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"Ich möchte gerne der Bundespräsident aller Meerschweinchen sein!" – Frank-Walter Steinmeier im Interview

Hätten Sie's gewusst? Frank-Walter Steinmeier ist, von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, schon seit fünf Jahren Bundespräsident. Jetzt droht er mit fünf weiteren Jahren im Schloss Bellevue. Im Interview verrät er seine Ziele für die nächste Amtszeit, lobt Schlossfuchs Theo und macht auf seinen wichtigsten Satz aufmerksam.

TITANIC: Sie können bei der Bundesversammlung am 13. Februar mit einer großen Mehrheit rechnen. Auch CDU und CSU unterstützen Sie. Dabei wollten einige in der Union zunächst eine Frau als Bundespräsidentin.

Steinmeier: Das kann ich gut verstehen. Eine Frau in diesem Amt wäre irgendwann sicher ganz schön. Allerdings sollten wir in diesen unruhigen Zeiten mit solchen Experimenten vorsichtig sein und uns fragen, ob wir viele Menschen damit nicht überfordern. Teile der Gesellschaft sind schon genug radikalisiert, siehe Wolfgang Kubicki, Richard David Precht und Jan Josef Liefers – da sollten wir sie nicht auch noch durch voreilige unbedachte Entscheidungen zusätzlich provozieren.

TITANIC: Die Linkspartei hat kürzlich einen Gegenkandidaten präsentiert, den Arzt Gerhard Trabert. Er will in den kommenden Wochen das Thema Armut auf die Tagesordnung setzen. Was halten Sie davon?

Steinmeier: Guter Mann, dieser Doktor Trabo! Armut finde ich ebenfalls richtig und wichtig. Armut gehört zweifellos zu Deutschland. Das muss mir keiner erzählen, ich war ja dabei, als damals mit der Einführung von Hartz IV das Thema Armut auf die Tagesordnung von ganz vielen Menschen kam. Allerdings sollten wir es jetzt nicht übertreiben. Bei den meisten Bundesbürgern stehen derzeit auch so schon genug traurige und schreckliche Dinge auf der Tagesordnung: Corona, FDP, Jörg Pilawa. Armut sollte dann vielleicht doch besser erst wieder 2025 ein Thema werden.

TITANIC: Ihre Kritiker finden, dass Sie als Bundespräsident in Ihrer bisherigen Amtszeit keine große Rede gehalten haben.

Steinmeier: Das stimmt so nicht. Ich denke, es gibt so manche Sätze, die sich bei den Bürgern eingeprägt haben. Der wichtigste ist ohne Zweifel: "Liebe Landsleute, ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten!" Diese Worte so offen zu sagen, war mir eine Herzensangelegenheit. Es ist ein Satz, an dem ich lange gefeilt und über den ich immer wieder nachgedacht habe. Ich konnte ihn am Ende sogar fast auswendig aufsagen, lediglich die letzten fünf Worte musste ich ablesen. Und für die zweite Amtszeit habe ich mir auch schon etwas überlegt. Nur so viel möchte ich verraten: Es geht dabei um Ostern.

TITANIC: Sie haben als Staatsoberhaupt regelmäßig das Gespräch mit Menschen gesucht, die viel Unsinn reden. Warum?

Steinmeier: Seien Sie gewiss: Das war so nicht geplant. Ich wollte den Sigmar Gabriel ja auch erst gar nicht reinlassen ins Schloss Bellevue. Ich habe lange so getan, als ob ich gar nicht da bin. Das ist mein größtes Talent. Aber dann hat der Gabriel gar nicht mehr aufgehört zu klingeln, da musste ich ihm schließlich doch die Tür öffnen und zwangsläufig mit ihm sprechen.

TITANIC: Sie haben auch anderen die Tür geöffnet.

Steinmeier: Schauen Sie: Wir dürfen die Menschen nicht allein lassen mit ihren Sorgen. Sonst kommen sie auf dumme Gedanken und machen Unfug. Ich weiß das aus eigener Erfahrung. Als man mich das letzte Mal kurz allein gelassen hat, kam mir der Gedanke an eine zweite Amtszeit als Bundespräsident. So etwas darf sich nicht wiederholen.

TITANIC: Was bereitet Ihnen bislang die größte Freude im Amt?

Steinmeier: Schlossfuchs Theo. Er entwickelt sich prächtig. Ich spreche oft mit ihm. Und ich beneide ihn, vor allem, weil er nicht in der SPD ist. Ich kann ihn mir gut als Nachfolger vorstellen. In meiner zweiten Amtszeit will ich noch mehr Tiere um mich herum versammeln. Ich möchte gerne auch der Bundespräsident aller Meerschweinchen, Alpakas und Einhörner sein.

TITANIC: Was beabsichtigen Sie noch in der zweiten Amtszeit?

Steinmeier: Ich will das tun, was ein guter Bundespräsident immer tun muss: Brücken bauen, und zwar zunächst einmal im Garten von Schloss Bellevue. Zwei neue Brücken über den Teich – das ist mein großes Ziel. Darüber hinaus will ich Zuversicht verbreiten. Denn die Aufgaben, vor denen wir stehen, sind gewaltig. Ich meine uns alle. Für mich persönlich wird es zum Beispiel eine enorme Herausforderung sein, nicht alle 20 Minuten wegzunicken. Ich denke, ich werde zzzzzzzzz ...

TITANIC: Herr Bundespräsident?

Steinmeier: Zzzzzzzzzzzz ...

TITANIC: Herr Bundespräsident, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Steinmeier: Zzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzz ...

Dimitri Taube

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Briefe an die Leser

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

 Dear Weltgeist,

das hast Du hübsch und humorvoll eingerichtet, wie Du an der Uni Jena Deiner dortigen Erfindung gedenkst! Und auch des Verhältnisses von Herr und Knecht, über das Hegel ebenfalls ungefähr zur Zeit Deiner Entstehung sinnierte. Denn was machst Du um die 200 Jahre später, lieber Weltgeist? Richtest an Deiner Alma Mater ein Master-Service-Zentrum ein. Coole Socke!

Meisterhafte Grüße von Deiner Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt