Inhalt der Printausgabe

Terrorangst

Gehört Unterwäsche verboten?

Nach dem mißglückten Attentat von Detroit steht Unterwäsche unter Beschuß: In ihr hatte der finstere Negerianer seine explosiven Utensilien versteckt,
aber auch Sprengstoff und Zünder! Sicherheitsexperten fordern nun ein striktes Verbot – müssen wir in Zukunft auf das geliebte Untendrunter verzichten?

PRO

MARK-STEFAN TIETZE, 36, leitet die Forschungsstelle Genderkompetenz am Institut für Fernsehkriminologie Kirchheim/Teck.

Unterwäsche – wer dächte da nicht auf Anhieb an traumhafte Dessous, verführerische Lingerie, schweißtriefende Seide oder sekretgetränktes Nylon? Die Wahrheit ist jedoch: Das war einmal. Tempi definitivae passati! Seit dem Anschlagsversuch an Bord des Northwest-Airlines-Flugs 253 ist Unterwäsche nicht nur zum Reizthema geworden, sondern vielleicht sogar zum Hochsicherheitsrisiko für unseren gesamten freiheitlichen Lebensstil.
Denn als der Terrormoslem Abdulmutallab Sprengstoff und Zündspritze in seine schmuddelige Unterhose einnähte, wollte er uns da treffen, wo es (ihm) am meisten wehtut: unter der Gürtellinie. Bei uns im aufgeklärten Westen herrschen dort im allgemeinen zarte Sinnlichkeit, leidenschaftliche Liebe, bizarre Erotik – na ja, wer’s halt mag! Bei ihm und seinen Glaubensbrüdern aber gilt die Unterbuxe offenbar als Waffenkammer, gar als Schlachtfeld – besser läßt sich das neurotische Verhältnis des Islam zur Geschlechtlichkeit nicht auf den Siedepunkt bringen.
Mit diesem feigen Attentat aber hat die Unterwäsche auch bei uns endgültig ihre Unschuld verloren. Was den Menschen auf ihrer nackten Haut eigentlich Wohlfühl-Hygiene für den ganzen Tag geben sollte und außerdem ein wenig Sicherheit – Boxershorts, Ringerslips, Karatestrings –, ist plötzlich zur tödlichen Gefahr mutiert. »Ist das ein Pfund Nitropenta da in Ihrem Slip oder freuen sich Sie sich nur, mich zu sehen?« Wie frivol, wie unglaublich billig klänge es heute, wenn Mae West so was sagte!
Auf diese islamistische Provokation kann es nur eine Antwort geben: runter mit dem Höschen, dem Tanga, den Jazzpants, den French Knickers, Jockstraps, G-Strings und Slips Ouverts! Und auch für die Mädels sollte nach ein bißchen Bedenkzeit gelten: runter mit der Unterbuxe! Allen miteinander muß klar sein: Hinter jedem Schlüpfer lauert möglicherweise ein Abgrund, ein loderndes Feuer, ein Absturz ins Bodenlose. Wir müssen auf Nummer Sicher gehen, wenn wir unsere Zivilisation retten wollen: keinen Fußbreit den muslimischen Sexmuffeln! Wer jetzt noch Unterwäsche trägt, macht sich zum Komplizen des Terrors.

KONTRA

TIM WOLFF, 48, ist Unterwäschemodell für Victoria’s Secret und Kik Textil-Diskont.

Es bedarf keines Unterhosenbombers, um zu wissen, daß Unterwäsche ein Schmugglerparadies ist. Gras, feinster Shit oder aufregende Pilze dürften täglich irgendwo »unter Deck« mitreisen. Da fallen ein Schießpülverchen hier oder eine Stange TNT dort nicht mehr ins Gewicht.
Zugegeben: Daß ausgerechnet ein Nigerianer die Unterhose zum Reservoir des Terrors machte, mag uns als feine Ironie der Geschichte erscheinen. Hatte doch einst der amerikanische Sklavenhändler Charles M. Knickerbocker (deutsch: »Negerbeuger«) dem schwarzen Mann »weiße« Unterwäsche aufgezwungen, um auch dessen letzte Waffe (Stichwort Genitalneid) in Ketten zu legen. Nur passend, daß Umar Faruk Abdulmutallab sich mit Detroit den Süd-Zipfel im Rostgürtel der USA als Anschlagsziel aussuchte! Trotzdem dürfen wir nicht zulassen, daß uns der Islamist an die Wäsche geht. Das Haupthaar des Weibes verhüllen, aber den Schamhaarbereich entweihen – dieser Logik kann sich nur beugen, wer sich von Terroristen die Unterhose über den Kopf ziehen lassen möchte wie von Lausebengeln im Darkroom.
Unterwäsche ist der Stoff, aus dem die Träume sind. Wie stünden etwa »Germany’s next Topmodels« ohne sie vor der Jury da? Nackt und damit beschämt, gebeugt und schlaff! Erst die Unterkluft gibt ihnen jenen Stolz, der Brüste so ansehnlich schwellen läßt. Die Unterbekleidung ist kein Kind der Sklaverei, sondern eines der Freiheit. Sie hält unsere Genitalien nicht gefangen, sondern bildet einen jener Schutzräume, die Freiheit erst erträglich machen.
Nur weil einer Schiesser zum Terrorgehilfen macht, dürfen wir uns nicht die Ruhe und den Feinripp nehmen lassen. Die Unterhose darf nicht zur Buxe des Bösen werden. Und das Mieder nicht zur Ware im Handel mit dem Terror. Die Unterhose ist ein Refugium abendländischer Zivilisation. Sie ist es gewohnt, beschmutzt und strapaziert zu werden. Doch sie kennt eine Grenze der Belastbarkeit! Wir sollten sie nicht überschreiten, wenn uns Leib und Leben lieb sind. Ohne Unterwäsche säßen wir vielleicht nicht mehr auf einem Pulverfaß, dafür aber auf unserem nackten Arsch!

ausgewähltes Heft

Aktuelle Cartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

 Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!

Deinen Bericht über die Ausstellung »Kunst und Fälschung« im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg beendetest Du so: »Es gibt keine perfekte Fälschung. Die hängen weiterhin als Originale in den Museen.«

Haben Originale auch schon immer für die besseren Fälschungen gehalten:

Deine Kunsthistoriker/innen von der Titanic

 Lustiger Zufall, »Tagesspiegel«!

»Bett, Bücher, Bargeld – wie es in der Kreuzberger Wohnung von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette aussah«. Mit dieser Schlagzeile überschreibst Du Deine Homestory aus Berlin. Ha, exakt so sieht es in unseren Wohnungen auch aus! Komm doch gern mal vorbei und schreib drüber. Aber bitte nicht vorher die Polizei vorbeischicken!

Dankend: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg