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Rest of 2018

Was der TITANIC-Newsticker beinahe verschwiegen hätte. Eine kleine Nachrichtenrevue durch das scheidende Jahr

Nach der Hitler-Glocke: Wo demnächst auch noch Hakenkreuze abgeflext werden

  • in Verfassungsschutzämtern
  • im "Compact"-Impressum
  • in sächsischen Polizeipanzern
  • auf Björn Höckes Nase
  • auf der CSU-Zentrale
  • auf Blondis rechter Pfote
  • in Jens Spahns Schädel
  • auf Horst Seehofers Pobacken

Internetnutzer befürchten Datenmissbrauch

Der Facebook-Datenskandal zieht der Zunahme von traurigen und wütenden Emojis zufolge immer größere Kreise. 61 % der Internetnutzer in Deutschland machen sich laut ARD-Deutschlandtrend Sorgen, dass ihre Daten wie im Fall Cambridge Analytica missbraucht werden könnten, um parteipolitische und andere persönliche Präferenzen auszuspähen. Darüber gaben nun mehr als tausend Befragte bei einer Telefonerhebung bereitwillig Auskunft.
Gerda H. (74, würde, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, SPD wählen und ist über das Verhältnis zwischen Russland und dem Westen besorgt / sehr besorgt): "Dass mein Enkel jetzt bei einem Meinungsforschungsinstitut arbeitet, habe ich gar nicht gewusst. Ebenso wenig, dass ich überhaupt ein Enkelkind habe. Mit meinen 20 000 Euro Erspartem helfe ich ihm aber gerne aus. Es kann ja nicht angehen, dass Infratest dimap seine Mitarbeiter so schlecht bezahlt."

WM-Vorbereitungen von Erdogan-Foto überschattet

AfD denunziert Lehrer – so können Schüler helfen

Nach dem Vorbild des Portals "Neutrale Schule" der Hamburger AfD-Bürgerschaftsfraktion wollen nun auch viele weitere AfD-Landtagsfraktionen Meldeportale einrichten, in denen Schüler Lehrer melden sollen, die gegen das Neutralitätsgebot verstoßen. Doch woran können Schüler erkennen, ob dies der Fall ist? TITANIC schildert einige Beispielsätze:

"Guten Morgen, liebe Schülerinnen und Schüler und Fehlgeburten, deren Eltern AfD wählen."

"Aufgepasst, heute schreiben wir einen Kurztest: Der österreichische Bundeskanzler ist ein Arschloch – begründen Sie, warum diese Aussage wahr ist!"

"Adolf Hitler war fast so schlimm wie Alexander Gauland, aber er roch besser."

"Ich möchte, dass ihr euch frei von allen Zwängen und Vorurteilen eine eigene Meinung bilden könnt. Zum Beispiel diese hier: Alle AfD-Politiker*innen sind strunzdumme, grottenhässliche, täglich Leichen schändende Schweinenazis."

"Fortan grüßt ihr mich bitte nicht mehr mit diesem müden 'Guten Morgen, Herr Höcke', sondern mit einem strammen 'Sieg Heil, mein Führer!'"

Mikroplastik im Meersalz

Recherchen des NDR zufolge ist das in der Küche hochgeschätzte Fleur de Sel häufig mit Mikroplastik aus den Meeren belastet. Die Gewürzindustrie reagierte umgehend auf den Bericht und empfiehlt für einen unverfälschten Geschmack, das Essen zusätzlich mit Polyestragon, Naturbohnenkrautschuk und Melaminze abzuschmecken, z.B. aus den praktischerweise überall an den Stränden erhältlichen PET-Gewürzdosen.

Kim Jong-un on Tour

Nach der Annäherung an Südkorea während der Olympischen Spiele hat Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un seine Bereitschaft für ein Gipfeltreffen mit US-Präsident Donald Trump signalisiert. Weitere Stationen von Kims Charme-Offensive:

→ Bei der Einweihung des ersten SOS-Kinderdorfes in Pjöngjang bekommt Kim beim gemeinsamen Mittagessen versehentlich statt einer halbvollen die leere Reisschüssel eines Waisenmädchens vorgesetzt; der Oberste Führer nimmt den Fauxpas mit Humor, bestellt bei lieferando.kr für sich schnell eine Familienpizza Hawaii und verzichtet darauf, die Familie des Kindes verschwinden zu lassen
→ Während einer Südostasienreise reicht Kim zur Versöhnung dem philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte symbolisch die Hand – und zwar die eines kleinkriminellen Drogendealers aus den Slums von Manila
→ Auf Einladung von RTL avanciert Kim bei einem Promi-Special von "Wer wird Millionär?" zum TV-Liebling. Zwar scheitert er an der 1000-€-Frage "Athen gilt im Volksrepublikmund als die Wiege der a) Demoskopie, b) Demographie, c) Demokratie oder d) Gyros Pita (richtig!)", befiehlt aber daraufhin unter dem Gejohle des Publikums, Moderator Günther Jauch sowie die anderen Rategäste Matthias Opdenhövel, Joko Winterscheidt und Claudia Roth mit einer Flak hinzurichten
→ Papst Franziskus nimmt Kim bei einer Privataudienz im Vatikan wegen der WWM-Sache zuvor gehörig ins Gebet – offenbar mit Erfolg. Fortan lässt Nordkoreas Staatschef auch öffentliche Kreuzigungen zu
→ Kim wird überraschend sportlicher Leiter beim Hamburger SV und führt den Verein nach einer jahrelangen Durststrecke sensationell auf den 4. Platz (Saison 2020/21, Regionalliga Nord)

#Erneuerung

Zum Aus der Lindenstraße: Momente, die Fernsehgeschichte schrieben

Die ARD stellt die "Lindenstraße" ein – diese Nachricht hat alle überrascht. Viele haben sich gefragt: Was? Die Lindenstraße gibt’s noch? WHY? Doch auch wenn das Aus ungefähr 32 Jahre zu spät kommt, hat die von Mutter Beimer erfundene Kultserie Fernsehgeschichte geschrieben. TITANIC blickt noch einmal auf die größten Aufreger zurück:

1985
Nach der ersten Folge der erste Schock: Die ARD gibt bekannt, dass die Serie fortgesetzt wird. Die halbe Republik ist entsetzt.

1990
Til Schweiger spielt nuschelt zum ersten Mal mit. "Bild" fragt am nächsten Tag auf Seite eins: "Dürfen Behinderte Schauspieler werden?"

1993
In der Serie geht es um Nazis. Die Zuschauer sind aufgebracht. In Beschwerdebriefen an den Rundfunkrat heißt es unter anderem: "Wie kann man nur gute deutsche Nazis so an den Pranger stellen? Ich will meine 23,80 Mark zurück!"

1997
Erstmals im deutschen Fernsehen küsst ein krebskrankes Meerschweinchen ein schwangeres Waisen-Pony aus Afrika – für einige konservative Zuschauer eine große Zumutung. Die Tiere bekommen nach der Ausstrahlung Morddrohungen.

2002
Die Serie setzt sich kritisch mit dem Thema Rassismus auseinander. In den sozialen Medien (Videotext, ICQ) tobt anschließend ein Shitstorm: "Schähmt euhc!!!1!!", "Pleitgen muss weg!" und "Lügenstraße!" bzw. "Fake-Street!" sind noch die harmlosesten Kommentare.

2005
Der nächste Schock für langjährige Fans: Alf muss die Serie verlassen. Die Zuschauer laufen Sturm, aber es nutzt nichts. In der letzten Folge wird Alf von Mutter Beimer und ihren Söhnen Benny, Bambi und Bumsi unter Tränen verabschiedet.

2009
Eine Serienfigur konvertiert zum Islam. Hunderttausende schäumen vor Wut und kündigen ihr ARD-Netflix-Abo. Einige treten in die AfD ein.

2016
Zum ersten Mal darf in einer deutschen Fernsehserie eine Frau einem Mann widersprechen. Viele Zuschauer schmeißen daraufhin aus Protest ihren Fernseher aus dem Fenster, manche springen hinterher. Die anderen haben dafür jetzt noch bis März 2020 Zeit.

Oettle/Sibbe/Taube

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt