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"Man nannte mich den Partysan"

Erst "Fridays for Future", jetzt "Extinction Rebellion": Juvenile Protestaktionen sind omnipräsent. Da dürfen auch Promis älteren Semesters ihre rotzfrechen Rebellionsgeschichten aus Jugendtagen wieder auspacken. So wie Brandkolumnenschreiber Jan Fleischhauer: "Wir wollten das System infrage stellen", posaunt der Ex-Guerillero: "Ich habe mit Gleichgesinnten gegen das Wettrüsten demonstriert, gegen Hunger und für eine Zukunft ohne Atomkraft!" ("Der Spiegel", 14/2019) Stark! Doch andere namhafte Größen aus Funk und Bundestag ziehen da locker mit.

Friedrich Vormärz

"Wie jeder weiß, bin ich als heranwachsendes Kerlchen gern mit meinem frisierten (!) Motorrad (!) durchs Sauerland gebrettert, meine langen Haare flatterten im (!) Wind. Und wenn ich da so vorbeibretterte, habe ich aus meinem Biker-Säckel ein paar Steine geholt und geschmissen. Gegen das System, beziehungsweise gegen die Milchkühe, die im Sauerland das System repräsentierten, mehr war da ja nicht. Und am Abend: Bullenklatschen. Also echte Bullen. Mehr war im Sauerland ja … ach übrigens: Schule geschwänzt habe ich auch ganz gern, aber eigentlich nur so."

Angela Merkel

"Ich erinnere mich, als wär's vorgestern. Es war auf einer Klassenfahrt in der Lausitz. Plötzlich überkam mich so eine freche Idee ... Sitzstreik. Im Kleiderschrank des Landschulheims. Allein. Mit einer Flasche Eierlikör. Herrlich. Das ging Stunden so. Alle riefen 'Angela, Angela', ich aber saß stillvergnügt da und schädelte die ganze Flasche. Hat auch zu Resultaten geführt, zumindest zu Kotzflecken auf meiner Bluse, hehe! Später habe ich mich auch im Kollektiv gegen den Unrechtsstaat (BRD) engagiert, wie hier auf diesem Foto, ich (in der Bildmitte) mit meinem Punkerklüngel."

Markus "Rabauki" Lanz

"Das hättet ihr nicht gedacht, was? Auf diesem nostalgischen Bildzeugnis seht ihr mich beim Häuserkampf gegen Makler in Würzburg anno 1998. Dieser Stein war noch der kleinste, das schwör ich! War schon 'ne geile Zeit. Kurz darauf schleppte mich meine Mutti zum Arzt, weil ich 'Visionen' hatte. Schade. PS: Geschwänzt habe ich auch immer gern, vor allem die Sendevorbereitung für 'Markus Lanz' und 'Menschen'."

Ursulystrata von der Leyen

"Was kaum einer weiß: Früher (1980-1981) war ich mal richtig Öko. Es war alles so schlimm: Waldsterben, FCKW, Saurer Regen, Saurer Paul ... das machte mich alles sehr 'down'. In diese Welt noch Kinder setzen? Nicht mit mir! Also entschloss ich mich zum Gebärstreik. Besonders krass: Ich war zu dieser Zeit bereits im 3. Monat schwanger. Nach 27 Wochen hab ich's aber doch abgebrochen. Und mich lieber angekettet - emotional, an meinen lieben Mann."

Hans-Jochen Vogel

"Ich bin ein Spross des stolzen Jahrgangs 1926. Wir waren auch eine tüchtige Jugend! Kameradschaftsgeist, Zeltlager ... und Greta hießen die Mädels damals auch. Später hat es sich dann leider als menschenverachtende Verbrecherorganisation entpuppt, also die SPD, in die ich nach der HJ eingetreten war. Drecksladen, nie wieder!"

Joseph Martin "Joschka" Fischer

"Ich, früher ein Krawallo?! So ein Schwachfug, ich war schon immer ein stromlinienförmiges Arschloch im Anzug, wie dieses Foto aus meiner aktiven Zeit im Studentenverband (RCDS) zeigt. Und was diese 'Molli' betrifft, das war nur meine tschechoslowakische Bumsfreundin Molana Procházka! Ich rate allen jungen Leuten, immer schön für die Schule zu büffeln, früh zu Bett zu gehen und 'Über die Pflicht zum Gehorsam gegen den Staat' von Klaus Cleber zu lesen, das deeskaliert und entspannt."

Ella Carina Werner

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick