Briefe an die Leser | März 2008


Tegernseer Bier!

Wir müssen Dir was gestehen: Wir sind ein bisserl verliebt in Dich! Ja, wir träumen sogar nachts manchmal von Dir! Wie Du so rundum fesch mit Deinem goldenen Prachtkörper vor uns stehst und uns schaumschön anlächelst, als könntest Du kein Wässerchen trüben – wunderbar! So ein grundgutes Bier bist Du, Tegernseer: Wir würden Dir glatt einen Antrag machen, wenn uns unsere Frauen das erlauben täten! So begeistert sind wir von Dir!

Ewig schad’ ist es nur, daß Du so weit weg von unserer Redaktion in Frankfurt wohnst!

Freut sich immer über Besuch:

Titanic

Gern, Küppersbusch,

lasen wir Ihre taz-Einlassung zur geplanten Schließung des Bochumer Nokia-Werks: »Ich finde Boykottaufrufe von IG Metall bis Struck und Merkel aussichtsreich, und eine professionelle NO-kia-Kampagne sollte Managern klarmachen, daß Herkunft und Verantwortung vom Verbraucher als Teil der Produktqualität mitbezahlt werden.« Bon; klar würde dann ja endlich auch, daß kleine koreanische Autos eher nix dafür können, wenn 40 000 Kilometer weiter nördlich einer Knall auf Fall die grauen Zellen schließt!

Hugh und Gruß:

Titanic

Norddeutscher Rundfunk!

Der ein oder andere hat ja vielleicht schon bemerkt, daß Du seit Jahren ein Fernsehprogramm ausstrahlst. Der ein oder andere hat es nämlich im Gerät schon gefunden, kurz reingeguckt, weggeschaltet und vergessen, daß er Dein Fernsehprogramm empfängt. Weil Du das weißt und Dich das traurig macht, rückst Du jetzt eine gebührenfinanzierte Sendung in Dein Fernsehprogramm, die da heißt »Alles neu – die Einrichtungsprofis«.

Doch so eine Sendung, Norddeutscher Rundfunk, ist so neu nicht. Die gab’s schon! Auf Pro7. Und auf Vox. Und auf RTL. Und die hießen auch so ähnlich. Und die laufen dort nicht mehr, weil sie nämlich keiner mehr guckt. Versuch’s also besser mit, ­sagen wir, einer Sendung über Auswanderer. Oder bring eine Show, wo Familien ihre Mütter tauschen. Oder was mit einer versteckten Kamera. Guck halt einfach, was auf den anderen Sendern so läuft, und mach es selber auch. Dann vergißt Dich wenigstens keiner mehr. Höchstens wirst Du verwechselt, aber das macht ja nix: geht den anderen ja auch nicht anders.

Grüße vom Original:

Titanic

Liebe Anke Koch!

Als wären Sie, die Ehefrau immerhin Roland Kochs, als ebensolche vom Leben nicht schon mit Unbill und Widrigkeit genug geschlagen, traten Sie im Wahlkampf Ihres Gatten auch noch vor die Mikrophone der Bild-Zeitung, sich als weißgott bemitleidenswerte Schmerzensfrau recht originell zu entschuldigen: »Ich werde oft auf meinen Gesichtsausdruck auf Fotos angesprochen. Dazu möchte ich mal sagen: Ich bin bei öffentlichen Anlässen weder traurig noch schlecht gelaunt. Ich bin eben nur kein guter Schauspieler, keine Strahlefrau, die ständig lächelt.« Sie hätten ja auch wenig Grund dazu, nicht wahr. Jedenfalls wähnten wir im Anschluß den immergleichen jämmerlichen Privat-ist-er-ganz-anders-Schmu ankriechen; aber nein: »Was hält die Liebe frisch?« – »Da gibt es kein Rezept. Jedenfalls haben wir keinen Alltagstrott. Wir sehen uns nie regelmäßig, nur stundenweise. Wenn man die Brutto- und Nettozeiten sieht, dann sind wir ja noch gar nicht so lange zusammen. Sogar die eine Stunde morgens nach dem Aufstehen, da ­teile ich meinen Mann mit der Zeitung. Und wenn er nach Hause kommt, bin ich oft schon im Bett.«

Wir resümieren: Ihr Alter ist, brutto wie netto, praktisch nie da, und wenn doch, dann ist sein unangenehmster Teil hinter einer Zeitung versteckt – warum, Frau Koch, haben Sie denn in einer so rundum frischen Ehe nicht tatsächlich mehr Anlaß zu lächeln? Und sei es nur sardonisch?

Keep smilin’!

Titanic

Aber wirklich, Hausärzte!

»Wenn du so bist wie dein ­Lachen, möchte ich dich wiedersehn«, sang einst Ina Deter. Und wenn Ihr so operiert wie Ihr reimt, zum Beispiel neulich auf Eurer Nürnberger Protestkundgebung gegen »die Versklavung durch das Kassensystem«: »CSU + DAK/Verkaufen Euch nach Amerika /Willst Du noch Länger Leben/muß es Deinen Hausarzt geben!« –

– dann lassen wir unsere Warzen lieber besprechen und treiben wieder per Kleiderbügel ab.

Au!

Titanic

Und nur für den Fall, Rainer Unglaub,

daß wir nicht doch schon darüber berichteten: Daß ausgerechnet Sie die Bibel als Hörbuch eingelesen haben, das freut niemanden mehr als

Titanic

Hallo, »Zeit Wissen«

»Warum uns Ärzte für verrückt erklären. Pharmafirmen erfinden neue psychische Leiden« enthüllst Du in Deiner Februar/März-Ausgabe über mehrere Seiten und wirfst Medizinern und vor allem der pharmazeutischen Industrie vor, daß sie psychische Leiden zwecks Absatzsteigerung teurer Psychopharmaka erfänden. Mag sein. Dann blättern wir jedoch weiter und landen bei einer immerhin zwölfseitigen »Sonderveröffentlichung des Zeit-Verlages: Beruf & Entwicklung«, Thema: »Neue Chancen in der Pharmazie« – und sag mal, Zeit Wissen: Gibt’s auch schon was gegen bipolare Journalismusstörung?

Wenn ja, bitte sofort einwerfen!

Titanic

Sehr geehrter Bahnchef Mehdorn,

wir haben das alles mit ständig nachlassendem Interesse verfolgt: das monatelange Gezerre mit der Gewerkschaft der Lokführer, der damit einhergehende Belästigungsmix aus Streiks und Verleumdungen, aus Verhandlungsabbrüchen und Verspätungen, und wir haben Ihr beleidigtes Gerede ertragen, daß die nun erzwungene Einigung für uns alle nicht nur »Konsequenzen«, sondern auch »schwerwiegende Folgen« haben würde. Sie drohten nicht nur mit – und da muß man ja erst mal drauf kommen – »Fahrpreiserhöhungen« und »Entlassungen«, sondern auch – und das, Mehdorn, ließ uns dann tatsächlich wieder aufhorchen – mit »Konsequenzen für den Standort Deutschland«. Ja, so sagten Sie es, Mehchef Bahndorn: Man müsse nun auch über die »Auslagerung in Billiglohngebiete« nachdenken.

Genau, Dornchef Mehbahn! Auf die einfachsten Lösungen kommt man ja oft erst viel zu spät. Aber wir sind schon jetzt gespannt: Wann wird der Frankfurter Hauptbahnhof endlich nach Rumänien verlegt? Wann wird der kostenintensive ICE von Hamburg nach Berlin endlich preiswert zwischen Kiew und Dnjepropetrowsk verkehren? Wird der mobile Brezelverkäufer auf der Strecke Matadi-Kinshasa im Kongo auch wirklich angenommen? Und wie werden erst die Millionen eingepferchter Inder im Vorortzug von Mumbai staunen, wenn Ihnen ein tadellos gekleideter schwuler Schaffner aus Dresden erklärt: »Bersonolwächsl – die Fohrscheine bidde!«

Bis zur Umsetzung dieser sinnigen Sparmaßnahmen, sehr verehrter Herr Chefbahndorn, würden wir Sie ­gerne dorthin auslagern, wo derzeit der wohl größte Bahnbedarf überhaupt herrscht: auf den Mond.

Personalwechsel!

Titanic

Julia Seeliger (»Grüne«)!

Gegen eine schwarz-grüne Koalition in Hamburg haben Sie lt. taz v.a. eines einzuwenden: »Dann würden wir noch mehr als Öko-FDP wahrgenommen.« Je nun: Was haben Sie eigentlich gegen ein kleines bißchen Wahrheit?

Ihre Fundis von

Titanic

Christine Harderthauer, CSU-Generalsekretärin!

»Da wird die Katze von der falschen Seite aufgezäumt« – und das möchte zu gerne sehen:

Titanic

Lieber Stefan Becker!

Als Jugend- und Sozialdezernent des Landkreises Gießen schicken Sie auffällige Jugendliche zur Resozialisation nach Sibirien, und was immer das nun bringt: Notierenswert fanden wir Ihre Bemerkung in der SZ, die Bedingungen dort entsprächen »etwa dem Stand wie bei uns vor 30 oder 40 Jahren«. M.a.W.: Keine Behelfstoiletten und Wasser aus dem Brunnen, aber Prilblumen, Schlaghosen, Hans Rosenthal und Vietcong-Solidarität?

Ein bißchen frische Schneeluft empfiehlt

Titanic

Martin Walser!

Ihrem hymnischen, der SZ anvertrauten Gedicht »Friedensfeier, aber bald« entnehmen wir, daß Sie den Spaß am Politisieren verloren und sich etwas Neues vorgenommen haben: »Endlich mit den Armen nur noch umarmen, auch/die Fallensteller, die Untersteller. Den Mund/zu nichts mehr brauchen als zum Küssen. Die Hände/zum Streicheln. Zu Fäusten haben sie nie getaugt.« Unter den Unterstellern und Fallenstellern stellen Sie sich vermutlich die Leute vor, die Ihnen beim Politisieren widersprochen haben. Und die wollen Sie jetzt umarmen, küssen und streicheln? Jawohl: »Umarmen,/streicheln, küssen, aber alle. Alle Fallensteller, Untersteller,/Verdächtiger. Mir ist zum Umarmen keiner zu schrecklich.«

Uns schon. Denn Sie irren sich, wenn Sie behaupten: »Wie jeder werd ich/Durch Zustimmung schön.« Zu den Verdächtigern, die sich Ihrer Umarmung erwehren müssen, möchten wir nicht gehören, aber wenn Sie uns dazu zwingen, werden wir Anzeige wegen sexueller Belästigung erstatten.

Damit wäre eigentlich alles gesagt, wenn Ihr Gedicht nicht noch weiterginge: »Zur Friedensfeier komm ich, sagt mir, wohin.« Aber gern: Kommen Sie doch bitte beim nächsten Heimspiel von Dynamo Dresden ins Rudolf-Harbig-Stadion, am besten als alter Peacenik verkleidet, mit Jesuslatschen, Hippieklamotten, Panflöte und entsprechendem Kopfputz. Die anschließende Friedensfeier wird Ihnen unvergeßlich bleiben.

Das verspricht Ihnen Ihre

Titanic

Du nun, VG Wort,

sicherst Journalisten und anderen Schreibern Tantiemen aus der Zweitverwertung von Texten; das ist fein. Seit neuestem vertrittst Du als Hüterin des geschriebenen Wortes auch Texte im Internet und schreibst daselbst auf Deiner Homepage über die »Einführung einer neuen Tantieme«: »Es ist damit auch bei elektronischen Veröffentlichungen die Aufgabe der Verwertungsgesellschaften dafür zu sorgen, daß Urheber von Texte die im Internet erscheinen eine angemessene Vergütung für diese Art von Publikationen erhalten … Um diese Aufgabe zu erfüllen muß die VG WORT, ein System bereitstellen, daß Nutzungen einzelner Texte im Internet erfaßt und belegbar nachweist« –

und nicht nur, VG Wort, daß dieser unbekümmerte Hilfsschulstil Deinem Namen weißgott alle »Ehre« macht – hätte ein abschließender Smiley die Angelegenheit nicht noch angemessen restringiert gerundet? » … erfaßt und belegbar nachweist :-))«?

Belegbar Deine

Titanic

Und Sie, Moritz Bleibtreu,

spielen in Eichingers »Baader-Meinhof-Komplex« die männliche Hauptrolle und damit nach dem Damenklowichser in »Agnes und seine Brüder« und dem Schülerinnen belästigenden Hausaufgabenwichser in »Elementarteilchen« schon wieder ­eine Figur mit trüb deviantem Sexualleben. Da fragen wir uns: Liegt das am Nachnamen? Finden die Regisseure das komisch? Oder ist’s am Ende doch der Spaß am ­Method Acting?

Nichts für ungut!

Titanic

Wir haben, Verona Pooth,

lange vergeblich gegrübelt, ob man Ihrem Tun und Lassen irgendwas Sinnvolles abgewinnen kann, aber dann fiel uns auf, daß die Zeitschrift Max, kurz nachdem Sie darin nackt posiert hatten, ihr Erscheinen einstellte. Und das war doch mal eine gute Tat, eines Engels im Einsatz würdig.

Wie man hört, soll es Ihrer Familie finanziell grad nicht so gut gehen. Was halten Sie also davon, Focus oder Stern mit einem finalen Shooting ihrem verdienten Ende zuzuführen? Wir gucken auch nicht!

Hand drauf:

Titanic

Sie nun, Bernd Eichinger,

sind sich der »Glamour-Falle« (SZ) Ihrer anhängigen Verfilmung der RAF-Geschichte durchaus bewußt: »Ich meine das ohne jede moralische Wertung – aber charismatisch waren diese Leute schon.« Und was genau Sie damit meinen, wird ganzseitig im Stil von Vorher-nachher-Bildchen aus einer Frauenzeitschrift der 70er klargestellt: Gudrun bekommt ein paar Strähnchen in Mokka und Vanille, Andreas wirkt mit gezupften Augenbrauen und vollen Lippen gleich viel freundlicher, Jan-Carl und Brigitte sehen nach zwei Wochen gemeinsamen Heilfastens blendend aus, und Ulrike bekommt ein neues Make-up, besteht allerdings auf ihrer ­trendy Sonnenbrille. M.a.W.: »Wir haben versucht, ganz auf die Faszination des Faktischen zu setzen«, und wir freuen uns schon auf faktische ­Erotik, faszinierende Leidenschaft, viel Mut und echte Freundschaft – auf die ganz großen Gefühle eben!

Ihre Charismatiker von der

Titanic

Mohr, Reinhard!

Daß Ihr Comeback im Print-Spiegel als Kabarettrezensent stattfand: »Die bayerische Kabarettistin Monika Gruber gilt als begnadete Senkrechtstarterin. Sie füllt Säle und brilliert im Fernsehen«, das fanden wir beinah so schön und passend wie Ihre kongenial kabarettrezensorischen Sätze, die dem gewohnten Mohr-Sound aus Ramscheffekt und Bildbruch noch lokalfeuilletonistische Stiefeligkeit beigaben: »Von der ersten Sekunde an zieht sie alle Aufmerksamkeit auf sich … die Welt als Wille und Bestellung … erzeugt der Grubersche Redestrom einen Sog … die politisch korrekte Semantik des Frühlingsschokoladenhohlkörpers formerly known as Osterhase … elliptisch windet sich ihr zweistündiger Vortrag um die Absonderlichkeiten der menschlichen Existenz … Sinn fürs Absurde … versöhnt mit dem täglichen Wahnsinn und bringt einen Schuß Buddhismus Bavariae ins Weltchaos«, neinnein, Mohr: Was sich da angesichts des strömenden Sogs aus schußfester Einfalt und hohlkörperhafter Klischeeresistenz elliptisch windet, das sind allenfalls wir, Ihre ewigen Fans auf der Aktionsplattform »More Mohr!«, ­formerly known as

Titanic

Weil Sie, Stefan von Holtzbrinck,

uns anläßlich der unermüdlichen, jetzt für die völkische Reproduktion trommelnden »Du bist Deutschland«-Kampagne daran erinnern, daß »viele Medienunternehmer ja auch mal Kinder waren«, fragen wir uns nun natürlich, welche Medienunternehmer wohl niemals Kinder waren.

Sagen Sie doch mal!

Titanic

Berti Vogts!

Daß die von Ihnen trainierte ­nigerianische Fußballnationalmannschaft beim Afrika-Cup den Ball weißgottwohin holzte, nur nicht ins gegnerische Tor, das konnte nun wirklich nichts mit Ihnen zu tun haben, dem gebenedeiten Trainer aus dem gelobten Germany. Trotzdem quittierte die lokale Presse das schlechte Abschneiden der »Super Eagles« mit negativen Schlagzeilen und unfreundlichen Kommentaren, noch dazu auf Ihre ­Kosten! Kein Wunder, daß Sie die Presse­konferenzen bald boykottierten, weil die impertinenten persönlichen Verunglimpfungen (»Das gestrige Spiel hat die Fehler und Inkompetenz von Vogts entblößt«, »Nigerianische Fußballer können nicht in deutsche Maschinen verwandelt werden«) wirklich überhand nahmen. Schmutz total! Und also sprachen Sie und glaubten lesbar dran: »Würden weiße Journalisten mit einem schwarzen Trainer so umgehen, dann glaube ich, daß man von Rassismus sprechen würde.«

Leider, Vogts, verhallte Ihre Klage ungehört. Und nur hier auf der TITA­NIC hat sich spontan ein Soli-Komitee gebildet, das bereits folgenden Aufruf nach Afrika gefaxt hat: »Merkt auf, Ihr Neger, hört uns zu/Und laßt den Berti hübsch in Ruh!/Was kann denn Berti Vogts dafür,/daß er so schwarz nicht ist wie Ihr?/Die weißen Fußball­koryphäen/Die sollt Ihr fortan nicht mehr schmähen!/Selbst wenn sie ein Turnier vergeigen /Müßt ­Schelte künftig Ihr vermeiden./Seid bitte nett zu weißem Massa/Und nennt ihn ­lieber Tausendsassa!« – insofern, ­Berti: Keine Panik. An Ihrer Seite steht

Titanic

Lidl!

Als wir just unser Leergut zum Pfandautomaten trugen, hast Du, Lidl, der Du Deine Mitarbeiter noch nicht mal in Sichtweite von Mindestlohn und Arbeitnehmerrechten sehen willst, uns mit diesem geradezu atemberaubenden Beweis sozialen Engagements überrascht: Per Knopfdruck nämlich können Deine Kunden zukünftig das üppige Pfandgeld einer »Tafel« und somit Bedürftigen spenden. Im Klartext: Die Bezieher niedriger Einkommen kümmern sich dank Deines uneigennützigen Einsatzes um die Bezieher noch niedrigerer Einkommen. Und uns tät’s ja nicht wundern, wenn die gesponserten Lebensmittel dann wo gekauft würden?

Deine Bezieher niedriger Einkommen auf der

Titanic

»Mehr Zeit für Literatur!«, »Zeit online«,

das wäre fein. Und fein ist auch Dein Angebot: »Lassen Sie sich mit aktuellen Informationen aus der Welt der Literatur täglich auf den neuesten Stand bringen – zu Neuerscheinungen, Preisverleihungen, Auszeichnungen und vielem mehr … Wagen Sie den ›Seitenblick‹: jetzt täglich neu in unserem Blog … Stöbern Sie in unserem großen Rezen­sionsarchiv mit Buchbesprechungen und Litera­turanalysen vom Klassiker bis zur Gegenwartsliteratur« und, schließlich, »diskutieren Sie, was wirklich lesenswert ist« mit der »Zeit-­Community«.

Aber wieso trägt der zum Werbetext gehörende Mann einen Stapel mit bunten Büchern wie z.B. ­»Roda Roda erzählt«, einem Reader’s-­Digest-Auswahlband, »Der Ruf der Wildgänse«, »So sah ich Sibirien«, dem »Donauland-Lexikon«, »Ich komme aus der Steinzeit« und ähnlichen Kalibern aus dem Buchclub-Angebot von 1970, die man heutzutage außerhalb von Möbel­häusern und Reich-Ranickis Bücherregal praktisch nirgends mehr antrifft? Geht so, Zeit ­online, der Spagat zwischen der neuen, aufregenden digitalen Zeit einer- und alter Tante andererseits?

Wirklich lesenswert:

Titanic

»Tagesspiegel«!

»Menschenretten für Laien. Rechtzeitig eingesetzt, kann ein Defibrillator den plötzlichen Herztod verhindern. So funktioniert das«, hast Du Deine Gesundheitsseite eröffnet und, damit wir Laien auch ja nichts falsch machen, eine Bedienungsanleitung für einen handlichen Taschen-Defibrillator als Infografik beigegeben: zum Ausschneiden und Menschenretten. Schade nur, daß Du in besagter Grafik mit der Plazierung der Elektroden (»eine über der linken Brust, die andere unter der rechten Brust«) etwas mit der Perspektive durcheinandergeraten bist, denn die an sich idiotensicheren Zeichnungen auf den Elektroden zeigen es genau andersherum.

Aber was heißt, Tagesspiegel, in Deinem Fall schon idiotensicher!

Deine Laien auf der

Titanic

Ausgerechnet Du, »Focus«,

meinst also wirklich, Deinen Lesern »44 Dinge, die Ihr Leben positiv verändern werden« vorstellen zu müssen; und ohne hier im einzelnen auf Deine willkürliche Sammlung glänzender, ja nachgerade brotdummer »Ideen« einzugehen: Positiv-Idee Nr. 45, die liegt doch auf der Hand, nein?

Deine Abokündigungsprofis von

Titanic

Was fällt, Götz Aly,

einem Historiker heute als aller­erstes ein, wenn er an den 75. Jahres­tag der Schicklgruberschen Machtübernahme denkt? Ein knackiger Vergleich der »33er« mit »den« 68ern: »Diese wie jene sahen sich als ›Bewegung‹, betrachteten das ›System‹ der Republik als historisch überholt, wenn auch mit unterschiedlichen Argumentationen« – und ein schöneres »wenn auch« haben wir lange nicht gelesen. Irgendwie waren die 68er keine Nazis und kämpften auch nicht direkt für ein judenfreies Großdeutschland, aber so ganz genau wollen Sie’s nicht wissen, schließlich haben Sie den Vergleich nicht umsonst angestellt; und historische Fakten sind in dem Fall auch mal wurscht: »Für die NS-Studenten wurden nicht so sehr die Kommunisten zu Erzfeinden, sondern die Spießbürger«, weshalb dann ja auch hauptsächlich die Spießbürger in den KZ der linken Nazis verschwanden. So schreibt man heute Zeitgeschichte, und deshalb geht Ihr Bundesverdienstkreuz auch vollkommen in Ordnung.

Ho-Ho-Ho!

Titanic

Ludger Hoppe!

In Ihrem Brief an die darob sicher­lich hocherfreuten Westfälischen Nachrichten machten Sie einen recht innovativen Vorschlag zur Bekämpfung der Jugendkriminalität: Ab zur Bundeswehr! »Die straffällig gewordenen Jugendlichen könnten sich so bessern, und die Bundeswehr hätte ohne Mehrkosten zusätzliche Rekruten.«

Genau: Wenn schon Jugendgewalt, dann gefälligst richtig!

Ihre Verweigerer auf der

Titanic

Sag amoi Du, Vodafone!

Du moanst oiso, daß mir uns itzat a Notebook von Fujitsu-Siemens kaffa soin, weil Du die extrig mit deiner »Broadband-Technologie« ausg’stattet hättst? Des is fei scho interessant, aber no mehra dad uns interessieren, warum itz Du auf amoi ofangst Boarisch zum redn? Ha?

Frogt:

Titanic

He, liebe Frankfurter Fünftkläßlerin mit Migrationshintergrund!

Alle Kinder in Deinem Alter bekommen ja ständig sogenannte Schulfreundebücher von Mitschülern zugesteckt, in welche man seine Interessen, Neigungen und Vorlieben hineinschreiben kann. In ein solches hast Du, wie wir aus gut unterrichtender Quelle wissen, unter der Rubrik »Das mag ich«: »Allah und Islam« eingetragen, in die »Das mag ich nicht«-Abteilung indes »Deutsche Omis und das Christentum« –

aber was, liebe Frankfurter Fünftkläßlerin, hast Du bloß gegen deutsche Omis? Bzw. ist es nicht ganz egal, wer einem zwei Euro für Kaugummi und Bravo Girl zusteckt? Und was ist mit den im Zweifel doch viel gefährlicheren deutschen Opis? Und wie lang wird’s dauern, bis Dein ­Allah Dich nicht in die Disco läßt?

O tempora.

Titanic

Christlich-soziale Bürger Regensburg!

Auf Eurem Flyer zur Kommunalwahl Anfang März verkauft Ihr Euch als neue Formation für alle, die »die Schnauze voll« haben vom Politzank, und werbt damit, daß Ihr keine Mitglieder habt, die eine Parteikarriere hinter oder vor sich haben. Und daß es also bei Euch nicht um Posten geht, sondern um Sachpolitik.

Wir haben, Christlich-soziale Bürger Regensburg, mal ein bißchen recherchiert: Was ist denn mit Herrn Dr. Gero Kollmer, Listenplatz 5? Der war immerhin lang genug in der CSU, um es zum Stadtrat zu bringen. Und als Aufsichtsrat der BioPark Regensburg GmbH und der IT Inkubator Ostbayern GmbH scheint er Posten ja auch nicht gerade abgeneigt zu sein.

Und Gründer Eures Vereins ist er auch noch!

Eure die Karriere längst hinter sich habenden Schnauze-voll-Haber auf der

Titanic

Huhu, Zürcher »Weltwoche«!

»Martin Suter schreibt Sätze, die sind so schön, daß man sie siezen möchte« – behauptet aber nun wer? Genau: Du, Zürcher Weltwoche – und schreibst selbst einen Satz, der ist so wundersam, daß man spontan mal ein Bier mit ihm trinken gehen möchte. Einfach, um über alles zu reden. Über die Weiber, die Weltlage, die Sprache im technischen Zeitalter, nicht zuletzt auch über Martin Suter. Der ja, wie es der Zufall so will, dreizehn Jahre lang eben Dein Kolumnist war, so daß dieses Lob pro domo ohnehin bereits den Charakter eines schulterklopfenden Kneipengesprächs unter Duzfreunden hat.

Da bietet doch glatt wieder das Sie an:

Titanic

Lieber F.W. Bernstein!

Ein Dramolett

 

TITANIC Bald, o teurer Fritz,

Dein siebzigster Geburtstag itz!

Seit siebzig Jahren gibst Duhu

Hienieden nie nich keine Ruh

Und dichtest, zeichnest,

dramst und lehrst,

Weswegen Du uns vierfach ehrst –

Quitschquatsch: wir Dir! Wir ehren Dir!

Am 70., da wirst du vier,

Pardon: am 4. siebzig! Du…

 

BERNSTEIN hält sich die Ohren zu

 

TITANIC …wirst heut* 70 Jahr’!

*Am 4.3. – wunderbar!

 

BERNSTEIN Welch »herrliches« Gedicht!

zu sich Wieso kann ICH das nicht?

 

Will weglaufen, wird aber

festgehalten und auf einen diamantenen Thron gesetzt

 

TITANIC Dir, Fritz, alles Glick

Wünscht Immer Deine

Titanic

»Neue Rundschau«!

Dich, »gegründet 1890 von S. Fischer im Jahre 1890«, hielten wir bisher für ein in Ehren ergrautes Schlachtroß im Stall der Hochgeistzeitschriften. Doch was lasen wir im Heft 4/2007 vom isländischen Schriftsteller Sjón? »Gudrun Ensslin wandte sich mir mit ernstem Gesicht zu … Mit ihrem langen, sorgfältig manikürten Zeigefinger deutete sie auf den Hosenschlitz meiner Breitcordjeans und nickte nachdenklich. Ich gehorchte ihrem Fingerzeig, zog den Reißverschluß nach unten und holte entschlossen meinen Pimmel heraus. Sie musterte ihn lange und gründlich, und ich tat dasselbe, er war größer als sonst, und die Eichel glänzte weinrot und feucht. Nachdem Gudrun ­Enss­lin meinen Schwanz lange genug betrachtet hatte, streckte sie langsam ihre Hand aus und schnipste mit dem Mittelfinger leicht dagegen … Dann brach ein übernatürlicher Strahl aus mir hervor, der mich zum Helden des Schulhofs gemacht hätte, wo man allein danach bewertet wurde, wie hoch man gegen die Wand pinkeln konnte. Und der köstliche Strahl traf Gudrun Ensslin mitten ins Gesicht.«

Ist das, Neue Rundschau, der neue Ton der Debatte? H.M. Enzensberger im Werkstattgespräch über Shitloving und Pferdesex bei den 68ern? Ein bisher unveröffentlicher Essay von Jacques Derrida über Schriftsex und Gesichtssemination? Slavoj Žižek mit vielen guten Pimmelwitzen? Ja?

Dann bittet hiermit um ein Austauschabo:

Titanic

Udo Jürgens!

Es ist ja schon uninteressant genug, daß Sie schon wieder eine neue CD (»Einfach ich«) vorgestellt haben; doch da ein Unglück selten allein kommt, ließen Sie uns bei der Gelegenheit via Bild-Zeitung auch noch an Ihren Gratisüberlegungen zum Thema Jugendgewalt teilhaben: »Ich habe da ein einfaches Bild: Wenn ich zu Leuten in die Wohnung komme und fange dort an zu randalieren, dann darf ich mich nicht wundern, wenn ich rausgejagt werde. Das Land ist wie eine Wohnung. Wer einen 70jährigen verprügelt, ihn mit ›Scheiß-Deutscher‹ beschimpft, hat in unserem Land nichts zu suchen.« Abgesehen davon, daß Ihr Land, halten zu Gnaden, doch strenggenommen die Schweiz ist: Dringen nicht eher ­selten Leute ins heimatliche Wohnzimmer ein, um dort zu randalieren, und stört in der Realität nicht eher, wenn irgendwelche Nervensägen einen Stock über einem unermüdlich auf dem Klavier herumhämmern?

Einfache Bilder en gros und en détail, c/o

Titanic

Also da, Fanny,

wolltest Du uns wohl mal ziemlich erschrecken und in Sorge versetzen – aber jetzt ist genug! Bitte sei so gut und sei, wenn Du das hier liest, doch möglichst längst wieder heraus aus diesem langweiligen Krankenhaus, nämlich quietschgesund wieder zu Hause und eben dort nun allerherzlichst gegrüßt von Immer Deiner

Titanic

Bekim Kastrati (»Fortuna« Düsseldorf)!

Nomen est eben manchmal doch omen: Gute Genesung von Ihrem ­Hodenriß, den Sie sich in einem Testspiel gegen die Bayern zugezogen haben, wünschen Ihnen Ihre Kreisligakomiker von der

Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt