Inhalt der Printausgabe

TITANIC-Buchmessengast-Service 2011

 

Alles über Island und Isleute!

Der Isländer

Isländische Nachnamen enden, je nach Geschlecht, auf -dottir (Beispiel: »Eidottir«) oder -son (Beispiel: »Hurenson«). Die Vornamen enden meist auf -dór oder auf -ur: Halldór, Fußballdór bzw. Steingrímur, Ólafur oder Kukuksur. Schriftkultur wird in Island traditionell großgeschrieben, vor allem am Wortanfang; einer der wichtigsten Berufe Islands ist Dichter (neben Denker, Fischer, Melancholiker und Walbeobachter). Jeder dritte Isländer ist bereits als Schriftsteller hervorgetreten. Dies ergibt insgesamt 16 Schriftsteller.

Isländische Literatur

Malerisches Naturschauspiel: Geysire sind der Stolz jeder isländischen Innenstadt

Die wichtigsten Textsammlungen Islands sind die Lieder-Edda, die Prosa-Edda und die Sketch-Edda. Die zeitgenössische isländische Literatur widmet sich den Themen Schnee, Schneesturm, Holzbaracken mit Blechtöpfen über dem Feuer, Schneeschippen, Finanznot und Ruß. Wegen Papiermangel schreibt der Isländer seine Literatur auf Walhaut; wegen Walmangel ausschließlich auf lebende Wale. Wachsen diese Wale dann heran, entsteht »große Literatur«.

Als berühmtester und zugleich scheuester Schriftsteller Islands gilt Halldór Lochness, der sich die meiste Zeit seines Lebens in einer heißen Quelle aufhielt. Als er 1955 kurz auftauchte, wurde ihm der Literaturnobelpreis verliehen. Da der Dichter nach seinem Tod 1998 über seinem Lieblingsgeysir beerdigt wurde, muß er heute mehrmals am Tag neu beigesetzt werden.

Geschichte

Island wurde mehrmals entdeckt: erst von Gardar dem Schweden, später von Erik dem Roten, dann von Willy dem Walfisch, noch einmal von Erik dem Roten (auf der Rückfahrt) und schließlich von Flocki dem Schrecklichen, der Island seinen Namen gab. Doch die Bezeichnung »Flockiland« konnte sich, ebenso wie »Thule« und »Malibu«, auf Dauer gegen die volkstümliche Bezeichnung »Scheißland« (schisslandir, durch Verschleifung: island) nicht durchsetzen.

Island wurde auch mehrfach erobert: Den Goden folgten die Norweger, deren Herrschaft mit prächtigen Vulkanausbrüchen und Hungersnöten gefeiert wurde. Die Ankunft der Dänen wenige Jahrhunderte später wurde hingegen mit dem Ausbruch der Pocken begangen. Erst im 20. Jahrhundert konnte Island zur Moderne aufschließen, neue Ideen schafften es auf die Insel: 1900 der Nationalismus, 1915 die Prohibition, 2008 der Hedgefonds, 2010 die Aschewolke.

Essen und Trinken

Wenn die Autobahn zwischen Reykjavík und Reykjavík-Industriegebiet verschneit ist, müssen alle mithelfen

Am liebsten greifen die Einwohner Islands zu Tiefgefrorenem, das sie am Marktstand, auf der Fensterbank oder neben der Straße finden. An Festtagen tauen sie eine ihrer beliebten Spezialitäten auf: abgesengten Schafskopf, sauer eingelegte Robbenflossen, vergorenen Sandhai, in Erbrochenem gesäuerte Widderhoden oder verwesten Walspeck. Diese Gerichte riechen für Mitteleuropäer etwas ungewohnt und werden stets mit Stampfkartoffeln, Rübenmus und Schmeißfliegen serviert. Isländer trinken den ganzen Tag über starken Kaffee, gern begleitet von einem Stück ranzigen Stockfisch, um im endlosen Halbdunkel die Augen offenhalten zu können und ihren schrecklichen Kater zu überwinden. Abends bevorzugen sie ihr Nationalgetränk »Brennivín«, ein aus fermentierter Kartoffelpulpe destillierter Branntwein mit Lebertrangeschmack. Da Brennivín und alle anderen Alkoholika nur in staatlichen Monopolgeschäften zu maßlos überhöhten Preisen verkauft werden, sind die meisten Isländer sehr arm. Entsprechend schlecht bestellt ist es um

Islands Wirtschaft

Der Zusammenbruch des europäischen Wirtschaftssystems begann in Island. Den Anfang machte die Reykjavíker Kaupthingbank, die sich 2008 entschloß, tagsüber geöffnet zu bleiben – also von März bis September. Im Oktober 2008 war alles Geld abgehoben. Manche Wirtschaftsforscher machen die isländische Währung mitverantwortlich, den »Iswúrfel«, der bei Transaktionen in wärmere Länder einfach verschwindet.

Flora und Fauna

Bittere Armut: keine Schlitten, keine Schlittenhunde, nur Ziehvögel

Moose, Flechten, Schuppen und Gräser machen das Eiland augenschonend, dazwischen finden sich Schwefeltümpel, hie und da schießt eine Wasserfontäne empor – Island ist so eine Art Wellneß-Oase der Evolution. Da unter solchen Bedingungen nur altes, krankes und dumpfes Leben möglich ist, haben sich im Faunabereich mittlerweile 98% aller Arten zu Tode gelangweilt. Jetzt besteht die isländische Tierwelt hauptsächlich aus Meeressäugern (Blauwale, Finnwale, Schwedwale, Weißschnauzendelphine), Landmeeressäugern (Nördliche Entenwale, Delphindackel) und Flugmeeressäugern. Besonders niedlich: Die Taubenwale, die zu Hunderten durch Islands Fußgängerzonen robben und Passanten um kleine Delphinhappen angurren.

Rauchverbot

Hier sind die Isländer streng – Zigarettenrauchen ist auf allen öffentlichen Plätzen verboten, um die wabernde Vulkanasche sauber zu halten.

Mythologie

Das isländische Heer versucht, der Vulkanplage Herr zu werden

Der Legende nach entstand Island, als sich der Nordatlantik vor 60 Millionen Jahren öffnete und aus dem Spalt zwischen den Kontinentalplatten Lava aufstieg und erkaltete. Daß die Insel in Wirklichkeit ein aus dem Meer ragendes Rückenstück der Midgard-Schlange ist, will der heidnisch-orthodoxe Isländer nicht wahrhaben. Die Überlieferung des Volksglaubens erfolgt durch Metalsongs und Nachschlagewerke (Wikingpedia). Ihre Mythologie beeinflußt die Einwohner in allen Lebenslagen: Wenn etwa eine neue Straße durch einen Wald getrieben werden soll, holt man sich vorher eine Genehmigung bei den ansässigen Trollen. Bevor man einen Wal schlachtet, verspricht man ihm den Einzug nach Walhalla; brennt die Weltenesche, nimmt man einen Kredit auf; beginnt es zu regnen, holt man die Wäsche rein.

Depression

Seine Volkskrankheit Depression bekämpft der Isländer mit Urlaubsreisen in tropischere Gefilde (Frankfurt, Oktober). Außerdem helfen Prozac, Johanniskraut, Eckart von Hirschhausen, Drogen und Selbstbefriedigung.

 

Fischer/Gaitzsch/Tietze/Wolff/Ziegelwagner

ausgewähltes Heft

Aktuelle Cartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Erwischt, Bischofskonferenz!

In Spanien haben sich Kriminelle als hochrangige Geistliche ausgegeben und mithilfe künstlicher Intelligenz die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nachgeahmt. Einige Ordensfrauen fielen auf den Trick herein und überwiesen auf Bitten der Betrüger/innen hohe Geldbeträge.

In einer Mitteilung an alle kirchlichen Institutionen warntest Du nun vor dieser Variante des Enkeltricks: »Äußerste Vorsicht ist geboten. Die Diözesen verlangen kein Geld – oder zumindest tun sie es nicht auf diese Weise.« Bon, Bischofskonferenz, aber weißt Du, wie der Enkeltrick weitergeht? Genau: Betrüger/innen geben sich als Bischofskonferenz aus, raten zur Vorsicht und fordern kurz darauf selbst zur Geldüberweisung auf!

Hat Dich sofort durchschaut: Titanic

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

 Dear Weltgeist,

das hast Du hübsch und humorvoll eingerichtet, wie Du an der Uni Jena Deiner dortigen Erfindung gedenkst! Und auch des Verhältnisses von Herr und Knecht, über das Hegel ebenfalls ungefähr zur Zeit Deiner Entstehung sinnierte. Denn was machst Du um die 200 Jahre später, lieber Weltgeist? Richtest an Deiner Alma Mater ein Master-Service-Zentrum ein. Coole Socke!

Meisterhafte Grüße von Deiner Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
28.03.2024 Nürnberg, Tafelhalle Max Goldt
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt