Briefe an die Leser | März 2007


[29.03.2007]

Sehr geehrter Andreas Maier!

In Ihrer Frankfurter Poetikvorlesung mit dem hübsch egozentrischen Titel »Ich« erwähnten Sie dreimal namentlich TITANIC und bettelten geradezu darum, einen Brief an die Leser von uns zu bekommen, wegen der »mit einem solchen Brief verbundenen Publicity«, und weil wir halt auch die einzigen seien, »die Personen wie mich annähernd begreifen können«.

Sowieso. Bzw. schauen Sie doch mal ins Heft 3/2005, S. 6!

Wir haben verstanden.

Titanic

[28.03.2007]

Wenn man aber Dich, Second Life,

einigermaßen traurig findet, hat das gar nichts damit zu tun, daß man selbst älter geworden ist und den neuesten technologischen Entwicklungen am Ende genauso skeptisch gegenübersteht wie die Eltern ihren Videorecordern; sondern damit, daß kaum einmal die Verheerungen, die der Kapitalismus in den Köpfen angerichtet hat, deutlicher werden als im Second Life, das sich vom first life aber so was von gar nicht unterscheidet, weil halt bei keinem der Avatare auch nur ein Krümelchen Fantasie mehr übriggeblieben ist, sich mal was anderes vorzustellen als eine Welt von Geldverdienen hie und Geldausgeben da.

Tja, da schaust.

Titanic

[27.03.2007]

Und auch Sie, Frau Mohnhaupt,

da Ihr TITANIC-Knast-Abo nun ja nicht mehr automatisch erneuert wird: bitte melden! Und ein neues bestellen! Irgendwie muß der Kampf ja weitergehen.

Titanic

[26.03.2007]

Schwule und Lesben, bitte melden!

Zwar habt Ihr Eure sexuellen Veranlagungen und Kniffe zuletzt doch recht zahlreich vollmedial lanciert und geoutet – nochmals vielen Dank an Wilhem Wieben, Ulrike Folkerts, Biolek, Wowereit, Hape Kerkeling und werweiß auch gar noch Anne Will, Struck, Schirrmacher, Huber und die komplette Familie Calmund usw.; aber sollen das wirklich schon alle gewesen sein? Kommt schon! Da muß es doch rein logischfaktisch noch vielviel mehr von Euch geben! Sagt’s uns! Alle! Alle Schwulen und Lesben, von denen wir »es« noch nicht wissen: bitte melden, aber: bei uns! Wir planen nämlich ein, naja, noch soll’s ja bissi geheim bleiben… jedenfalls: wollen wir’s demnächst gern mal an die große Glocke hängen… nein, nicht an irgendeine, sondern an die GANZGANZ GROSSE GLOCKE… vielleicht ein kostenloses Handbuch oder so was; oder als FAZ-Beilage… halt daß es wirklich landweit bimmelt! Okay? Gute Idee? Na dann – bis bald!

Eure

Titanic

[25.03.2007]

Und wo bist Du, »Stern«,

wenn man Dich ausnahmsweise braucht? Warum müssen wir uns von Schlagzeilen schmieriger Boulevardblätter anbrüllen und von zwielichtigen Internetseiten über angebliche Sexskandale einer gewissen Klischeeübererfüllungsblondine informieren lassen, während wir den eigentlichen Knüller nur in einem Nebensatz erwähnt finden? Ist diese Geschichte nicht eigentlich wie eigens für Dich gemacht, wartet nicht förmlich die halbe Welt auf Deinen Sensationstitel: »Hiltons Tagebücher gefunden«? Müssen nun nicht große Teile der Hiltongeschichte neu geschrieben werden? Oder wird bald wissenschaftlich erwiesen werden, daß die gar nicht richtig schreiben kann?

Alsdann!

Titanic

[24.03.2007]

Eva Braun!

Neulich im Fernsehen, genauer im doofen »Untergang«, sagtest Du im sog. »Führerbunker« über Deinen Liebsten A. Hitler: »Ich kenne ihn jetzt schonseit fünfzehn Jahren – er ist so anders geworden.« Ja nun: Wie genau ist er denngeworden? So verstockt? So voller Haß? Ist er gar nicht mehr der fröhliche,tolerante und weltoffene Adolf, in den Du dich damals verliebt hast? Nein? Na, dann mach Schluß, bevor er Schluß macht!

Rät Dir Deine

Titanic

[23.03.2007]

Günter Grass!

Wie Sie von einem befreundeten Germanisten kolportieren ließen, haben Sie sich nach Ihrem im kommerziellen Ergebnis wohl doch eher enttäuschenden SS-Outing zurückgezogen und ans Dichten gemacht. Herausgekommen ist eine Gedichtsammlung mit dem Titel »Dummer August«, die Sie selbst mit Illustrationen versehen haben. Eine davon zeigt Sie wohl mit spitzem Hut, der dem Judenhut des Mittelalters ähnelt, und der Titel »Dummer August« soll sich auf jenen Monat des Jahres 2006 beziehen, in dem für Sie so einiges schiefgelaufen ist.

Nun ist es für Ihr Werk ja typisch, daß es mindestens einen Germanisten braucht, der erklärt, wie das alles gemeint ist; aber auf wen der Titel »Dummer August« im letzten passen könnte, das erklärt sich ja eigentlich von selbst, nicht?

Gruß und Kuß!

Ihre

Titanic

[22.03.2007]

Und Du, Bush,

kannst Dich scheint’s selbst nicht mehr recht ertragen. Jedenfalls würde das erklären, weshalb Du »die Nationen der Welt« dazu aufrufst, »nicht tatenlos zuzusehen, wenn Terroristen Massenmord verüben« – denn was sollen sie Deiner Meinung nach mit Dir tun, die Nationen der Welt? Dich in Den Haag vors Gericht stellen? Oder dachtest Du da eher an kaltes Wasser, Elektroschocks und Rübe ab?

Auf genauere Anweisungen in dieser Sache voller Ungeduld wartend:

Titanic

[21.03.2007]

Hallo, FDP!

Als Reaktion auf das Urteil des Bundesgerichtshofs, wonach es dem Staat nicht gestattet ist, via Trojanerprogramm den Computer eines irgendwie Verdächtigen zu entern, hast Du Deinen parlamentarischen Geschäftsführer Jörg van Essen vorgeschickt, das Urteil zu begrüßen: Eine derartige Computerüberwachung dürfe nämlich »nicht zu einer polizeilichen Standardmaßnahme werden«, sondern »nur dann zur Anwendung kommen, wenn alle anderen Ermittlungsmethoden erfolglos geblieben« seien usw. etc. pp. – m.a.W.: Schäubles Schnüffler sollen sich erst dann über den Inhalt unseres Computers hermachen dürfen, wenn sie vom ewigen Telefonabhören nachweislich gelangweilt sind?

Alte Bürgerrechtspartei, Du!

Titanic

[20.03.2007]

Du nun, 1.FC Union (Fußball),

hattest, wie die Berliner Zeitung berichtet, einen Trauerfall: »Andreas Freese, 47 Jahre alt und seit beinahe 30 Jahren im Verein, war in der Nacht zu Dienstag vom Balkon seiner Wohnung im vierten Stock an der Adlershofer Dörpffeldstraße gestürzt. Laut Polizeiangaben war er alkoholisiert auf einen Bierkasten gestiegen, um auf den Hof zu schauen. Dabei verlor er das Gleichgewicht und stürzte hinunter. Er starb noch am Unfallort. ›Andreas Freese war ein echter Unioner, einer, der die Tugenden des Vereins verkörperte und lebte‹ …, sagte Vereinspräsident Dirk Zingler« –

und in Erfüllung seiner Vereinspflicht ist er ja dann auch gestorben.

Unser Beileid.

Titanic

[19.03.2007]

Herzlichen Glückwunsch auch, Musikkapelle Höhner!

Das mit Abstand Beste an der vergangenen Handball-WM war diesmal nicht das sinnfreie Völkerverständigungsgehopse von mit Flaggen bekleideten Frauen im Showteil noch die Kunst des Interviews mit siegreichen Sportlern (»Können Sie Ihre Gefühle beschreiben?«, »Wie fühlen Sie sich jetzt?«, »Hätten Sie vor drei Wochen geglaubt…« etc.), sondern Dein WM-Song »Wenn nicht jetzt – wann dann?«: »Kleine Tore, große Männer, das ist der Trend der Zeit./Handball ist der Sport für Kenner, jederzeit zum Wurf bereit./Irgendwann fängt es an, und auf einmal läuft das Spiel./Freier Fall und der Ball landet unhaltbar im Ziel.«

Chapeau! Es geht, natürlich, noch viel besser: »Ranwanzen an das, was Geld bringt, das ist der Trend der Zeit./Höhner sind die letzten Penner, jederzeit zum Schund bereit./Irgendwann fängt es an, und auf einmal läuft der Mist/freier Fall, Riesenknall, weil’s halt von den Höhnern ist« – findest Du nicht?

Met schööne Jrooß:

Titanic

[18.03.2007]

Ausnahmsweise, Elke Heidenreich,

können wir mal voll und ganz unterschreiben, was Sie gegen Ende einer Ihrer elenden Büchershows sagten, als Sie zur nachfolgenden Sendung mit den Worten überleiteten: »Der Durchschnittsdeutsche ist zu dick und liest zuwenig… Und in diesem Sinne entscheiden Sie doch bitte selbst, ob Sie jetzt dran bleiben und Kerners Kochsendung sehen wollen oder vielleicht zu einem guten Buch greifen und ein bißchen lesen.«

Eben. Jetzt müßte man die Leute nur noch dazu bringen, bereits eine gute halbe Stunde vor Kerner abzuschalten – dann wären in diesem Sinne zufrieden: Ihre Überdurchschnittsleser von

Titanic

[16.03.2007]

Verständlich, Axel-Springer-Verlag,

daß Du gegen die Umbenennung eines Teilstücks der Berliner Kochstraße in Rudi-Dutschke-Straße klagst; hast den »Typen« (Klaus Schütz) ja auf dem Gewissen. Der Deutschen Nationalzeitung passen die hundert Sophie-Scholl-Alleen schließlich auch nicht. Sowenig wie die tausend Plätze der deutschen Einheit den Antirevisionisten von

Titanic

 

[14.03.2007]

Und, Autohändler!

Neukundenakquise ist ja gerade in Eurem Business keine ganz leichte Sache, und klar, daß Ihr da ohne Reklame nicht weit kommt. Daß Ihr aber, wo’s doch so viele andere schön penetrante Werbemöglichkeiten gibt, ausgerechnet auf den persönlichen Telefonanruf zurückgreift und neuerdings anfragt, ob wir vielleicht nicht mal wieder Lust auf einen neuen Wagen hätten: das ist so ein bißchen mhmhmh. Denn, schaut mal: Zwar ist so ein Autoerwerb im fünfstelligen Eurobereich immer auch eine Bauchentscheidung und will gerade ein Impulsivkauf beim örtlichen Autohändler natürlich initiiert werden – aber habt Ihr wirklich die Erfahrung gemacht, daß Leute, die Euer Anruf nachmittags um vier auf dem Aldi-Parkplatz mit drei Tüten in der Hand und zwei quengelnden Kindern im Auto erreicht, in der Regel sagen: »Was? So billig? Na, dann nehm’ ich gleich zwei!«?

Na dann: Wir »auch«!

Euer Abo-Service von

Titanic

[12.03.2007]

Jammerschade, Sonntagsfaz!

»Der FSV Mainz 05 hat in der Hinrunde der Bundesliga seine Identität verloren«: Wäre diese Deine unter »Sport heute« abgedruckte Nachricht von Adornos gleichfalls Spitzenmeldung »Bei vielen Fußballvereinen ist es bereits eine Unverschämtheit, wenn sie ich sagen« nicht sonderschön umrandet? Gewesen? Doch, das wäre sie.

Fürs nächste Mal:

Titanic

[10.03.2007]

Bodo Kirchhoff!

Ist wohl einsam am Gardasee, hm? So richtig fad? Und gar nicht mal so schriftstellermäßig-mondän, wie Sie sich das immer vorgestellt hatten? Dachten wir uns. Gottseidank tun Sie aber genau das Richtige dagegen, wie wir der Zeitschrift Literaturen entnehmen durften, wo Sie eine drittelseitige Kontaktanzeige inkl. Foto geschaltet hatten: Sie, lässig auf eine lauschige Wiese hingebreitet, lausbubenhaft grinsend, sonnengebräunt, mit offenem Hemdkragen, in welchem sich keck die Brustbehaarung kräuselt, und drunter dann laden Sie »maximal acht Personen« mit »Passion und Neugier« für sechs Tage »in privater Umgebung mit Pool und Seeblick« zu u. a. einem gemeinsamen »Essen im Garten« ein sowie einer »Bootsfahrt zu literarischen Orten mit nächtlicher Lesung an Bord«; das alles im Rahmen eines Seminars über »Eros und Sprache«.

Kirchhoff, alter Schwerenöter! Mit acht schwerstpassionierten Kulturmiezen an Bord sex Tage lang durch die Gegend schippern und denen dann nächtens noch was vom Eros erzälen, das hat ja Hugh Heffnersches Format! Und das alles dann noch »Schreibkurs« nennen – alle Achtung!

Viel Spaß wünscht Ihnen jedenfalls

Titanic

[08.03.2007]

Und aber abermals, FC Bayern!

Wenn Dein Vorstandsvorsitzender Rummenigge vor die Presse tritt und die Demission Deines Trainers Felix Magath begründet mit »Die Notwendigkeit war vonnöten, … deshalb haben wir uns zur Entscheidung entschieden«, dann geht’s, genau betrachtet, auch bei Rummenigge nicht mehr recht voran.

Entschieden entschieden:

Titanic

[06.03.2007]

Heike Makatsch!

Yahoo wähnte Sie neulich »im Glück. Im November war sie mit zwei Bambis ausgezeichnet worden. Jetzt hat Töchterchen Mielke das Licht der Welt erblickt« – inzwischen traut man Euch Promis ja alles zu, aber wir waren dann doch gespannt, ob sich die kleine Mielke vielleicht schon auf ein Brüderchen namens Honecker freut, und klickten gierig weiter – doch leider war’s mal wieder nur ein Schreibfehler.

Das wäre der »Firma« nicht passiert!

Deine Hauptverwaltung Aufklärung auf der

Titanic

[04.03.2007]

Und Sie, Karlheinz Rummenigge

teilten via Pressekonferenz mit, was Sie bzw. Ihr Arbeitgeber Bayern München angesichts des für seine Verhältnisse untragbaren dritten Bundesliga-Tabellenplatzes für das Spiel gegen den VfLBochum brauchten: »Wir brauchen eine Mannschaft, die kratzt, beißt und fightet.« Und wie man nach dem anschließenden null zu null gesehen hat, war selbst das noch zuwenig. Vielleicht sollte Ihr FCB deshalb auch noch Haareziehen, Abschminken und Handtaschenweitwurf drauf haben, um sich wieder an die Spitze der Bundesliga zu setzen – jedenfalls bei den Damen!

Kratzfuß:

Titanic

[02.03.2007]

Danke auch, »Tagespiegel«

für die dramatische Titelseite Deiner Wochenendausgabe vom 3. Februar mit der vorbildlichen Doof-Schlagzeile »Klimawandel in der heißen Phase«. Lobenswert auch der Artikel »Klimaschutz beginnt auf der Straße: Spritsparen ist eine leichte Übung« auf Seite zwo des Automobil-Teils. Aber was prangt daselbst auf Seite eins? Dein Testbericht über den neuen Porsche Cayenne, der sich über so Sachen freut wie »mit einem Vollgas-Burnout derart ins Gelände schießen, daß rundherum die Vögel ohnmächtig von den Bäumen fallen. Das ist idiotisch, aber es macht einen Heidenspaß.« Angesichts des 20-Liter-Verbrauchs im Turbo stellst Du dann noch fest: »Wer sich unmenschlich zähmt, kann das vermutlich unterbieten, aber warum sollte er dann Porsche fahren?«

Papier ist geduldig, aber praktischerweise aus einem nachwachsenden Rohstoff. Mit anderen Worten: Wenn die Geduld mit dem Papier mal reißt, verraucht ein Tagesspiegel fast CO2-neutral!

Wärmste Grüße:

Titanic

[28.02.2007]

Apropos Telefon, »Abendzeitung«!

Der Wirt des Münchner Nobellokals »Romagna Antica« geht in Pension und hat, wie Du berichtest, diesen Schritt allen seinen Stammgästen persönlich mitgeteilt: »Über 200mal hat Fabrizio Cereghini in den vergangenen Tagen zum Telefonhörer gegriffen. Helmut Dietl, Rainer Werner Fassbinder, Götz George, Heiner Lauterbach – einen nach dem anderen hat er angerufen«, und daß beim Fassbinder das Handy halt schon gleich gar nimmer geklingelt hat, mei, des hättst Dir fei denken können.

Addio:

Titanic

[26.02.2007]

Uschi Obermaier!

Ihre Memoiren geistern ja z.Z. durch Boulevard- und sonstige Medien, und bedanken möchten wir uns jedenfalls für diesen Satz: »Derweil ging meine Model-Karriere weiter. Einmal in Paris klingelte nachts um drei mein Handy: jemand mit englischem Akzent«, nämlich Keith Richards; und wo Sie aber in den späten sechziger Jahren dieses Handy herhatten, möchten doch zu gerne wissen:

Ihre Zukunftsminister von

Titanic

[25.02.2007]

Merkel!

Im Zuge Ihrer astrein kapitalergebenen Klimapolitik gebaren Sie immerhin dies: »Man kann nicht alle Autos über einen Kamm scheren« –; aber wo.

Bzw. genau!

In stetig wachsender Bewunderung: Ihre Autofrisierer von

Titanic

[24.02.2007]

Jour-na-li-sten!

Die Sozialdemokraten in Nordrhein-Westfalen wählten eine neue Landesvorsitzende, die zufällig Hannelore Kraft heißt, und was fiel Euch dazu ein? Natürlich wieder nur das Alleroriginellste: »Neue Kraft für SPD«, »Mit Kraft an die Macht«, »Die neue Kraft im Landesvorsitz«, »Mit Kraft voraus«, »Auf der Suche nach der Kraft«, »Mit Kraft gegen Rüttgers« oder auch »Powerfrau Kraft« – jede Menge Schlagzeilen also, für die Ihr tüchtig geherzt, ach was: geprügelt gehört. Hoffentlich tut Euch Frau Kraft nicht den Gefallen, sich in der Öffentlichkeit mal beschwipst, halb entblößt oder sonstwie heiter und ausgelassen zu zeigen. Vor den unvermeidlichen Headlines »Volle Kraft voraus!«, »Wahrer Kraft-Akt« oder »Kraft durch Freude« zittert nämlich jetzt schon:

Titanic

[23.02.2007]

Was eigentlich, Antenne Bayern,

würdest Du bei folgender Verkehrsmeldung tun: »Auf der A9 kommt Ihnen ein Fahrzeug in beiden Richtungen entgegen« – bringt es da noch was, sich ängstlich auf den Randstreifen zu flüchten? Oder räumt der nicht einfach alles ab?

Fatalistisch:

Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt