Inhalt der Printausgabe
TITANIC brisant
Erderwärmung im Wandel
Der jüngste UN-Bericht formuliert es klipp und klar:
Bis zum Jahr 2100 soll sich die Oberflächentemperatur der Erde um rund 6,4 Grad Celsius erwärmen. Ob wir’s wirklich schaffen, hängt allerdings von mehreren Faktoren ab.
I. Das Problem
Im blütenzarten Frühjahr 1998, als die Eisenbahn von einer reichsdeutschen Behörde zum vom Start weg hyperpostmodernen Dienstleistungsunternehmen mutierte, zu einer freien Assoziation freier Menschen mit freilich demütigenden Mützen auf dem Schaffnerbrummkopf – in diesem leichten Lenz, in dem die Vogelgrippe um den Globus flog und den Feinstreformer und Hartz IV-Vordenker Pol Pot gleich mit hinwegraffte – in diesem lauen Märzen oder sei’s knallharten Winter ’66 warb die Eisenbahn mit dem recht unlogischen Slogan – die Blöderen unter uns erinnern sich, schließlich wär’ ihr Schädel ohne derlei Werbeschlamm ja vollends leer und nutzlos: »Alle reden vom Wetter. Wir nicht«; und kaum zwei Dekaden drauf lancierte der Umweltprofessor und Vater der gleichnamigen Jutta, Hoimar von Ditfurth, ein Sachbüchlein mit dem reißerischen Titel »So laßt uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen«.
Sein Tenor ist schnell erzählt: Der Mensch mit seiner Gier und Industrie wärmt die Erde auf und macht sie überhaupt kaputt, auch die Tiere und Pflanzen, und weil er nur an Geld denkt oder höchstens Sexualität, wird er sich nicht ändern, sondern bald verdientermaßen erst braten und dann aussterben. Vorher könnte er aber, so der Professor, wenigstens einmal etwas Gutes tun für speziell Braeburn- und Boskopgewinnler wie Käfer und Würmer; von daher seine moraline Spitze mit dem Apfelbaum.
Heute weiß man: Alles Quatsch. Auch ohne Ditfurths Buch hätte und hat sich die Erdtemperatur dramatisch verändert, zwischen August 2006 und Ende Februar 07 allein in Frankfurt um in den Spitzen sagenhafte 40 Grad Celsius minus! Und der März dürfte stellenweise noch kälter werden; linke Meteororolologen halten gar Nachtfrost und Schneefall für möglich. Also doch keine Palmen in Plön? Doch keine Mangos in Mannheim? Doch keine Treiberameisen in Trochtelfingen?
Mancher spricht bereits vom Abschmelzen der Badekappen
Doch. Aber doch nicht im Winter! Stimmen neueste Umfragen, wird das kalte Halbjahr auch in Zukunft relativ kühl bleiben, während höhere Temperaturen vorwiegend in den heißen Monaten erreicht werden. Ab September sinken die Werte dann wieder stetig, ab Oktober sollte man mit Laubfall rechnen. Hippe Communities wie Berlin, Mechico und Meppen haben sich darauf eingestellt und lassen die Blätter von neuarmen Männern zusammenkehren, die keinen Lohn kriegen, aber das Laub behalten dürfen. Ein Sprecher: »Angedacht ist, daß ihre Frauen das Laub pressen, im Poesiealbum härten und Fächer daraus machen, quasi aus Spaß an der Dollerei! Allein das Laub Kreuzbergs reicht für rund 10,2 Milliarden Fächer; genug, um die gesamte Menschheit zu kühlen.«
Idiot. Bis zum Jahr 2100 soll sich Mutter »Erde« um möglichst 6,4 Grad erwärmen, ein ehrgeiziges Projekt, das von jeder künstlichen Kühlung nur gefährdet würde. Mit Bedacht legten die den Klimawandel praktisch im Alleingang finanzierenden G8-Staaten fest, daß der globale Treibgasausstoß bis 2050 höchstens um ein Achtel sinken dürfe, andernfalls es abgesehen von Afrika und Tropen weiter arschkalt bleibe – mit den bekannten Folgen wie Minustemperaturen, Husten, Schnupfen, Heiserkeit, kalte Füße, epidemische Grippe und tödliche Vierschanzentourneen, die auch lieblichste Familien und Attentäter-WGs in gemütskranke Tipprunden transformieren: »113.« – »Nein, 111.« – »Ich glaub’ 125.« – »98!« – »Hier die offizielle Weite: 94.« – »Ätsch…«
Dereil werweiß grad vor der Tür Hans Köhler auf die Trambahn wartet!
II. Die Ursachen
Wem aber nützt und woher genau kommt eigentlich: Klimawandel? Zwar »wandelt sich« laut Brecht sowieso immer »alles«, doch sind derart faule Gratisaphorismen eben ratzfatz hingeschmiert von Großkopfeten, die in finsteren Zeiten lebten, aber, wie man heute sagen muß, klimatisch vergleichsweise ausbalancierten. Und nun aber doch mal zum Thema! Als Agens der Erderwärmung gilt ein Quintett aus drei bis vier flüchtigen Gasen, nämlich: »Treibhausgas, FCKW, Methan und Lachgas« (Uno), wobei Spanien mit seinem Apfelsinenscheiß und vor allem Hollands sprichwörtliches »Gemüse« beneidenswerte 100 Prozent der weltweiten Treibhausgase produzieren. Immer wieder nämlich lassen betrunkene und/oder frischverliebte Knechte die Treibhaustüren aus Versehen offenstehen, stickige Tomatenluft dringt gradewegs nach außen, das Ozonloch steigt. Habermas: »Hahahaha, aber Vorsicht: Auch bei extrem gequältem Lachen werden pro Sekunde 614 Tonnen Lachgas freigesetzt!«
Und zwar hofft die Unesco, daß wegen der bis 2100 geschätzten sechshundert Klimatoten pro Familie künftig weniger geschunkelt wird, doch hat sie die Rechnung wieder einmal ohne Amerika gemacht. Das kündigte bereits Anfang Februar an, bei Fluten/Dürren/Stürmen eingesetzte Heeresdivisionen ab sofort verstärkt mit Embedded Comedians aufzuheitern, gedacht sei hier vor allem ans Krachschotenduo Gremliza/Tomayer – ein schwacher Trost mithin, daß Lachgas nicht nur direkt von Soldaten freigesetzt wird, sondern auch indirekt von skrupellosen Zahnärzten bzw. Bauern. Sloterdijk: »Wenn im Boden dank zu intensiver Landwirtschaft Sauerstoffmangel herrscht, wird Stickstoffdünger in Lachgas umgewandelt.« Ob die zur Zeit immer zahlreicher auftrumpfenden Maulwurfshügel damit zu erklären sind? Claudia Roth winkt dankend ab: »Ja freilich! Die Tiere sind ganztags derart gutgelaunt, daß sie sich in einen regelrechten Rausch buddeln. Rin inne Kartoffeln, raus ausse Kartoffeln!«
Endlich! »Heiße« Nächte werden zur Norm, aber langweilig…
Und erst die Regenwürmer! Immer fröhlicher und effektiver, so ein Geheimtip des World Wide Fund, durchpflügt auch diese Spezies den lachgasgetränkten Humus. Führende Ölkonzerne brachte dies auf die Idee, Würmer in der Arktis einzusetzen – mit Erfolg. Zwei Sprecher gleichzeitig: »Eine klassische Win-Win-Situation! Die Tiere erhitzen das Eis, indem sie es durchpflügen und Sonnenlicht hineinlassen; und graben sie versehentlich zu tief, können wir uns die Ölbohrungen sparen.« Den Einwand, Eis sei eigentlich kein Mutterboden, intensive Landwirtschaft werde daher kaum auf ihm betrieben, lassen beide nur höchst ungern gelten.
Höhere Erwartungen werden deshalb ans FCKW gestellt, ein Gas, das die berüchtigte Ozonschicht über Australien zersetzt, doch auch negative Auswirkungen haben kann wie Augentränen, Hustenreiz und autofreie Wochenenden. Solche fluorierten Verbindungen entstehen, wenn man beim Zähneputzen das Maul weit aufreißt, wodurch der Sabber übers Kinn in nuce in die Umwelt speichelt; längst plädieren nicht nur schwule Adelige für globale Ächtung dieser Sauerei.
Bleiben last not least die ge-heimnisvollen »Aerosole«, kleine bis nanokleinste Partikel, von denen niemand weiß, was sie sind und wo sie herkommen. Sie geben aber tut es, und zwar praktisch überall: Ob als Komfort-Einlegesole in den Geschmacksrichtungen Fichte oder Leder oder millionenstark in sogenannten Aerosolebecken – dauernd wärmen sie das Heilwasser oder unsere Füße, gelten aber als gefährlich, warum, weiß ebenfalls niemand.
III. Die Folgen
Forscher beziffern den aus der Erderwärmung resultierenden Schaden derzeit auf weltweit mehrere hundert Euro pro Monat (!), doch könnte er noch höher ausfallen. Allein die kinderhändeseits noch schneller schmelzende Schoko erhöht den Textilwäschebedarf um pro Stück geschätzte drei Kilo/Woche, und da auch hochgestellte Mantelkragen bald zu warm sein dürften, müssen alle Secret Services vollständig neu getarnt werden. Prekärer: Gerade in Zeiten steigender Wasserknappheit werden nicht nur Alte und Kranke, sondern auch Balkonpflanzen immer häufiger begossen, so daß sich der Klassenkampf in einen Konflikt »Hausfrau mit vs. ohne Balkonzugang« pervertiert; hier wird es Aufgabe der Gewerkschaften sein, die Krachhennen aufzuklären.
»Schwimmen wir zu dir oder zu mir?«: blöde Frage im Februar (!) 2095
Sex? Wird notgedrungen heißer, erhöht dadurch die Raumtemperatur, wird nochmals heißer – ein Teufelskreis. Fußball dagegen wird ebenfalls anstrengender und öder, Stichwort »Sommerfußball« (Januar bis Dezember). Theater? Noch mehr nackte Blödel werden kotzend kopulieren, das wird also prima. Gastronomie: Die beliebten »heißen Würstchen« werden heißer, aber billiger, weil sie wg. Hitze längst kein Mensch mehr schlucken will; eine Kugel Eis hingegen kostet, weil es draußen wärmer, das Kühlen also teurer und wg. Strompreisinflation gleich noch mal teurer ist, pro Kugel 16000 Euro zzgl. 30% MwSt. So daß Eltern mit nur fünf eisfressenden Kindern samt (siehe oben) Dauerreinigung ca. 534000 Euro monatlich benötigen – allein für Eis!
Danke, G. Bush junior.
Politik und Bundestag: Die da oben werden die Gelegenheit nutzen und wie ihre Komplizen vom Theater immer öfter pudelnackig und am Ende rudelbumsend debattieren – kurz und gar nicht mal so gut: Der Klimawandel, so positiv er ist, hat schon noch seine Schattenseiten.
Licht aus!
Schädlich sind nicht nur natürliche Treibhausgase.
Ein Dutzend mehrkausaler Features würzen das Desaster:
- Farbfotosynthese. Immer mehr Schnappschüsse werden zu Hause knallbunt ausgedruckt, trotzdem sie blöd sind
- die einwandernde Tse-Tse-Fliege. Dank Malaria werden noch mehr Menschen vorm Fernseher einschlafen und so den Energieverbrauch erhöhen
- braune Sonnenbrillen. Sie absorbieren das Sonnenlicht, statt es zu reflektieren, und heizen grade dunkle Augen oft dramatisch auf
- Drückerkolonnen: Seit Jahren versuchen sie, Privathaushalte um Senkung des Energiebedarfs zu bitten, werden aber regelmäßig vorher rausgeschmissen
- die Krise der Romantik: Immer weniger Liebespärchen kucken auf den enger gewordenen Stränden in den Mond und zeugen Nachwuchs, das Aussterben der Gattung wird beschleunigt
- apropos: Steigt der Meeresspiegel auch nur um 299000 Kilometer, zieht der Mond mit seiner Anziehungskraft das Wasser bis zu sich hinauf: Mondmeere und -flüsse entstehen, eine Atmosphäre gründet sich, Wälder und Tiere sprießen, die Menschheit kann im Prinzip auswandern (auf Schiffen!)
- der Rückgang der Pole. Viele Pole stechen heute für uns Spargel usw., aber sobald es ihnen hier zu »heiß« wird, werden sie nach Hause fahren – mit unseren Autos?!
- das Aussterben der Robben. Tausende arbeitsloser Robbenschlächter werden südwärts wandern und sich dort andere Tiere suchen wie Pudel, Katzen, Meerschweinchen, Hamster usf.
- die Permadürre rund ums Mittelmeer. Ackerbau und Viehzucht gehen ein, Milliarden kampferprobter Señoras fahren zum täglichen Frühstückseinkauf nach Finnland, die ersten Milch- und Brötchenkriege der Moderne brechen aus
- das Versiegen des Golfstroms. »Nach 25 Millionen Stück hängt uns der Doofenliebling eben echt zum Hals raus«, so VW-Chef Piëch per Mail an Florian Illies. Der will nun Schmerzensgeld – aua, aua…
Thomas Gsella
Der Wasserstand von morgen – noch mehr schockierende Bilder!
Rürup/Tietze