mit Sidolin reinigen:

Titanic

Yo, Sido,

da stehen wir vor einem mannsgroßen Plakat und denken uns: »Na, das ist doch Sido, die alte Kackbratze! Und er zeigt mit dem Zeigefinger direkt auf uns!« Unter Dir auf dem Plakat steht der sinnfreie Grübelsatz »X mal mehr Türlichkeit«. So, so, denken wir uns, der Sido hat’s geschafft und ist jetzt also Jurymitglied bei »X-Factor«, der überflüssigsten und erfolglosesten aller bisher dagewesenen Castingshows. »Aber«, grübeln wir und kramen in unserem HipHop-Halbwissen, »Sido steht doch nicht für Türlichkeit, Sido steht doch für…« Und dann kommen wir drauf: Müßte auf dem Plakat nicht eher Dein Slogan von früher stehen, nämlich »Scheiße in dein Ohr«?

Läßt sich kein X für ein U vormachen:

Titanic

Thomas Glavinic, alter Literaturbursche!

Der Kultur-Spiegel hat Sie nach Ihrer kulturellen Monatsplanung befragt, und Sie fingen gleich so an: »Mit Menschen, die in die Oper gehen, bin ich bisher nie warm geworden. Diese Dünkelhaftigkeit! Wobei, vielleicht ist das ein Klischee, ich war noch nie in einer Oper.« Nun aber wollen Sie sich mal in eine reintrauen: »Wenn bloß nicht zuviel gesungen wird!« Doch für Bühnendarbietungen haben Sie ohnehin wenig übrig: »Ohnehin habe ich für Theater wenig übrig. Wieso? Das weiß ich nicht, da müssen Sie die fragen, die Theater machen. Ich verstehe nicht, wieso man das tausendste Mal Goethe spielen muß. Was hat das mit meinem Leben zu tun?« Recht haben Sie, Glavinic, schließlich leben Sie im Jahr 2011, da gibt es so viele schöne neue Bücher… nein? »Ich lese nicht viele Neuerscheinungen. Erstens bin ich faul, und zweitens bin ich nicht so sehr interessiert an Aktualität.« Sind Sie denn wenigstens an elitären Tausend-Sterne-Restaurants interessiert? Für eine Kinodoku über Ferran Adrià scheint’s gerade noch zu reichen: »Auch wenn mir Leute nicht geheuer sind, die mit verzückten Mienen in die teuersten Lokale gehen, aber eine Kräutersuppe nicht von einem Steak unterscheiden können. Mir ist egal, wo ich esse. Hauptsache, es ist genießbar.«

Hinreißend, Glavinic, wie Sie hier den erdigen Verächter des Establishments geben und mutig den Finger in offene Türen legen. Davon wollen wir mehr lesen! Gerne auch mal im Wirtschaftsressort (»Dicke Zylinderträger mit Zigarre im Mund und Geldsack auf dem Rücken sind mir wirklich nicht geheuer«) oder im Politikteil (»Mit Königin Marie Antoinette bin ich nie warm geworden – diese Dünkelhaftigkeit! Wobei, vielleicht ist das ein Klischee, ich hab sie ja noch nie getroffen«). Auf solches und ähnliches freuen sich schon jetzt:

Ihre Literaturallergiker von

Titanic

Riesengroßer Vorsitzender Philipp Rösler!

»In außenpolitischen Fragen«, erklärten Sie aus gegebenem Anlaß, »hab ich klar nochmals in der letzten Woche als Parteivorsitzender die Linie der FDP vorgegeben, der Bundesaußenminister ist dieser Linie auch ebenso klar gefolgt.« Jawoll, Rösler! So macht man das. Klare Worte, klare Linie! Gefehlt hat allenfalls noch ein Hinweis auf Artikel 65 Grundgesetz: »Die Richtlinien der Politik bestimmt der FDP-Vorsitzende.« Zumal wenn Gefahr im Verzug ist, sprich: wenn es darum geht, den Krieg gegen einen weltweit anerkannten Superschurken wie Gaddafi im nachhinein doch noch ein bißchen mitzugewinnen. Nach all dem pazifistisch-diplomatischen Rumgeeiere aus dem schwulen Außenministerium endlich mal eine zackige Ansage! Der deutsche Wirtschaftsminister erklärt Libyen nachträglich den Krieg und setzt sich beherzt an die Spitze der internationalen Allianz gegen Gaddafi! (Trommelwirbel) Rösler marschiert in Tripolis ein! (Fanfaren) Der 38jährige nimmt Gaddafis Festung im Sturm! (Pauken und Trompeten) Rösler setzt eine Kopfpauschale auf den Diktator aus und bringt ihn damit augenblicklich zur Strecke!

Aufwachen, Rösler, aufwachen:

Titanic

Hallo, Martin Winter!

Erklären Sie uns doch in der Süddeutschen mal die unterschiedlichen Nationalcharaktere am, sagen wir, Beispiel von Daniel Cohn-Bendit. Und los: Er »irritiert seine deutschen Freunde auch deshalb so oft, weil er beide Nationalitäten in sich trägt. Als Deutscher kennt er die Sehnsucht nach dem Frieden, und als Franzose weiß er, daß man zum Erhalt oder zur Herstellung dieses Friedens auch manchmal zur Waffe greifen muß.«

Wenn, Winter, Sie es so gemeint haben, daß »die Sehnsucht nach dem Frieden« die deutsche Hauptmotivation darstellt, und daß Sehnsucht nun einmal nur auf etwas ausgerichtet sein kann, das man gerade nicht hat, und die Deutschen daher, um ihre Sehnsucht nicht austrocknen zu lassen, allerlei veranstaltet haben, den Frieden möglichst in der Ferne zu halten –

– dann wird jetzt nicht zur Waffe greifen und nach München in die Hultschiner Straße fahren, um sie Ihnen an den Kopf zu werfen:

Titanic

Olé, Dietmar Hopp!

Sie sind Mäzen des Fußballclubs 1899 Hoffenheim und werden von den Gegnern Ihrer Mannschaft regelmäßig mit Fangesängen belegt, in denen Sie u. a. »Sohn einer Hure« genannt werden. Dazu sagten Sie nun: »Das Schlimme ist, man fühlt sich total hilflos. Ohnmächtig. Ich bin auch nur ein Mensch. Wer meine Mutter kannte, weiß: Sie war eine herzensgute Frau.« Aber Herr Hopp! Herzensgut sind Arabella von der Berliner Kurfürstenstraße und Chantalle auf der Reeperbahn ebenfalls – das können viele bezeugen, die sie »kennen«. Und nichts gegen Sie oder Ihre Mutter, aber Hilflosigkeit und Ohnmacht sind auch in Rotlichtbezirken keine unbekannten Gefühle! Denken Sie beim nächsten Mal doch lieber nach, ehe Sie Prostituierte als eiskalte Monster abstempeln!

Mitfühlend:

Titanic

Ach, Gaby Köster!

Eine feine Idee war es, Ihr Leben nach einem Schlaganfall zur Privatsache zu erklären: keine Genesungsprognosen, keine Interviews, keine Comeback-Ankündigungen. Nie wieder, hatten wir uns schon gefreut, müssen wir Gags über fette Frauen hören, die man vor dem Sex in Mehl wälzt, um die feuchte Stelle zu finden. Nun allerdings, da Sie sich ein wenig erholt und ein Buch geschrieben haben, vermarkten Sie sich wieder mit flotten Köster-Ausdrücken (»drissdrecksdrisseliger Schlaganfall«), Superbinsen (»Ich habe mir ziemlich früh gesagt, es gibt keine Niederlagen, es gibt Herausforderungen, und das ist vielleicht meine größte«) und Nahtoderfahrungsquatsch in Talkshows (»Ich habe beim lieben Gott angeklopft. Er hat mich zurückgeschickt«). Einen groben Fehler aber haben wir in Ihrem Buch entdeckt, in dem Sie schreiben, der Schlaganfall habe Ihnen alles genommen: »Meinen Stolz. Mein bisheriges Leben. Und jetzt auch noch meine Würde.«

Nein, nein, das besorgen Sie gerade vortrefflich selbst.

Si tacuisses:

Titanic

»Mannomann«,

unter diesem Pseudonym versprichst Du in einer Kleinanzeige folgendes: »Attraktives Verwöhnen in diskreter Umgebung bietet zuverlässiger Verführer für interessierte Dame.« Mannomann! Glaubst Du denn tatsächlich, daß die moderne Dame vom Verführer vor allem Zuverlässigkeit erwartet? Bist Du am Ende nach DIN zertifiziert? Fragt

Titanic

Lieber Jogi, lieber Philipp,

als Ihr da letztens auf der DFB-Pressekonferenz in Düsseldorf wegen des Buchs vom Philipp und des dazugehörigen Bild-Vorabdruckwirbels so löw und lahm beieinandergesessen seid und der Jogi erst sagt: »Ich persönlich, das hab ich auch dem Philipp gesagt oder auch deutlich gemacht, daß ich ähm es nicht glücklich finde, daß er als aktueller Spieler eben auch über, über Trainer in der Öffentlichkeit sozusagen urteilt, ich bin der Meinung, das steht niemandem zu, über Trainer eben auch sagen wir mal Dinge eben auch so zu sagen, die vielleicht auf der anderen Seite eben auch dementsprechend ankommen, das finde ich nicht glücklich« – und dann Du, Philipp, sagst: »Ja äh das Buch ist gedruckt, ähm deswegen kann ich jetzt äh äh nichts mehr rausnehmen, ähm natürlich der Trainer hat gestern ähm klargestellt, daß ähm er’s nicht will, daß Spieler aktuelle Spieler über, über andere oder ehemalige Trainer urteilen, und ähm deswegen äh werd ich sicher nicht mehr über ähm Trainer urteilen, wenn es der Trainer so will, dann hab ich mich daran zu halten, und das werd ich auch tun, das ist doch ganz ähm ganz klar« – da dachten wir: Und was ist außerdem noch ganz ähm ganz klar? Ganz klar: Trainer und Spieler sollen trainieren und spielen. Aber nicht reden. Von schreiben bzw. schreiben lassen ganz klar zu schweigen.

So, alles klar? Sitzt das Haar? Weiterspielen!

Titanic

Barack Obama, US-Präsident!

Nachdem eine dieser Agenturen Ihrem Land wegen seines Defizits die höchste Stufe der Kreditwürdigkeit entzogen hatte, stellten Sie klar: »Egal, was diese Agenturen sagen, wir sind die Vereinigten Staaten von Amerika, und wir werden immer ›Triple A‹ sein.« Spätestens jetzt, Herr Obama, sind Sie von Ihren korrupten und verlogenen Vorgängern nicht mehr zu unterscheiden. Wenn Amerika sagt, daß Nordvietnam den Krieg angefangen hat, dann ist das so, auch wenn sich später herausstellt, daß Nordvietnams Aggression provoziert war. Und wenn die USA sagen, daß der Irak Massenvernichtungswaffen hat, dann – genau.

Muß wohl Ihre Kreditkarte einziehen:

Titanic

Sie, Kristina Schröder,

waren als moderne CDU-Frau also jüngst in der Babypause, um anschließend sofort wieder der Bild-Zeitung Rede und Antwort zu stehen: »Ich freue mich, wieder hier zu sein, aber es wird eine echte Herausforderung, Kind und Beruf zu vereinbaren.« Und da müssen wir jetzt doch mal fragen: Was machen Sie eigentlich? Also beruflich?

Fragen Ihre Pausenclowns von der

Titanic

Ihr Kernkraftwerksbetreiber!

Wenn demnächst die ganzen Elektroautos kommen, dürft Ihr Eure Dinger sicher wieder hochfahren.

Ist doch geil, oder?

Titanic

Dear Catherine Mountbatten-Windsor, Duchess of Cambridge!

Wie wir hören, wird das Kleid, das Sie noch als Kate Middleton bei der Trauung mit Prinz Dingsbums durch die Westminster Abbey schleppten und vor der Hochzeitsnacht vorsichthalber auszogen, damit es nicht zerknittert, wird also dieses wieder leerstehende Hochzeitskleid nun im Buckingham-Palast unter königlichen Kronleuchtern ausgestellt – und siehe da: Fast 500 000 einfache Dirnen aus dem Volk haben sich bereits in die weiße Hülle hineingeträumt und dafür pro virtueller Prinzessin über 30 Euro hingelatzt, was immerhin schon hübsche 15 Millionen in die königliche Schatztruhe klimpern ließ.

Mal ganz ehrlich, Katie: Was ist das für ein Gefühl, wenn man plötzlich so herrlich viele herrlich dumme Untertanen hat? Ist das vielleicht so, wie wenn plötzlich 500 000 Leser gegen Bargeld unsere gebrauchten Unterhosen in der Frankfurter Paulskirche anbeten würden?

Neugierig:

Titanic

Hoppla, »Spiegel«!

Einerseits waren wir schon irritiert, als wir auf Deinem Titel »Als Deutschland in den Krieg zog« nicht wie gewohnt dem Führer, sondern dem Gespann Schröder/Fischer ins kriegstreiberische Antlitz blickten. Andererseits freuen wir uns bereits jetzt auf Titel wie »27.9.98: Der Anfang vom Untergang«, »Schröders letzte Lagebesprechung: ›Hol mir mal ’ne Flasche Bier!‹« oder »RWE und OMV – Jockels willige Mordgesellen«.

Deine Serientäter von

Titanic

Sie, Sila Sahin,

sind Türkin, spielen bei GZSZ das Klischee einer solchen und haben sich für den Playboy ausgezogen. Das führte zu Anfeindungen seitens Ihrer Landsleute und war der SZ eine ganzseitige Reportage wert, in der Sie mit folgenden Worten zitiert werden: »Es geht niemanden etwas an, was und an wen ich glaube. Glauben, das ist das Intimste, was ein Mensch besitzt, nicht der nackte Körper. Wir kommen doch alle nackt zur Welt. Manchmal komme ich mir vor wie Jeanne d’Arc.« Aber, Frau Sahin – Jeanne d’Arc, das ist die heilig gesprochene Nationalheldin der Franzosen, die übertriebenen Wert auf ihre Keuschheit legte und jedem ihren Glauben auf die Nase band. Was genau hat das jetzt mit Ihnen zu tun?

Sammelt schon mal Reisig:

Titanic

Herr Reich-Ranicki!

Ihrem alten Freund Fritz J. Raddatz haben Sie zu dessen 80. Geburtstag öffentlich mitgeteilt, daß Sie einmal von ihm gekränkt worden seien: »Ich zog es vor, von da an schweigsam zu bleiben, bis heute.« Schön wäre es gewesen, haben wir uns da gedacht und die weiteren Ausführungen über Ihre unverbrüchliche Schweigsamkeit mit wachsendem Erstaunen verfolgt: »So soll es sein: Ich werde schweigsam und dankbar sein. So soll es sein. Wirklich? Nein, es soll noch etwas gesagt werden…«

Doch schweigen wir davon. Sie wissen schließlich selbst am besten, zu welcher Redseligkeit Sie durch das viele Plappern über Ihre Schweigsamkeit verleitet worden sind.

Wir merken uns lediglich dies: Die Schweigsamkeit ist eine Zier / Reich-Ranicki schweigt ohne ihr.

Silentium!

Titanic

Bernd Peters (»Hamburger Morgenpost«)!

Unter dem vielversprechenden Titel »Frauen kosten Männer 1 Jahr ihres Lebens« stellen Sie eines dieser zahllosen Männer-Frauen-Bücher vor und holen sich für Ihren Gender-Rundumschlag wissenschaftlichen Beistand: »›Man könnte sagen: Frauen können nicht anders‹, erklärt Soziologe Dr. Matthias Feise von der Uni Bochum. ›Einfach formuliert: Sie sammeln, während Männer jagen. Frauen sind dem psychischen Programm, schöne Dinge zu horten, Kontakte zu knüpfen oder sich attraktiv zu machen, fast zwangsweise ausgeliefert…‹«

Starkes Statement, fanden wir, griffen zum Telefon und wollten den Gelehrten dazu befragen. Doch siehe da: An der Uni Bochum kennt man Herrn Feise überhaupt nicht. Der Leiter des Soziologie-Lehrstuhls, die Pressestelle, das Dekanat, die Putzfrau: alle ratlos. Auch ein dort tätiger Dozent für Sportwissenschaften namens Feisel weiß von nichts, und Dr. Matthias Freise von der Uni Münster wies das Zitat von seinem wissenschaftlichen Standpunkt aus sogar empört von sich.

Nun wollen wir Ihnen aus dem ausgedachten Doktor aber keinen Strick drehen – Sie sind halt ein Mann, und die sind ja schon rein genetisch zur kriminellen Hochstapelei gezwungen.

Ihre Ehrendoktoren von der

Titanic

Wolfgang Kubicki (FDP)!

Nachdem Ihre Partei sich mit 2,7 Prozent aus dem Parlament von Mecklenburg-Vorpommern verabschiedet hatte, sagten Sie der Leipziger Volkszeitung, man habe »kein Westerwelle-Problem, sondern ein Marken-Problem«. Als Marke nämlich habe die FDP »generell verschissen«. Aber Kubicki! Wie kommen Sie alter Querkopf denn darauf? Gerade erst hat Ihre Partei eine Finanztransaktionssteuer in den Euro-Staaten scheitern lassen, kündigt Steuersenkungen für Gutverdienende an und macht sich lustig über das Angebot wohlhabender Unternehmer und Künstler, mehr Steuern zu zahlen. Als Partei der Raffhälse, Minus-Kompetenten und Hasardeure nimmt die Marke FDP doch gerade richtig Fahrt auf!

Beobachtet begeistert

Titanic

»Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung«!

Im Rennen um die dämlichste Schlagzeile zum 9/11-Jubiläum hast Du Dir mit der Überschrift »Es kann noch einmal geschehen« fraglos einen der vorderen Plätze gesichert. Richtig schlimm dünkt uns jedoch, dieser Satz könnte nicht nur vage Prognose, sondern Ausdruck eines frommen Wunsches sein. Denn mit welchem Thema sonst läßt es sich so bequem neun (!) sonntägliche Feuilleton-Seiten vollknödeln?

Schreibt Dir immer wieder gerne:

Titanic

Hey, Barbara Becker!

Wir glaubten Sie schon in der medialen Versenkung verschwunden und auf angenehm öffentlichkeitsferne Weise beschäftigungslos, da gelangten Sie durch ein Interview, das Sie dem Radiosender FFH gaben, wieder in die Klatschspalten verschiedener Tageszeitungen. Unter anderem gaben Sie dort zur Auskunft, »sehr befreundet« mit Boris Beckers neuer Frau Lilly zu sein: »Die ist klasse. Wenn meine Arme zu kurz sind, dann übernimmt sie.«

Huch, Frau Becker – wie macht sich Ihr Kurzarmsyndrom denn bemerkbar? Haben Sie versucht, Boris aus der Besenkammer zu zerren? Ist es Ihnen mal nicht gelungen, Ihr Privatleben an die große Glocke zu hängen? Oder wollten Sie gar Lilly das Wasser reichen?

Irgendwie arm, meint:

Titanic

Nur eine Frage, Moritz Bleibtreu!

Wir würden so gern mal wieder ins Kino gehen. Gibt es in absehbarer Zeit auch mal wieder einen Film, in dem Sie nicht mitspielen?

Mit herzlichem Dank im voraus:

Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/i nnen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

 Lustiger Zufall, »Tagesspiegel«!

»Bett, Bücher, Bargeld – wie es in der Kreuzberger Wohnung von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette aussah«. Mit dieser Schlagzeile überschreibst Du Deine Homestory aus Berlin. Ha, exakt so sieht es in unseren Wohnungen auch aus! Komm doch gern mal vorbei und schreib drüber. Aber bitte nicht vorher die Polizei vorbeischicken!

Dankend: Titanic

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
28.03.2024 Nürnberg, Tafelhalle Max Goldt
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt