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"So schnell werden die mich nicht los!" – der Jahresrückblick mit Andreas Scheuer

Ein rasantes, ja, wie mit 220 km/h vorbeipreschendes Jahr geht für Andreas Scheuer zu Ende. TITANIC traf den Bundesverkehrsminister zum gemeinsamen Blick in den Rückspiegel.

TITANIC: Herr Scheuer, zunächst eine kleine Auflistung: Feinstaubwerte, Tempolimit, die Fahrradhelm-Kampagne, Maut-Skandal.

Scheuer: Ich weiß, worauf Sie hinaus wollen: Wir haben 2019 viel erreicht. Und soviel vorweg: Wir werden nächstes Jahr noch einen Gang höher schalten.

TITANIC: Hm, vielleicht anders ausgedrückt: Bei Umfragen, welcher Minister den schlechtesten Job macht, werden Sie meist an erster Stelle genannt.

Scheuer: Und ich habe hart gearbeitet, um Spitzenreiter zu werden. Ich möchte an dieser Stelle aber auch meinem Team danken, ohne dessen Arbeit ich mit Sicherheit nicht ganz vorne dabei wäre.

TITANIC: Nun gut. Zuletzt mehrte sich auch innerhalb der Regierung die Kritik, Sie würden kaum etwas unternehmen, um die im Koalitionsvertrag festgelegten Klimaziele anzugehen. Bundesumweltministerin Svenja Schulze ...

Scheuer: Ach, die Sozen-Schulze, mit der läuft's doch wie geölt! Sie ruft in meinem Büro an, ich gehe nicht ran – Harmonie pur! Zur Adventszeit habe ich mir einen kleinen Gag erlaubt: Wenn sie hier anruft, wird direkt eine Kassette abgespielt, die ich in einer “zu verschenken”-Kiste in Friedrichshain gefunden habe: “Die schönsten Weihnachtslieder der DDR”. Seitdem sind die Anrufe weniger geworden. Manchmal lässt sich eine persönliche Begegnung jedoch nicht vermeiden und ich muss mir viel Kritik anhören. Ich lächle dann meist.

TITANIC: Wie soll es denn 2020 weitergehen?

Scheuer: Zunächst werden wir mit einer groß angelegten Kampagne zum empowerment von PoC, People owning Cars, die mehr und mehr auf den Standstreifen der Gesellschaft gedrängt werden, starten. Irgendwie edgy muss es sein, wie bei der Radhelm-Kampagne damals. Irgendwas mit Fotos von plattgefahrenen Tieren oder so, dazu Sprechblasen: “Ich war im Weg.” Hm, nur der Sex fehlt da noch. Aber mein klasse Team wird das schon hinkriegen.

TITANIC: Wir meinten eigentlich, wie es mit der Klimapolitik weitergeht. Sind vom Verkehrsministerium denn wirklich gar keine Maßnahmen zu erwarten?

Scheuer: Doch, doch! Die ach so tolle Bahn soll auch etwas abbekommen, und zwar eine neue Hochgeschwindigkeitstrasse von Wetzlar nach Neubrandenburg. Außerdem sollen Rollstuhlfahrer künftig für den Reifenabrieb zur Kasse gebeten und zum Ankauf von CO2-Zertifikaten verpflichtet werden. Für die Infrastruktur einer geplanten bundesweiten Radwege-Maut habe ich provisorisch schon mal die ersten Verträge mit Privatunternehmen unterzeichnet.

TITANIC: Klingt ambitioniert. Sie werden uns also noch eine Weile als Verkehrsminister erhalten bleiben und nicht zurücktreten, wie einige fordern?

Scheuer: Nein, so leicht bin ich nicht unterzukriegen. Ich habe mir im Laufe der Jahre ein beachtliches Netzwerk aus Freunden, Kriechern und Cousins aufgebaut, das mich auffängt. So schnell werden die mich nicht los. Das hier ist immer noch Bayern!

TITANIC: Sie meinen “Berlin”.

Scheuer: Richtig. Doch nun wollen wir erstmal ein erfolgreiches Jahr friedlich ausklingen lassen, ein paar letzte Schnellstraßen einweihen und den Klimafaschismus mal ein kleines, schwedisches Mädchen sein lassen.

TITANIC: Und wie werden Sie Weihnachten verbringen?

Scheuer: Ganz ruhig im engsten Kreis. Nur ich und die 131 Lungenärzte.

TITANIC: Herr Scheuer, vielen Dank für das Gespräch.

 

Leo Riegel

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Briefe an die Leser

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg