Briefe an die Leser | September 2007


Und Du, Pro 7,

sagst bitte Deinem Sprecher, daß man den Nachnamen von George Clooney nicht wie »Clownie« ausspricht.

Andererseits: Sag’s ihm lieber doch nicht.

Titanic

Potsdam, Evelyn Roll (»SZ«),

standen«, und das merkt man woran? »Joop und Jauch und Schlöndorff, Nadja Auermann und Ufa-Chef Wolf Bauer sind ja lange schon dort. Dann sind auch Menschen hingezogen wie Friede Springer oder der Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner mit seiner Familie, Gerhard Schröders ehemaliger Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye, Berlins Innensenator Ehrhart Körting und viele Schauspieler wie Nadja Uhl und Christian Ulmen. Gerade wird der FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher Neu-Potsdamer und bald auch Bild-Chef Kai Diekmann.«

Sie sollten, Evelyn Roll, einfach auch nach Potsdam ziehen; das tät’ das Risiko, daß wir Ihnen alter Gesellschaftstante mal begegnen, auf ein Minimum reduzieren.

Was meinen S’?

Sigurd Trebitsch!

Sie sind Leser der FAS und haben als solcher in der goldenen Rubrik »Fragen Sie Reich-Ranicki« ebendas getan: »Sind Ihnen neben Wedekind weitere Fälle bekannt, in denen Schriftsteller als Werbetexter arbeiten? Und verbietet das nicht der Respekt vor der Kunst und dem Wort?« Da man von unserem Literatur-Hansdampf allerhand erwarten kann, nur nicht die glückliche Beantwortung einer Frage zu Kunst und Wort, wird es Zeit, daß Sie jemand über ein Mißverständnis aufklärt: Auch wenn niemand glücklich sein kann über den Werbeschwachsinn, der einem tagtäglich in die Augen gedrückt wird, so ist etwa ein Täfelchen mit der Aufschrift »Ein Paar Wiener: 2,30 Euro – heiß und lecker!« allemal und insgesamt respektvoller als z.B. der versammelte Stuß von MRR.

Antwortet Ihnen ungefragt Ihre

Titanic

Sehr schön wiederum, Eva Kohlrusch,

wie Sie sich in der Bunten tief ins Schicksal der Karin Seehofer einfühl­ten: »Für jede Frau ist es bitter, vom Seitensprung des Ehemannes zu erfahren. Wie viel schlimmer muß es eine so zurückgezogen-dezente Frau wie Karin Seehofer treffen, die nur durch das Verhalten ihres Mannes plötzlich in die Öffentlichkeit gerät! Wie stabilisiert man seine Gefühle, wenn alle Welt sich unvermittelt der intimsten Lebenskapitel bemächtigt? Wenn man Seiten um Seiten aufblättern kann, die ›seine‹ bislang konturlose Geliebte so überdeutlich ins Bild setzen, noch dazu mit dem Glückshauch der jungen Mutter, die ihre kleine Tochter Anna-Felicia Eva Margarethe (geb. am 14. Juni) nennt, weil er sich den Namen Anna wünschte und Margarethe an seine Mutter erinnern soll?« Bzw.: »Was für eine dumme und verheuchelte Sau bin ich eigentlich, daß ich diesen zutiefst obszönen Dreck direkt unter einem Kußfoto mit der Bildunterschrift ›Inniges Glück: Anette Fröhlich und Horst Seehofers Tochter Anna-Felicia, exklusiv fotografiert für Bunte‹ ablasse, ohne vor Scham tot umzufallen und gerechterdings augenblicklich zu verrotten?!«

Gute Frage! Sollten Sie sich mal stellen.

Titanic

Immerhin, Finanzamt Buchholz in der Nordhei-<br>de:

Steuergelder für ein ordentliches Briefkopfdesign verschwendest Du jedenfalls nicht.

Dank:

Titanic

Liebe CO2-Sparer!

Nur mal angenommen, ein Alkoholiker trinkt normalerweise eine Flasche Schnaps (1 Liter) am Tag, also 50 Schnäpse zu je 2 cl. Dann rät ihm der Arzt, er solle weniger trinken, sonst sei er in zwei Jahren tot. Der Alkoholiker beschließt daraufhin, einen Schnaps am Tag wegzulassen, und sagt zum Arzt, er werde jetzt pro Jahr 7,3 Liter weniger Schnaps trinken, das höre sich doch ganz gut an, und das findet der Arzt dann auch.

Leider ist der Alkoholiker trotzdem nach zwei Jahren tot. Warum? Tja, da könnt Ihr mal schön drüber nachdenken, wenn Ihr Euch das nächste Mal damit brüstet, wie viele Kilo CO2 euer neues Auto oder Elektrogerät pro Jahr einspart.

Wärmste Grüße:

Titanic

Bonjour, Franck Ribery (Fußball)!

Bei Ihrem neuen Arbeitgeber, dem FC Bayern, sind Sie schon nach wenigen Wochen als Ultra-Spaßvogel bekannt, weil Sie dort immer so lustig die Schuhe Ihrer Kollegen verstecken, den vorderen Teil von deren Socken abschneiden, Senf unter ihre Türklinken schmieren usw. Ottmar Hitzfeld bemerkte daraufhin, wie wichtig es sei, »Typen« wie Sie in einer Mannschaft zu haben – aber mal im Ernst: Kosten Typen wie Sie nicht gerne mal eine Meisterschaft? Wie reagiert nämlich der Fußballprofi, wenn er nach einer Saison, in der er zigmal Salz statt Zucker im Kaffee hatte, nach dem Training ständig eine Banane im Auspuff seines Porsches steckte und er wiederholt mit der Hand im warmen Wasser im eingenäßten Bett erwachte, falls Sie ihm vor dem entscheidenden Spiel die Schnürsenkel zusammenbinden?  Und: Wie sind Sie eigentlich zu der Narbe gekommen?

Allez, allez:

Titanic

Hans-Jürgen Jakobs!

Der Verlegerin Friede Springer haben Sie in der Süddeutschen Zeitung ein gar artiges Geburtstagsständchen zum 65. dargebracht. Zitat: »Ihrem Liebreiz können selbst Politiker etwas abgewinnen.« Wenn wir diesen Satz, im Dienste der Wahrheitsfindung, vervollständigen dürften, würde er etwas weniger ausgedacht klingen: Friede Springers Liebreiz können selbst Politiker etwas abgewinnen, die in ihrer Jugend »Enteignet Springer« skandiert und erst im reiferen Alter erkannt haben, daß es lukrativer ist, Friede Springers Liebreiz etwas abzugewinnen. – Stimmt’s oder haben wir recht?

»Seit einiger Zeit«, so lautet Ihre Bilanz, »hat Friede Springer die ganze Macht. Nichts geht ohne sie, Chefredakteure sucht sie mit aus. Die Axel Springer AG weist gute Zahlen vor, und wer sich über Aufmacher von Bild beschwert, dem sagt sie, daß sie da keinen Einfluß habe.« Denn es geht ja, siehe oben, nichts ohne Friede Springer, die sich im Besitz der ganzen Macht befindet, Chefredakteure mit aussucht und es auch keineswegs verschmäht, die Einnahmen aus Aufmachern wie »Heiner Lauterbach – So wild trieb ich’s im Puff« zur Finanzierung eines gehobenen Lebensstils zu verwenden: Logik, dein Name ist Hans-Jürgen Jakobs!

Schreiben Sie uns ’ne Postkarte, wenn Sie oben angekommen sind?

Von Haus zu Haus:

Titanic

Universum Film!

Daß Du mit »Open Water 2« einen Film produziert hast, den jetzt auch cineastisch weitestgehend anspruchslose Naturen i.d.R. mit »eher so mittel« bewerten würden – geschenkt. Viel interessanter finden wir die Tatsache, daß bei Dir anscheinend niemand mal auf die total consumerfreundliche Idee gekommen ist, den Kapitelindex in der DVD-Hülle dieses »packenden Psycho-Thrillers« nicht so zu texten, daß man sich den Film eigentlich bzw. Gott sei Dank komplett sparen kann: »1. Wiedersehen mit ­Freunden. 2. An Bord. 3. Abkühlung. 4. ›Wo ist die ­Leiter?‹ 5. Panik. 6. Handy. ­7. Schädel­fraktur. 8. Michelles Tod. 9. Späte Reue. 10. Abschied von James. 11. ­Lebensrettende Idee. 12. Zurück ins Wasser. 13. Am nächsten Morgen. 14. Abspann« –

nur am Ende könnte man vielleicht noch Feintuning betreiben und Punkt 13 evtl. umbenennen in: »Die Gestörte und der Typ mit der Yacht überleben.«

Und vom Absaufen hat sowieso niemand mehr die Schnauze voll als

Titanic

Münchner S-Bahn!

Wir wissen ja nicht, was Du sonst so treibst, aber wenn man schon (zufälligerweise?) eine geschlagene Viertelstunde stillstehend mit Dir im dunklen Schacht verbringt und dann an der nächsten Station von Dir zu hören bekommt: »Fahrgäste mit Mobilitätsbeschränkungen steigen bitte links aus«, dann kann man sich schon die Frage stellen, wen Du da genau im Auge hast: Alle?

Fährt künftig lieber Bus:

Titanic

Mit 77 Jahren, Rolf Eden,

darf auch ein Diplom-Playboy wie Sie ein bißchen bürgerlich werden und zum ersten Mal im Leben vor den Traualtar treten. Es mußte Ihnen eben erst die Richtige über den Weg laufen, der Sie dann so schöne Komplimente machen können wie dieses: »Brigitte ist rundum gebrauchbar.«

En détail: Brigitte, 27, kann kochen, nähen und managen, »zudem ist sie bildhübsch, zart, liebt mich abgöttisch und kann auch Spritzen geben, kurzum alles, was man so braucht als Mann. Man weiß ja in meinem Alter nicht, wann man mal kränkelt.«

Gerade obenrum, nicht wahr.

Rundum grußlos:

Titanic

Erhard Eppler!

Von Ihren Genossen bei Welt online nach der neuen Konkurrenz befragt, gaben Sie unter anderem folgende Einschätzung der Linkspartei zu Protokoll: »Sie fischt im linken Wähler­reservoir, ist aber ihrem Programm nach alles andere als links. Die außenpolitischen Vorstellungen sind eher peinlich rechts.« Linke Außenpolitik, so muß man wohl folgern, geht in etwa so, wie Schröder und Fischer sie vorgemacht haben: Bomben auf Belgrad, KSK nach Afghanistan, BND in den Irak, Waffen in alle Welt; Putin als lupenreinen Demokraten loben, Karimov beim Foltern das blutige Händchen halten und beim Ami die Beachtung der Menschenrechte einklagen.

Sie werden, Eppler, altes Urgestein, verstehen, daß nun wiederum wer von Ihren außenpolitischen Vorstellungen eher peinlich berührt ist?

Alsdann:

Titanic

Jochen Wolff!

Als Chefredakteur der Superillu haben Sie kürzlich in einem Editorial gefragt: »Wo erfahren Sie Neues über David Beckham und gleichzeitig über Kurt Masur? Wo finden Sie Wolfgang Lippert vereint mit Rod Stewart?« Und nachdem wir noch mal eine Nacht drüber geschlafen haben, wissen wir’s: ganz tief unten, in unseren finstersten Alpträumen!

Zittert jetzt noch:

Titanic

Ihr coolen Nasa-Astronauten!

Sehr erfreut haben uns die Nachrichten Ende Juli, in denen es hieß, Ihr wärt wiederholt sternhagelvoll ins All geflogen. Warum auch nicht: Denn zu Unfällen wird es mangels Gegenverkehr kaum kommen, und die Kollision mit einer Laterne ist ebenfalls unwahrscheinlich.

Und, mal unter uns Pfarrerstöchtern: Einfach nur Astronaut sein ist dann doch nicht so spannend, wie man als kleiner Junge noch dachte, hm?

Wohlsein!

Titanic

Von Dir, ARD,

erwarten wir ja schon lange nichts Gutes mehr, und insofern hat uns Deine Freitagabend-Degeto-Spitzen­schnulze »Meine große Liebe« nicht weiter überrascht, wo ein rüber­gemacht habender Ossi nach 30 Jahren seine Jugendliebe wiederfindet, die ihn aber gar nicht mehr haben will, weil ihre Mutter seine Liebesbriefe aus dem Westen jahrelang und sicherheitshalber hatte verschwinden lassen, weil, so die wacklig-freund­liche ­Gisela Trowe sinnlos, »die Briefe doch ohnehin häufig nicht ankamen« in einem Staat, in dem »Intellektuelle Straßen kehren mußten oder gleich ins Gefängnis kamen«, wenn sie ihre Meinung sagten usw. –

schön, ARD, daß Dir wirklich nichts Besseres einfällt, als immer wieder denselben gebührenfinanzierten Brei aus Freiheitskitsch, Geschichtsversimpelung und dramatischem Einzelschicksal in den Äther zu rühren. Wird Dir das auf die Dauer nicht langweilig? Und schieb’s nicht auf Regisseure, Drehbuchautoren und senile Schauspieler – wir leben hier schließlich im Kapitalismus!

Deine große Liebe

Titanic

Laura Bush!

Nun wissen wir, daß das fami­liäre Umfeld einen Autor oder eine Autorin zu wahren Meisterwerken beflügeln kann; so inspirierte die eigene Familiengeschichte Thomas Mann zu seinem Roman »Buddenbrooks«, auch Flaubert schöpfte für »Madame Bovary« aus familiären Konstellationen. Insofern braucht sich niemand zu beschweren, daß Sie mit Ihrer Tochter Jenna bloß ein einfaches Kinderbuch schreiben wollen, das einen kleinen Schuljungen zum Helden hat, der nicht gern liest.

Mehr geben Ihre Verhältnisse nun mal nicht her.

Keine Grüße, auch an den Ideengeber:

Titanic

Dr. Christian Lüdke!

Nachdem die Bild-Zeitung das Sommerloch am 17. Juli 2007 auf Seite 1 mit dem Foto eines flirtenden Paars und den Schlagzeilen ­»Natascha Kampusch – Nach 8 Jahren im ­Keller-Verlies – Erste Liebe!« sowie auf Seite 9 mit der Headline »Natascha Kampusch – Zärtliche Küsse in der Disco« gestopft und ausführlich darüber berichtet hatte, daß Natascha Kampusch sich in ­einer ­Wiener Disco­thek beim Tanzen an einen jungen Mann geschmiegt habe, sind Sie, Dr. Christian Lüdke, in Bild als Geiseltherapeut und Sexualpsychologe zu Wort gekommen. Denn anstatt sich selbst zu fragen, ob es nicht doch ­etwas anrüchig wäre, in Europas größter Qualitätszeitung das Liebesleben einer Neunzehnjährigen mit Expertenspeichel zu benetzen, haben Sie ­bereitwillig alle Fragen der Bild-Zeitung nach Natascha Kampuschs Gefühls­haushalt beantwortet. Wie also, Herr Dr. Lüdke, wird es untenherum nun also weitergehen in Sachen Kampusch? Wie wird sich ihre Sex­ualität entwickeln? Als Fachmann haben Sie sich dahin­gehend geäußert, daß das Objekt Ihrer Ferndiagnose »dieses Verliebtsein völlig anders als jedes andere 19jährige Mädchen« erlebe: »Sie konnte sich nie mit Gleichaltrigen austauschen, mit ihnen über Küssen oder erste sexuelle Erfahrungen sprechen. Natascha Kampusch hatte so nie die Möglichkeit, ihre eigene Sexualität zu entwickeln. Sie ist geprägt durch die Erfahrungen, die sie in der Gefangenschaft gemacht hat. Egal, ob sie küßt, streichelt oder mit ihrem Freund intim wird – immer wird sie ihren Entführer vor Augen haben. Diese Bilder werden sie ein Leben lang begleiten.«

Da ist es ja beruhigend zu wissen, daß sich hier wenigstens einmal ein waschechter Psychologe mit der Bild-Redaktion über Natascha Kampuschs Gefühle beim Küssen und bei den ersten sexuellen Erfahrungen austauschen durfte und daß der Gegenstand dieser unsittlichen Annäherung an seinen Intimbereich seither neben dem Bild des Entführers auch ein Farbfoto von Ihrer Wenigkeit vor ­Augen hat. Aber sagen Sie doch mal, wo wir Sie hier gerade am Wickel ­haben – wie sind Sie denn selbst so im Bett, Herr Dr. Lüdke? Lassen Sie’s da ordentlich krachen, oder sind Sie mehr der ­softe Schmusetyp? Und wen oder was ­haben Sie eigentlich Ihrerseits vor Augen beim Küssen, Streicheln und Intimwerden? Ach, das wollen Sie uns nicht verraten? Weil Sie mit uns nicht so intim vertraut sind wie mit der Bild-Zeitung und den Gedanken einer Ihnen persönlich unbekannten Frau beim Sex?

Nun weinen Sie mal nicht gleich. Machen Sie lieber den Kopf zu. Es zieht!

Titanic

Sportfreunde Stiller!

Im Kollektiv-Interview mit der Süddeutschen Zeitung habt Ihr uns nach all den Jahren endlich das Geheimnis Eures Erfolges verraten: »Wir gehen nicht zu verkopft an die Sache ran.« – »Andererseits diskutieren wir sauviel über Texte.« – »Stimmt, aber es sind keine intellektuellen Texte, wir verwenden kaum Fremdwörter, Hauptsache, es klingt gescheit.« Und auf die Frage nach der tieferen Bedeutung des Titels Eurer neuen CD (»La Bum«) folgt die Erklärung: »Wir hatten viele kluge Sätze aufgeschrieben, alles nervte.« Woraufhin einer von Euch »die Diskussion dann mit ›Bumm‹ beendete«.

Mit diesem flüchtigen Einblick in die hochgeistigen Anstrengungen Eurer Textwerkstatt habt Ihr endlich das billige Vorurteil widerlegt, bei Eurem Trio handle es sich um »Tocotronic ohne Gehirn«: »Mit so einem Satz spricht man den Leuten, die auf unsere Konzerte gehen, das Denken ab.« Wenn wir ganz scharf nachdenken, also in allerletzter Konsequenz, Sportsfreunde, spricht man mit so einem Satz sogar Euch selbst das Denken ab. Und das ist wirklich voll fies! Wir finden, Ihr solltet zurückschlagen und evendöll mal ganz locker (nur nicht zu verkopft!) an eine weitere Textdiskussion herangehen, quasi prophylaktisch (Vorsicht, zwei Fremdwörter!) die WM 2010 in den Blick nehmen und Euren WM-Hit intellektuell geraderücken: »Mit ’nem Ball als Kopf, ohne Hirn und im Verein werden wir Weltmeister sein!«, alternativ: »Mit ’nem Bamm als Bumm, ohne Bimm und Bamm und Bumm, werden wir Bimmbammbummbumm!«

Klingt doch auch gleich viel gescheiter!

Titanic

Guido Westerwelle!

Als wir folgenden Wortwechsel zwischen Ihnen und der erzliberalen BamS lesen durften, wußten wir plötzlich wieder, was Liberalismus ist und sein kann: »Deutschland übernimmt zunehmend Verantwortung in der Welt. Die Bundesregierung schickt Soldaten in gefährliche Auslandseinsätze – und damit auch in den Tod. Könnten Sie das?« – »Wenn es für Deutschland sein müßte – notfalls ja.«

Überspringen wir einfach mal die übliche Umdeutung deutscher Interessen zum allgemeinmenschlichen Wert »Verantwortung übernehmen«; vergessen wir die traurige Wahrheit, daß solche Deppenphrasen nur seltenstenfalls das Gut und Blut ihrer ebenso gedanken- wie gewissenlosen Multiplikatoren kosten: Es bleibt der Eindruck, daß Sie, Westerwelle, sich von zwei Angestellten der Vaterlandspresse haben fragen lassen müssen, ob Sie in Ihrer Eigenschaft als alte Schwuchtel überhaupt die cojones für die von Ihnen angestrebten höheren Ämter mitbrächten und also auch die beim Hobeln nun einmal anfallenden Späne locker wegstecken könnten, worauf Sie Ihrerseits leider nicht mit einem freundlichen »Verpißt euch!« reagierten, sondern genauso widerwärtig staatsmännisch und springergerecht antworteten wie verlangt.

Und genauso geht halt Liberalismus.

Dafür danke:

Titanic

Nicht enden wollender Kohl!

Der ehemalige Regierungschef Schwedens, Persson, berichtete in einem TV-Interview über ein Arbeitsessen im Jahre 1998, bei welchem er mit Ihnen, Kohl, die Einführung des Euro diskutierte: Sie, Kohl, seien, so Persson, höchst aufgewühlt gewesen und hätten wild herumgestikuliert, um schließlich Ihr Mütchen auf folgende Weise zu kühlen: »Dann setzte er sich hin und begann, Butter zu essen. Massenweise Butter. Erst einen Teller, auf dem wohl zehn Stückchen zu je zehn Gramm lagen. Der war schnell weg. Dann noch einen. Erst danach beruhigte er sich langsam.« Nachdem dieses Ihr geheime Laster nun öffentlich ist, wissen wir auch endlich, warum die ehedem so steilen Butterberge Europas neuerdings so preistreibend abschmelzen: Sie, Kohl, regen sich einfach zuviel auf! Wie soll das denn enden, wenn Sie dann im Dezember, trotz unserer Unterstützung, den Nobelpreis nicht gewinnen? Sie nehmen uns noch die Butter vom Brot! Die ohnehin immer knapper wird!

Versuchen Sie’s doch mal mit Margarine. Auf die verzichtet nämlich gerne:

Titanic

Und immer noch, Beckstein,

rätseln wir, was Sie im Festzelt zu Traunreut meinten, als Sie, in der rechten Hand den Maßkrug, in der linken den Taktstock, vor sich ein Mikrophon, vor versammelter Gemeinde von den »strammen Wadeln« dreier Musikanten der hinter Ihnen aufspielenden Traunwalchner Blaskapelle schwärmten – »richtig sexy« fänden Sie die; bis Ihnen auf einmal einfiel, daß die Musikanten männlichen Geschlechts waren, woraufhin Sie das Festzeltpublikum beruhigten, es müsse sich keine Sorgen machen: »Ich heiße Günther und nicht Horst!«

Unseres Wissens hat Horst Seehofer sein uneheliches Kind ja nicht mit einem Mann gezeugt; aber Sie wollten halt der Welt ganz allgemein versichern, daß sexuelle Regungen jeglicher Art von Ihnen nicht zu befürchten sind, jedenfalls nichts, was über hoffnungsarme Bierzeltverbalerotik hinausginge. Aber, Beckstein, schaun S’ doch mal in den Spiegel: Auf die Idee, daß Sie da realiter noch in Gefahr kommen könnten, kommt doch sowieso kein Mensch; nicht umsonst werden Sie doch jetzt dem Stoiber sein Nachfolger!

Also: Hosenstall zulassen, Klappe weiter schön aufreißen! So mögen’s die Bierzeltbayern auf immer Ihrer

Titanic

Wie, Günther Beckstein,

sagten Sie so schön nach Ihrer Nominierung zum bayerischen Ministerpräsidentschaftskandidaten der CSU: »Ich weiß, daß Edmund Stoiber große Schuhe hinterläßt«; aber keine Angst! Die können Sie zumindest in rhetorischer Hinsicht offensichtlich leicht füllen,

freut sich jetzt schon Ihre

Titanic

Könnten Sie, Anke Emmerling,

in Ihrer Funktion als freie Mitarbeiterin des von uns wie wenig sonst geliebten Trierischen Volksfreunds, deren Artikel zuletzt so klangen: »Modenschau … begeistert in St. Maximin« (9. Juni), »AMG-Schülerinnen begeistern mit ›Switched Reloaded‹« (9. Juni), »… begeisterte das Max-Tuch-Theater in der Tufa Trier« (15. Juni), »Mit ihrem Programm … begeisterten sie das Publikum« (19. Juni), »…unter begeisterter Beteiligung des Publikums …« (20. Juni), »›Groove Improve‹ begeistert mit Überraschungsbesetzung« (25. Juni), »Figurentheater Marotte begeistert mit ›Ritter Parzival‹ im Haus Beda« (29. Juni), »Roger Willemsen begeistert … bei den Moselfestwochen« (2. Juli), »Liedermacherabend begeistert in der Synagoge Schweich« ­(9. Juli) – könnten Sie also, Anke Emmerling, Ihre Begeisterung mal ein wenig dämpfen? Nämliche klingt uns nämlich, ganz wie das ständige »genau« des seligen Herrn Leobold, in der Permanenz haargenau wie »gräßlich«; und ganz so schlimm wird’s doch nicht gewesen sein!

Oder etwa – doch?

Dann nimmt alles zurück:

Titanic

Bravo, Rut Hense!

Kräftig hopsgenommen haben Sie die Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit einem Leserbrief, der am 3. August 2007 atemberaubenderweise tatsächlich zum Druck gelangt ist: »Wieso stört mich die Abbildung des Tom Cruise im Feuilleton der FAZ vom 20. Juli so? Ich finde sie traurig und diffamierend. So schäbig hatte kein deutscher Offizier der Wehrmacht, erst recht kein Stabsoffizier ausgesehen. Der Uniformrock eines Offiziers der deutschen Wehrmacht war aus bestem Tuch, fleckresistent, knitterfrei, sehr gut geschnitten und individuell angepaßt, so daß selbst weniger gutgebaute Männer noch eine gute Figur abgaben.«

Herrlich wäre es, wenn darüber ein heftiger Streit ausbräche und sich wochenlang auf der Leserbrief­seite aus­toben könnte. Hochdekorierte Haudegen mit klirrenden aristokrati­schen Nachnamensketten müßten Partei für Sie ergreifen und im gebrochenen Deutsch der wahren Patri­oten die bestechende, weltweit geschätzte Qualität der deutschen Uniformröcke besingen, während skrupellose Miesmacher dagegenhalten, um das ­Ehrenkleid des Führers in den Schmutz zu ziehen: Das habe gezwickt und ­gezwackt und in zahlreichen ­Fällen der Belastung durch die Winterwetterverhältnisse vor Stalingrad nur unzureichend standge­halten, und dann sei ja auch das viele artfremde Blut nicht immer einfach rauszuwaschen gewesen…

An die Arbeit!

Titanic

Gar nicht überrascht, Heino,

hat uns, daß Sie, erbost über die Absetzung der ZDF-Show »Lustige Musikanten«, die »Volksmusik-Freunde« aufgefordert haben, einen »Volksmusik-Euro« von den GEZ-Gebühren einzubehalten, und damit, wie ein ZDF-Sprecher betonte, zu einem Rechtsbruch animierten. Es ist dies nämlich nur ein weiterer Schritt in einer langen Verbrecherkarriere, die Sie einst als Ostflüchtling begannen und zu der gehören: kaum verhüllte Aufforderungen zu Herumtreiberei und Diebstahl (»Treue Bergvagabunden«, »Im Wald, da sind die Räuber«, »Hast du Money«), wiederholte Verherrlichung zügellosen Alkoholkonsums (»Karamba, Karacho, ein Whisky«, »Bier, Bier, Bier«, »El Zecho und Don Promillo«, »Trinkt! Trinkt!«), eine Südafrika-Tournee zu Zeiten der Apartheid (»Die schwarze Galeere« bzw. »Zwei weiße Möwen«), Lob des Deutschtums in jeder Form (»Darum gib acht auf deine Heimat«, »Ein Lied aus der Heimat«, »Teure Heimat«, »Wir tanzen Polka, denn wir lieben Germany«) und nicht zuletzt, in Ihrer teuren Heimat besonders verwerflich, Sozialismus: »Irgendwann sind alle gleich«.

Von der mehr als verdächtigen, zu jeder Tages- und Nachtzeit getragenen dunklen Sonnenbrille mal ganz zu schweigen.

Karamba!

Titanic

Steinmeier!

Der Spiegel befragte Sie zu den wahrlich nicht rosigen Aussichten der SPD bei den nächsten Wahlen, und zwar so: »Die Union will ›40+x‹. Warum ist die SPD so bescheiden?« Und Sie, mathematisch nicht unbeleckt: »In den ›35+x‹« der SPD seien »die 40 ja enthalten«.

Precisely. Dürfen wir Ihnen nahelegen, Steinmeier, das Wahlziel  der SPD sicherheitshalber auf ›0+x‹ festzulegen, und zwar für immer und ewig? Denn in denen sind ja, haha, samt und sonders alle Wahlergebnisse der SPD enthalten, von jetzt an bis zum Ende aller Tage – besonders in der Null!

Ihre Wahlforscher auf der

Titanic

»Neue Westfälische«!

Besser kann man’s eigentlich nicht auf den Punkt bringen: »65jährigen Viagra-Dieb aus dem Verkehr gezogen« – aber wieso folgen dann noch acht Zeilen? Eigentlich ist doch schon alles gesagt!

Deine Verkehrsminister auf der

Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Genau einen Tag, Husqvarna Group (Stockholm),

nachdem das ungarische Parlament dem Nato-Beitritt Schwedens zugestimmt hatte, mussten wir was auf heise.de lesen? Dass auf Deinen Rasenmähern der »Forest & Garden Division« nach einem Software-Update nun der alte Egoshooter »Doom« gespielt werden kann!

Anders gesagt: Deine Divisionen marodieren ab sofort nicht nur lautstark mit Rasenmähern, Traktoren, Motorsägen, Motorsensen, Trennschleifern, Rasentrimmern, Laubbläsern und Vertikutierern durch unsere Gärten, sondern zusätzlich mit Sturmgewehren, Raketenwerfern und Granaten.

Falls das eine Demonstration der Stärke des neuen Bündnispartners sein soll, na schön. Aber bitte liefere schnell ein weiteres Software-Update mit einer funktionierenden Freund-Feind-Erkennung nach!

Hisst die weiße Fahne: Titanic

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt