Briefe an die Leser | Mai 2011


Und wen, Liedermacher Stephan Sulke (67),

entdecken wir da im Kölner Stadt-Anzeiger vom 19. März mittenmang der Todesanzeigen? Sie! Mit einer Einladung zu einem Konzert im Beerdigungsinstitut Pütz-Roth in Bergisch-Gladbach. Herrjemine. Ist das Ihr Ernst? Ist es so ernst? Sie stehen doch nach dem Konzert wieder auf, oder?

Stephan, mach kein’ Quatsch!

Titanic

Klaus von Dohnanyi (SPD)!

Kaum hatte man in einer Talkshow am 16. März das Thema Kernenergie für die hiesige Regierung als heikel identifiziert, gefiel es Ihnen, den solcherart Geprüften mit einem Wort des ehemaligen US-Präsidenten Harry Truman unter die Arme zu greifen: »Wer die Hitze nicht aushält, sollte die Küche verlassen.« In der Tat, Dohnanyi! Wenn hier jemand über einschlägige Erfahrungen verfügt und mit einem munteren Spruch aushelfen kann, dann zweifellos Harry Truman – im August 1945 ließ er zwei Atombomben auf Japan werfen, die mindestens 250000 Menschen grillten. Da gewinnt die heiße Küche gleich an metaphorischer Wucht, was? Doch ob sich die ewigen Zauderer von der Bundesregierung Ihren Ratschlag zu Herzen nehmen und etwas ähnlich Kühnes versuchen, wagt zu bezweifeln:

Titanic

Steffi zu Guttenberg!

Der Bunten erklärten Sie mit markigen Worten, daß Ihre so derb gedemütigte Sippschaft keineswegs ans Auswandern denke: »Wir sind eine deutsche Familie, und Deutschland ist unsere Heimat.« Bei all dem Unfug, der Ihnen sonst durchs Rübchen ramentern mag – da, Frau Guttenberg, liegen Sie goldrichtig! Papa ist Trickbetrüger, Mutti arbeitet in der Pornobranche, der Urgroßvater war in ein politisches Attentat verstrickt, Opi schikaniert Musiker, und die Kinder werden in einem dunklen Gemäuer vor der Öffentlichkeit verborgen – eine schrecklich deutsche Familie ist das fürwahr! Bleiben Sie hier, Frau Guttenberg, und leuchten Sie uns auch weiterhin als strahlendes Vorbild allerblondesten Deutschtums!

Die Fahne hoch:

Titanic

Alles, dumme FDP,

machst Du falsch, aber auch wirklich alles. Was zum Beispiel läßt Du zum Thema Personalmangel in der Bundeswehr verlautbaren? Als Freiwilligenarmee müsse sich die Truppe »als Arbeitgeber noch attraktiver« machen? Je nun, wie denn das? »Dafür müssen zeitnah schlüssige Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung und zur Nachwuchsgewinnung ergriffen werden.« Ach, FDP! Attraktivitätssteigerung und Nachwuchsgewinnung, das hat Rot-Grün schon lange gemacht und nannte man damals »Öffnung der Bundeswehr für Frauen«.

Mal lieber an der eigenen Attraktivität arbeiten, rät:

Titanic

Prima, Habermas,

daß Sie sich mal wieder in der Süddeutschen zu Wort gemeldet haben, um ganzseitig unter anderem auf ein spezielles Problem in der EU hinzuweisen, nämlich »die rechtliche Unverbindlichkeit der intergouvernementalen Vorverständigung über Politiken, die in Kernkompetenzen der Mitgliedsstaaten und ihrer Parlamente eingreifen«. Habermas, was sollen wir sagen! Deckt sich voll mit unserer Analyse! Während die »Neue Unübersichtlichkeit«, für deren Entdeckung Sie bereits 1985 mit dem Geschwister-Scholl-Preis geehrt wurden, bislang nur Musik, Literatur und Architektur infiziert hatte und dort zur pluralistischen Ausfransung führte (»Musiken«, »Literaturen«, »Architekturen«), greift die Krake nun auch auf die Politik über! Sprich: Jeder Staatsmann treibt seine eigene Politik! Keine zwei Staaten, die genau die gleiche Politik machen! Folglich ist man schier gezwungen, von »Politiken« zu sprechen! Saukompliziert das alles!

Nur, Habermas, wenn wir es so recht bedenken: Sind nicht auch Sie bei jedem kunstvoll konstruierten Satz, den Sie uns hinwerfen, strenggenommen ein anderer? Ist es nicht allzu naiv und vereinfachend, bei so einem wuchtigen politischen Essay von einer einzigen, kohärenten Person als Autor auszugehen? Hätten die Süddeutschen Zeitungen also nicht besser daran getan, über Ihren Text, Pardon: Ihre Texte drüberzuschreiben: »Von Jürgens Habermasse«? Und sollte man die Singulare in diesen scheißkomplexen Zeiten nicht generell abschaffen? Auf daß die Philosophien und Soziologien endlich komplett verrückt werden?

Nur zu! Singulär bleibt einzig:

Titanic

Jaja, Robbie Williams!

Wir kennen die schicken Sprüche: »Pink ist das neue Schwarz«, »Leise ist das neue Laut«, »Vierzig ist das neue Dreißig«, jajaja. Aber in Ihrem 37jährigen Fall, teilten Sie den Fans bei der Echo-Verleihung müde mit, heißt es nun plötzlich: »Zu Hause bleiben ist das neue Ausgehen.«

Ach herrje. Ist 37 also doch nicht das neue 27? Und wie soll das alles weitergehen? Kakao ist das neue Koks? Wollsocken sind das neue Wildsein? Heizdecke ist das neue Hotlife? Nur die Musik von Robbie Williams ist und bleibt derselbe alte Scheiß? Williams, Williams, wenn wir Sie mögen würden, wir würden uns Sorgen um Sie machen. Aber so…

Zu Hause bleiben!

Titanic

Und, Rösler!

Im April gestanden Sie als frischgekürter Vizekanzler der Sonntags-FAZ eine geheime Angst vor innerparteilichen Rivalen: »Wenn ich in Hannover meine beiden Stellvertreter im Café sitzen sehe, setze ich mich einfach dazu. Wer hier [in Berlin] zwei Stellvertreter im Café sieht, kommt immer auf den Gedanken, daß sie gerade besprechen, wer Vorsitzender anstelle des Vorsitzenden wird.« Nun ist diese Sorge aber keine frisch erwachte, sondern reicht weit in Ihre traumatische Zeit als Landesminister zurück, wie schon in TITANIC 05/09 dokumentiert: »Wer in Berlin ein hohes Amt hat und sieht, wie zwei seiner Stellvertreter gemeinsam irgendwo sitzen, würde er denen sofort unterstellen, die wollen Vorsitzender werden«, sagten Sie, etwas schräg, der Süddeutschen im Mai 2008; im Februar 2009 erfuhr dieselbe: »Wenn ich hier meine zwei Stellvertreter Kaffee trinken sehe, denke ich: Das sind nette Kerle – und setze mich dazu. In Berlin muß ich fragen, ob die gerade überlegen, wer von beiden mich ablöst.« Dem Stern schließlich steckten Sie im Juli 2009: »Wenn ich in Berlin in irgendeinem Amt zwei Stellvertreter hätte und würde die im Café sitzen sehen, würde ich alles glauben, nur nicht, daß sie sich zufällig träfen. Ich würde unterstellen, die wollen mich stürzen.« Warum nur, Rösler, gehen Sie denn immer noch in Cafés, in diese Brutstätten der Niedertracht? Warum nur nähren Sie immer noch gleich zwei Stellvertreter an Ihrem Busen, dem ausgezehrten, wunden? Und warum nur lassen Sie sich von jener fiesen Intrigantenpartei FDP in immer noch höhere und höhere Ämter tragen, wenn die Angst vor dem Sturz Sie so beutelt? Schmeißen Sie doch einfach hin!

Darüber freute sich niemand mehr als

Titanic

Oho, FAZ.net,

dachten wir schon, als wir Deine angenehm deutliche und drastische Artikelüberschrift »Eine Hetzseite im Netz schürt puren Haß« lasen. Oho, jetzt geben sie’s ihnen aber! Aber dann ging’s leider doch nicht um Bild.de, sondern wieder nur um isharegossip.com und schlechtgelaunte Gören.

Bissi enttäuscht:

Titanic

Oliver Thoma!

Sie fragten am 15. März in der WDR-Hörfunksendung »Profit«, ob es eine Garantie dafür gebe, daß in Ökostrom »kein Atom drin ist«. Während sich die dortigen Experten nicht festlegen wollten, hat unsere Wissenschaftsredaktion recherchiert: Strom der guten wie auch der bösen Stromlieferanten enthält praktisch nur Elektronen und null Atome. Gut, was?

Ihre Yogeshware von der

Titanic

Markus Söder (CSU)!

Als bayerischer CSU-Umweltminister und selbstredend hartnäckiger Atomkraft-Befürworter stellten Sie sich am Tag nach Fukushima an die Spitze der Anti-Atomkraftbewegung. Und für das Problem der alternativen Stromerzeugung, das Sie bis dato für unlösbar erklärt hatten, war nun auf einmal der Trichter gefunden: »Ich möchte viel mehr Wind haben!«

Nein, Söder! Wirklich noch mehr? Überlegen Sie mal: Kaum nähert sich Ihnen ein Mikrophon oder gar eine Fernsehkamera, setzt bei Ihnen doch seit jeher eine völlig konkurrenzlose Windproduktion ein. Und im Gegensatz zur launenhaften Natur stehen Sie windschnittiger Windbeutel ja 365 Tage im Jahr und 24 Stunden am Tag zur Verfügung!

Für ein striktes Windkraft-Moratorium:

Titanic

Spiegel online-Kolumnist Georg Diez!

Man muß ja Klagenfurt nicht mögen; und die deutsche Literatur »als das letzte Refugium nationalstaatlicher Spießigkeit«, darüber könnte man reden. Aber was soll denn bitte das: »Die Welt muß draußen bleiben. Das lernen Germanisten schon im Studium. Balzac, Flaubert, Proust, Joyce, Fitzgerald, James, Dostojewski, Bassani, da schauen Sie bitte mal einen Schalter weiter: Wir hier machen lieber in Mittelhochdeutsch und Minnegesang.« Ja was denn sonst? »Die Sonderpädagogik muß draußen bleiben, das lernen Chemiker schon im Studium«? Wir, Diez, verraten Ihnen was: Germanistik, das ist die Wissenschaft vom Deutsch. Wer Balzac, Flaubert, Proust, Joyce, Fitzgerald, James, Dostojewski, Bassani kennenlernen will, der studiert dann eben Romanistik, Anglistik oder Komparatistik; und als Beweis für die unspießige Literatur auf Weltniveau immer und immer wieder das präpotente Altherrenduo Biller/Krausser aufzurufen, das ist halt genauso spießig wie der Kitschgedanke, Literatur müsse »vom Glück und der Gegenwart« erzählen.

Und außerdem heißt es Minnesang, gell.

Ihre Germanisten auf der

Titanic

Peter Schneider, Martin Walser, Siegfried Lenz, Hans-Christoph Buch!

»Dürfen wir diesen Tyrannen töten?« fragte Euch der bezüglich Gaddafi unentschlossene Focus, und nachdem Eure Abstimmung mit einem klaren 3:1 ausgegangen ist – dreimal Ja von Buch, Lenz und Schneider, einmal Nein von Walser – möchten wir gerne eine Frage anschließen: Wer macht’s? Schneider mit dem MG? Lenz mit einer vergifteten Pfeife? Oder doch Walser mit der Auschwitzkeule?

Feuer frei:

Titanic

Da Ihr, Medien,

die dahingeschiedene Elizabeth Taylor wiederholt als »eine der letzten großen Diven« zu bezeichnen geruhtet und wir aber ziemlich zweifelsfrei im Langzeitgedächtnis haben, daß Ihr diesen Titel schon der knapp davor verstorbenen Jane Russell wie auch Jahre früher mindestens Romy Schneider, Hildegard Knef, Maria Callas, Marilyn Monroe, Audrey sowie Katharine Hepburn verliehen habt: Könntet Ihr uns bei Gelegenheit aufklären, wie viele Diven da noch übrig sind? Sagt Ihr uns Bescheid, wann es die aller-, allerletzte erwischt? Und überlegt Ihr Euch danach mal eine Alternativphrase?

Selber Diva:

Titanic

Sloterdijk, alte Denkhaubitze!

Als Sie vom Schwatzmagazin Cicero nach dem »Ende des Atomzeitalters« befragt wurden, wie es der Spiegel anläßlich der japanischen Nuklearkatastrophe ausgerufen hatte, stellten Sie fest: »Das Ende des Atomzeitalters liegt eigentlich schon länger zurück. 1945 hatten wir diese nukleare Apokalypse mit den beiden Bomben über Japan.«

Ach was, Sloterdijk – so geht das mit dem professionellen Schnelldenken? Einfach das Zielband über der Startlinie spannen? Dann ist uns soeben klargeworden, daß Ihr Tod auch schon etwas länger zurückliegt. Er dürfte ziemlich genau am 26. Juni 1947 unter den Schreien Ihrer Mutter eingetreten sein.

Beileid:

Titanic

H. P. Baxxter (Scooter)!

Kann passieren: Da sitzt man bzw. sitzen Sie auf dem Rückweg von einem Konzert in Moskau im Flugzeug, und eine Gruppe von Mitreisenden bittet Sie darum, sich mit Ihnen fotografieren lassen zu dürfen, was Sie auch nicht verweigern – ohne allerdings zu wissen, daß es sich dabei nicht um irgendwelche Connaisseure gediegenen Ballertechnos handelt, sondern um Mitglieder der Rechtsrockband Kategorie C. So jedenfalls hat die Sprecherin Ihrer Plattenfirma die Entstehung des Fotos erklärt, als es wenig später im Internet auftauchte. Und hinzugefügt, daß Sie generell keinerlei Nähe zu Neonazis pflegen, sich aber nach bandinternen Diskussionen auch nicht weiter dazu äußern wollen würden, um den Rechten durch die dadurch entstehende mediale Aufmerksamkeit keine Plattform zu bieten usw. usf.

Weitere Presseerklärungen müssen aber auch gar nicht sein, Baxxter. Von Nazis distanzieren können Sie sich doch, selbst wenn dieser Begriff im Zusammenhang mit Ihrer Musik überraschen mag, viel eleganter: Bringen Sie einfach die Scooter-Hits »How Much Is The Gefilte Fisch«, »Move Your SS (Out Of My Sight)«, »I Was Made For Loving Jews« und vor allem natürlich »Haifa, Haifa« neu heraus – vielleicht als Bonustracks auf Ihrer gewiß demnächst erscheinenden »Live in Moscow 2011«-CD –, und legen Sie eventuell auch noch Ihrer Pressesprecherin Anne Glatzel einen Arbeitgeberwechsel oder eine Heirat nahe.

Und schon bleibt die Nazi-Posse für immer draußen.

Wettet der Matrosenhardchor der

Titanic

Daß Sie, Gianna Nannini,

kürzlich mit 54 Jahren zum ersten Mal Mutter geworden sind, geht uns zwar genauso wenig an wie die Musik, die Sie für Ihre rucolafutternden Altersgenossinnen machen, hat uns aber trotzdem gefreut. Darum haben wir einen Mitarbeiter, der uns ein geschmackloses Wortspiel andrehen wollte (»Braten in der Rockröhre«), stante pede entlassen, ohne ihm im Arbeitszeugnis alles Gute für seinen weiteren Weg zu wünschen – ganz im Gegensatz zu Ihnen und Ihrem Kind.

Hochachtungsvoll: Ihre Mutterschutzheiligen von der

Titanic

Eine Frage nur, Finnen:

Bereits eine Woche nach dem Atomunfall in Fukushima habt Ihr Eure Botschaft in Japan als »reine Vorsichtsmaßnahme, um die Arbeit der finnischen Vertretung unter allen Umständen aufrechtzuerhalten«, von Tokio nach Hiroshima verlegt. Gab es denn in Nagasaki, das noch ein Stückchen weiter weg liegt, keine geeigneten Räumlichkeiten?

Bombenwitz:

Titanic

Und, »Süddeutsche Zeitung«!

Interessiert lasen wir Deine Reportage über »Management-Gurus«, deren Vorspann lautete: »Ihre Vorträge sind auf Monate hinweg ausgebucht. Mit dünnen Thesen und flapsigen Sprüchen verdienen vermeintliche Management-Experten viele Millionen. Ein Einblick ins Busineß der Besserwisser.« Wir haben dann bloß nicht verstanden, warum Du dazu zwischen München, Frankfurt und Hannover hin- und herreisen mußtest. Hätte nicht ein Blick in die ständigen Anzeigen Deines eigenen »Wissensforums« gereicht, in denen Du für viel Geld »Erlebnisvorträge« von »hochkarätigen Referenten« feilbietest? Zwischen Deinen Vortragstiteln »Wer positiv denkt, ist glücklicher« oder »Erfolg beginnt im Kopf« und den von Dir ob ihrer Schlichtheit verhöhnten »Guru«-Weisheiten, Frauen hätten einen anderen Führungsstil, Innovation sei wichtig und Werbung am besten sinnlich, erkennt jedenfalls keinen belangvollen Unterschied:

Titanic

Beste »FAZ«!

Nach den Landtagswahlen in Baden-Württemberg haben Deine Korrespondenten die CDU bedauert (»Genaugenommen sind auf Landesebene noch drei Ämter und zwei Dienstlimousinen zu verteilen«) und die Grünen beargwöhnt, »die nun eine Fülle von Ämtern und einige schöne Dienstlimousinen kompetent zu besetzen haben«. Fällt Dir daran etwas auf? Uns schon – nämlich eine gewisse Fixierung Deiner Wahlberichterstatter auf Ämter und schöne Dienstlimousinen. Sollte es denn aber in einer parlamentarischen Demokratie nicht um höhere Werte gehen? Also beispielsweise um Bestechungsgelder in siebenstelliger Höhe?

Fragt in aller Unschuld:

Titanic

Na na, Rihanna!

Was Sie da dem amerikanischen Rolling Stone anvertrauten, hat uns zutiefst empört: »Ich mag es, ein bißchen gehauen zu werden, und lasse mich gerne fesseln.« Schlimm, Rihanna, ganz schlimm! Warum denn nicht knebeln – und zwar dauerhaft?

Dann hätte auch was davon:

Titanic

Och, Bob Geldof!

Es ist ja nicht falsch, was Sie dem Tagesspiegel mitgeteilt haben: »Das Netz ist voller unerträglicher Langeweile. Die Typen, die sich dort groß zu Wort melden, sind genau die, die man im Pub besser ignorieren sollte. Kennen Sie diese Typen, die nur rumnölen und schlechte Laune verbreiten?«

Solche Typen kennen wir indeed, »Sir« Bob! Aber nicht erst aus dem Internet. Auch in den analogen Medien wird man nicht von diesen übelgelaunten Gestalten verschont, von denen eins der beiden Lieder stammt, die von »Die größten Hits der 80er«-Radiosendern immer nur montags gespielt werden – das gute ist von den Bangles –, und die sich ansonsten lediglich dadurch hervorgetan haben, daß sie vor Jahrzehnten Pest mit Cholera, also den Hunger in Afrika mit Phil Collins bekämpfen wollten. Und die daraus die Berechtigung ziehen, bis in alle Ewigkeiten rumnölen zu dürfen, wie schlecht die Welt doch geworden sei, vor allem durchs Internet.

Last orders please!

Titanic

Philipp Rösler (38)!

Wir halten Ihren früh gefaßten Vorsatz, mit 45 aus der Politik auszusteigen, in allen Ehren; Sie haben ihn, als FDP-Chef in spe, im Interview gerade erst wieder bekräftigt. Aber glauben Sie denn, daß es die Partei noch so lange macht? Zumal unter Ihrem Vorsitz?

Für den Sofortausstieg:

Titanic

Spiegel online!

»Fukushima-Strahlung verseucht Todeszone« – aber besser die als irgendeine andere, nicht?

Gruß aus der Satirezone:

Titanic

Deutsches Volk!

Dich trifft es mal wieder hart. Innerhalb weniger Monate mußtest Du erfahren, daß das Auswärtige Amt kein Hort des Widerstands war, die Reichspolizei weniger Freund und Helfer als vielmehr Helfershelfer der Judenvernichtung und die vor noch gar nicht langer Zeit zäh gegen die Wehrmachtsausstellung verteidigte Wehrmacht voll von mordlüsternen Sadisten.

Welche überraschenden Erkenntnisse wirst Du noch ertragen müssen? Am Ende war die Reiter-SA gar kein Ponyzirkus? Und die Totenkopf-SS sogar irgendwie lebensfeindlich gesinnt?

Da kann es nur heißen: Halte durch, deutsches Volk!

Befehl von:

Titanic

Guttenberg, alter Schlawiner!

Seit Wochen haben wir uns gefragt: Was macht der jetzt bloß den lieben langweiligen Tag? Kämmt er sich viertelstündlich die Haare? Tanzt er nackt vorm Ganzkörperspiegel? Onaniert er sich um seinen Restverstand? Oder läßt man, Guttenberg, in Ihren Kreisen onanieren?

Fast hatten wir schon Entzugserscheinungen ob Ihrer medialen Nulldiät; aber jetzt sind Sie wieder da – wenn auch nur auf Video, wenn auch nur auf Facebook. Aalglatt geölt und schmierlappig wie eh und je wippen Sie dynamisch vor der Kamera auf und nieder und wirken so natürlich und sympathisch, wie man eben wirken muß, wenn man’s partout nicht ist. Nur das Lügen ohne verräterisches kurzes Augenschließen, das haben Sie immer noch nicht ganz drauf: »Liebe (Augen zu) Facebookfreunde, von (Augen zu) ganzem Herzen (Augen zu) danke für die großartige Unterstützung in den letzten Wochen und Monaten. Ich bin aus bekannten Gründen (Augen zu) erst in den letzten Tagen dazu gekommen, die zahlreichen, ja (Augen zu) Zehntausende Kommentare (Augen zu) auch einmal zu lesen, anzulesen, und ich habe mich (Augen zu) immens gefreut. Danke dafür, und (Augen zu) wir werden voneinander hören, und (Augen zu) ich werde mich melden.«

Und schon ist wieder Schluß mit den Entzugserscheinungen. Ach, Guttenberg, alter Schleimbeutel, wenn die letzten beiden Lügen nicht ausnahmsweise leider auch einen bedrohlichen Funken Wahrheit enthielten, wäre uns wirklich wohler. Können Sie nicht weiterhin so angenehm ungehört und abgemeldet bleiben, wo Sie gerade sind? Und daß Sie auch da so glücklich werden, wie Sie im Video gern wirken wollen, das wünscht Ihnen (Augen zu) von ganzem Herzen:

Titanic

Bon, Christian Wulff!

Sauber gedacht und präsidial reagiert: »Ich möchte den Kontakt zu den Bürgern haben. Das setzt voraus, daß man auch einmal von einem Ei getroffen wird.« Womit also der von Ihnen gewünschte Bürgerkontakt zwangsläufig über geworfene Eier führt.

Wird es sich merken:

Titanic

Hey, Margot Käßmann!

Sie sind ja wieder sehr gefragt und haben daher selbstverständlich auch zu Fukushima Ihren Senf abgegeben: »Ich habe vor allem Mitgefühl mit den Menschen dort. Manchmal wünsche ich mir, es gäbe eine Stunde Schweigen auf allen Kanälen statt permanent neue Bilder.«

Dabei ist es, Käßmann, ganz leicht, diesen Wunsch in Erfüllung gehen zu lassen. Man muß nur wissen, wo sich der Knopf zum Ausstellen befindet. Wäre es nicht wundervoll, wenn auch Sie einen solchen hätten? Schauen Sie mal nach!

In Gottes Namen:

Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Erwischt, Bischofskonferenz!

In Spanien haben sich Kriminelle als hochrangige Geistliche ausgegeben und mithilfe künstlicher Intelligenz die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nachgeahmt. Einige Ordensfrauen fielen auf den Trick herein und überwiesen auf Bitten der Betrüger/innen hohe Geldbeträge.

In einer Mitteilung an alle kirchlichen Institutionen warntest Du nun vor dieser Variante des Enkeltricks: »Äußerste Vorsicht ist geboten. Die Diözesen verlangen kein Geld – oder zumindest tun sie es nicht auf diese Weise.« Bon, Bischofskonferenz, aber weißt Du, wie der Enkeltrick weitergeht? Genau: Betrüger/innen geben sich als Bischofskonferenz aus, raten zur Vorsicht und fordern kurz darauf selbst zur Geldüberweisung auf!

Hat Dich sofort durchschaut: Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick