Briefe an die Leser | Juni 2007


Ferres, Veronica!

Sie haben der Kundenzeitschrift der Bahn Mobil ein Interview gewährt; und waren, nachdem’s erschienen war, nicht zufrieden, wie uns eine »Richtigstellung« in der aktuellen Ausgabe informiert: »… bedauerlicherweise ein paar Fehler unterlaufen. Zu lesen war: ›Der Terminkalender, der auf ihrem wohlgeordneten Schreibtisch aufgeschlagen liegt, scheint zu dieser Freiheit kaum zu passen. Selbst der Feierabend ist darin als Punkt notiert, damit sie nicht verpaßt, ihrer fünfjährigen Tochter Lilli die Gutenachtgeschichte vorzulesen.‹ Richtig ist, daß es im Terminkalender von Veronica Ferres keinen Punkt ›Feierabend‹ gibt, der sie daran erinnern soll, ihrer Tochter die Gutenachtgeschichte vorzulesen … haben wir die Schauspielerin mit folgendem Satz zitiert: ›Ich bin immer mit dem Kopf durch die Wand, ich habe da so meine eigene Moral, meine eigenen Werte in mir selbst gefunden.‹ Die von Veronica Ferres zur Veröffentlichung freigegebene Äußerung lautet: ›Ich bin immer mit dem Kopf durch die Wand, ich habe so meinen eigenen Leitfaden, meine eigenen Werte in mir selbst gefunden‹« –

kennen Sie, Ferres, den schönen alten Otto-Witz vom Rechtsanwalt, der seinen Mandanten ca. mit den Worten verteidigt, er, der Mandant, habe beim Banküberfall eben nicht »Hände hoch!« gerufen, sondern im Gegenteil »Hände hoch, dumme Sau!«, weswegen die Anklage insgesamt gegenstandslos sei? Nicht?

Dann nehmen Sie die Hände mal wieder runter.

Schönen Feierabend noch:

Titanic

Vor zwei Jahren, Björk,

hast Du in einem Interview auf die Frage, wie Du als Isländerin zum Walfang stehst, geantwortet: »Ich erinnere mich noch, als die ersten Greenpeace-Boote nach Island kamen, Leute aus Stuttgart oder Frankfurt, aus Gegenden, die verrottet und zerstört sind. Die kletterten aus ihren Booten an unsere sauberen Strände und erklärten, wie wir uns der Natur gegenüber zu verhalten hätten. Die fand ich kurios.« Und als jetzt, im SZ-Gespräch mit Deinem Landsmann Gunar Hjálmarsson, dieser das Glück betont, in Island geboren zu sein, weil sich dort niemand, anders als in großen Teilen der Welt, darüber Gedanken machen müsse, wo er die nächste Mahlzeit herbekomme, stimmst Du zu: »Absolut! Die Frage ist nur, ob wir dieses Privileg dadurch erhalten, daß wir tausende Dämme errichten und tausende Aluminiumfabriken bauen – und zu einem zweiten Frankfurt werden.«

Deine Bewertung der 1000-Dämme-Stadt Frankfurt mit ihrem Gürtel aus Aluminiumfabriken teilen wir natürlich uneingeschränkt. Aber sag doch bitte, was sich in den letzten zwei Jahren in Stuttgart so grundlegend geändert hat, daß es aus dem Fokus Deines isländisch- gesamtmuttererdverbundenen Widerwillens rutschen konnte?

Neugierig:

Titanic

 

Bitte, Frisöre in Deutschland:

Bitte hört endlich damit auf, jedem, aber auch wirklich jedem mongoloiden Menschen jedweden Alters und Geschlechts den gleichen Pottschnitt zu verpassen!

Man erkennt sie doch auch so.

Titanic

AStA der Uni Lüneburg!

Kein antikapitalistisches Palaver, kein abstraktes Grundsatzgeschwafel – daß studentische Selbstverwaltung auch pragmatisch sein kann, zeigst Du mit Deiner »Happy Student Card«, die Rabatte in zahlreichen Geschäften gewährt: »Das Happy Student Netzwerk dient der wettbewerbsorientierten Bindung der studentischen Kaufkraft an den Einzelhandel, die Dienstleistungsbetriebe und die Gastronomie«, heißt es in schönstem Klartext. »Für die Firmen liegt der Vorteil natürlich auf der Hand. Wo finden sie sonst nahezu streuverlustfreie Werbeverteiler in einer attraktiven Zielgruppe.« Über soviel studentisches Engagement kann sich z. B. Burger King nur freuen: Der Student, vom Flugblatt- zum Werbeverteiler – eine mutige, längst fällige Reform, bei der Du, AStA der Uni Lüneburg, der Tradition aber nicht gänzlich ade sagst: Auch Du bekämpfst ja die herrschenden Verhältnisse. Denn der Marktführer in Lüneburg ist immer noch McDonald’s.

Studis, laßt das Motzen sein!

Titanic

Psst, Marius Müller-Westernhagen, merken Sie’s?

Nämlich: Wie sich die Nation erholt? Über zwei Jahre ist es her, seit Sie Ihr letztes, wie immer zuverlässig blödes Studioalbum wie ein kreischender Nachtmahr durchs Land getrieben haben. Über zwei Dutzend wunderbar stille, gedeihliche Monate sind seither vergangen – drum, bitte, noch etwas Ruhe. Denn schon peinigt uns die Furcht, es hätte sich wieder was in Ihrem kreglen Schädel zusammengebraut – Texte, Musik. Wir bitten Sie daher inständig: Schenken Sie uns noch einige holde Momente der Stille; vielleicht noch diesen einen unbeschwerten Sommer, ja? Dann sind wir auch wieder »bereit« für mit Kifferblick vorgetragene Lyrik wie: »Ich will nur noch weg / Weg, unser Boot hat ein Leck / Weg aus dieser Klammer / Weg, nichts wie weg von diesem klebrigen Fleck«.

Bis dahin erbittet sich strengstes Silentium:

Titanic

Sie wiederum, DFB-Präsident Theo Zwanziger,

ließen es sich nicht nehmen, die zuletzt in schöner Regelmäßigkeit ausgetragenen Schlägereien in DDR-Fußballstadien zu kommentieren: »Jeder Idiot im Stadion ist einer zuviel! Wir müssen handeln!«

Und nun, lieber Theo, verraten Sie uns doch bitte noch, welche Ihrer Freunde jetzt die VIP-Tickets abgeben müssen und ob Sie selber mit gutem Beispiel vorangehen!

Lustig, nicht?

Titanic

Und noch mal, »Spiegel«:

Wenn es überhaupt zu irgendwelchen nennenswerten Folgen einer Erderwärmung kommen sollte, dann nur zu guten: »Die Bürger sparen viele Milliarden Euro an Heizkosten – was wiederum zu einer Verringerung des CO2-Ausstoßes führen dürfte«; und Probleme wegen der höheren Temperaturen im Sommer? Ach was: »Die Menschen werden sich darauf einstellen – mit Siesta und Klimaanlagen.« Die wiederum zu einer Erhöhung des CO2-Ausstoßes führen dürften.

Der Klimawandel, ein einziges Glück also: gesparte Heizkosten, eine ausgeglichene CO2-Bilanz, und dann lassen wir einfach von März bis November die Klimaanlagen laufen. Bzw. halten einfach mal Siesta. In Deinem Fall am besten ganzjährig.

Träum schön weiter!

Titanic

Italiener!

»Ausgetrockneter Po bereitet italienischen Bauern Kopfschmerzen« meldet der Bayerische Rundfunk – santo cielo! Ein bißchen Olivenöl/Panthenolcreme wirkt da Wunder!

Stellt Euch mal nicht so doof an, sonst fahren wir im Sommer in die Türkei.

Titanic

Willmut Hornung!

Sie sind Hauptkommissar in Schweinfurt, also dort, wo die Welt noch in Ordnung ist. Nachdem nun ein Mann auf offener Straße seine von ihm getrennt lebende Ehefrau vor den Augen seiner Kinder erschossen hatte, um sich anschließend selbst zu töten, nahmen Sie die Ermittlungen auf und wußten der Presse auch sogleich erste Ergebnisse mitzuteilen: »Wir gehen von einem Ehedrama aus.«

Ob Sie sich, Kommissar Hornung, da mal nicht irren? Könnte es sich nicht auch um einen Mafiamord handeln? Einen Bandenkrieg? Oder werweiß Verkehrsunfall?

Unbedingt in alle Richtungen ermitteln!

Rät

Titanic

Sie, Volker Wasmuth,

äußerten sich in Ihrer Funktion als n-tv-Chefredakteur jetzt zu Ihrem Kollegen Marcel M., der vom Boulevard den etwas sperrigen Beinamen »der Onanierer aus dem TV« bekommen hatte und vom Amtsgericht Frankfurt wegen wiederholter exhibitionistischer Handlungen zu 100 Tagessätzen verurteilt worden war: Sie sähen »vorerst von einer weiteren Zusammenarbeit ab«, um nämlich die Angelegenheit »in Ruhe zu beobachten« – aber dann sind Sie und Herr. M. doch eigentlich erst recht ein Dream-Team!

Trau schau wem:

Titanic

Bienen!

Ihr meint wohl wirklich, es den Fröschen nachtun und schlechterdings aussterben zu müssen! Bienen: hört! Schon Einstein hat gesagt, daß wir ohne Euch maximal vier Jahre überleben können. Tut uns das nicht an! Wir werden Euch auch in Zukunft nicht mehr schlagen, wenn Ihr uns zu pieksen versucht, und Euch retten, wenn Ihr Euch im Biergarten mal wieder in unsere Getränke gestürzt habt! Und über die Honigverteilung kann man auch, äh, verhandeln! Denkt drüber nach!

Darum bitten Euch Eure Satirebären auf der

Titanic

Ihnen jedoch, Paul Wolfowitz,

haben wir unrecht getan, als Sie George W. Bush im Jahr 2005 für das Amt des Weltbankpräsidenten nominierte und als »anständigen Mann mit Herz« lobte, denn wir wollten das partout nicht glauben. Nun wurden wir eines Besseren belehrt: Sie sind nämlich eben sehr wohl ein Mann mit Herz und haben als solcher Ihrer Freundin, der Weltbankmitarbeiterin Shaha Riza, laut FAZ »eine Gehaltserhöhung verschafft, die den ohnehin schon großzügigen Rahmen der Institution sprengt«. Auch wenn, Wolfowitz, das nun wieder für Korruption und Vetternwirtschaft gehalten wird, so haben Sie doch lediglich das hehre Hauptanliegen der Weltbank, nämlich die Armut zu bekämpfen, nicht aus den Augen verloren.

Und dafür lobt Sie Ihre

Titanic

Doofis!

Daß Ihr Euch zu Hunderten verabredet und zusammenschließt, um einen sog. »McDonald’s-Sturm«, also eine gleichzeitige Massenbestellung tausender Cheeseburger in irgendeiner Futterfiliale durchzuführen, um Euch danach auf die enorme Rechnung, die irritierten Passanten, die perplexen Gäste und den Streß der Angestellten on- und offline einen von der Palme zu wedeln, deucht uns fast genauso traurig wie die Tatsache, daß es sich bei Euch in der Regel um kleine, picklige, dicke Würstchen mit embryonalem Reifegrad handelt, die mit ihrem Leben einfach nix Besseres anzufangen wissen, als tierschlachtenden Konzernen aus Spaß an der Langeweile und auf Kosten unterbezahlter Angestellter das Geld in den Rachen zu werfen. Was ist denn bloß los mit Euch? Kriegt Ihr denn keine Liebe? Zu Hause? In der Schule? In der Clique? Irgendwo?

Nein?

Gut so.

Meint:

Titanic

»Hildesheimer Allgemeine«!

»Iran startet Anreicherung von Iran« – da stellt sich doch die Frage: Wieviel Iran verträgt die Welt?

Besorgt:

Titanic

Niedersachsen, flaches Land!

Die Eigenwerbungen von Bundesländern haben uns an dieser Stelle schon des öfteren amüsiert, doch wo Sachsen-Anhaltiner ›früher aufstehen‹, um länger arbeitslos zu sein, und Baden-Württemberg ›alles kann außer Hochdeutsch‹ und Geschichte, möchtest Du nicht nachstehen und bewirbst Dein flaches Sachsenland auf Großplakaten mit bekanntlich stinkendem Eigenlob, das müffelt wie ein frisch gegüllter Maisacker im Oldenburger Schweinegürtel: »Nein, wir klappen die Bürgersteige nach 20 Uhr nicht hoch. Aber die Technologie dafür hätten wir.«

Fehlen eigentlich nur noch die Bürgersteige!

Deine Zukunftsminister von

Titanic

Also, Stuckrad-Barre,

als Sie im letzten Sommer zur Nervenheilung in Frankfurt weilten, da versüßten Sie Robert Gernhardts letzte Lebenstage mit Ihrem Besuch – um schon wenig später, da war der Gute noch nicht unter der Erde, Ihren peinlichen Abschiedsbesuchsrapport dem Spiegel anzudrehen.

Und nun, da Meister Kempowskis Tage gezählt sind, krochen Sie sofort hoch nach Nartum zum Haus Kreienhoop, um dem Moribunden beim Hinschied aufzulauern, bis an den Rand seiner Sterbebettdecke. Oder waren Sie auch drunter? Gruselig. Der Spiegel hat’s freilich sofort gedruckt.

Wo, Gevatter Stuckrad-Barre, werden Sie, der Meister aus Deutschland, als nächstes klingeln? Bei Klausjürgen Wussow? Bei Helmut Schmidt? Wir jedenfalls lassen keinen mehr rein.

In Gottes Namen!

Titanic

Sie, Eva Briegel,

sind Sängerin der Band Juli und haben dem Männerreklamemagazin GQ in der hochwichtigen Rubrik »10 geheime Wahrheiten über Frauen, die Männer nie erfahren sollten« etwas verraten: »Während ihr mit uns telefoniert, dürft ihr nebenbei höchstens zwei Dinge tun: ein Foto von uns betrachten und – je nach Gesprächsverlauf – masturbieren … So dringend brauchen wir euch nicht. Es gibt Lebensentwürfe, in denen nur Frauen, Katzen, Schnaps und viel Essen vorkommen.«

Es gibt, Eva Briegel, aber gewiß auch Lebensentwürfe, die ohne in Alphatierjournalen geäußerte Moderne-junge-Frau-Weisheiten zum Thema Telefonsex auskommen; vielleicht sollten Sie das mal probieren?

Und uns jedenfalls nicht anrufen.

Ihre in Maßen geilen Zeitdiagnostiker von

Titanic

Glückwunsch, Martina Gedeck!

Wie man hört, sollen Sie in einem Historyblockbustersuperdrama über die nicht totzukriegende RAF Ulrike Meinhof verkörpern; und wenn wir richtig mitgezählt haben, ist das nach Ihrer Rolle als Stasi-IM, die durch Selbstmord stirbt (»Der Skorpion«), und Ihrer Rolle als Stasi-IM, die durch Selbstmord stirbt (»Das Leben der anderen«), die dritte von Ihnen gespielte Frau mit DDR-Affinität, die durch Selbstmord stirbt; jedenfalls im Film.

Liebe Frau Gedeck: Es soll ja Schauspieler geben, die sich so sehr in ihre Figuren
hineinversetzen, daß diese ein Teil ihres Lebens werden, in manchen Fällen
sogar die ursprüngliche Person verdrängen. Womöglich bis in den Tod!
Denken Sie also bitte daran: Es ist nur eine Rolle! Zwar eine von vielen, aber trotzdem: Tun Sie nichts Unüberlegtes.

Ihre

Titanic

Apropos, Hartmut Perschau!

Als Vorsitzender der Bremer CDU-Bürgerschaftsfraktion mußten Sie natürlich mit »Erstaunen und Unverständnis« auf die Meldung reagieren, wonach die vor über zehn Jahren aus der Haft entlassene Ex-RAF-Frau Susanne Albrecht seit ebensovielen Jahren in Bremen Ausländerkindern Deutschunterricht gibt. Laut ddp nannten Sie es »völlig untragbar, daß unsere Kinder von einer verurteilten RAF-Terroristin unterrichtet werden«. Resozialisierung sei ja schön und gut, aber die dürfe »nicht auf dem Rücken unserer Kinder erfolgen«.

Auch wenn, Hartmut Perschau, ein, zwei Wochen vor den Bürgerschaftswahlen schon mal bißchen was durcheinandergeraten kann: Glauben Sie wirklich, daß Ihnen Ihre Stammwähler das honorieren, wenn Sie die Kanakenbälger als »unsere Kinder« bezeichnen? Wir meinen ja nur: Propaganda und Profilierung mit Hilfe der billigsten RAF-Reflexe – schön und gut. Aber muß das wirklich auf dem Rücken der Ausländerfeindlichkeit sein?

Ihre PR-Berater von der

Titanic

Von denen, Hasan Salihamidžic (Fußball),

»die den degoutanten Namen des Kollegen tragen« (Adorno) und Ihnen gegenüber, so könnte man meinen, als Deutsch-Muttersprachler im Vorteil sein müßten, bekommt man jahrein, jahraus eine Menge Blödsinn zu hören und zu lesen. Wie brillant und präzis und ganz auf Ballhöhe dagegen Ihre Beschreibung Ihres Noch-Arbeitgebers Bayern München: »Das ist ein großer Kindergarten und ein Stahlbad, ein riesiger Spaß.«

Und eben diesem Spaß verdankte es sich, daß Sie im Mittelfeld immer standgehalten haben und nicht befangen blieben im leeren Erschrecken vor dem gegnerischen Angreifer? Und es Ihnen als Mannschaftsspieler nie um die rücksichtslose Verfolgung des atomistischen Interesses ging? Und Sie überdies wahrscheinlich versucht haben, Ihre Absicht, zu Juventus Turin zu wechseln, Ihrem Wurstfabrikantenboß mit dem Wahrspruch verständlich zu machen: »Nur wenn das, was ist, sich ändern läßt, ist das, was ist, nicht alles«?

Das täte jedenfalls freuen: Ihre Frankfurter Mitschüler auf der

Titanic

Bayerischer Rundfunk!

Auch ein taubblindes Huhn wie Du findet einmal im Jahr ein Korn. Dieses Jahr war das am 25. April, als Dein Nachrichtensprecher dem Äther folgenden schönen Satz anvertraute: »Die bayerische Staatsregierung will mehr für den Klimawandel tun.« Sollen wir Dir was sagen, Bayerischer Rundfunk? Dieses Gefühl haben wir, seit es die bayerische Staats­regierung gibt.

Ausnahmsweise d’accord:

Titanic

Und Sie, Xavier Naidoo,

singen oder sagen wir besser: jammern da in Ihrem neuen Spitzentitel gemeinsam mit Ihren Freunden tatsächlich die Textzeile »Unsere Waffe ist unser Verstand«?

Alles was recht ist: Ein aufrechter Pazifist sind Sie ja!

Grüße aus der Waffenkammer:

Titanic

Erzbischof Joachim Kardinal Meisner!

In der St. Hedwigs-Kathedrale in Berlin zelebrierten Sie anläßlich des 80. Geburtstags von Papst Ratzi XVI. ein Pontifikalamt und hielten dafür, im Papst den »Mozart unter den Theologen« zu sehen (»Ihm gelingt es wirklich meisterhaft, die Noten des Evangeliums in hinreißende Musik umzusetzen«), um in Ihrem Gratulationsschreiben, das Sie uns via ARD-»Beckmann« zur Kenntnis brachten, Ihren Vorgesetzten doch lieber gleich mit Jesus Christus in eins zu setzen: »Heiliger Vater, wenn Jesus 80 Jahre alt geworden wäre, dann würde er aussehen wie Du. Denn Du lebst in 80jähriger inniger Gemeinschaft mit dem Herrn.«

Ist also Ihrer, Meisner, Meinung nach Ratzinger der Mozart unter den Gottessöhnen? Und Jesus am Ende der Benedikt unter den Gekreuzigten? Und sind Sie, kraft jahrzehntelanger inniger Gemeinschaft mit sich selbst, der Bohlen unter den Kardinälen?

Darauf ein Mega-Amen:

Titanic

»Spiegel«!

»Hilfe, die Erde schmilzt die große Klimahysterie« da gibt’s jetzt natürlich zwei Möglichkeiten: Entweder Du hast recht und wir sind alle ein bißchen klimahysterisch, dann stellte sich die Frage, wer mit ca. zwei Dutzend Titelgeschichten diese Hysterie über die Jahre geschürt hat. Oder Du hast unrecht und drückst für Anzeigenkunden wie Bentley, Landrover und General Electric ein bißchen auf die Ökobremse, dann ist das gleichfalls scheiße.

Wie Du’s machst, ist es verkehrt!

Beileid:

Titanic

Hey, Deutschlandradio!

Deine kritische Berichterstattung über die relative Unmöglichkeit, als Flüchtling in Deutschland eine Arbeitserlaubnis, geschweige denn Bleiberecht zu bekommen schön und gut. Direkt im Anschluß daran aber »You can get it if you really want« zu spielen: hat das wirklich sein müssen?

Bleibt im Recht:

Titanic

He, Roland Gross/»Welt«!

»Kunst am Kap Hoorn – ›Artseasons‹: Nach 2004 und 2006 auf Mallorca jetzt erstmals in den Weinbergen bei Kapstadt« – wohl länger keinen Atlas in der Hand gehabt, wie?

Guter Hoffnung:

Titanic

Sie, Staatsanwalt Peter Vogt,

haben laut Süddeutscher Zeitung zwar zu Hause keinen Internetzugang, fühlen sich aber trotzdem obenrum kompetent genug, in der wirklichen Welt nun echte Verfahren einzuleiten, weil »Second Life«-Spieler in einer virtuellen Welt mit ausgedachten Kreaturen Phantasiesex hatten und dabei ein Pixelwesen größer war als das andere. Das halten Sie für kriminell und möchten aber auch ganz einfach nicht, daß erwachsene Menschen ein eigenwilliges Sexualleben führen haltstopp: ein »kinderpornographisches Angebot« wahrnehmen. Denn, so sagten Sie es dem Fernsehmagazin »Report Mainz«, es »spielt keine Rolle, ob es ein fiktives Geschehen ist oder ein reales Geschehen«.

Ganz echt? Spielt keine Rolle? So daß wir uns nicht nur vor virtueller Kinderpornographie in acht nehmen müssen, sondern auch vor Ihren Polizisten, die in Computer-Rennspielen bald Geschwindigkeitskontrollen durchführen? Und uns nach einer Runde »Tomb Raider« wegen Grabschändung und Störung der Totenruhe vor Gericht zerren?

Davor fürchtet sich schon jetzt entsetzlich

Titanic

Huhu, n-tv!

Deine 17-Uhr-Nachrichten vom 29. April setzten mit einem minutenlangen Beitrag ein, der vor einem bevorstehenden Terrorattentat in Deutschland warnte: Die Behörden seien alarmiert, »wo, wann und in welcher Form« sich der Terror zeigen werde, sei jedoch nicht bekannt. Auch wolle die Regierung sich nicht dazu äußern, ob die Gefahrenlage wirklich erhöht sei. Dafür durfte dann aber ein August Hanning, Staatssekretär des Innern, minutenlang erklären, daß es »Leute von außen« seien, die »hier verschleiert einreisen«.

Wir fassen zusammen: Die Regierung weiß nichts, will sich auch nicht äußern, der Staatssekretär weiß auch nichts, außer daß es irgendwo auf der Welt irgendwelche bösen Schleiermenschen gibt, und Schäuble darf in einem Videoschnipsel von irgend­einer Konferenz das Wort »sähkjuritieh« sagen, denn zu einem nicht vorhandenen Ereignis gibt es natürlich auch kein Bildmaterial.

Und auch wenn ­Übelmeinende und andere Bescheidwisser das ­alles für staatlichen Parafaschismus ­stützende Angstpropaganda halten mögen: ­Irgendwann, n-tv, passiert schon was. Irgendwo. Nur Geduld!

Mit schönem Gruß auch an Herrn Hanning:

Titanic

Deutsche Journalisten!

In letzter Zeit bezeichnet Ihr den irrsinnigen RAF-Terror mit Vorliebe als eines der blutigsten, wenn nicht das blutigste Kapitel in der Geschichte der Bundesrepublik – und habt uns damit, mal wieder, ins Unrecht gesetzt: Das blutigste Kapitel in der Geschichte der Bundesrepublik ist also gar nicht der frühzeitige gesundheitliche Totalverschleiß des unteren Drittels unserer famosen Zweidrittelgesellschaft, nicht die tödliche Abschiebepraxis der deutschen Ausländerbehörden und nicht das massenhafte Ersaufen von Zehntausenden vergeblich nach einem besseren Leben in der »Festung Europa« suchenden sog. Wirtschaftsflüchtlingen im Mittelmeer, weder die Unterstützung zahlreicher Drittwelt-Diktatoren von Pinochet bis Suharto noch das Giftgas für Saddam Hussein, auch nicht die Panzer fürs türkische Militär oder die Spitzenprodukte aus dem Hause Heckler & Koch mit mehr als 1,5 Millionen Opfern und selbstverständlich auch nicht die Hilfe für völkische Separatisten auf dem Balkan und die menschenrechtlich dringend gebotene Bombardierung der Bevölkerungen Serbiens und Afghanistans oder die logistische Unterstützung des Krieges im Irak und auf gar keinen Fall die Agent Orange-Produktion unter Leitung des späteren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker oder die Tätigkeit des heutigen Staatsoberhaupts Horst Köhler als Direktor des Internationalen Währungsfonds, welche möglicherweise mehr Menschenleben gefordert hat als alle Anschläge der RAF zusammengenommen, wofür in seinem Falle allerdings auch niemand ein Wort der Entschuldigung hören will.

So kann man sich täuschen!

Kratzfuß:

Titanic

Markwort!

Um den abermals hochinvestigativen Focus-Titel »Die Männer-Diät« tüchtig zu bewerben, streckten Sie wieder mal Ihre Runkelrübe ins TV, und der wohl lebenslänglich erste Anflug von Selbstironie, der dabei in Ihnen hochquoll – Markwort und Diät, hoho! –, steigerte sich im Laufe des Werbespots zu einem unerträglichen Pfiffikus-Gestus, den Ihre gespielte Zerknirschung kaum zu überdecken imstande war, und gipfelte schließlich in dem Satz: »Also, Montag geht’s los!« Nämlich mit ­Ihnen. Und der Diät.

Nun mal ehrlich, Markwort: Von all Ihren Lügen ist das die, haha, bisher dickste, oder?

Ihre dicken Kumpel auf der

Titanic

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

 Dear Weltgeist,

das hast Du hübsch und humorvoll eingerichtet, wie Du an der Uni Jena Deiner dortigen Erfindung gedenkst! Und auch des Verhältnisses von Herr und Knecht, über das Hegel ebenfalls ungefähr zur Zeit Deiner Entstehung sinnierte. Denn was machst Du um die 200 Jahre später, lieber Weltgeist? Richtest an Deiner Alma Mater ein Master-Service-Zentrum ein. Coole Socke!

Meisterhafte Grüße von Deiner Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt