Briefe an die Leser | Januar 2008


Heda, Konzernbosse!

Seit Jahren droht Ihr uns damit, ins Ausland abzuwandern, dort Fabriken zu errichten und mal so richtig billig arbeiten zu lassen – wann endlich, erlauben wir uns zu fragen, ist’s denn nun soweit? Daß Ihr da hingeht und – bleibt?

Mit Grüßen in die möglichst ferne Ferne:

Titanic

Heilige Scheiße, Inga Griese!

In einer von Ihnen verantworteten Welt-am-Sonntag-Beilage zum Weihnachtsfest durften Sie sich für die Wand des nächsten Revolutionstribunals empfehlen: »Es begab sich aber zu der Zeit, daß wir überlegten, wie wohl die Protagonisten der Weihnachtsgeschichte in der heutigen Zeit aussehen würden ... Das Ergebnis sehen Sie auf dem Cover und in der kurzen Modestrecke im Heft.« Und siehe, wir haben gesehen: Hirten in Prada-Hosen, der Erzengel in schwarz glänzenden Gucci-Leggins, »Maria und Baby: Cape – Jil Sander, Kleid – Prada«; die Heiligen Drei Könige in Louis Vuitton, »als Gaben: goldene Tasche – Gucci, Schmuck von Bulgari« sowie »Ascent-Ti-Handy und Ascent-Ferrari-limited-Edition-Handy – Vertu«. Vielleicht noch mit Freisprecheinrichtung, damit Jesus am Kreuz seinen Dad anrufen kann: »Mein Gott, warum hast du mich verlassen?« Und apropos verlassen: Wann haben Sie, einigermaßen unverehrte Inga Griese, Ihre guten Geister…? Hm?

Sagen Sie’s bloß nicht den Protagonisten von

Titanic

Daniela Schily und Jürgen Sorges!

In Ihrem Bulgarien-Reiseführer schreiben Sie über den Hinrichtungsfelsen auf dem Zarevez-Hügel in Veliko Tarnovo: »Hier wurden die unbequemen Straftäter kurzerhand von einem steilen Felsen in die Jantra geworfen (tägl. 8 – 19 Uhr)« – auch sonn- und feiertags? Ohne Mittagspause? Und was passierte mit den bequemen Straftätern?

Fragt sich und Sie kurzerhand:

Titanic

Interessante Einblicke, Jockel Fischer,

sind das, die Ihre schicke neue »Montagskolumne« bei Zeit online unter dem Titel »Gegen die Wand« in die Taxifahrerausbildung Mitte der 70er Jahre bietet: »Unsereins lernte noch anhand eines Gedichtes von Friedrich Schiller, daß sich im alten Babylon finstere Ereignisse per Flammenschrift an der Wand anzukündigen pflegten. In unseren Tagen bedarf es dazu allerdings keines jenseitigen Aufwandes mehr, sondern es reicht der tägliche Blick in die Nachrichten.«

Wohl, wohl – um auf »Und sieh! und sieh! an weißer Wand / Da kam’s hervor, wie Menschenhand« zu stoßen, bedarf es in unseren Tagen tatsächlich nicht mehr des jenseitigen Aufwands des Auswendiglernens, sondern eines Blicks auf Freund Google. Und der verrät obendrein gar noch das Pseudonym, unter dem Schiller sein Gedicht »Belsazar« schrieb: Heinrich Heine.

Aber wer will in finsteren Zeiten schon eine Leuchte sein, gell?

Ihre Magier von der

Titanic

Kai Diekmann!

Genau 256 Seiten mußten Sie mit Moralmatsche vollmachen, bis Sie im allerletzten Absatz Ihres Buchs »Der große Selbst-Betrug. Wie wir um unsere Zukunft gebracht werden« endlich auf den Punkt kommen. Unter der an sich schwer ironisch ge­meinten Kapitelüberschrift »Lob der Achtundsechziger« bricht am Schluß doch der heilige Ernst des Bild-Chefredakteurs durch: »Schon in der Kommune 1 wurden die Toilettentüren ausgehängt, und der Hang zu Selbstanalyse und Bekenntnis, zur Veröffentlichung des Intimen, zur schauprozeßhaften Selbstdarstellung lebt noch heute fort. Von ihm haben vor allem die Medien profitiert … Zumindest in dieser Hinsicht bin ich daher den Achtundsechzigern zu Dank verpflichtet.« Auch auf die Gefahr hin, bei Ihnen offene Latrinentüren einzurennen: Ein halbes Jahrhundert Anti-Bild-Literatur hat es nicht vermocht, die Essenz Ihres Blattes derart elegant und prägnant auf den Begriff zu bringen: die Zeitung vom Scheißhausschnüffler für Scheißhausschnüffler. Zumindest in dieser Hinsicht sind wir Ihnen daher zu Dank verpflichtet.

Immer alle Türen in der Angel:

Titanic

Studentenwerk in Aalen!

Sag uns doch bitte, welchem Carl Schneider Du die Ehre zuteil kommen ließest, eines Deiner Studenten­wohnheime mit seinem Namen zu schmücken: War es der Psychiater und Professor an der Universität Heidelberg, der unter Hüttler sowohl die Verhütung durch Unfruchtbarmachung als auch Maßnahmen zur Euthanasie, mit der Morde an psychisch Kranken zum Bestandteil der psychiatrischen Regelversorgung gemacht werden sollten, fleißig mitpropagierte? Oder war’s der Theologe Carl Schneider, der Professor zu Königsberg war und ab 1939 seine Mitarbeit am dortigen Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben erklärte? Oder doch ein dritter, weniger verdienstvoller Carl Schneider, der weder uns noch Google bekannt ist?

Sag’s bitte Deiner

Titanic

E wie Einfach GmbH!

Einen Cent pro Kilowattstunde Strom kann man bei Dir sparen, und tatsächlich: In einem Deiner Werbespots watet ein Kunde durch eine kniehohe Schicht Ein-Cent-Münzen. Hmm, mal sehen: Um eine Fläche von 14 qm einen halben Meter hoch mit Ein-Cent-Stücken zu bedecken, bräuchte man ca. 16 Millionen Centmünzen. 16 Millionen Kilowattstunden Strom entsprechen so in etwa dem Jahresverbrauch einer Kleinstadt mit 3 000 Einwohnern. Ein normaler Drei-Personen-Haushalt verbraucht knapp 4 000 kWh im Jahr, 4 000 Centstücke ergeben eine Fläche von gerade mal einem Quadratmeter; das reicht nicht mal zum Stapeln!

Mit einem Wort, E wie Einfach GmbH: Das stimmt doch alles hinten und vorne nicht. Da bleiben wir doch lieber bei dem Ökostromanbieter unseres »Vertrauens«.

Mit Gruß von T wie

Titanic

Und Sie, Marcel Reich-Ranicki (87),

sind also sauer bzw. haben »ein ernstes Problem«, denn Sie drängen auf die baldige Verfilmung Ihrer Autobiographie: »Mein Buch ›Mein Leben‹ ist in der Hand der Produzentin Katharina Trebitsch, aber das Projekt dauert und dauert und kommt nicht voran.«

Na dann freuen Sie sich doch – die Verfilmung Ihres Lebens wird offensichtlich authentisch!

Titanic

»Spiegel online«!

»Die SPD will raus aus dem 30-Prozent-Turm und wieder Volkspartei werden.« Uns würde interessieren: Wo liegt denn dieser Turm? In der Nähe des Elfenbein-Kellers?

Grüße aus eben dem!

Titanic

Jolie, Angelina!

In der Spiegel-Rubrik »Personalien« war das obligatorische Tittenbild neulich von Ihnen. Genauer: von dem splitternackten Auftritt im Film »Die Legende von Beowulf«, in dem Ihr Computer-Double nichts weiter als ein ganz klein wenig Blattgold am edlen Hollywood-Körper trägt. Und genau darum dürfen Ihre Kinder diesen Film nicht sehen: »Ich finde nicht, daß sie ihre Mutter so sehen sollten. Zu Hause laufe ich nicht so herum. Ich habe Jungs.«

Kann ja, Jolie, sein, daß Sie zu Hause den ganzen Tag eine aus ­einem alten Handtuch genähte Strandumkleide tragen und im Gesicht eine große dicke Sonnenbrille, damit ­Ihre Jungs Sie nicht so sehen, wie sie Sie eben nicht sehen sollen. Aber ein ganz klein wenig wundern tut uns das schon: Unsere Mütter haben wir hin und wieder auch mal nackich gesehen und uns im Alter von sechs oder acht Jahren nichts und nochmals nichts daraus gemacht, denn so und nicht anders sahen sie halt aus, unsere Mütter. Aber in Ihrem Fall ist das natürlich auch ein wenig anders, denn den Großteil Ihrer mittlerweile ins Unüberschaubare sich geweitet habenden Kinderschar ­haben Sie ja in aller Welt zusammen­adoptiert: Und vor Fremden zieht man sich nun mal nicht aus, nicht wahr?

Ihre Jungs auf der

Titanic

Und da, Ratzinger,

dürften Sie selbst überrascht gewesen sein, wie gut sich der weltanschauliche Tinnef, den Sie zeitlebens verkauft haben, inzwischen absetzt. Als nämlich vor kurzem 15 vermummte Polizisten mit Maschinenpistolen und schußsicheren Westen auf das Grundstück eines unbescholtenen Familienvaters in der Nähe des bayerischen Burghausen stürmten, dort jeden Raum einzeln nach terroraffinem Gelichter durchsuchten, den Mann festnahmen und, während sein Haus durchsucht ­wurde, fünf Stunden lang arretierten, ihn dem obligatorischen Speicheltest unterwarfen und streng verhörten: da geschah das keineswegs, um mit ­A-Bomben herumdokternde Terroristen, die Mafia oder gar den Porsche-Vorstand zu verhaften. Sondern, haha: ad maiorem Dei gloriam! War doch zwei Tage zuvor im Nachbarort Marktl am Inn das Geburtshaus Ihro Heiligkeit mit blauer Farbe bespritzt worden, und gegen besagten Herrn bestand ein ganz konkreter Anfangsverdacht, weil er im Wartezimmer einer Arztpraxis zu einem anderen Patienten gesagt hatte, daß die 40 Millionen, die der Papstbesuch koste, besser hätten verwendet werden können – und also durchaus des Landesverrats schuldig war.

Daß Sie, Ratzinger, als ehemaliger Vorsitzender der vglw. zahmen Inquisitions-Nachfolgeorganisation »Kongregation für die Glaubenslehre« nun doch noch ein paar hauseigene Häretikerjäger bekommen und Zeuge einer geradezu polnischen Rechristianisierung werden dürfen – hätten Sie’s gedacht?

Soviel Anfang war nie:

Titanic

Da hat also, Amy Winehouse,

Dein Manager Thom Stone gekündigt, weil er im Tourbus immer passiv das von Dir konsumierte Heroin rauchen mußte. Ja: hättest Du ihm nicht wenigstens ein bißchen was abgeben können?

Stets »aktiv«:

Titanic

Und sag noch mal, »Süddeutsche«!

Ist es nicht ein bißchen schäbig und unverschämt anspielungsreich, ein Interview mit dem frischgebackenen Arbeits- und Sozialminister folgendermaßen einzuleiten: »Das Ministerzimmer ist frisch gestrichen, die Bilder und Fußbälle von Vorgänger Müntefering sind verschwunden – etwas kahl wirkt das neue Büro von Olaf Scholz noch«?

Gutgekämmte Grüße aus gutfrisierten Büros!

Titanic

Und apropos Scientology, Will Smith!

Sie haben also von Tom Cruise »viel Interessantes« über die geist­reichen Lehren der Scientologen erfahren und überlegen nun »ernsthaft«, dieser Truppe beizutreten. Warum auch nicht – des Menschen Wille ist sein Himmelreich, nicht wahr? Schön aber Ihre Zurückweisung der öffentlichen Kritik an Hubbards Spinnerverein: Die verstünden Sie, Smith, nicht, denn »98 Prozent der Grundsätze von Scientology sind identisch mit den Grundsätzen der Bibel«. Aber sehen Sie’s mal so: Ein besseres Argument gegen Sciento­logy gibt es doch gar nicht!

Ihre Sektierer auf der

Titanic

Hochverehrter Olaf Scholz!

Als Arbeits- und Sozialminister spielen Sie jetzt endlich wieder die Rolle, die Ihnen gebührt. Kurz vor Ihrer Vereidigung wurden Sie von Spiegel online gefragt, ob die sog. Sozialdemokratisierung des politischen Systems nicht eine Bedrohung für die SPD sei, und Sie antworteten: »Wir werden jetzt nicht den Fehler machen und hektisch auf die anderen reagieren, die sich auf uns ­zubewegen. CDU fängt mit C an, Camouflage auch – das wissen die meisten Menschen.«

Abgesehen davon, daß die meisten Menschen das Wort »Camouflage« nicht mal buchstabieren könnten: Wußten Sie denn nicht, daß ­schiefe Vergleiche, Schönfärberei und Schwach­sinn allesamt mit Sch anfangen?

Schön, daß Sie wieder da sind!

Titanic

Max.de!

So hast Du neulich Werbung für Heidi Klum gemacht: »In einem neuen Victoria’s-Secret-Video setzt sich das deutsche Topmodel intensiv mit seinem Busen auseinander« – wie interessant! Und das Beispiel macht hoffentlich Schule: »In Ihrem neuen Hardcorevideo setzt sich Ivana Geilova intensiv mit diversen Penissen auseinander« –

so machen Auseinandersetzungen Spaß!

Deine Topmodels auf der

Titanic

Tom Cruise!

Spätestens seit Ihrem grandiosen Auftritt bei der Bambi-Verleihung sind wir vollkommen davon überzeugt, daß Sie wie kein anderer geeignet sind, der Deutschen liebsten Widerstandskämpfer, den gescheiterten Hitler-Attentäter und deutschnationalen Trottel Stauffenberg zu geben: Sie erschienen mit ordentlich gescheiteltem Haar, ließen sich von Frank Schirrmacher einen »Courage-Bambi« verleihen und für die deutsche PR einspannen: »Durch seine Entscheidung, Graf Stauffenberg sein Gesicht zu leihen, wird Tom Cruise das Bild, das die Welt sich von uns Deutschen macht, verändern« und hielten anschließend Ihrerseits eine viertelstündige Rede über Tapferkeit, Mut und Leistungsbereitschaft, welche Sie selbstverständlich mit den berühmten letzten Worten Stauffenbergs beendeten: »Es lebe das heilige Deutschland!«

Dem einen oder anderen älteren FAZ-Abonnenten werden die Tränen gekommen sein; und auch in uns stieg etwas hoch, von ganz tief drinnen. Aber Tränen, nein, Tränen waren’s nicht.

Ihre supergeheimen Deutschen von

Titanic

Und wehe, Journalisten,

auch nur einer von Euch kommt auf die Idee, auch nur einen einzigen weiteren Artikel über allfällig geänderte Meinungen in Sachen Klimaschutz zu überschreiben mit »Klimawandel in Bali« bzw. »Klimawandel bei Merkel«, denn dann ... ja dann! Gibt’s einen Satz furchtbar heiße Ohren von

Titanic

Und noch was, Aminati:

Wie geht es eigentlich zusammen, daß Sie einerseits in Pro Sieben-Spots namens »Gib CO2ntra« dazu auffordern, den CO2-Ausstoß zu senken, andererseits in einem anderen Spot für ein Wintersportgewinnspiel den Gewinn eines »Hummer«-Geländemonsters im Wert von 49 000 Euro anpreisen, das etwa die CO2-Bilanz eines afrikanischen Kleinstaates hat?

Verraten Sie’s beizeiten Ihren Lieblingsschülern auf der

Titanic

Sie nun, Daniel Aminati,

sind ehemaliges Model, Ex-Mitglied der mit »Bed & Breakfast« dämlichstmöglich benamsten Boygroup des gesamten Sonnensystems und außerdem gewesener Schauspieler in diversen verbraucherflachen TV-Movies. Mit solch einer Biographie kann man nur noch eins werden: ­Moderatorendarsteller des ­Pro-Sieben-Wissensmagazins »Galileo«. Laut Interview auf der Homepage des Unterföhringer Unterhaltungskanals reizt Sie konkret an »Galileo«, »daß man hier abends nach Hause geht und etwas dazugelernt hat«, und das sind dann so Sachen wie Gebraucht­wagenverkauf, Herstellung von Sandwiches mit den Füßen, ­Waffel-Wett­essen, Schrottmopeds bauen, das perfekte Frühstücks­ei, Grubenkäse selbermachen und was Sie und »Galileo« eben noch so tagein, tagaus in die Wohnzimmer der Käsesüchtigen senden. Die, Daniel Aminati, leider sehr viel weniger dazulernen, als Sie glauben.

Nach Diktat nach Hause:

Titanic

Wenig verehrter Hans-Werner Sinn!

Ehrlich gesagt wissen wir nicht, was gräßlicher ist: Ihr alberner Gesichtspullover oder doch Ihre armselige neoliberale Litanei: »Mit Ungerechtigkeit lebt es sich besser.« Eine interessante Idee. Sollte man Sie als Präsident des Münchner Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung unter einem Vorwand Ihrer Wahl entlassen und Sie nach Jahresfrist als Hartz-IV-Empfänger nachts von S-Bahn-Bänken kratzen lassen, was anderen Menschen so durch den Kopf gegangen ist, dann wäre das ein doch nur gerechter Lohn für Ihre jahrelange Maulhurerei – und damit lebte aber wer viel besser?

Stets zu Diensten:

Titanic

Hallo, Bon Jovi!

Tatsächlich geistert Ihr noch in der Weltgeschichte rum und tretet mit Eurer neuen Trash-Hit-Sammlung »Lost Highway« u.a. am 29. Mai in der Landeshauptstadt von Baden-Württemberg auf, was jetzt schon großartig beworben wird: »The lost highway leeds to Stuttgart« – Ihr wißt ja gar nicht, wie recht Ihr habt!

Jedenfalls ausnahmsweise.

Titanic

Claudia Roth!

Auf Spiegel-TV durften Sie eine geschlagene Minute für die Türkei schwärmen, wobei Ihre Begeisterung selbst die Grammatik erschütterte: »Türkei ist für mich zweite Heimat. Ich mache seit 20 Jahren Türkei-Politik. Das ist viele Jahre. Und ich liebe die Menschen in der Türkei, und ich liebe die Konflikte in der Türkei. Es gibt immer wieder Probleme, immer wieder Konflikte. Mir gefällt Sonne, Mond und Sterne. Mir gefällt Wasser, Wind; mir gefallen Börek – ich kann gute Börek machen...« Tja, wer verliebt sich nicht gern in Konflikte, aber geht’s nicht eine Spur konkreter? »Ich liebe die Kurdenfrage, und ich liebe den islamischen Fundamentalismus. Mir gefällt Armut, mir gefällt Ehrenmord. Es gibt immer wieder Armut, immer wieder Ehrenmord.« Da man sieht, wie schnell sich bei Ihnen, Claudia Roth, Erfahrung in Befähigung niederschlägt, haben Sie bitte Verständnis dafür, daß wir, auch wenn Sie evtl. schon seit 20 Jahren Börek machen und das viele Jahre ist, lieber nicht probieren.

Bleibt diesmal beim Döner:

Titanic

Weltgeist!

Läßt Du etwa nach? Daß, wie dem Tagesspiegel zu entnehmen war, zwei jugendliche Komasäufer, nämlich zwei Mädchen von 13 und 14 Jahren nach einer zünftigen Zecherei »hilflos auf dem Rasen im Wermuthweg lagen« – dann aber eben nicht mit der Limo ins Krankenhaus Seltersstraße gefahren wurden: das ist schon eine vergleichsweise schwache Vorstellung. Wirst Du allmählich alt?

Mit einem Wermuthströpfchen:

Titanic

Campino!

Wie wir hörten, hadern Sie schwer mit Ihren deutschen Wurzeln und gestehen zerknirscht, daß Sie deutscher wären, als Sie früher je zugeben wollten, denn Deutschsein, das ist: »Eine gewisse Schwere, ein Sich-Gedanken-Machen über zu viele Dinge.« Also, Campino, in diesem Punkt können wir Sie beruhigen: Sie sind, Ihre Definition zugrundegelegt, derart undeutsch, daß es selbst Gremliza freuen würde!

Ding-dong:

Titanic

»Zeit Leben«!

Neulich, als uns einmal langweilig war, griffen wir uns Deine Ausgabe Nr. 49, blätterten, stutzten, begannen zu rechnen: zwei, drunter tust Du es ja nicht, Titelbilder zum Thema Uhr plus eine Cartier-Uhrenanzeige plus eine Doppelseite Anzeige für Patek-Philippe-Uhren plus eine Seite Anzeige für »die Welt des Schmucks« in Pforzheim (gesponsert von Chopard, Fabergé u.a.) plus eine Seite Anzeige von Maurice-Lacroix-Uhren, eine von Chopard, vier redaktionelle Seiten über Uhren als Wertanlage, fünf redaktionelle Seiten über Uhrmacherinnen (»Wenn beim Glashütter Luxusuhrenhersteller Lange & Söhne etwas technisch Anspruchsvolles entwickelt werden soll, ist das eine Aufgabe für Annegret Fleischer«), darin eine Seite Anzeige für Omega-Uhren, eine Seite Anzeige für Wempe-Schmuck, sechs redaktionelle Seiten über den Schmuck der Hollywood-Diven (»Die junge Bardot brilliert mit Ohrringen von Chanel für 1460 Euro«), eine und zwei Drittel Seiten Anzeigen für Schmuck von Tchibo und auf der Rückseite eine Seite Anzeige für Nomos Glashütte-Uhren, macht summa summarum sieben Seiten Uhrenanzeigen, elf redaktionelle Seiten über Uhren, fast vier Seiten Schmuckanzeigen und sechs redaktionelle über Schmuck. Von dem Hinweis auf Deine Online-Dépendance im Inhaltsverzeichnis (»Uhren: Wo liegt das ›Tal der Uhrmacher‹? Testen Sie Ihr Wissen!«) mal ganz zu schweigen.

Da haben wir mal ein Quiz für Dich, Zeit »Leben«: Was ist das? Es macht nicht mehr ganz richtig tick-tack, und wenn es runterfällt, dann weil wir nicht anders können, als eine solchermaßen vorbildliche Vermischung von redaktionellem und Anzeigenteil diretissima ins Altpapier zu befördern?

Antwort bitte keinesfalls an

Titanic

Und apropos, Olle Wagner!

Man sollte ja meinen, daß Sie, Franz Josef Wagner, mit Ihrem Job als Bild-Kolumnist aus Ihrer Sicht ein reichlich großes Los gezogen hätten, denn die finanziell schlechter als Sie gestellten Analphabeten könnte man an den Fingern eines Elefanten im Porzellanladen abzählen. Und dennoch quält Sie der Neid auf mögliche Lottogewinner: »Ich bin übellaunig. Was ich denke in der Schlange der Tipper ist nicht druckfähig. Mein Charakter verschlechtert sich von Jackpot zu Jackpot. War ich noch bei 30 Millionen eine sanfte ­Seele, wünsche ich jedem Tipper heute die Pest, er ist ein Störungsfaktor zu meinem Glück.«

Zu Ihrem Glück, Wagner, läuft in der Unterschicht unserer Gesellschaft eine Verlegerin frei herum, die Ihren Gedankenschrott trotzdem für druckfähig hält, und zu Ihrem noch größeren Glück werden Sie niemals begreifen, weshalb sich unsereinem bei der Lektüre Ihrer kühnsten Formulierungen (»er ist ein Störungsfaktor zu meinem Glück«) die Plomben lockern und die Zehennägel einwärts aufstellen.

Sie wissen wirklich nicht, wie gut Sie’s haben.

Weiterträumen!

Titanic

Wenn es, Benjamin von Stuckrad-Barre,

schon etwas länger her ist, daß man von einem etwas gehört hat, der seine Karriere als Popjournalisten­autor o. s. ä. schwer geräuschvoll begonnen hat, dann ist es geradewegs eine heiße Agenturmeldung, daß derjenige – also Sie – ab pünktlich Neujahr 2008 exklusiv für die Axel Springer AG tätig sein wird. Und zwar »vor allem für B.Z., Die Welt und Welt am Sonntag«.

Schön, Sie haben Ihr neues Stammblatt mal »das Berliner Pittbullblatt B.Z.« genannt und schrieben über Figuren wie F. J. Wagner und dessen »perfide Artikelform Brief«, diese »moralischen Erektionen«, sowie »Bilds Rampendichterin Hier-klatscht-Katja-Kessler«, der wir »viele herzerfrischend menschenfeindliche Neologismen« wie z.B. das »Spindluder« zu verdanken hätten sowie den »Text unter den Frauen«, »diesen täglichen Irrsinn«. Und Sie haben zu Recht gefragt, wie es denn sein könne, daß eine Zahnärztin so schreibt wie ein »verschwitzter Koloß, der es im Auftrag der Leserschaft nötig hat … Wer hat dich so versaut, Katja?«

Aber schon in diesen Texten fand sich, bei aller Ablehnung, auch Faszination fürs Schmuddelige. Und wenn man dann noch strikt nach der modernisierten Falcoschen Lebensregel »Wer sich an die 90er erinnern kann, ist nicht dabeigewesen« lebt, was schert einen dann sein Geschreibe von gestern? Und was den Gestank im Hause Springer angeht: Dank des schlechten Zustands Ihrer, Stucki, Nasenschleimhaut wird der Ihnen bestimmt gar nicht auffallen.

Viel Spaß mit der Rohrpost von Wagner wünscht

Titanic

Udo Jürgens!

Sie haben also »nicht mehr Lust wie früher, ständig in irgendeiner Form Körperlichkeit zu erleben«, erklärten Sie der Welt am Sonntag: Die Leidenschaft lasse mit 73 nach. Tröstlich stimmt aber, daß Sie wenigstens noch vom »Aufstehen mit steifen Gliedern« zu berichten wußten –

und also noch nicht alles verloren ist.

Heut’ mal pubertär:

Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
28.03.2024 Nürnberg, Tafelhalle Max Goldt
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt