Inhalt der Printausgabe

März 2004


Kerner-Arbeit für Deutschland


Liebe TITANIC-Leser!

Wer in den vergangenen Tagen eine beliebige Tageszeitung zur Hand nahm und von der Kritik des Kanzlers an der "Hetzkampagne" der Bild-Zeitung las, konnte fast auf den Gedanken kommen, Kampagnenjournalismus sei etwas Verwerfliches.

Martin Sonneborn
Martin Sonneborn
Dabei wird natürlich übersehen, daß eine ordentliche Presse-Kampagne auch geprägt sein kann von einer tiefen Verantwortung unserem Staat gegenüber.
Das gilt nicht nur für die Kampagne gegen das Schröder-Regime - die wir vorbehaltlos unterstützen! -, sondern auch für unseren selbstlosen Einsatz gegen niveauarme und letztlich überflüssige Printmedien. (Rund 350 Abo-Kündigungen sind bei uns eingegangen, seitdem wir mit attraktiven Prämien für die Beendigung von Stern-, Focus-, Zeit- und Spiegel-Abonnements werben. Vgl. Seite 66.)

Auch unsere Schmutzkampagne gegen das ZDF - inklusive der Verlosung druckfrischer 50-Euro-Scheine unter Lesern, die sich mit der Begründung "Johannes B. Kerner ist als Moderator überbezahlt" bei der GEZ abmelden - entspringt doch lediglich der Sorge um unser Land und somit einem hochmoralischen Impetus.

Um so größer ist die Freude darüber, daß wir im Falle Kerners von ganz unerwarteter Seite Unterstützung bekommen. Eine kleine liberale Trümmerpartei hat sich unsere Forderung zu eigen gemacht und sich entschieden gegen Kerner gestellt. So wurde Anfang Februar in Dortmund beim Kreiskongreß der Jungen Liberalen neben vielen anderen sinnvollen Anliegen auch folgendem Antrag stattgegeben, den TITANIC-Leser Torsten Schöneberg eingebracht hatte:

"Die JuLis NRW fordern die Länder auf, den ZDF-Staatsvertrag zu kündigen. Begründung: Der Bürger (...) benötigt nicht zwei gebührenpflichtige öffentlich-rechtliche Programme. (...) Außerdem ist Johannes B. Kerner als Moderator überbezahlt."
(Antrag Nr. 310, abrufbar unter www.julis-nrw.de oder www.titanic-magazin.de)

Schönebergs Einschätzung zufolge müßte die "geschickt hinter Nebensächlichkeiten versteckte" Forderung inzwischen den Landeskongreß passiert haben, "wird binnen Jahresfrist Beschlußlage der Jungen Liberalen, bald darauf der FDP, und wenn diese bei den anstehenden Landtagswahlen die absolute Mehrheit erringt, ist es aus mit Kerner!" Und mehr wollen wir ja gar nicht.


Der Verkehrsminister steckt in der Klemme. Wir haben uns entschlossen, ihm beizustehen und uns um den Maut-Auftrag zu bewerben. Dabei sind wir auf Ihre Mithilfe angewiesen: Bitte melden Sie uns sämtliche LKW, die Sie auf der Straße sehen. Mit Ihren Informationen erstellt TITANIC-Mitarbeiter Hans Zippert ein Raster, das wir anschließend dem Verkehrsministerium zugänglich machen werden.

Herzlichst, Ihr Martin Sonneborn





Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/innen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Erwischt, Bischofskonferenz!

In Spanien haben sich Kriminelle als hochrangige Geistliche ausgegeben und mithilfe künstlicher Intelligenz die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nachgeahmt. Einige Ordensfrauen fielen auf den Trick herein und überwiesen auf Bitten der Betrüger/innen hohe Geldbeträge.

In einer Mitteilung an alle kirchlichen Institutionen warntest Du nun vor dieser Variante des Enkeltricks: »Äußerste Vorsicht ist geboten. Die Diözesen verlangen kein Geld – oder zumindest tun sie es nicht auf diese Weise.« Bon, Bischofskonferenz, aber weißt Du, wie der Enkeltrick weitergeht? Genau: Betrüger/innen geben sich als Bischofskonferenz aus, raten zur Vorsicht und fordern kurz darauf selbst zur Geldüberweisung auf!

Hat Dich sofort durchschaut: Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.04.2024 Berlin, Heimathafen Neukölln Max Goldt
18.04.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt