Briefe an die Leser | November 2007


»Dresdner Morgenpost«!

Deine Schlagzeile vom 2.10.: »Polizei erschießt Selbstmörder« läßt zwei Interpretationen zu: Entweder hat die Polizei einen Toten noch viel tiefer in den Hades geschickt, oder ihr war vorher schon hundertprozentig klar gewesen, daß der Mann sich umbringen würde, und wollte ihm einen Gefallen tun.

Is’ aber eigentlich auch egal, was?

Titanic

Max Schradin!

In einem Interview auf der Webseite Ihres Arbeitgebers 9live halten Sie für den interessierten Leser doch einige Überraschungen parat, wobei die größte tatsächlich sein dürfte, daß Sie sich in Ihrer Funktion als 9live-Anrufanimierclown tatsächlich als Moderator begreifen. Und als hätte das in Anbetracht Ihrer tatsächlichen Fähigkeiten im Bereich Moderation: »Da ist die Uhr. Da ist die Uhr! Und wissen Sie was, um halb wird hier was passieren, so dermaßen!« nicht schon genug Aua-Potential, gehen Sie noch einen Schritt weiter und tun, was perspektivlose TV-Clowns halt so tun: »Ich lasse das alles auf mich zukommen. Wenn überhaupt, könnte ich mir eine Sendung vorstellen, die direkt auf mich zugeschnitten ist, in der Tradition von Pocher, Elton oder Raab.« Aber, Max Schradin, nun ist es ja so, daß man über Pocher, Elton oder Raab sagen kann, was man möchte – aber Pocher, Elton oder Raab sind halt immer noch Pocher, Elton oder Raab. Sie hingegen sind halt nur, äh, sind halt nur der, der, na, äh, der Depp da, der Dings – und »moderieren« schließlich bereits eine Sendung, die direkt auf Sie zugeschnitten ist!

Nicht traurig sein.

Titanic

»Westfälische Rundschau«!

Am 30. August d.J. hast Du ellenlang über Biotechnologie berichtet, am Beispiel einer Diplomandin, die mit Darmkrebszellen herumfuhrwerkt, hast dabei reichlich blumig von bösartigen und unsterblichen Killerzellen gesprochen wie vom hehren Sinn, der dem Ganzen zugrundeliege, nämlich, daß die Krebsforschung die personalisierte Therapie anstrebe usw. – und wie heißt die tapfere Diplomandin nun aber mit Nachnamen? So: »Forschung hin oder her, Gentek ist dann doch fasziniert von dem Bösen« – und dieser Satz, Westfälische Rundschau, ist dann doch ein Fall für den Nationalen Ethikrat!

Meint

Titanic

Großer Vorsitzender Beck!

Dem SWR vertrauten Sie an: »Es muß in einer demokratischen Partei möglich sein, daß man über die eine oder andere Frage bei Übereinstimmung in den Grundlinien auch mal unterschiedlicher Meinung sein kann.« Sicher, klar, aber Sie wissen schon, wie’s dann weitergeht? Man läßt allerlei Meinungen zu, gesteht Fehler in der Vergangenheit ein, rehabilitiert die Abweichler – und am Ende ist das ganze schöne Imperium kaputt. Fragen Sie doch einfach mal den Genossen Gorbatschow!

Rät Ihnen Ihre:

Titanic

Billy Wilder sel.!

Wir vermuten, daß Sie da oben auf Ihrer Wolke alles sehen, und so dürften Sie bemerkt haben, daß es da eine gewisse Veronica Ferres gibt, die bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit erwähnt, daß Sie, verehrter Billy Wilder, ihr, der Ferres, überströmende Sinnlichkeit und also außergewöhnliche Eignung für die Leinwand bescheinigt hätten. Nun wissen wir, daß im Alter neben anderen Dingen auch die Urteilskraft nachläßt, aber dennoch wollen wir nicht glauben, daß ein Mann, der unter anderem mit Audrey Hepburn, Marylin Monroe oder Hildegard Knef gearbeitet hat, diese westfälische Kartoffel mit so einem Urteil geadelt haben könnte. Deshalb wären wir Ihnen dankbar, wenn Sie sich mit einem himmlischen Zeichen melden würden. Kann ruhig ein Blitz sein!

Manche mögen es schließlich heiß, z. B. Ihre

Titanic

»Bremer Nachrichten«!

Einen Artikel zu geplanten Modernisierungsmaßnahmen an Bremer Schulen hast Du überschrieben mit »Schulen werden ungebaut« – chapeau! Anschaulicher kann man die Bildungsmisere nun wirklich nicht auf den Punkt bringen.

Untriebig:

Titanic

Und Dir, Bayerische Schlösserverwaltung,

gefiel es also, als Touristenauf­seher und, nun ja, -führer in der ­Befreiungshalle Kelheim ausgerechnet einen Herren zu bestallen, der auf den guten Namen Schicklgruber hört? Damit er weg ist von der ­Straße und sein Auskommen nicht als Postkartenmaler suchen muß?

So ist’s recht!

Titanic

Von wegen, »Süddeutsche Zeitung«,

Joch des Spitzenmediums Internet! Von wegen Diktatur des höhepunktfixierten Online-News-Getickes und -Gehackes! Von wegen hammerharter Servicejournalismus! Nämlich vielmehr besinnlich und gemütlich hast Du uns mit einer Edelfederpreziose des Titels »Taschenbillard« umgarnt: »… attraktiv und sinnlich-sexy … von zartestem Flaum … so weich, so zart, so ›smooth‹ … Widerstand beim sachten Darüberstreichen … in jungfräulicher Scham … die winzigen Härchen geben den Eindruck von Wärme … heiße Sonne … Jugendpelz abgeschabt … Schwellung und Schmerz … hinter gewaltigen Knöterichdickichten ein großes Holzkontor … schauten nach Säuen und Ferkeln … sackweise … der Vater liebte es, die kühle Glätte über den kugeligen Körpern in seiner Jacken- oder Hosentasche zu fühlen … Handschmeichler und Fingerspielsteine … Freundinnen greifen nach Kastanien und können sich kaum satt streicheln … wird knotig-hart … Kastanientracht abgeschüttelt … rot leuchtenden Edelstein … trunken vom Schatzfinderglück … steckte sie in seine Hosentasche und spielte genußvoll mit ihnen …« –

– aah … jaaa … so haben wir’s doch gern … Und ja noch viel lieber, als Du, Süddeutsche, durch diese Deine herbstwindschief dahergeraunte und allergoldigst auf die Nuß bzw. halt an die »dunkelrote Pracht« gehende Nachsommerbetrachtung samt hochpoetischer Geschlechtssymbolik die Entzauberung des langsamen, des sinnlichen, des sexy-smoothen Erlebnisjournalismus durch den blanken Quickie in der Virtualwelt fast vollkommen vergessen machst.

Noch trunken vom Schatzfinderglück:

Titanic

Reinhard Helling!

In Ihrer Eigenschaft als Literaturkritiker haben Sie in der FAZ dem Verlag Kein & Aber empfohlen, möglichst bald eine Übersetzung der Briefe aus dem Nachlaß Truman Capotes zu veröffentlichen, und Sie haben Ihren Ratschlag mit dem Argument begründet: »Die enthalten feinsten Klatsch und Tratsch aus dem Treppenhaus der New Yorker Literaturszene – süchtig machend wie Kartoffelchips.« Diese Briefe wären, wie Sie vermuteten, auch auf dem hiesigen Buchmarkt »echte Knaller«.

Seien Sie doch bitte so freundlich, Ihrerseits so flott wie möglich Nägel mit Köpfen zu machen und zum Focus überzuwechseln. Oder zur Bunten oder einem anderen Medium, das auf kartoffelchipsfressende Knalltüten wie Sie nur gewartet hat. Wären Sie so gut? Wir würden hier sonst den Überblick verlieren, und das haben wir nicht so gerne.

Dankeschön.

Titanic

Groß, Petra Gerster,

war unsere Freude, als Sie in Ihren sonst so tristen ZDF-Nachrichten eine Meldung über den Prozeß gegen Manfred Kanther wg. CDU-Schwarzgeld verlasen und dabei das aussprachen, was eher Wunsch denn Wirklichkeit war: Kanther ­habe, so Sie, »im ersten Verfahren 18 Jahre Haft« – aber da revidierten Sie schon: »pardon: Monate« bekommen, und diese, spachen Sie ganz korrekt ­weiter, dann auch noch auf Bewährung und nun in der endgültigen Revision die obligatorische Geldstrafe etc. – aber diesen einen lichten Moment, Frau Gerster, den rahmen Sie sich ein, ja?

Obligatorische Grüße:

Titanic

Sagen Sie mal, Arabella Kiesbauer!

Diese Ihre Autobiographie, dieses Büchlein mit dem letztlich völlig zutreffenden Titel »Mein afrikanisches Herz« – ist das nicht am Ende ein bißchen zu brav, zu wenig werbewirksam auch und an Kerngeschäft und Zielgruppe vorbei? Wäre also »Arabella: Irre, ich bin Negerin!« nicht zielführender gewesen? Und »Herz der Finsternis« ehrlicher?

Mit Schwarzen-Humor:

Titanic

Sie, Reich-Ranicki,

wurden in Ihrer FAS-Rubrik gefragt, ob Robert Gernhardt einer der größten deutschen Lyriker sei, worauf Sie antworteten: »Solche Superlativfragen sind sehr beliebt, doch in den meisten Fällen ergeben sie so gut wie nichts«, was nicht heißt, daß man damit nicht noch ein paar hundert Zeilen vollmachen könnte: »Aber da liegt die Frage nach Robert Gernhardt. Ist er nun einer der größten deutschen Lyriker? Nein, es wäre natürlich unsinnig, ihn zusammen mit Goethe, Hölderlin oder Heine zu nennen, mit Eichendorff, Brentano und Mörike. Das meint auch nicht die Briefschreiberin aus Berlin. Geht es ihr um das zwanzigste Jahrhundert? Da kommt wohl für den Platz 1 vor allem Brecht in Betracht. Doch ­sollte man nicht übersehen, daß manche Literatur­kenner hier eher Benn ins Gespräch bringen würden. Nach 1956 (in diesem Jahr starben Benn und Brecht) wird das Feld weniger übersichtlich. Man könnte an einige Namen erinnern: Peter Huchel, ­Günter Eich, Paul Celan, Ernst Jandl, Ingeborg Bachmann, die alle nicht mehr leben, und noch ­einige andere« usw. usf. Stellt sich nur und wieder mal die Frage nach Ihrem Wert als Kritiker. Sind Sie ­etwa ­einer der größten deutschen Kritiker? Nein, es wäre natürlich unsinnig, Sie in einem Atemzuge mit Lessing, Schlegel oder Heine zu nennen. Aber das meinen Sie bestimmt auch nicht. Geht es um das zwanzigste Jahrhundert? Da kommt wohl für den Platz 1 vor allem Karl Kraus in Betracht. Doch sollte man nicht übersehen, daß manche ­Kenner hier eher Kurt Tucholsky oder Her­mann Gremliza ins Gespräch bringen würden. Aber da liegt die Frage nach Marcel Reich-Ranicki. Nun ja, am ehesten sind Sie wohl mit dem Rechtschreib- und Grammatikprogramm unseres Computers vergleichbar: Neuem nur sehr eingeschränkt zugänglich, spucken Sie immer wieder und un­ermüdlich Bekanntes aus, lassen sich dabei nur sehr schwer abstellen und sind hochgradig nervtötend, na ja, was haben Sie erwartet!

Ihre Kritiker auf der

Titanic

Daß Sie, Nico Fickinger,

gegen einen gesetzlichen Mindestlohn sind, alldieweil sonst »ein ökonomisches Desaster« drohe bzw. die »Verriegelung der Lohnstrukturen nach unten keine neuen Arbeitsplätze, sondern nur neue Arbeitslose produzieren wird«, gerade bei den Briefzustellern, die mit rd. 1000 Euro netto halt auch grotesk überbezahlt sind, ist das eine, durchaus FAZ-typisch Verriegelte; das andere, daß Sie neben Ihrem Job als FAZ-Parlamentskorrespondent einem sog. Institut zur Zukunft der Arbeit angehören, das ein von der Deutschen Post gefördertes »unabhängiges« Forschungsinstitut ist und dessen Direktor Zimmermann sowohl ein naturgemäß dezidierter Gegner eines gesetzlichen Mindestlohns als auch Ihr, Fickinger, Doktorvater; und daß Sie dabei heißen, wie Sie heißen, das dritte, dann schon restlos Einleuchtende.

Weiterhin gut Schuß wünscht

Titanic

»Stella Tate«!

Daß Du und Deine Spammerkolleginnen und -kollegen Eure mehr oder minder phantasievollen Pseudonyme neuerdings auch mal in Anführungszeichen setzt und so augenzwinkernd deren Fiktionalität signalisiert, finden wir ja eigentlich ganz charmant. Aber wenn Du uns schreibst: »Enlarge your ›penis‹« – dann ist definitiv Schluß mit lustig!

»Grüße«:

Titanic

Du wiederum, Lidl,

behauptest unverdrossen: »Wir machen die billigen Preise!« Und das, Lidl, ist natürlich Unfug. Billig sind allenfalls Deine Mitarbeiter, allen voran, gemessen am Ergebnis, Deine Texter.

Macht die billigen Witze:

Titanic

Gottschalk!

»Gottschalk: Was mich am TV nervt« –

gut, daß das mal einer sagt. Und dann auch noch ein ausgewiesener Fachmann!

Mit Dank und Gruß:

Titanic

Eine »Vorzeigelinke«, Andrea Nahles,

hat der Dr. Klitschko, aber nicht die SPD. Sie jedenfalls sind garantiert keine. Auf die Frage von Welt ­online, ob das Wort »Kapitalist« für Sie ein Schimpfwort sei, wußten Sie zu antworten: »Ja klar. Kapitalist, das ist ein negativer Begriff. Ein Kapitalist ist jemand, der die gesellschaftlichen Interessen hinter seine eigenen Profit­interessen stellt. Im Gegensatz dazu sind Unternehmer positive Akteure in unserer Gesellschaft. Sie beuten nicht aus, sondern ermöglichen Wertschöpfung und Arbeitskräfte.«

Dabei kann, Frau Nahles, doch jeder mindestens bei Wikipedia nachlesen: »Im Marxismus bezeichnet das Wort ›Kapitalist‹ eine Person, die über Produktionsmittel verfügt. Um sein Leben zu fristen, muß er seine Fähigkeit zur Arbeit nicht (wie der Proletarier) verkaufen. Vielmehr zieht er aus deren lebendiger Arbeit Profit bzw. Einkommen, das er vor allem zur erweiterten Akkumulation seines Kapitals nutzt, ggf. zur Beschaffung weiterer Produktionsmittel verwendet.« Und nach §14 Abs. 1 BGB ist ein Unternehmer »eine natürliche oder juristische Person oder eine rechtsfähige Personengesellschaft, die bei Abschluß eines Rechtsgeschäfts in Ausübung ihrer gewerblichen oder selbständigen beruflichen Tätigkeit handelt«.

Das ist, in nüchternen Worten, alles. Alles andere, positive Aktion in der Gesellschaft und so, ist lediglich die ganz gewöhnliche, seit Parteigründung bekannte und mit marxistischem Vokabular nur ein bißchen rasselnde »Dagegen, aber nicht ernsthaft, hey, war doch nur Spaß!«-Adabei-Position der SPD.

Gleichfalls nüchtern:

Titanic

»Bild«!

»So kämpft Italien gegen Magersüchtige« – fehlt eigentlich nur noch »Aidskranke endlich ausgerottet«, und die Welt wäre wieder in Ordnung.

Kämpferisch:

Titanic

Von wegen, Wellness-Hotel Pausnhof!

»Im Pausnhof können Sie sich das ganze Jahr über verwöhnen lassen« – klaro, und wahrscheinlich genau­so wie früher sich das Taschengeld wegnehmen lassen, ein paar Arschtritte kassieren, Kaugummi in die Haare gepappt bekommen und ­danach zusehen müssen, wie die anderen auf unsere Sunkist-­Tüte springen – »Wellness« pur!

Nach Diktat zum Diktat:

Titanic

Und danke auch, Medien,

daß wir zum Abschied E. Stoibers noch einmal seine schönsten Versprecher lesen durften, meist unter brüll­komischen Überschriften wie »Stoibers gestammelte Werke«; aber daß dieser eminente Komiker die ­steuer- und erb­rechtliche Anerkennung homosexueller Paare mit Teufels­anbetung verglich, die National­sozialisten in erster Linie für Sozialisten hielt, politische Gegner als ­Ratten und Schmeißfliegen beschimpfte, für die Verschärfung des Asylrechts trommelte, sich überhaupt bei jeder Gele­genheit als christlich-abendländischer Leitkulturhammel gerierte und trotzdem bzw. genau deshalb beinahe Bundeskanzler geworden wäre – daran muß mal wieder wer erinnern?

Gern geschehn.

Titanic

Gabriele Pauli!

Sie haben sich in Latex gezwängt, Sie haben sich in die bayerische Flagge gehüllt – vergeblich: Die einzigen, die sich entzückt zeigten, waren die Käseblätter, für die Sie diese und ­diverse andere Albernheiten aufführten. Bevor Sie sich also als nächstes hinter einem Berg Weißwürste räkeln oder ein leeres Bierfaß umschnallen, ziehen Sie zur Abwechslung doch mal mythische Register, indem Sie z. B. in einem Kleidungsstück verschwinden, das schon Helden wie dem alten Siegfried wertvolle Dienste leistete: der Tarnkappe.

Unsichtbare Grüße:

Titanic

Leonardo DiCaprio!

In einer Pressekonferenz zu Ihrem Dokumentarfilm über die Klima­erwärmung »Die elfte ­Stunde« ­ließen Sie den Satz fahren: »In einem Spielfilm ist der Regisseur Gott, in einem Dokumentarfilm ist Gott der Regisseur.« Soso. Wenn wir da korrigieren dürfen: In einem ­Dokumentarfilm über die Klimaerwärmung ist nicht Gott der Regisseur, sondern z. B. Hollywoodstars mit Yacht und Privat­flugzeug.

Da mal drüber nachdenken!

Grüß Gott:

Titanic

Sie immerhin, Tonio Mantel,

rufen als Chefredakteur der Aktuellen, eines Käseblatts also, das Dinge wie »Daniel Ducruets seltsames Liebesbekenntnis« und »das Geheimnis des zerschnittenen Brautkleids« der Gattin von »Fürst Schaumi« für Nachrichten hält, in Ihren »Montagsgedanken« dazu auf, »das Internet vom Müll (zu) befreien«, wagen sich für Ihre Leserschaft – wohl vorwiegend Altenheimbewohner im mentalen Endstadium – in die ominöse Welt des gefährlichen Internets und finden heraus, daß dort ganz schön viel Krempel zu finden ist; Fazit: »Das Internet wäre eine wunderbare Welt, könnte man es vom Müll befreien, den Spinner und Vollidioten hinterließen.«

Nicht daß wir fänden, als Chefredakteur der Aktuellen solle man sich Kategorisierungen dieser Art, die ja haarscharf an eine Zielgruppenbeschreibung Ihrer Society-Prosa grenzen (»Sylvia Leifheit: Frauchen aus Leidenschaft«), verkneifen, nein: Eher würden wir Ihnen als Chefredakteur eines Blattes, das Müll nicht nur im Internet, sondern auf kostbarem Papier verbreitet, empfehlen zu schweigen und sich still und leise zu freuen, daß es in unserer Gesellschaft auch für Spinner und Vollidioten Jobs mit deutlich zu hohem Sozialprestige gibt.

Befreite Grüße:

Titanic

Und Dich, oberbayerische Gemeinde Paslam,

gibt's also gar nicht? Und den Schorsch, den Max, den Alois und den Ferdi Filbinger (alle CSU) auch nicht? Alles nur erfunden und Spaß?

Realitätsmaschine Internet? Und wir sind im aktuellen Heft (S. 6) drauf reingefallen?

Schade eigentlich!

Mit Gruß an Dr. Tschabobo, Deine

Titanic

SAT.1-Chef Matthias Alberti!

Im Gespräch mit der Süddeutschen erklärten Sie per erfrischend lyrischem Vergleich, daß sich in der großen Fernsehfamilie die einzelnen Sender nicht bedrängen, vielmehr ergänzen: »Ich sehe die ARD als den Vater. Von ihm bekomme ich Information und Orientierung. Das ZDF ist die Mutter, manchmal auch die Großmutter: sehr behütet, sehr beheimatet. RTL ist der Abenteurer: Komm, wir gehen Kirschen ­klauen – einer, mit dem man manchmal besser nicht spielen sollte. ­ProSieben ist die Verführerin, die Schönste auf der Tanzfläche. Und ich würde mich dann freuen, wenn wir als die unter­nehmungslustige Freundin gelten würden – ein bißchen reifer, erwachsener. Eine Freundin, die fragt: Willst du mit zum Stones-Konzert, ich habe zwei Karten?«

Nur ungern stören wir, Alberti, Ihr trautes Idyll, aber die Verhältnisse sind doch ein bißchen komplizierter, immerhin sind ja mehrere der Mitglieder einander inzestuös zugetan: Die ARD ist nämlich in Wahrheit der verdrehte Opa, der mit zusammengeflunkerten Geschichtsanekdoten und flotten Weltkriegsstorys der ganzen Familie auf die Nerven geht; das ZDF ist seine verwirrte Frau, die die Hälfte des Quatsches noch einmal wiederholt und ansonsten erzählt, was sie beim Friseur alles in der Bunten gelesen hat; RTL ist der pubertierende Enkel, der heimlich in die Sofaecke onaniert, und Pro7 sein debiler Bruder, der mit seiner Cousine Sat.1 ein heimliches Verhältnis hat und im übrigen fragt: Willst Du stoned mit zum Konzert gehen?

So ist das nämlich!

Ihre Familientherapeuten auf der

Titanic

Jockel Fischer!

Wie unter Politikern a. D. so ­üblich, haben auch Sie eine Autobiographie inklusive Vorabdruck im Spiegel vorgelegt. So erfahren wir, daß Sie die Grünen heute als »realitätsfern, widersprüchlich, kleinbürgerlich, eitel und zänkisch« einschätzen, was Sie vermutlich nur deshalb so öffentlichkeitswirksam ausposaunen, weil Sie unheimlich geradlinig, großbürgerlich, uneitel und friedfertig sind, was sich dann so anhört: »Da saß ich nun im Aller­heiligsten der Nato, im Saal des ­Rates, war deutscher Außenminister, führte Krieg und hatte Geburtstag!« Und nicht einmal ein Yes Torty dabei! Oder sollten Sie, Jockel, umgekehrt den Krieg selber als kleines Geburtstagsgeschenk empfunden haben, als erfrischendes Stahlbad, als Jungbrunnen für ein Volk und seine Führer? Der Ihnen und uns halt gerade noch gefehlt hatte? In diesem Fall freilich müßten wir Sie in der Tat und neidlos einen Realpolitiker nennen – alle anderen Bezeichnungen können wir uns nämlich nicht leisten.

Mit Verlaub:

Titanic

Subway (Fastfood)!

Du bist mächtig stolz auf Deine neuen Fisch-Sandwiches und hast dafür auch einen eigenen Slogan entwickelt: »F(r)isch aufgetaucht« – und da haben wir uns schon ein bißchen gewundert. Denn müßte es nicht vielmehr heißen: »Frisch aufgetau(ch)t«?

Siehste!

Deine untergetauchten System­satiriker von der

Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt